(15) What?!
Als ich schon fast fertig war, sah der Player wieder zu mir und runzelte leicht die Stirn, als er sah, dass ich ihn musterte. Etwas ertappt senkte ich den Blick wieder auf meine Zeichnung und machte die letzten Striche. Collin bemerkte, dass es eine neue Zeichnung war und rückte neugierig näher. Ich lächelte verlegen und hielt ihm das Bild hin. Er betrachtete es skeptisch, sah kurz zu mir und dann wieder auf das Bild. Die Verwirrung war ihm ziemlich deutlich anzusehen.
Collin P. O. V.
Etwas verwirrt starrte ich auf die Zeichnung und wieder zu Leonie. Wieso zeichnete sie mich? Mein Blick senkte sich wieder auf das Portrait. Es war sehr genau gezeichnet und ich staunte mal wieder, wie schnell dieses Mädchen solche Kunstwerke zustande brachte. Mein Gesichtsausdruck war nachdenklich und ich sah wieder zu Leo. Ihr Blick huschte über mein Gesicht und dann schnell wieder weg. Offensichtlich war sie verlegen. Leonie? Verlegen? Das ich nicht lache! Das musste noch an dem Schock liegen, den sie eben noch erlitten hatte! „Ich sollte demnächst wirklich in die Stadt und ein paar Leinwände und Farben kaufen, damit du mir ein paar Bilder ma... zeichnest." sagte ich und war mir nicht ganz sicher dabei.
Ich war mir bei Leonie mittlerweile allgemein nicht mehr sicher. Sie war so launisch und sprang von fröhlich zu sauer innerhalb einer Sekunde! Es war echt schwierig, aber langsam glaubte ich wir hatten etwas, wie eine Freundschaft. Zumindest hatte ich ihr schon Sachen gesagt, die ich sonst zu niemanden gesagt hätte. Ein Lächeln breitete sich auf Leonie's Lippen aus und ich erwiderte es sofort etwas erleichtert. „Wie gesagt bräuchte ich dann etwas, was ich zeichnen soll." erklärte sie und ich gab ihr das Skizzenbuch zurück. „Mir fällt bestimmt noch was ein." erklärte ich und stand auf. Ich sollte langsam mal gehen. Ich war schon wieder viel zu lange hier.
Außerdem brachte Leo mich durcheinander. Jedes mal wenn ich Zeit mit ihr verbracht hatte, stand ich eine Zeit lang neben mir und das war gar nicht gut. „Okay. Gute Nacht, Mister." sagte Leonie, die anscheinend bemerkt hatte, dass ich gehen wollte und legte ihre Zeichen-Sachen beiseite. „Dir auch. Träum von mir, Honey." verabschiedete ich mich und zwang meinen Blick von ihrer kraus gezogenen Stupsnase los. Ich sollte wirklich mal wieder ausschlafen. Meine Gedanken machten einfach was sie wollten. Ich eilte aus Leonie's Zimmer und schloss die Tür leise hinter mir. Ich sollte mich wirklich mal etwas von Leo fern halten. Am besten ich lenke mich mit den anderen Mädchen hier ab.
Leonie P. O. V.
Seit Collin am Dienstag Abend aus meinem Zimmer gegangen war, schien er keine Zeit mehr für mich zu haben. Ob ihm meine Zeichnung nicht gefallen hat? Oder lag es an meinem Schock davor? An der Umarmung? Ich wusste es nicht und es machte mich langsam verrückt die letzten Tage war es immer gleich abgelaufen. Ich ging zum Frühstück, Collin verschwand mit einem Mädchen und ich ging bis zum Mittagessen an den Strand. Beim Mittagessen fehlte meistens ein Mädchen und Collin. Danach ging ich bis zum Abendessen in mein Zimmer und auch dort fehlte Collin.
