Chapter 13: Strafe eins - Check
Mittwoch, 18.07.2012
Louis
„...und wir heiraten später mal Harry!", quietschten Phoebe und Daisy in den Hörer, sodass ich mein Telefon ein Stück von meinem Ohr weghalten musste, damit ich keinen Hörschaden erhielt. Als ich das Gekicher der beiden hörte, begann auch ich zu lachen.
„Alle beide gleich, also?", hakte ich belustigt nach und sofort hörte ich, wie die Zwillinge ein langgezogenes „Ja" von sich gaben. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie sie synchron mit ihren Köpfen nickten und ihre Zöpfe hin und her wippten. Ich vermisste die beiden, genau, wie meine restliche Familie. Das war ein großer Minuspunkt auf meiner Pro und Contra Liste für das Leben eines Stars.
„Hey, großer Bruder", ertönte plötzlich eine andere Stimme und ich begann noch mehr zu strahlen als zuvor.
„Lottie! Kleine, wie geht's dir?", fragte ich interessiert und hörte sofort das sanfte Lachen von ihr. Breit grinsend setzte ich mich auf, da mir das Liegen auf dem Sofa zu unbequem wurde.
„Alles super, wenn Fizz mich nicht mit ihren Freundinnen im Schlaf angemalt hätte und jetzt ein Schmetterling meine Wange und ein Inder-Punkt meine Stirn zieren würde", knurrte sie und ich begann zu lachen, als ich Felicite im Hintergrund „Das war ich nicht!" brüllen hörte.
„Oh Mann, ihr fehlt mir", seufzte ich in den Hörer, worauf hin Fizz wieder aus dem Hintergrund schrie: „Du uns nicht!" und anschließend die mahnende Stimme meiner Mutter ertönte.
„Sie hat grad ihre rebellische Phase. Kinder...", murmelte Lottie und ich zog eine Augenbraue hoch. „Lottie, du bist selbst erst 13 und damit nur drei Jahre älter als Fizz."
„Drei Jahre machen eine Menge aus! Wie alt ist überhaupt deine Freundin?!"
Das Handy fiel mir aus der Hand und ich zuckte zusammen, als es unsanft auf meinem Oberschenkel landete. Wirklich wahrnehmen konnte ich es nicht, denn plötzlich spukte nur noch die Frage meiner kleinen Schwester in meinem Kopf herum.
„Louis?!" Mein Blick glitt nach unten. Lottie rief mehrmals meinen Namen und mit einer langsamen Bewegung nahm ich das Telefon wieder in meine Hand.
„Mhm?", murmelte ich und schluckte einmal verlegen.
„Ich warte auf eine Antwort. Wo hast du sie überhaupt kennengelernt und wann? Du erzählst uns gar-"
„Ich habe keine Freundin", sagte ich und war froh, dass meine Stimme nicht wegbrach, denn das war das, was ich erwartet hatte. Es war schwer diese Worte auszusprechen, auch wenn sie der Wahrheit entsprachen. Eleanor war nicht meine Freundin. Mir war bewusst, dass ich es mir wünschte, aber zwischen wünschen und sein lagen Meilen – Meilen, die ich irgendwie überbrücken wollte. Doch leider war mir auch bewusst, dass ich Angst vor dem Reisen hatte. Möglicherweise baute ich einen Unfall und würde nie an meinem Ziel ankommen...Argh, zu viele Metaphern, Louis!
„Wie, du hast keine Freundin? Natürlich hast du die, oder wer ist sonst das Mädchen bei dir. Du weißt, schon diese Brünette. Nein, Mum, ich rede gerade mir Louis!" Rascheln drang durch den Hörer zu mir durch, gefolgt von einer kleinen Diskussion zwischen Lottie und Mum, die aber zu unverständlich war, als das ich ihr hätte folgen können.
„Hallo, Liebling", ertönte letztendlich die Stimme meiner Mutter und ich atmete einmal erleichtert aus. Dann hatte sie wohl den Kampf gewonnen und ich wurde vor dem Verhör meiner kleinen Schwester beschützt. Es war echt gruselig, wie neugierig sie war und wie schnell sie Dinge herausfand.
„Hey Mum, wie geht's dir? Ich hoffe, die Mädchen sind nicht zu anstrengend."
„Louis, niemand könnte anstrengender sein als du", lachte sie und ich riss empört meinen Mund auf. Ich wusste, dass meine Mutter gerne Scherze auf die Kosten anderer machte...das hatte ich wohl von ihr geerbt, aber es am eigenen Leib zu erfahren war wirklich...grausam!
