Ein grausamer Ort passt auch zu einem Mörder
Wir standen am Grimmauldplatz und ich wartete darauf, dass etwas passierte. Auf ein mal bewegte sich das Gebäude und ein neuer Aufgang zeigte sich, mit der Nummer 12.
„Beeindruckend, nicht?", fragte Remus mich überaus begeistert, was ich nur mit einem Augenrollen quittierte. Immer noch war ich der Auffassung, dass das hier eine verdammt schlechte Idee war und wir morgen schon nicht mehr lebten.
Wir bewegten uns in Richtung Tür und Remus klopfte. Kurz darauf hörte ich schon Bills Mutter, Molly. Sie öffnete uns freudig die Tür und umschlang uns förmlich, als sie uns begrüßte. Das war definitiv zu viel Körperkontakt für mich, wo ich ja sowieso kein sonderlich großer Fan davon war. Selbst Remus zu umarmen war ab und an eine kleine Herausforderung für mich, aber es legte sich mit der Zeit.
„Ihr habt euch aber viel Zeit gelassen Remus, es gibt gleich Essen", meckerte sie sofort in einem noch freundlichen Ton.
Remus schob mich in Richtung Küche, da ich mich nur widerwillig fortbewegte. Dieses Haus war einfach skurril und angsteinflößend. Schon von draußen sah es düster und zerfallen aus und lud nicht zum Bleiben ein. Aber es passte zur Familie Black, als wäre es nur für sie gemacht worden. Das abgehackte Trollbein, das als Schirmständer diente, machte es mir nicht gerade leichter mich hier wohl zu fühlen. Es sah schier unheimlich aus und alles in mir schrie danach meine Sachen zu nehmen und von hier zu verschwinden. Doch bevor es dann doch zu unbehaglich wurde stand ich schon in der Küche und wurde von einem großen Bill Weasley begrüßt. Ich freute mich so sehr ihn zu sehen, dass ich ihn so fest in die Arme nahm, wie seine Mutter eben mich.
„Enny ich hab dich auch echt vermisst, aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich nicht erdrücken würdest", lachte er, doch machte nicht den Anschein mich los lassen zu wollen. Doch kurz darauf hatte ich Erbarmen mit ihm und unterbrach die Umarmung.
„Du sollst mich doch nicht immer so nennen, da komme ich mir vor wie 15", beschwerte ich mich bei ihm und zog beleidigt die Augenbrauen zusammen, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte.
„Du bist zwar schon 24, aber immer noch so klein, wie mit 15. Du könntest Kreacher, dem Hauselfen hier, schon Konkurrenz machen", machte er sich über mich lustig und brachte somit auch die Anderen im Raum zum Lachen, die ich gleich auch noch begrüßen wollte.
„Du hast deinen Hang zum Übertreiben nicht verloren, Bill. Aber du liegst im Unrecht, mit meinen fast 1,70m liege ich sehr wohl noch im Normalbereich. Kann halt nicht jeder so ein Riese sein, wie du", zog ich ihn auf und streckte ihm die Zunge raus, was ihn schmunzeln ließ.
„Und du bist immer noch so frech, wie immer", gab er zurück und lachte wieder, auch ich schmunzelte nun.
Dann ging ich zu den Anderen und begrüßte sie. Von Sirius war zum Glück noch nichts zu sehen, nur Hermine und die ganze Familie Weasley war hier, außer Percy und Charlie. Harry würde wohl erst übermorgen erscheinen.
Wir setzten uns alle an den großen Tisch und unterhielten uns.
„Und wie ist es in der Schule? Ist der alte Snape immer noch so ein Miesepeter?", fragte ich amüsiert und war froh darüber meine Zeit in der Schule abgesessen zu haben.
„Ja er macht es uns schon nicht so leicht manchmal", kicherte Hermine. Sie erzählten von ihren Erlebnissen in Hogwarts und für einen kurzen Moment fühlte ich mich wieder in meine Schulzeit zurück versetzt. Man konnte ja vieles über Hogwarts sagen, aber den meisten Spaß hatte man dort auf jeden Fall.
