(14) Sisters Help
„Anschnallen. Los, los!" befahl ich kurz angebunden und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Collin schnallte sich extra langsam an, das wusste ich. Ungeduldig trommelte ich mit den Nägeln auf dem Lenkrad herum und als er endlich fertig war, legte ich den Rückwärtsgang ein und parkte in Rekordgeschwindigkeit aus. „In welcher Richtung ist der Strand?" fragte ich und sah Collin ungeduldig an, während er nur grinsend in eine Richtung zeigte. Ich schaute, dass die Straße auch wirklich frei war, schloss kurz die Augen und brauste dann in schwindelerregender Geschwindigkeit davon.
Das restliche 'Date' war eigentlich ganz schön. Anfangs hatte wir nur geredet und sind am Strand spazieren gegangen, dann hatte ich eine Muschel entdeckt und wollte sie nehmen. Leider wurde sie aber von der nächsten Welle mitgerissen und Collin, dieser Idiot, hatte sie mir holen wollen. Ich hatte gelacht, als er einen Schmollmund zog, weil er die Muschel nicht mehr fand. Natürlich hatte er sich das nicht gefallen lassen und hatte mich mit ins Wasser gezogen. Das ganze artete zu einer Wasserschlacht aus und schließlich sind wir zum Mittagessen klitschnass zurück gekommen.
Jetzt saß ich in meinem Zimmer und erzählte alles Skyla. Es war schon kurz vor zehn Uhr und Collin hatte gesagt, er wollte nochmal vorbei schauen. „Du scheinst dein Date ja richtig genossen zu haben." meinte Sky jetzt und ich hörte den viel sagenden Ton deutlich in ihrer Stimme. Ich rollte mit den Augen. War ja klar, dass meine beste Freundin gleich zu sprechen kam. „Ich kann ihn trotzdem noch nicht besonders leiden. Ich wollte nur einfach mal unbedingt an diesen Strand, das weißt du doch!" sagte ich ein kleinen wenig zu scharf. „Ist ja gut. Ich hab schon verstanden. Wie sind denn die anderen Mädchen so?" wechselte Skyla ruhig das Thema.
Wir mussten unbedingt aufholen, was ich ihr die letzten zwei Tage nicht gesagt hatte. Da sah man mal wieder, wie wichtig es uns war, zu wissen, was gerade bei der anderen alles passierte. Bei meiner Freundin war nichts nennenswertes passiert. Wir hatten Semesterferien und da schlief sie erst einmal bis Mittags und unternahm dann etwas mit Enno, mir oder anderen Freunden. Wir plapperten noch ungefähr eine Stunde, dann klopfte es an meiner Tür. „Einen Moment!" rief ich zur Tür, obwohl ich mir auch so schon denken konnte, wer dahinter stand. „Okay, Süße. Ich muss jetzt aufhören, aber wir telefonieren morgen wieder. Bis dann und eine gute Nacht." verabschiedete ich mich von meiner besten Freundin.
Meine Zimmertür ging auf und wurde wieder geschlossen. „Dir auch, Leni. Bis morgen." erwiderte Sky und wir legten gleichzeitig auf. „Hey Mister Arrogant." wandte ich mich an Collin und er lächelte leicht. Ich war ihm den restlichen Tag erfolgreich aus dem Weg gegangen und anscheinend hatte er bemerkt, dass das Absicht war. „Na, Honey." sagte er und ließ sich neben mir erschöpft auf's Bett fallen. „Sind die Tussen so anstrengend?" fragte ich in einem neckenden Tonfall und grinste leicht. „Wenn du wüsstest... Naja, wahrscheinlich weißt du sogar, wie das ist. Mit wem hast du telefoniert?" meinte Collin und legte sich so hin, dass er mich anschauen konnte.
Augenblicklich wurde mein Grinsen breiter und Collin's Lächeln daraufhin ebenfalls. „Mit meiner besten Freundin." erklärte ich und drehte mich auch zu ihm hin. „So so. Und was hält die von mir?" wollte der Player jetzt grinsend wissen. „Ach, sie hat eine ähnliche Einstellung zu dir, wie ich. Nur bist du ihr zumindest so sympathisch, dass sie mich überredet hat... " Ich stocke mitten im Satz und verfluche mich innerlich. Ich wollte gar nicht mit Collin über die Umstände meiner Anmeldung reden. Lieber sprang ich aus dem Fenster. „Wozu hat sie dich überredet?" hakte Collin neugierig nach und rückte näher an mich heran, während ich nur den Kopf schüttelte.
