Chapter 5: Und plötzlich war da Zayn
Freitag, 25.05.2012
Eleanor
„Liebe Grüße von deinen Eltern. Frankreich soll sehr schön sein.", sagte meine Großmutter und legte das schnurlose Telefon beiseite, ehe sie sich zu mir auf die Couch setzte.
„Freut mich. Ich werde sie heute Abend auch nochmal anrufen.", sagte ich und schaltete ein wenig durch die Fernsehsender, ehe ich an einer Klatschsendung hängen blieb, die ich ziemlich gern schaute. Grams kicherte leise und nahm meine Hand in ihre, was ich lächelnd quittierte.
Ich liebte meine Großmutter, was nicht nur daran lag, dass ich mit ihr über alles quatschen konnte, sondern auch daran, dass sie neben diesem typischen Omacharakter gleichzeitig total flippig und jung geblieben war. Meine Eltern meinten, ich hätte mein Verhalten von ihr geerbt.
„Irgendwas Neues passiert diese Woche, El? Gott, diese Promis können auch nicht ohne Skandale leben.", meckerte sie neben mir und stierte den Fernseher an, wo gerade ein Bericht über Justin Bieber lief.
„Weiß ich nicht. Ich war die Woche über mit meinem Studium beschäftigt.", sagte sie und Grams nickte verstehend. Ich lehnte meinen Kopf gegen ihre Schulter und zusammen sahen wir weiter die Sendung. Ich war froh hier zu sein, denn hier fühlte ich mich mehr als wohl. Es war Freitag und ich hatte mich entschlossen meiner Großmutter einen kleinen Besuch abzustatten. Sie lebte etwas abseits von Londons Zentrum in einer kleinen Siedlung in ihrem kleinen Haus. Meine Eltern wohnten nur wenige Häuser weiter, doch sie machten gerade Urlaub in Frankreich.
„Kommst du mit dem Lernstoff zu Recht? Ich meine– ." Grams stoppte mit dem Sprechen als ich eine Hand gehoben hatte, um ihr zu signalisieren, dass sie leise sein sollte und ich drehte die Lautstärke vom Fernseher höher und lehnte mich vor.
»Gibt es ein Geheimnis, dass One Direction verschweigt?«, quatschte die blonde Moderatorin mit ihrer Quietschstimme. Neben ihr wurde ein Bild von den Jungs, wie sie zusammengequetscht auf einer Couch saßen und sich unbeholfen ansahen, eingeblendet. Gut, Zayn, Liam, Niall und Harry sahen unbeholfen zu Louis, der ziemlich überfordert aussah.
„Uh, die sind aber schnuckelig.", flüsterte Grams neben mir und ich gab ein kurzes, aber bestimmtes „Shh!" von mir.
»Vergangenen Mittwoch gab die britische-irische Boyband...«
„Briten, noch besser!"
„Oma!"
„Sorry."
»...und wirkten ziemlich angespannt. Dennoch lag es nicht an der Bestätigung von Zayn Malik, das er mit der Sängerin der Girlgroup Little Mix Perrie Edwards liiert ist, sondern an dem bandältesten Louis Tomlinson. Wie die Moderatorin im Nachhinein berichtet, habe er sich während des gesamten Gesprächs zurückgehalten und machte einen ziemlich nervösen Eindruck.«
Das Bild neben der Moderatorin vergrößerte sich auf den ganzen Bildschirm und ein Clip aus dem Interview startete.
»Louis!«
»Au! Verdammt Harry, du solltest mal deinen Ellenbogen röntgen lassen – das ist ja kein normaler Knochen mehr!«
Gelächter aus dem Publikum war zu hören und meine Grams kicherte neben mir, während ich nur die Augen über diesen typischen Louis-Kommentar verdrehte.
»Ich hab dich gefragt, wie es bei dir läuft? Hast du dich verguckt oder dürfen die Fans noch hoffen, Louis?«
Mein Mund formte sich zu einem „O" und gespannt wartete ich auf seine Antwort. Ich wusste nicht, wieso ich so darauf brannte und es störte mich etwas, dass ich es unbedingt wissen wollte...ich meine, klar man merkte, dass Louis mich mochte, aber war das überhaupt richtiges Mögen-Mögen oder einfach nur Mögen?
Sehr zu meinem Missfallen blieb sein Kommentar aus und Harry antwortete, anstatt Louis und legte ihm einen Arm um die Schultern.
»So lange Louis keine Freundin hat, hat er mich.«
Beleidigt schaltete ich den Fernseher aus. Wieso verdammt war ich eingeschnappt, weil Louis keine Antwort gegeben hatte? Das war doch...argh!