Mit einem Mal fühlte ich mich wieder sehr unbehaglich und mein Körper verkrampfte sich, als ich die Person erkannte, die am Türrahmen lehnte und in die Runde lächelte. Meine Hand schnellte heimlich und langsam zu meinem Zauberstab um einen möglichen Angriff abzuwehren. Ich beäugte ihn aus dem Augenwinkel misstrauisch und wartete schon fast auf eine Reaktion, doch die kam nicht. Remus begrüßte ihn freudig und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf Sirius' Mundwinkel nach oben zuckten. Kurz darauf sah er mich direkt an, was bei mir mehr als Unbehagen auslöste. Ich fühlte mich plötzlich wie eine Antilope, die soeben von einem Löwin als nächstes Mahl auserwählt wurde.
„Hallo Fenra, schön dich wieder zu sehen, es ist ja eine Ewigkeit her", begrüßte er mich freundlich und charmant. Mein Herz fing an zu rasen und ich hatte das Gefühl, als würde der Löwe gleich sein Maul aufreißen und mich verschlingen, als wäre ich das leckerste Abendessen, das er je hatte. Ja ich hatte Angst, auch wenn ich ihn jahrelang kannte und quasi mit ihm aufgewachsen war. Aber ich fühlte ihm gegenüber auch Verachtung, weil er die besten Freunde meines Bruders umgebracht hatte. Und ich vertraute ihm nicht.
„So lange, wie du in Askaban warst", giftete ich ihn an, weshalb mich alle, außer Remus, mit großen Augen anschauten. Sirius war bemüht die Fassung zu bewahren, aber er hatte Probleme dabei, das sah man. Und genau das wollte ich. Ich wollte ihn verletzen, ihm zeigen, was er getan hatte und ich wollte ihm zeigen, dass, wenn er vor hatte uns alle zu töten, er sich an mir nicht leicht tat damit. Ich hatte Angst vor ihm, aber ich versuchte sie so gut es ging zu verbergen, denn du durftest deinem Feind bloß nie zeigen, dass er dich einschüchtern konnte.
„Du bist echt groß geworden Fen", versuchte er nun abzulenken, nachdem er sich wohl beruhigt hatte. Mein Blick schnellte zu ihm und wollte ihn erdolchen. Wie konnte er es wagen?
„Nenn mich nicht so", gab ich langsam und bedrohlich zurück. Wir lieferten uns ein Blickduell und ich erkannte Trauer und Schmerz in seinen Augen. Was hatte er denn erwartet? Dass ich ihn mit offenen Armen empfing und wir wieder herumalberten, wie früher? Das konnte er vergessen.
Niemand traute sich etwas zu sagen, bis Molly dann aufstand und verkündete, dass es jetzt Abendessen gab. Es verlief sehr schweigend und ich war froh, als ich aufstehen konnte um mein Zimmer zu sehen, in dem ich jetzt die nächsten Wochen schlafen musste. Dieses Haus hatte 4 Stockwerke und mein Zimmer befand sich im zweiten, genau gegenüber von Ron. Neben meinem Zimmer lag noch das von Hermine. Zu meinem Bedauern musste ich mir das Zimmer mit Remus teilen, da die anderen Weasleys im 3. Stock schliefen und Sirius wahrscheinlich ganz oben. Gott sei Dank, so war er weit genug von mir entfernt.
„Kannst du mir mal sagen, wieso du so gemein zu Sirius bist?", kam Remus in unser Zimmer gestürmt und blickte mich angesäuert an. Wurde sein Gehirn von Schlickschlupfen gesteuert und konnte es deshalb nicht erkennen? Es war doch so offensichtlich, wieso ich so gemein zu Sirius war. Er hatte es nun mal nicht anders verdient.
„Weil er ein Mörder ist?", versuchte ich ihm auf die Sprünge zu helfen. Seine Wut ließ mich völlig unbeeindruckt, denn es war mir schlichtweg egal, ob ich Sirius weh tat oder nicht.
„Er ist es nicht gewesen, wie oft soll ich dir das noch erklären?", seufzte Remus und setze sich neben mich auf das Bett.
„Gar nicht mehr, weil es nichts bringt Remus. Ich werde es erst glauben, wenn ich einen handfesten Beweis habe", erklärte ich ihm und war mir bewusst, dass es keinen Beweis dafür gab. Lily und James Potter waren tot, sie konnten nicht mehr sagen, wer sie umgebracht bzw. verraten hat.
„Dann frag doch einfach mal Ron, wo seine Ratte Krätze ist", antwortete er selbstsicher und brachte mich somit durcheinander. Was hatte denn nun Ron damit zu tun? Und was interessierte mich seine dumme Ratte? Doch nun hatte Remus mich neugierig gemacht und ich beschloss Ron zu fragen. Doch zuvor wollte ich den Rest des Hauses besichtigen, ich hatte vorhin etwas sprechen hören und war neugierig, was es war.
Ich stand auf und verließ das Zimmer. Auf dem Weg in den 3. Stock fielen mir die ganzen verschrumpelten Köpfe von wohl ehemaligen Hauselfen auf und es graute mir davor weiter zu gehen, doch zu groß war meine Neugier. Ich stieß auf ein Portrait, dass eine dunkel gekleidete Frau zeigte und fühlte mich sofort beobachtet. Als es plötzlich anfing zu sprechen erschrak ich zutiefst.
„Dass mein Sohn es wagt solch eine Schande in unser nobles Haus zu holen. Sie alle sind unwürdig dieses Haus zu betreten, lauter Schlammblüter und Blutsverräter. Dass mein missratener Sohn sich das erlaubt-"
„Eine charmante Frau, nicht?", ertönte hinter meinem Rücken. Ich drehte mich schlagartig um und stolperte sogleich zwei Schritte zurück, als ich Sirius entdeckte. Ich wollte ihm nicht so nah sein und auch er sollte den jetzigen Abstand beibehalten, sonst würde ich für nichts garantieren. Meine Hand schnellte wieder zu meinem Zauberstab, bereit ihn zu zücken. Er folgte meiner Bewegung und fing an zu schmunzeln.
„Ich warne dich Black, wenn du noch einen Schritt näher kommst, kannst du dein blaues Wunder erleben. Und ich scheue mich nicht den Zauberstab zu zücken", drohte ich ihm und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
„Ich habe nicht vor dir etwas zu tun, ich denke du hast ein völlig falsches Bild von mir", versuchte er auf mich einzureden, doch ich ließ mich nicht beirren. Das war sicherlich nur sein Plan und heute Nacht würde er mich umbringen.
„Was für ein Bild ich von dir habe kann dir vollkommen egal sein!", zischte ich zurück und ging noch einen Schritt zurück, weil er mir immer noch zu nah schien.
„Fen du kennst mich doch, du weißt ganz genau, dass ich dir nie weh tun würde", klang er nun schon fast verzweifelt. Es schien ihm wohl viel auszumachen, dass ich ihn wie Abschaum behandelte.
„So wie du James, Lily und Peter nicht weh tun wolltest, oder was?", warf ich ihm nun vor und wartete darauf, dass er sein wahres Gesicht zeigte und mich zur Strecke bringen wollte.
„Ich habe die drei nicht umgebracht, das war Peter und er lebt noch!", wurde er nun lauter. Er war ja so ein Hitzkopf. Wenigstens das hatte sich nicht geändert. Er war normalerweise leicht aus der Fassung zu bringen und reagierte schnell über.
„Warum sollte ich dir das glauben?", fragte ich nun mittlerweile wütend. Er konnte doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich ihm glaubte. Oh nein mein Lieber, das solltest du sofort wieder vergessen.
„Weil ich nie einen Menschen umbringen könnte und das müsstest du wissen, denn du kennst mich Fenra, egal was du sagt", sagte er nun weich und schaute mich traurig an, weshalb ich schon fast Mitleid mit ihm hatte und kurz davor war ihm zu glauben, doch das war vermutlich nur seine Masche.
„Ich glaube dir nicht", antwortete ich ihm entschlossen und ließ ihn alleine stehen, denn ich wollte sein Gesicht nicht mehr sehen. Wollte seine Lügen nicht mehr hören. Ich konnte sie nicht mehr hören, denn sie ließen mich nur an den Tod von James denken, den ich sehr gerne hatte, da er ja auch ein guter Freund meines Bruders war.
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