„He, das war nur ein Scherz. Hier läuft alles super. Du fehlst uns unglaublich, deswegen habe ich mir einen Papp-Louis gekauft, der jetzt bei uns im Wohnzimmer steht", erzählte sie und ich hörte das Grinsen aus ihrer Stimme heraus.
„Muss ich mir Sorgen machen, dass er mir Konkurrenz macht?", fragte ich misstrauisch. Mum fing leise zu lachen und ich begann zu lächeln. Ich liebte ihr Lachen. Es war für mich eines der wichtigsten Dinge der Welt zu wissen, dass meine Mutter glücklich war.
„Mach dir keine Gedanken. Niemand könnte dich jemals ersetzten, Boobear."
„Mum", murrte ich und konzentrierte mich kurz auf meine Umgebung. Eigentlich war ich allein in der Villa. Zwar war Niall momentan in Mullingar, Zayn in der Stadt, Liam mit Danielle unterwegs und Harry versteckte sich seit vorgestern vor mir, weil er wusste, dass ich wegen des Anrufs sauer auf ihn war, aber man konnte sich nie sicher sein, ob hier vielleicht irgendwo Wanzen versteckt waren. Deswegen flüsterte ich so leise wie möglich: „Du weißt, dass ich nicht Boobear genannt werden will. Das ist kitschig."
„Und du weißt, dass mir das egal ist", antwortete sie und ich verdrehte die Augen. „Also..."
„Also?", hakte ich nach und wartete darauf, dass sie weitersprach. Als sie immer noch nichts gesagt hatte, zog ich meine Augenbrauen zusammen. Irgendwas war faul und damit meinte ich nicht das Sandwich, dass unter der Couch lag und das angeblich niemandem gehörte. Niall war der Meinung, dass es irgendwann Eier legen würde, da er es als ein Hühnchen-Sandwich identifiziert hatte.
„Wie fühlst du dich, Louis?", fragte meine Mum plötzlich und ich legte meinen Kopf schief. Das war definitiv nicht das, was sie mich hatte fragen wollen.
„Gut. Danke? Und jetzt deine richtige Frage", sagte ich und meine Mutter seufzte auf der anderen Seite.
„Du weißt doch, was ich wissen will", murmelte sie. Nein, das wusste ich...doch, ich wusste es. Jedenfalls konnte ich es mir denken. Ich stöhnte auf und lehnte meinen Kopf nach hinten, woraufhin ich gegen die Wand stieß und kurz fluchte.
„Du willst wissen, wer sie ist? Hab ich Recht?", grummelte ich und rieb mir den Schädel, der angefangen hatte unangenehm zu pochen. Natürlich hatte ich Recht. Mum war, wie der Rest meiner Familie, tierisch neugierig. Gut, nicht so schlimm wie ich und Lichtjahre von Lottie entfernt, aber ich glaube, wenn man im Wörterbuch nach Neugier suchte, würde man ein Familienfoto der Tomlinsons finden.
„Hör zu, Liebling. Mir ist egal, mit wem du was unternimmst..." Lüge! „...und mit wem du auf Bilder zu sehen bist,..." LÜGE! „...aber wenn du dich verliebt hast, und so wie du das Mädchen auf den Bildern anguckst, dann hast du das, möchte ich das schon gerne wissen. Lou, ich bin deine Mum und ich will wissen, wer drauf und dran ist meinen Platz als die Nummer 1 in deinem Leben einzunehmen."
„Du wirst immer meine Nummer 1 bleiben. Niemand könnte dich ersetzten", flüsterte ich. Die Stimmung war schlagartig umgeschlagen und das war einer der beängstigenden Momente, wenn ich mit meiner Mutter redete. Wir zwei konnten in der ersten Sekunde Späße machen und keinen Augenblick später ein ernstes Gespräch führen.
„Sie heißt Eleanor", sagte ich und sah auf den Platz am Ende des Sofas. Die wenigen Male, die El hier gewesen war, hatte sie immer da gesessen. Wirklich immer. Irgendwie war das zu ihrem Platz mutiert und ich musste schmunzeln.
„Sie ist hübsch. Du magst sie wirklich Louis, oder?"
„Mum, ist es normal, dass man ab der ersten Sekunde weiß, dass diese eine Person jemand wirklich wichtiges für dich wird?", fragte ich und zog interessiert meine Augenbrauen zusammen. Ich hatte schon öfters darüber nachgedacht, wann Eleanor so wichtig für mich geworden ist, aber immer war ich zum gleichen Entschluss gekommen – seitdem ich sie das erste Mal vor knapp zwei Monaten im Café gesehen hatte.