„Alles klar, El?", fragte meine Großmutter und tätschelte mir die Schulter. Emotionslos sah ich sie an und vergrub dann mein Gesicht an ihrer Schulter, ehe ich frustriert stöhnte. Sanft strich sie mir über den Rücken und drückte mich wieder hoch, sodass sie mich ansehen konnte.
„Wenn ich dir was erzähle, schwörst du, dass du es keinem sagst?", sagte ich und mit glänzenden Augen nickte sie. Sie liebte Geheimnisse – genau wie ich und war genauso frustriert wie ich, wenn sie etwas nicht wusste.
„Da war doch grade diese Band zu sehen, oder?", sagte ich und sie verdrehte die Augen und nickte dann.
„Naja, der eine von ihnen...Louis – er hat meine Nummer und ich hab öfters mit ihm geschrieben und mich auch schon mit allen fünf getroffen.", erklärte ich und die Augen meiner Grams wurden groß, ehe sie lachte.
„Guter Witz, Eleanor, wirklich gut." Ich riss meinen Mund auf und sah sie empört an. Diese Frau glaubte mir ernsthaft nicht!
„Grams!", sagte ich entsetzt und ihr Lachen ließ nach. Sie legte den Kopf schief und sah mich nachdenklich an.
„Ist das dein Ernst, El? Ich sage dir, wenn du mich nur verschaukelst, dann kannst du das nächste Mal deinen Kirschkuchen alleine backen."
„Ich meine das, was ich gesagt habe." Trotzig verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und zog eine Schnute. Leise kichernd zog sie mich in eine Umarmung, doch ich verharrte in meiner Position und ging nicht drauf ein.
„Gott, Kindchen – deswegen bist du nach dem Interview so eingeschnappt gewesen? Dich hat's aber ganz schön erwischt. Okay, er sieht wirklich gut aus, was ich jetzt nach dem kurzen Clip beurteilen kann...allerdings gefällt mir der Lockenkopf besser, aber musst du ja wissen."
Ungläubig sah ich sie an, ehe ich ein Kissen von der Couch schnappte und sie leicht gegen die Schulter schlug, was sie grinsend kommentierte.
„Ich bin nicht verliebt!", protestierte ich, doch es war mir unangenehm diese Worte auszusprechen, da ich nicht wirklich wusste, ob sie wahr waren.
***
„Wo ist dieser dämliche Ohrring?", grummelte ich vor mich hin und kramte in meiner Hosentasche herum. Ich war vor einer halben Stunde von meiner Grams wieder zurückgekehrt, hatte mich schnell umgezogen und wollte mich nun auf den Weg zu meiner Schicht im Café machen, doch Pustekuchen. Mein Ohrring fehlte und ich hatte ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit bei meiner Großmutter liegen lassen.
Stöhnend entfernte ich nun auch den anderen aus meinem Ohr und machte mich auf die Suche nach meinen Schuhen. Manchmal hasste ich meine Unordnung etwas, aber mir fehlte einfach die Zeit und die Lust hier mal richtig aufzuräumen.
Ein Klingeln ließ mich hochschrecken und ich eilte in den Flur. Mit der festen Überzeugung, dass es Grams war, die vor meiner Wohnung stand, um mir meinen Ohrring vorbeizubringen (das hätte sie wirklich drauf und es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie einfach überraschend reinschneite) schlitterte ich das Parkett entlang und riss dann die Tür auf.
„Grams, das wäre nicht nötig gewesen. Ich-...Zayn?", fragte ich erschrocken und riss die Augen auf. Schief grinsend hob er kurz die Hand und legte dann erwartungsvoll den Kopf schief.
„Darf ich reinkommen, Eleanor?", fragte er freundlich, was ich eigentlich gar nicht hätte wahrnehmen können, da mich die Tatsache, dass er meinen Namen kannte ziemlich schockte. Als ich keine Regung zeigte, zog er seine Schuhe aus und schob sich dann an mir vorbei, nur um auf direktem Weg mein Wohnzimmer anzusteuern.
Völlig neben der Spur schloss ich die Tür und folgte ihm sprachlos. Er hatte sich bereits auf die Couch gesetzt und nach einem kurzen Blick durch den Raum, stellte ich erleichtert fest, dass es hier halbwegs ordentlich war. Dann registrierte ich erst wieder, dass sich mitten in meiner Wohnung ein Kerl befand, der eigentlich gar nicht wissen konnte, wie ich hieß oder gar wo ich wohnte.
„Zayn - drei Fragen. Erstens: Woher weißt du, wo ich wohne? Zweitens: Woher weißt du, wie ich heiße? Drittens: Was machst du hier?" Mit jedem Wort wurde meine Stimme um einen Grad hysterischer und Zayns breites Grinsen, das nun sein Gesicht zierte, trug nicht viel zu meiner Beruhigung bei. Genügsam ließ er seine Augen über mich schweifen und anschließend durch den Raum.