Mittlerweile war es Freitag und ich ließ das Mittagessen ausfallen, weil ich jetzt lieber meine Ruhe hatte. Ich saß in Gedanken versunken auf einer Bank im Garten und zeichnete alle möglichen Blumen ab. Die Fenster wirkten wie ein Treibhaus, aber durch die kühle Luft, die durch die Tür ständig herein zog, war die Temperatur angenehm. Außerdem duftete es göttlich und ich hatte sogar schon Erdbeeren entdeckt, von denen ich ab und zu mal naschte. Ob das okay war, wusste ich auch nicht, aber das war mir egal. Ich war froh einen Ort gefunden zu haben, an dem mich niemand suchte und wo ich meine Ruhe vor den nervtötenden Reportern hatte.
Diese Geier hatten sich Mittwoch Morgen nämlich sofort auf mich gestürzt und mich über mein Date mit Collin ausgefragt. Anscheinend hatten sie gar nicht mitbekommen, dass ich mit ihm unterwegs war. Weiter in Gedanken, bemerkte ich mal wieder nicht, wie jemand in den Garten kam und wäre fast aus der Haut gefahren, als sich eine Hand auf meine Schulter legte. Verdammt, nochmal! Jetzt hatte ich einen fetten, hässlichen Strich über meine Zeichnung einer gelben Blume gemacht! „Was?!" fauchte ich die Person an, die mich so erschrocken hatte, in der Annahme es wäre eine der Angestellten.
Ich fuhr herum und starrte etwas verdattert in seltsam bekannte, eisblaue Augen. „Ich wollte nur wissen wer da meine Blumen... " Der Typ stockte und ließ seinen Blick verblüfft über mich gleiten. Was hatte der denn jetzt? Er blinzelte einige Male und strich mir dann die Haare hinters Ohr. Okay...? Das musste ich jetzt nicht verstehen, oder? Der Typ wurde blass und jetzt checkte ich echt nichts mehr. Bekam er vielleicht keine Luft mehr? Forschend sah ich ihn an und hoffte, dass jetzt nicht meine medizinischen Kenntnisse gefragt waren. Ich hatte keine Lust wieder zu versagen, wie bei Jocelyn. Der ging es übrigens wieder besser sie hatte mich angerufen.
Aber zurück zu dem Fremden vor mir. Er fuhr sich durch die dunklen Haare und ich war echt erleichtert, weil er offensichtlich noch Luft bekam. Gut, was könnte noch sein? Vielleicht irgendwas psychisches? Mh... Es wäre bestimmt besser, wenn ich Hilfe suchen würde. Oder ich redete mit ihm, um ihn etwas zu beruhigen, wie Collin mich am Dienstag. Zum Glück nahm mir der Typ auch das ab. „Leonie?" fragte er. Oh. Er kannte also meinen Namen. Naja, das war schon mal nichts besonderes. Gestern ist der erste Ausschnitt von unserem Leben hier im Fernsehen gekommen und da konnte es schon passieren, dass die Leute sich deinen Namen merkten.
Das gruselige war nur, dass mir der Typ irgendwie auch bekannt vor kam. Was war bloß mit meinem Gedächtnis los? Normalerweise vergaß ich keine Leute. Zumindest nicht ihre Namen. Da hatte ich ein ausgezeichnetes Gedächtnis! Naja, wie gesagt normalerweise. Man, ich wiederhole mich... „Äh... ja." antwortete ich dem Typ und suchte verzweifelt nach seinem Namen. Verdammt, wieso kam ich nicht auf diesen dämlichen Namen. Ich musterte den Fremden-Bekannten-Was-Auch-Immer erneut und trommelte leicht auf meinem Skizzenbuch herum.
Langsam kam wieder etwas Farbe in sein Gesicht und ich hatte immer noch keine Ahnung, wer er war. „Und du bist?" fragte ich schließlich, weil ich einfach nicht mehr den Kopf dazu hatte. Ich machte mir sowieso schon so viele Gedanken wegen nichts in den letzten Tagen. Da brauchte ich nicht auch noch verrückt werden, weil ich einen Namen vergessen hatte. „Wer ich bin?! Du hast mich also wirklich schon vergessen? War ich so schlecht?" fragte der Was-Auch-Immer-Typ und hob lächelnd eine Braue. Immerhin wirkt er weder gekränkt, noch belustigt, sondern einfach... freundlich.
