Epilog
„Ihr habt doch beide einen an der Klatsche!"
Hektisch eilte Perrie von einem Ende des Raums zum nächsten, wühlte hier und dort und warf mir schließlich ein schlichtes, schwarzes Etuikleid zu. Prüfend hob ich das Kleidungsstück etwas in die Höhe und musste feststellen, dass es das Kleid war, das Perrie getragen hatte, als sie hier in der Location eingetroffen war. Ich mochte es sehr, doch ich bezweifelte dass es mir passen würde.
„Guck nicht so skeptisch, du bist selbst dran schuld!", zickte mich die Braut an und drückte Louis energisch ein Hemd in die Hand, der bis eben noch belustigt an der Wand gelehnt hatte, jetzt jedoch Perries Wut ebenfalls zu spüren bekam. „Wehe du ruinierst dieses Hemd! Das war ein Weihnachtsgeschenk von mir an Zayn und hat mich eine Menge Geld gekostet."
„Und was, wenn –"
„Wage es gar nicht erst auf falsche Gedanken zu kommen, Tomlinson!", zischte Perrie. „Das ist heute meine Hochzeit und ich werde sie nicht im absoluten Chaos enden lassen, nur weil Elounor meint, beweisen zu müssen, dass das Kind in ihnen lebendiger als je zuvor ist
„Vielleicht solltest du dich etwas abreagieren, damit das Kind in dir lebendig bleibt."
„Was Louis damit sagen will", unterbrach ich meinen Freund, um zu verhindern, dass Perrie noch völlig austickte. „Wir freuen uns riesig für euch beide und wir wissen, dass du und Zayn wunderbare Eltern werdet. Wir reißen uns zusammen. Versprochen."
Als Louis erneut seinen Mund aufmachte, warf ich ihm einen warnenden Blick zu. Perrie sah mich kurz zweifelnd an, nickte dann aber und strich sich gestresst eine der gelockten Haarsträhnen zurück. „Ich werde Zayn jetzt zum Hochzeitswalzer zwingen und ihr zieht euch schnell um, damit ich dann mit seinem ersten Trauzeugen tanzen kann."
Laut krachte die Tür ins Schloss, sodass Louis und ich allein in dem Brautzimmer zurückblieben. Erst dann konnte ich meine verkrampften Muskeln entspannen und schließlich laut losprusten. Louis stieg in mein Lachen ein, sodass wir beide uns irgendwann die Bäuche vor Lachen halten mussten.
Ich konnte Perries Wut nachvollziehen. Hätte es auf meiner eigenen Hochzeit zwei Idioten gegeben, die meinten sich mit Torte dekorieren zu müssen, wäre ich nie im Leben so gütig gewesen und hätte ihnen sogar Ersatzkleidung angeboten...manchmal waren jedoch gewisse Freundschaftsbündnisse von Vorteil.
„Soll ich dir helfen?"
Völlig in Gedanken versunken, hatte ich nicht mitbekommen, wie Louis bereits sein Hemd gewechselt hatte, während ich immer noch in meinem besudelten Kleid vor ihm Stand. Notdürftig hatte ich versucht meine Haare von der Tortenmasse zu befreien und hatte mir dafür noch ein paar weitere Wasserflecken eingefangen, sodass mein eigentlich schönes Kleid total hässlich aussah.
„Klar", sagte ich und strich meine Haare nach vorn, damit er den Verschluss öffnen konnte. In einer fließenden Bewegung rutschte der Stoff zu Boden, sodass ich nur noch in meiner Unterwäsche vor ihm stand. Seufzend musterte ich Perries Kleid und warf Louis dann einen wehleidigen Blick zu.
„Liebst du mich auch noch, wenn ich wie ein Kartoffelsack aussehe?"
Er lachte und wackelte schließlich mit den Augenbrauen: „Da ich den Inhalt des Sacks jetzt gesehen habe, werde ich wahrscheinlich keine allzu großen Probleme damit haben."
Es dauerte weitere zehn Minuten, bis Louis und ich einigermaßen ansehnlich aussahen. Sophia war kurzerhand noch dazu gestoßen und hatte mir heldenhaft mit ein paar Sicherheitsnadeln das Kleid fixiert, das mir, wie befürchtet, zu groß war.