„Schön hast du es hier und toller Look – du solltest öfters nur einen Schuh tragen." Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Zayn.", presste ich zwischen meinen Zähnen hindurch und er hob unbeteiligt eine Augenbraue.
„Ungeduldig, Miss Calder? Du bist Louis wirklich verdammt ähnlich.", erzählte er weiter und nannte zufällig einfach mal meinen Nachnamen...wo hatte er das alles rausgefunden? Ich warf ihm einen auffordernden Blick zu und leise lachend lehnte er sich auf der Couch zurück.
„Setz dich doch.", sagte er und ohne groß nachzudenken tat ich es wirklich.
„Mach ich auch, da es meine Couch in meiner Wohnung ist. Ich warte übrigens immer noch.", sagte ich und er verdrehte die Augen, ehe er die Hände auf dem Bauch faltete und mich dann nachdenklich betrachtete.
„Name und Adresse war nicht allzu schwer – ich bin einfach in das Eiscafé von letztes gefahren und hab die Bedienung, die glücklicher Weise wieder da war, gefragt. War wirklich ganz einfach und hat mich nur ein Autogramm und ein Foto gekostet." Breit grinsend sah er mich an und ich verengte meine Augen zu Schlitzen. Wenn ich Ann das nächste Mal erwischen sollte...dann...
„Und hier bin ich eigentlich wegen Louis. Ich weiß nicht, ob du das Interview gesehen hast, aber jedenfalls ist er die ganze letzte Zeit total nervös und das ist echt anstrengend.", stöhnte er und fuhr sich einmal mit der Hand übers Gesicht.
„Eigentlich meinte ich das nicht, aber egal.", sagte ich und jetzt sah er mich fragend an.
„Ich wollte nicht wissen, was du hier machst, sondern hier in England. Ich dachte ihr bleibt für zwei Wochen in den USA und jetzt sind nicht mal sechs Tage rum.", sagte ich und er stieß leicht erschöpft die Luft aus.
„Das Shooting und das Interview für die kommende Woche wurde abgesagt, weswegen wir zurückgereist sind – alles wegen Louis. Paul meinte, dass er sich viel zu auffällig und anders verhält...wie gesagt er ist ziemlich nervös und das ist unerträglich – für uns alle.", sagte er und lehnte seinen Kopf gegen die Rückenlehne des Sofas und schloss die Augen.
„Wieso? Ist er noch aufgekratzter als normalerweise?" , fragte ich leicht spöttelnd, obwohl ich ahnte, was er sagen würde und wirklich schnaubte Zayn einmal abfällig.
„Schön wär's. Nein, wenn Lou nervös ist, dann ist er wie ausgewechselt. Er spricht kaum ein Wort, hält sich zurück und geht auf keine Sticheleien oder Späße ein. Er macht nicht mal mehr mit Harry rum.", erklärte er und beim letzten Punkt verzog ich etwas das Gesicht. So genau wollte ich das nun nicht wissen.
„Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?", fragte ich und er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich aus seinen dunklen Augen an. Irgendwas hatte Zayn an sich. Ich wusste nicht, ob es sein südländischer Touch oder sein Schlafzimmerblick war, aber er hatte was.
„Komm mit.", sagte er und erhob sich vom Sofa, ehe er seine Hand nach mit ausstreckte. Verwirrt ergriff ich sie und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. Ich folgte ihm sogar in den Flur, doch als er seine Schuhe angezogen hatte und mich dann auffordernd ansah, kam ich nicht mehr mit.
„Du sollst mitkommen.", wiederholte er und ich schüttelte verneinend den Kopf.
„Ich muss arbeiten.", sagte ich und er ließ ein ungläubiges Stöhnen ertönen.
„Dann wirst du eben absagen. Komm jetzt...bitte.", hängte er an und ich biss mir kurz auf die Unterlippe. Mein Blick schweifte zu meiner Tasche, die bereit auf der Kommode lag. Seufzend gab ich nach, wechselte meine Schuhe und griff dann nach ihr, sowie nach meinem Schlüssel und zog die Tür hinter mir zu. Zayn wartete lächelnd am Treppenansatz.
„Calder, ich denke wir werden uns gut verstehen.", grinste er als wir zusammen durch das Treppenhaus liefen.
„Da bin ich mal gespannt, Malik.", murmelte ich, während ich mir eine Sonnenbrille aufsetzte und Zayn sich die Kapuze seiner Jacke tief ins Gesicht zog und wir dann das Haus verließen.
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