„Ach komm schon!" schmollte Mister Arrogant und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht zu lachen. Es passte einfach nicht zu ihm, dass er schmollte. Er schien das zu wissen, denn er fing ebenfalls an zu grinsen und wackelte mit den Brauen. Jetzt konnte ich es nicht mehr zurückhalten und brach in schallendes Gelächter aus. „Du bist echt bescheuert, Collin!" brachte ich erstickt hervor und am liebsten hätte ich ihm das dümmliche Grinsen aus dem Gesicht gewischt. „Also ich bevorzuge die Wörter heiß und unwiderstehlich, aber wenn du meinst." grinste er und ich rollte mit den Augen, während ich mich langsam beruhigte. „Wenn, dann schon unausstehlich." erwiderte ich.
Der Player kniff die Augen zusammen und dann lag er plötzlich über mir. Die plötzliche Nähe und sein berauschender Duft brachten mich einen Moment aus der Rolle, dann sah ich ihn böse an. „Unausstehlich also? Soll das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass du deine Ruhe haben willst, Honey?" wollte er wissen und sah mir tief in die Augen, während er nicht bemerkt hatte, wie sehr er mich überrumpelt hatte. Ich reckte leicht das Kinn, was ja aber nicht wirklich was brachte, weil er ja immer noch auf mir saß und seine Arme neben meinem Kopf abstützte, damit sein Gewicht mich nicht erdrückte. „Nein. Ein Wink mit einem Torpfosten." grinste ich frech und er lachte. Ich konnte sehen, wie sich leichte Lachfältchen in seinen Augenwinkeln bildeten und musste mich echt beherrschen, um sie nicht zu berühren.
Es lenkte mich total ab und so dauerte ich etwas, bis ich bemerkte, dass mein Handy klingelte. Ich hob meine Hand, in der ich es noch immer hielt und sah an Collin's Kopf vorbei auf das Display. 'Jocy' stand dort und ich stöhnte innerlich auf. Mister Arrogant schien meinen Stimmungsumschwung zu bemerken und setzte sich auf. Er saß jetzt direkt über meiner Hüfte und ich ließ etwas davon abgelenkt zu, dass er mir das Handy abnahm. „Leonie's Handy. Wer ist da?" fragte er sachlich und erst jetzt verstand ich, dass er den Anruf entgegengenommen hatte. „Collin!" zischte ich und wollte mich ebenfalls aufsetzen, aber er drückte mich zurück auf's Bett.
Der Player lauschte kurz und runzelte die Stirn. „Einen Moment bitte." sagte er und hielt sich mein Handy an die Brust, damit uns der Anrufer nicht hören kann. „Ein gewisser Samuel. Er sagt, das es wichtig ist." erklärte er mir und ich stöhnte leidend. „Gib mal her." murrte ich nach einer Weile und hielt ihm meine Hand hin. Wenn Samuel von Jocelyn's Handy aus anrief, konnte es wirklich wichtig sein. Collin zögerte einen Moment misstrauisch, gab mir mein Handy dann aber und legte sich wieder neben mich. „Was willst du, Samuel? Ich bin beschäftigt!" knurrte ich ins Handy und sah seltsamerweise wie Mister Arrogant sich neben mir entspannte. Okay...
„Jocy hat K.O.Tropfen oder so in den Drink bekommen und ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll. Alle anderen sind schon weg und weil du Medizin studierst... " sprudelte der Player auf der anderen Seite der Leitung heraus, aber ich unterbrach ihn und sprang automatisch vom Bett auf. „K.O.Tropfen?!" schrie ich und Collin zuckte zusammen, während ich zu meinen Büchern stapfte. Okay, ganz ruhig, Leonie. Deiner Schwester wird es spätestens Morgen Abend wieder gut gehen, ganz sicher! „Was soll ich machen, Leo?!" jammerte Samuel und ich hörte lauter werdende Musik.
Meine Gedanken rasten und ich konnte keinen fassen. „Wo bist du?" fragte ich schließlich und atmete tief durch, um mich zu sammeln. „Bei den Toiletten im Phönix." antwortete Samuel und ich zog scharf die Luft ein. „Es hat doch wohl... oder du... " stammelte ich und anscheinend verstand der Player sofort. „Himmel nein! Ich hab doch zumindest so viel Ehre, Leonie! Ich hab sie da hinter gebracht, damit wir etwas von dem Lärm weg sind, weil sie Kopfschmerzen hatte und jetzt ist sie bewusstlos." erklärte Samuel und ich fuhr mir gestresst durch die Haare, während ich durch meine Bücher blätterte. Nichts! Ich fand nichts!