Als wir zurück in die großen Räumlichkeiten traten, war die vorhin aufgeregte Stimmung unter den Gesten verflogen und einer unglaublichen Entspanntheit gewichen. Louis und ich versuchten uns unauffällig unter die vielen Gäste zu mischen, in der Hoffnung so schnell wie möglich unsere Freunde zu finden. Doch als wir verzweifelt versuchten die überfüllte Tanzfläche zu überqueren, blieben genervte Blicke nicht aus. Unsere Aktion war wohl nicht allzu gut bei allen angekommen...
„Sie sind nur alle neidisch, weil ich so einen schönen Kartoffelsack mit mir herumschleppe." Louis war stehen geblieben und musterte mich nun belustigt. Etwas überrumpelt versuchte ich seine Worte zu verstehen, bis deren Bedeutung langsam in mein Bewusstsein sank.
„Halt die Klappe", lachte ich wollte ihm einen leichten Hieb in den Bauch verpassen. Er fing jedoch meine Hand ab und zog mich ruckartig zu sich heran, sodass ich gegen seine Brust stolperte. Kaum hatte ich mich wieder gefangen, begann Louis sich auch schon hin und her zu bewegen
„Wir finden die anderen jetzt eh nicht", kommentierte er sein Tun und zwinkerte mir zu. „Also nutze ich die Chance mit der schönsten Frau im Raum zu tanzen."
„Ich gehe Perrie mal eben suchen", sagte ich und wollte mich von ihm losreißen, doch Louis hielt mich eisern fest.
„Sei nicht albern", sagte er. Ich brauchte nur eine Augenbraue hochziehen und schon er lachte über seine Bemerkung. Ausgerechnet er, der König der Albernheit, bat mich ernst zu bleiben. Diese komische Ironie schaffte es jedoch mir meine Angespanntheit zu nehmen und die Leute um mich herum zu vergessen. Zusammen mit Louis wippte ich langsam im Takt hin und her. Wir beide waren keine ausgesprochen guten Tänzer, doch diese leichten Bewegungen gefielen mir. Ich fühlte mich wohl in Louis' Armen und wollte diesen Platz nie wieder hergeben.
„Verlass mich nie wieder", flüsterte Louis, so als hätte er meine Gedanken gehört. Ich bettete meinen Kopf auf seiner Schulter und ließ mich weiter von ihm führen. Die Musik hatte längst in ein schnelleres Tempo gewechselt, doch wir schenkten dem keine Beachtung. Wir tanzten im Takt unserer Herzschläge, die ganz ruhig und vertraut auf einander abgestimmt waren.
Ich antwortete nicht, sondern verstärkte einfach meinen Griff um Louis und vergrub meine Nase an seiner Halsbeuge. Sein betörender Geruch benebelte meine Sinne und ließ mich gleichzeitig so klar nachdenken. Nie wieder würde ich ihn verlassen. Das hatte ich längst begriffen. Ich würde ihn wählen. Ich würde ihn immer und immer wählen, denn er war alles, was ich zum Leben brauchte.
„Vielleicht werde ich dich nie so oft sehen, wie ich das gern würde und wahrscheinlich werde ich nicht das Glück besitzen jede Nacht neben dir einzuschlafen und morgens wieder aufzuwachen – das gibt mein Job einfach nicht her, aber..."
„Sh", unterbrach ich ihn bestimmt und hob meinen Kopf an. Louis sah mich unsicher an, als ich für ein paar Sekunden sein Gesicht musterte und schließlich die Stirn runzelte: „Hör auf dir über sowas Gedanken zu machen. Wir beide wissen, dass es nicht einfach ist, doch wir müssen das Beste draus machen."
„Manchmal habe ich Angst, dass..." Louis schluckte und wich meinem fragenden Blick aus.
„Wovor hast du Angst?", fragte ich, als er nicht antwortete. Die Besorgnis stieg in mir an und paarte sich mit einer unerklärlichen Panik, als Louis mich mit unbewegte Miene anschaute. Sein Blick wirkte so unsagbar traurig, dass es an meinem Herzen kratzte.
„Ich habe Angst, dass ich dir irgendwann nicht mehr reiche", erklärte er ruhig, doch in seinen Augen tobte ein Sturm. „Irgendwann wirst du jemanden finden, der jeden Tag für dich da sein kann, dir abends deinen Tee kocht und anschließend deinen unglaublich spannenden Schlafgesprächen lauschen darf. Einen, der dir jeden Tag ins Gesicht sagen kann, wie sehr er dich liebt. Davor habe ich Angst. Denn es würde mich zerstören, da mich allein der Gedanke daran schon in den Wahnsinn treibt."
„Wann verstehst du endlich, dass ich immer nur dich wollte?", fuhr ich ihn leicht an und kniff meine Augen zusammen. „Seit du Idiot vor zwei Jahren in den Teeladen stolziert bist, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Kein einziger Tag vergeht, an dem ich nicht an dich denken muss."
Es fuchste mich, dass Louis von Zweifeln heimgesucht wurde. Ich versuchte seit unserer Pause jegliche Gedanken, die diese Richtung einschlugen abzustellen, was von Zeit zu Zeit immer leichter wurde. Doch dass er immer noch damit rechnete, dass ich ihn wieder allein lassen würde, kränkte mich, denn erneut wurde mir bewusst, wie prägend meine Entscheidung im vergangen Jahr auf ihn wirkte.
„Hör zu, Louis", seufzte ich schließlich. Meine Augen waren eisern auf ihn gerichtet, als ich in meinem Kopf die letzten Bedenken über Bord warf. „Du hast dir verrückte Momente gewünscht, die nur uns beiden gehören, nicht wahr?"
Sicherheitshalber stellte ich ihm diese eigentlich geklärte Frage, die er jedoch mit einem leichten Nicken beantwortete. Sein Gesicht spiegelte die absolute Skepsis wieder, die ich an seiner Stelle, auch besitzen würde. Doch meine Entscheidung stand fest und keine zehn Pferde würden mich davon abbringen meinen Plan durchzuziehen.
„Dann gibt es drei verrückte Dinge, die ich dir jetzt zu sagen habe", führte ich weiter aus und hob zu Veranschaulichung meinen rechten Daumen in die Höhe. „Die erste verrückte Aktion hast du dir geleistet, als du ein unbedeutendes Teemädchen nach ihrer Nummer gefragt hast."
„Das war nicht verrückt, sondern die beste Entscheidung meines Lebens!", unterbrach er mich empört. Meine Mundwinkel zuckten kurz, doch ich ließ mich nicht abhalten, sodass sich zu meinem Daumen mein Zeigefinger gesellte.
„Zweitens: Unsere ganze Beziehung ist verrückt. Ich liebe einen Kindskopf, der gleichzeitig so liebevoll, aufmerksam und fürsorglich ist und du hast dich in ein kompliziertes, durchgeknalltes Mädchen verliebt. Wir beide führen ein Leben, das nicht unterschiedlicher sein könnte und ja, wir haben Fehler gemacht, die uns jedoch zu dem gemacht haben, was wir heute sind."
Ich hatte nicht mitbekommen, wie sehr ich mich in diese Sache hineinsteigerte. Erst als Louis sanft eine einzelne Träne strich, realisierte ich überhaupt, dass ich angefangen hatte zu Weinen. Meine Emotionen explodierten in mir, doch Louis' warme Hand, die immer noch an meiner Wange ruhte und sein liebender Blick auf mir, gaben mir die nötige Kraft.
„Und Punkt drei in Sachen Verrücktheit setzt dem ganzen noch die Krone auf", sagte ich und urplötzlich war jegliche Last von meinen Schultern verschwunden. Mein Herz klopfte aufgeregt in meiner Brust und ich nahm Louis' Hand von meiner Wange, um sie fest mit meinen eignen zu umschließen. „Für Punkt drei musst du mir eine Frage beantworten, damit ich dir endgültig beweisen kann, dass du immer der Eine für mich sein wirst."
„Was willst du fragen?", flüsterte er.
Ich lächelte glücklich.
„Ich will fragen, ob du mich heiraten willst."
[Ende.]
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