„Weißt du, ich mag sie nicht, weil sie hübsch ist. Na gut, auch deswegen, aber El ist das klügste, witzigste, schlagfertigste, interessanteste und gleichzeitig dickköpfigste Mädchen, dass ich je kennen gelernt habe", redete ich weiter und das liebte ich so an meiner Mutter. Sie hörte zu, ohne mich zu unterbrechen.
Die nächste Stunde verbrachte ich damit ihr zu erzählen, wie ich Eleanor kennengelernt hatte und sie mein Teemädchen wurde, da sie mir nicht ihren Namen verraten wollte. Ich redete darüber, wie Zayn sie mit Perrie hierher geschmuggelte hatte und wir anschließen vor Paul in den Park geflüchtet waren, wo die ersten Fotos von uns entstanden waren. Mum hörte aufmerksam zu und gab zwischenzeitlich nur ein paar verstehende Laute von sich. Ich erzählte ihr alles, was mir einfiel, bis hin zu unserem Kuss vorgestern, der beinahe nicht stattgefunden hätte, weil Harry angerufen hatte. Sie lachte und meinte, ich solle nicht böse auf ihn sein. War ich aber trotzdem. Und irgendwie würde ich es ihm auch heimzahlen.
„Liebling, ich muss Schluss machen. Daisy und Phoebe wollen noch ins Schwimmbad", seufzte sie, als die Stimmen der Zwillinge immer lauter wurden. Ich schmunzelte. „Ich danke dir, dass du mir von Eleanor erzählt hast und Louis?"
„Mhm?", murmelte ich. Es entstand eine kleine Pause, ehe meine Mutter weitersprach.
„Du fehlst mir", flüsterte sie und ich verzog mein Gesicht. Ich wollte nicht, dass sie traurig war.
„Mum, du fehlst mir auch und ich verspreche, dass ich bald mal vorbeikomme, aber momentan...HARRY, KOMM SOFORT HER UND SCHLEICH NICHT WIE EINE KATZE AN MIR VORBEI, WENN DU DEN TAG ÜBERLEBEN WILLST!", schrie ich, als ich hörte, wie Harry das Haus betreten hatte. Mit sollte echt ein Preis verliehen werden, weil ich nur an der Art, wie jemand durch den Flur lief, hörte, wer es war.
Keine Minute später steckte er seinen Kopf durch die Wohnzimmertür und sah mich verlegen an. Mit einer hektischen Handbewegung deutete ich ihm an, sich auf den Sessel mir gegenüber zu setzten, was er zu seinem Glück auch tat.
„Sorry, Mum. Ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte ich mich und beäugte misstrauisch Curly, der nervös mit seinen Finger spielte.
„Ich bin dran gewöhnt, Schatz. Sei nicht allzu fies zu Harry und grüß ihn von mir. Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch, Mum", lächelte ich und hörte dann das Tuten in der Leitung. Ich legte das Handy beiseite, faltete meine Hände und sah dann zu Harry, der mich reserviert anschaute.
„Wo warst du die letzten zwei Tage?", fragte ich und Harry machte sich etwas kleiner. „Bei Gemma."
„Wieso warst du bei Gemma?"
„Weil ich mich vor dir versteckt habe."
„Wieso hast du dich vor mir versteckt?"
„Weil ich Angst vor dir hatte?"
„Wieso hattest du Angst vor mir?"
„Verdammt Louis, was wird das?!"
„ICH stelle hier die Fragen!", kreischte ich laut und Harry zuckte zusammen. Gut so.
„Okay, okay. Ich hatte Angst vor dir, weil ich ahne, dass du dich für den Anruf rächst. Tut mir wirklich leid, dass ich gestört habe", erklärte er hektisch und fuchtelte mit seinen Armen herum. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und zog eine Augenbraue hoch.
„Diese Angst ist durchaus berechtigt. Trotzdem siehst du nicht aus, als hättest du diese Entschuldigung ernst gemeint. SIEH MICH AN, WENN ICH MIT DIR REDE, STYLES!", fauchte ich, als er seinen Blick abgewandt hatte. Irgendwas stimmte hier nicht. Harry sah man an, wenn er was bereute und das tat er momentan ganz und gar nicht. Ich kniff meine Augen zusammen, als Harry immer noch nichts sagen wollte.
„Was verschweigst du mir?", murmelte ich und beute mich ein bisschen vor, um ihn besser betrachten zu können. Harrys Augen huschten umher, als wollten sie einen Punkt finden, an dem sie sich festklammern wollten.
„Styles", knurrte ich. Harry kniff seine Lippen zusammen und seufzte dann schwer, ehe er mir einen vorsichtigen Blick zuwarf.