Da legte sich plötzlich eine Hand beruhigend auf meine Schulter und ich zuckte erschrocken zusammen. Wie konnte ich vergessen, das Collin auch noch hier war? Er nahm mir das Handy aus der Hand und strich mir beruhigend über den Rücken. „Hier ist Collin. Was ist passiert?... Okay, bring sie nach Hause zu ihrem Verlobten... Dann nimm sie mit zu dir... Du kannst es ihr erklären, sobald sie aufwacht. Sie wird etwas Wasser und Kopfschmerz-Tabletten brauchen." gab Mister Arrogant ruhige Anweisungen und ich hörte nach einer Weile nicht mehr hin. Er hatte ja auch Medizin studiert. Das war mir irgendwie entfallen.
Nach einigen weiteren Anweisungen legte Collin auf und legte mein Handy zögernd auf den Schreibtisch. „Alles okay?" fragte er und zog mich auf die Beine. Ich blinzelte ihn etwas überfordert an und schlang dann einfach die Arme um ihn. Etwas verunsichert erwiderte er meine Umarmung und strich mir weiter sanft über den Rücken. „Danke." murmelte ich an seiner Brust und merkte, dass ich anfing zu zittern. Das war der Schock, das wusste ich. Eine typische Reaktion auf Stresssituationen, wie dieser eben. „Nichts zu danken. Komm. Leg dich hin." meinte Collin und schob mich vorsichtig zum Bett. Ich versuchte mich wieder zu fassen und Collin's Hand los zu lassen, die ich fest umklammerte.
Er hätte trotz seinem Vater weiter studieren sollen, fällt mir da auf. Er war ganz ruhig geblieben und wusste genau, was zu tun war. „Wieso studierst du nicht weiter Medizin? Du hättest sicher ein Stipendium bekommen, falls dein Vater dich nicht weiter unterstützt hätte." nuschelte ich und ließ mich auf's Bett plumpsen, während Collin schwach lächelte. „Ich hätte bestimmt kein Stipendium bekommen. Mein Vater und mein Verhalten hätten dafür gesorgt." erklärte er und setzte sich neben mich auf die Decke. „Mh... " machte ich nur nachdenklich und starrte aus dem Fenster Richtung Meer. Auf den Wellen spiegelte sich der Mond und ich hörte auf zu zittern.
Collin schien zu bemerken, dass es mir langsam besser ging und sah ebenfalls hinaus. „Soll ich dir wieder einen Stift und dein Skizzenbuch geben?" meinte er mit einem vorsichtig neckenden Ton und das brachte mich endgültig wieder zurück. „Jap!" grinste ich und er lächelte breit. „Hast du noch was gezeichnet, seit dem Sonnenuntergang?" wollte er wissen und ich schüttelte nur den Kopf. Er holte mir mein Buch und einen Bleistift und reichte mir beides. „Malst du mir noch ein Bild?" fragte er weiter und beobachtete mich, wie ich zu einer leeren Seite blätterte und anfing das Meer und den Mond zu zeichnen.
„Malen hört sich an, als wäre ich ein Kleinkind, das Kleckse auf das Papier macht un sagt es ist ein Haus und ein Hund." erklärte ich im Zeichnen versunken und und fing mit der Spiegelung an. „Na wenn das so ist." murmelte Collin nachdenklich. Ich lächelte leicht und blätterte zur nächsten leeren Seite. „Was soll ich denn zeichnen?" fragte ich grinsend und lehnte mich an den Kopfstück des Bettes, um Collin direkt ansehen zu können. Ich weiß nicht, was mich da ritt, aber ich fing an sein Gesicht zu zeichnen, dass nachdenklich nach draußen starrte. Ich konnte wirklich erstaunlich schnell und genau arbeiten, was das anging.
Als ich schon fast fertig war, sah der Player wieder zu mir und runzelte leicht die Stirn, als er sah, dass ich ihn musterte. Etwas ertappt senkte ich den Blick wieder auf meine Zeichnung und machte die letzten Striche. Collin bemerkte, dass es eine neue Zeichnung war und rückte neugierig näher. Ich lächelte verlegen und hielt ihm das Bild hin. Er betrachtete es skeptisch, sah kurz zu mir und dann wieder auf das Bild. Die Verwirrung war ihm ziemlich deutlich anzusehen.
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