Na gut. Er fragt, ob er schlecht war, also hatte ich wahrscheinlich mit ihm geschlafen. So viele Typen waren das jetzt nicht. Ich sah den Typ nochmal an und zog dann scharf die Luft ein. Scheiße! Jetzt war ich diejenige, der alles Blut aus dem Gesicht wich. Fuck! Nein, nein, nein! Das konnte nicht wahr sein. Er durfte es nicht sein. Er konnte es nicht sein! Wir waren doch extra in eine total weit entfernte Bar gegangen! Verdammt! Wieso musste immer mir so was passieren? Wieso?! Das war so klar, dass ich das nicht ewig verdrängen konnte. Nein, er war nicht das Problem. Meine Mutter war es. Er war...
Er war...
Er war Mike! „Mike... " keuchte ich und merkte, wie mir jetzt die Röte ins Gesicht schoss. Das war doch tatsächlich der Typ, der mich vor fünf Jahren entjungfert hatte! Ich konnte es nicht fassen. Das war einfach unglaublich unfassbar. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dich je wieder zu sehen." erklärte ich ihm und war froh, dass ich meine Sprache wieder gefunden hatte. „Ich auch nicht... Wow... Ähm... Also... Puh!" stotterte Mike und fuhr sich ein paar mal durch die Haare. Scheiße ist das heiß! Nachdem wir miteinander geschlafen hatten, hatten wir uns noch einige male getroffen und angefreundet.
Seltsam, ich weiß, aber irgendwie hatte zwischen uns eben die Chemie gestimmt. Nur hatte meine Mutter dafür gesorgt, dass ich keinerlei Kontakt mehr zu ihm haben konnte, nachdem sie es erfahren hatte. So war es passiert, dass wir und uns einen Monat lang getroffen hatten und dann nie wieder. Bis jetzt. Das war echt wow! Da erst fiel mir wieder ein, dass ich ja hier in dem Garten von Collin's Haus stand und Mike plötzlich wie aus dem nichts aufgetaucht war. „Was machst du hier? Also, nicht dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen, aber ich verstehe es nicht." erklärte ich etwas durch den Wind.
Mike starrte mich aus seinen unfassbar schönen Augen noch einen Moment überrascht an, dann erklärte er es mit nur einem kurzen Satz. „Ich bin Collin's Bruder." What?! Mir klappte die Kinnlade herunter und er lächelte leicht. Black... Es gibt unglaublich viele Leute, die so mit Nachnamen oder Künstlernamen oder sonst was hießen. Da kam ich natürlich nicht darauf, dass Mister Arrogant und Mister Number-One verwandt waren! Ja ja, Mister Number-One. Nicht sehr einfallsreich, aber er war eben mein erster. In mehrerer Hinsicht. Ich pustete meine Backen auf und ließ die Luft langsam wieder raus.
Irgendwie war ich immer noch etwas sprachlos. Okay, wie würdet ihr wohl reagieren, wenn ihr einen unfassbar guten Freund nach so langer Zeit wieder gegenüber steht? Ja? Ich höre? „Ich bin echt baff." stellte ich laut fest und Mike nickte nur zustimmend. „Okay, gut. Frage. Wieso bist du hier? Klar, Collin ist dein Bruder, aber... na und?" sagte ich und bückte mich langsam, um den Stift aufzuheben, den ich hatte runter fallen lassen, als ich Mike erkannte. „Mh... Das ist eine etwas längere Geschichte. Wollen wir auf dein Zimmer? Da könnte ich es dir erzählen." bot Mike an und nahm ganz der Gentleman meine Sachen.
Ich starrte nochmal perplex auf die Pflanze, die ich vor ein paar Minuten abgezeichnet hatte und dann wieder in diese wundervoll eisblauen Augen. Von einer auf die nächste Sekunde waren meine Gedanken aus meinem Kopf und ich schüttelte fassungslos den Kopf. „Ich glaub immer noch nicht, dass du es bist!" sagte ich und hob zögernd eine Hand, um ihm über die leichten Bartstoppel zu streichen, die an seinem Kinn waren. Er ließ mich geduldig machen. „Ja, lass uns auf mein Zimmer, dann kann ich dir auch erklären, wieso ich mich nicht mehr gemeldet habe." murmelte ich und ließ meine Hand fallen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro