Anders als gedacht?
„Harry da bist du ja endlich, wir haben schon auf dich gewartet", hörte ich Mollys laute Stimme im Flur. Ich hatte Harry eine halbe Ewigkeit nicht gesehen. Das letzte Mal als er ein kleines Kind war. Doch diese Erinnerung war keine schöne, es war der Tag, an dem James und Lily Potter ermordet wurden. Dass Harry in das Haus des Mörders seiner Eltern stratzte machte mich stutzig. Gerade er hatte allen Grund dazu Sirius töten zu wollen, warum setzte er dann auch nur einen Fuß in dieses Haus?
Heute Abend fand in diesem grausamen Haus wohl eine Versammlung des Ordens statt und ich verstand einfach nicht, wieso so viele Menschen dieses Haus betraten und sich gar wohl fühlen konnten. Aber Fred und George wollten sie belauschen und ich war neugierig darauf, was hier besprochen wurde. Das war eine gute Gelegenheit Ron auf seine Ratte anzusprechen, wenn wir schon alle auf einem Haufen hockten. Sirius war ich so gut es ging aus dem Weg gegangen, immer darauf gefasst meinen Zauberstab zu zücken. Ich war froh, dass auch er meine Gesellschaft mied und mir nicht wieder zu nah kam.
Harry Potter betrat die Küche, die im Gegensatz zum Rest des Hauses doch ein wenig zum Wohlfühlen einlud, da sie nicht so düster und gruselig war, und schaute in die Runde. Er sah ein wenig traumatisiert aus, so schien es mir, aber wer konnte es ihm verdenken? Remus hatte mir erzählt, dass er bei Verwandten aufwuchs, die nicht gerade die Sorte Muggle waren, die man leiden konnte. Außerdem hatte er wohl eine unangenehme Begegnung mit Dementoren und demnächst stand seine Anhörung an. Er tat mir regelrecht leid, denn sein Leben war alles andere als leicht und bequem und man sah ihm an, dass er sehr angeschlagen war. Diese Geschehnisse prägten ihn und ich glaubte nicht anders auszusehen, wären mir all diese schrecklichen Dinge passiert.
Wir begrüßten uns flüchtig, denn er konnte mich gar nicht mehr kennen, so lange war es schon her. Natürlich wusste er nur meinen Namen. Er schien sich sehr zu freuen die Familie Weasley wieder zu sehen, ebenfalls war seine Freude groß, als er Remus sah. Sie kannten sich ja, da Remus für ein Jahr in Hogwarts unterrichtet hatte. Auf ein mal platzten eine Horde von Zauberer und Hexen in das Haus. Waren das auch Mitglieder vom Orden, sowie Remus?
Molly schickte uns urplötzlich raus und verschloss die Tür. Fred, George, Hermine, Ron, Ginny, Harry und ich machten uns auf den Weg in das Zimmer der Weasleys, wo sie die Langziehohren aus ihrem Versteck holten, damit wir lauschen konnten. Allerdings konnten wir nicht viel verstehen, weil Hermines olle Katze sich an dem Ohr vergnügte und somit die Schnur abriss.
Fred, George und Ginny verzogen sich auf ihre Zimmer. Ich folgte Harry, Ron und Hermine in Rons Zimmer, da ich ihn noch auf seine Ratte ansprechen wollte. Allerdings brannte mir noch etwas ganz anderes auf der Zunge, seitdem Harry hier war. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, wieso Harry sich in dem Haus des Mörders seiner Eltern befand und wieso er Sirius nicht schon längst hatte töten wollen. Ich hätte ihn sogar dabei unterstützt.
„Harry macht es dir gar nichts aus hier zu sein, obwohl der Mörder deiner Eltern hier lebt?", fragte ich nun verständnislos und ohne Hemmungen, denn ich ging davon aus die Drei würden meine Meinung dazu teilen.
Augenblicklich war alles still und Ron und Hermine starrten mich mit weit aufgerissenen Augen an, als hätte ich ihnen mitgeteilt, dass jemand gestorben war.
„Er ist kein Mörder!", brach es aus Harry heraus und ich befürchtete schon er würde gleich seinen Zauberstab zücken. Seine Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig in dunkelrot und er ballte seine Hände zu Fäusten, seine Halsschlagader stach leicht heraus. Erschien wohl das selbe Temperament wie Sirius zu haben und war sehr leicht reizbar, er war genau so ein Hitzkopf.
Ich verstand nicht genau, wieso er das glaubte. Wer sonst sollte denn seine Eltern getötet haben? War ich denn die Einzige, die von Sirius' Schuld überzeugt war?
„Wer sonst soll sie denn getötet haben?", fragte ich verwirrt. Ich hatte das Gefühl etwas verpasst zu haben, denn scheinbar wussten die Anderen etwas, von dem ich keine Kenntnis hatte. Es ratterte in meinem Kopf und ich war am überlegen, ob ich möglicherweise etwas übersah, denn es war schon kurios, dass nicht nur Remus die Meinung vertrat Sirius wäre unschuldig, sondern Harry, Ron und Hermine auch. Und dann die ganzen Zauberer und Hexen hier in dem Haus, sie mussten ja auch dieser Ansicht sein, sonst hätten sie doch kein Fuß in dieses Haus gesetzt, oder? Oder waren sie einfach bloß Lebensmüde? Remus' Meinung hatte mich nicht von meiner Überzeugung abbringen können, doch nun zweifelte ich langsam daran.
„Peter Pettigrew war es! Er hat Harry's Eltern verraten!", platzte es jetzt auch aus Hermine, die sonst immer als sehr ruhig wirkte, wie ich fand.
„Peter Pettigrew ist tot!", schob ich eilig hinterher, denn es war mir ein Rätsel, warum er sonst als tot galt. Er konnte es nicht gewesen sein, Sirius hatte doch auch ihn ermordet.
„Pettigrew ist nicht tot! Er hat sich in eine Ratte verwandelt und war jahrelang Ron's Hausratte", mischte sich Harry wieder ein und schien sich noch nicht beruhigt zu haben. In seiner Stimme lag Zorn und Hass.
Nun verstand ich aber die Welt nicht mehr. Es war völliger Unfug, dass Pettigrew sich in eine Ratte verwandelt hatte. Er wäre doch niemals dazu fähig gewesen, das hätte Remus mir doch erzählt, oder nicht?
„Er kann sich gar nicht in eine Ratte verwandelt haben, das ist vollkommen unmöglich. Remus hätte mir davon erzählt", teilte ich ihnen mit und war fester Überzeugung davon, dass Pettigrew nicht im Stande war sich in eine Ratte zu verwandeln.
„Dann solltest du Remus mal fragen, denn er hat dir dieses Detail wohl verschwiegen", gab Hermine nun von sich.
„Das stimmt, er war wirklich unsere Hausratte, ihm fehlte auch eine Kralle", kam plötzlich von Ron, der die ganze Zeit schon still war und nichts dazu gesagt hatte.
Eine Kralle fehlte? Es wurde doch auch nur ein Finger von Pettigrew gefunden, oder nicht? Das konnte doch nicht sein. Hatten diese Kinder Recht und Remus hatte mir das all die Jahre verschwiegen, obwohl wir uns doch immer alles sagen konnten? Aber das würde ja dann bedeuten, dass Sirius Black unschuldig war.. Das konnte ich einfach nicht fassen.
Ich verließ schleunigst das Zimmer von Ron und raste die Treppe hinunter zur Küche, dessen Tür immer noch geschlossen war, also steckten sie immer noch in der Versammlung. Das war mir aber herzlichst egal. Ich riss die Tür mit solch einer Wucht auf, dass ich jemanden hätte verletzen können, wenn er hinter der Tür gestanden hätte.
Zig Augenpaare starrten mich entsetzt an und Snape, der zu meiner Überraschung auch da war, hatte bereits seinen Zauberstab in der Hand, bereit einen Zauber auf mich Eindringling los zu lassen. Doch meine Augen hingen nur an denen von Sirius fest und brachten meinen Kopf zum explodieren. War er unschuldig? War Pettigrew Schuld an Harrys Eltern? Konnte ich ihm vertrauen? Zu viele Fragen schwirrten in meinem Kopf und ich fühlte mich verraten. Verraten von meinem eigenen Bruder.
„Fen ist alles in Ordnung?", kam Remus besorgt zu mir, was mich dazu brachte von Sirius' Augen abzulassen und nun Remus anzuschauen.
„Ich muss mit dir reden", antwortete ich ihm gedankenverloren. Ich spürte die ganzen Augenpaare auf mir und bereute es plötzlich einfach reingeplatzt zu sein. Unbehagen breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich wollte nur noch aus diesem Raum raus, ich hasste so viel Aufmerksamkeit.
„Kann das nicht bis nachher warten? Wir sind gerade in einer wichtigen Besprechung", bat Remus mich, doch ich schaute ihn nur verständnislos an. Nein natürlich konnte das nicht warten! Er hatte mich belogen, war nicht ehrlich zu mir. Ich wollte JETZT die Wahrheit haben und nicht nachher.
„Nein Remus, das kann nicht bis nachher warten! Es ist verdammt wichtig", fuhr ich ihn zornig an. Noch immer spürte ich die Blicke auf mir und hoffte Remus würde sich mal beeilen und endlich mit mir kommen. Zu meiner Erleichterung nickte er und teilte den Anderen mit, dass er gleich wieder da sein würde. Dann folgte er mir in unser Zimmer, während meine Wut nur noch stieg.
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