„Ich traue Eleanor nicht", grummelte er und ich riss meine Augen auf. Harry drückte sich mehr in den Sessel, als könne er so mehr Platz zwischen uns schaffen.
„Wie, du traust Eleanor nicht? Was hat sie denn deiner Meinung nach zu so einer unvertrauensvollen Person gemacht?" Meine Stimme hatte unbewusst einen scharfen Unterton angenommen. Mir passte es ganz und gar nicht, dass Harry anscheinend was gegen das Mädchen hatte, in das ich mich verliebt hatte.
Die Emotionen strömten auf mich ein und verpassten mir leichte Kopfschmerzen. Ich wusste nicht, was ich aufgrund Harrys Aussage fühlen sollte. Wut, mein Beschützerinstinkt, Enttäuschung und das Gefühl des Verrates kämpften in meinem Inneren gegeneinander und brachte mich dazu mich zu versteifen und meine Hände zu Fäusten zu ballen.
„Ich denke, sie nutzt dich aus, Lou. Außerdem glaube, dass sie vielleicht nicht das für dich fühlt, wie du für sie." Harry richtete sich etwas in seiner Position auf, als hätte er neues Selbstbewusstsein geschöpft. Ich ließ ein leises Knurren über meine Lippen kommen.
„Woher willst du wissen, was sie fühlt?", funkelte ich meinen besten Freund an, der meinem Blick standhielt.
„Woher willst du wissen, was sie fühlt?", stellte er die Gegenfrage und ungewollt zuckte ich zusammen, ehe ich mir einen Entschluss fasste.
„Ich werde sie fragen", antwortete ich. Harry begann zu lachen. Es war kein ehrliches Lachen, sondern ein sarkastisches und das machte mich noch wütender.
„Du willst sie fragen? Liam hat mir erzählt, dass du seit dem Kuss nicht mehr mit ihr geredet hast, weil du dich nicht getraut hast. Und jetzt willst du sie ernsthaft fra-...Hast du mich gerade mit dem eierlegenden Sandwich beworfen?", rief er entsetzt und ich zuckte mit den Schultern. Jetzt fühlte ich definitiv besser. Dennoch wischte ich erst etwas angeekelt meine Hand an dem T-Shirt ab, das auf dem Boden lag und nicht mir gehörte, bevor ich weiterredete.
„Strafe eins hast du jetzt bekommen."
„Strafe EINS?! Sag mal, wie viele hast du dir denn ausgedacht?" Harrys Augen hatten sich vor Schrecken geweitet, was mich dazu brachte fies zu grinsen. Ich zwinkerte ihm einmal bedeutungsvoll zu und griff dann nach meinem Handy, um Eleanor eine Nachricht zu schreiben.
Während ich tippte, hörte ich Harry, wie er versuchte sich die Reste des Sandwiches aus seinen Haaren zu entfernen. Gelegentliche Würggeräusche verpassten dem Ganzen noch eine zufriedenstellende Note.
Hallo, liebes Teemädchen.
Hast du vielleicht gerade Zeit? Ich muss mit dir reden.
xx Louis :-)
„Setzt dich, Harold!", herrschte ich Harry an, als ich merkte, wie er aufstehen wollte. Er warf mir einen genervten Blick zu, doch ich sah ihn nur auffordernd an.
„Du entschuldigst dich jetzt nochmal"
„Ich entschuldige mich je-...Louis, du hast mich gerade mit einem schimmelnden Sandwich abgeworfen!", protestierte er.
„Harry, du hast mich beinahe davon abgehalten Eleanor zu küssen. Harry, du hast gerade lächerliche, Behauptungen über das Mädchen aufgestellt, in das ich verknallt bin. Harry, du bist ein Arsch", äffte ich seinen Tonfall nach und er schnaubte. Ich warf ihm einen mahnenden Blick zu, als er anscheinend wieder einen Kommentar gegen Eleanor von sich geben wollte. Oder das Argument auffahren wollte, dass er sich schon entschuldigt hatte. Oder beides. Das war mir egal. Harry hatte Schweigepflicht, außer es handelte sich um eine Entschuldigung.
Als mein Handy vibrierte, schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht, was noch breiter wurde, als ich die Nachricht las. Kurz warf ich Harry einen feurigen Blick zu und erhob mich dann von der Couch. Seine Augen folgten mir skeptisch.
„Überleg dir was feines, Harold. Ich treffe mich jetzt mit El und dann beweise ich dir, dass du im Unrecht bist. Sie mag mich, das weiß ich."
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