Kapitel 21
Januar, 1997
Hermine hatte keine Ahnung, wo sie war. Das Bett unter ihr war weich, viel zu weich und es war viel zu dunkel, und ruhig für ihren Schlafsaal im Gryffindorturm. Außerdem lag ein seltsamer Geruch in der Luft - eine Mischung aus Kräutern, alten Büchern und... Die Erkenntnis traf sie plötzlich, sie war nicht allein und einen Moment lang stand sie unter Schock. Jemand hatte sich an sie gekuschelt und hielt sie fest. Ihr Verstand war noch vom Schlaf benebelt und es dauerte für ihren Geschmack definitiv zu lange bis sie sich erinnerte das sie im Raum der Wünsche war, mit Severus, der einen Trank braute und deshalb hier geschlafen hatte.
Sein Arm war um ihre Taille geschlungen, und seine Beine waren mit ihren verschränkt. Sie konnte seinen warmen Atem in ihrem Nacken spüren, während sein Gesicht zwischen ihrem Nacken und ihren Schultern ruhte. Er war fest eingeschlafen. Hermine lag still da und lauschte eine Weile seinem gleichmäßigen Atem. Es fühlte sich ein wenig seltsam an, irgendwie geborgen aber dennoch seltsam. Aber alles was sie verband war seltsam, also passte es ins Bild.
Es geschah alles in einem Augenblick, obwohl Hermines Verstand die Zeit zu verlangsamen schien. Severus Hand streifte ihren Bauch, und sie spürte seine Lippen an einer Stelle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Er drückte sie fest an sich, und bevor sie überhaupt verarbeiten konnte, was geschah, reagierte ihr Körper. Merlin, sie musste ihn besser so weit wie möglich von sich wegbringen. Ohne nachzudenken, rammte sie ihm ihren Ellbogen direkt in den Bauch. "Severus!" Sein Name verließ ihre Lippen wie ein Kampfschrei. Ihr Ellenbogen traf genau seinen Magen, und die Wucht des Stoßes ließ ihn stöhnen, gefolgt von einer Reihe von Flüchen.
Sofort überkam Hermine ein schlechtes Gewissen. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie nahe sie dem Rand des Bettes waren. Als sie ihn mit dem Ellbogen stieß, rollte er durch den Schwung direkt vom Bett bevor er mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden landete und die Bettdecke von ihrem Körper riss. Es war die Art von Sturz, die nur dann passierte, wenn jemand nicht im Entferntesten darauf vorbereitet war, sich selbst aufzufangen - wie ein schwerer Sack Kartoffeln, der auf den Boden fällt.
"Oh Scheiße.", setzte sich Hermine in dem nun leeren Bett auf. Sie hörte nichts von Severus, und einen Moment lang hatte sie ein wenig Panik ihn ersthafter verletzt haben zu können. Es dauerte eine ganze Minute, aber schließlich hörte sie eine Bewegung.
"Verdammt", Severus stöhnte.
Sie kletterte an den Rand des Bettes und blickte auf ihn hinunter. Er lag flach auf dem Rücken, die Bettdecke war um ihn gewickelt, und starrte an die Decke, als hätte er gerade Gott gesehen. Hermine versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, aber es sprudelte nur so aus ihr heraus. "Es tut mir wirklich leid", sagte sie halb lachend.
"Was zum Teufel, Hermine?" fragte Severus und starrte immer noch an die Decke. Sein Ton war entrüstet, aber nicht wütend.
Sie kicherte wieder. "Geht es dir gut?", fragte sie, immer noch lachend.
"Ich glaube, ich habe mir den Hintern gebrochen", murmelte Severus und drehte endlich den Kopf, um sie anzusehen.
"Es tut mir wirklich leid", wiederholte sie und versuchte, ein weiteres Lachen zu unterdrücken.
"Warum zum Teufel hast du mich aus dem verdammten Bett geschmissen?" Seine Stimme war eine Mischung aus morgen und mürrisch.
Sie lächelte, griff nach unten und bot ihm eine Hand an, um ihn vom Boden hochzuziehen. Er sah sie einen Moment lang an, bevor er sie ergriff, aber er machte keine Anstalten, aufzustehen. Er hielt einfach ihre Hand.
"Wie sieht es von da unten aus?", neckte sie und sah zu, wie er ihre Hand untersuchte, sie umdrehte und ihre kurzen Nägel und schlanken Finger begutachtete.
"Beschissen", sagte er mit einem Seufzer, "aber die Aussicht ist gar nicht so schlecht." Er blickte wieder an die Decke. Dann stieß er sich stöhnend vom Boden ab und warf sich wieder auf das Bett. Er landete mit einem dumpfen Aufprall neben ihr, vergrub sein Gesicht in ein Kissen und murmelte Dinge hinein.
"Ist dein Hintern in Ordnung?" fragte sie und stupste ihn. Er trug nur seine Boxershorts, was ihr seltsam vorkam, da sie sich nicht daran erinnern konnte, dass er am Abend zuvor seine Hose und sein Hemd ausgezogen hatte. Der Gedanke lenkte sie seltsam ab, und sie schaute sich im Raum um, auf der Suche nach seiner fehlenden Kleidung.
"Das wird heilen", murmelte Severus ins Kissen. "Warum hast du mich aus dem Bett geschubst? Das war wirklich unhöflich", fügte er hinzu, obwohl sein Tonfall eher amüsiert als wütend war.
Hermine ließ sich neben ihm nieder und hob eine Augenbraue. "Du hast versucht, mich sexuell zu belästigen", sagte sie und drehte sich auf die Seite, um ihn zu beobachten. Sein Gesicht war größtenteils unter dem Kissen verborgen, aber sie konnte ein Auge, einen Teil seiner Nase und einen Mundwinkel sehen.
Er öffnete sein sichtbares Auge und hob im Gegenzug eine Augenbraue. "Ich hab was?", fragte er und hob leicht den Kopf.
"Du hast mich umklammert wie ein Koala einen Eukalyptusbaum.", seufzte sie.
Er hob eine Augenbraue wie als wolle er ihr sagen wie um himmelswillen sie einen Koala mit ihm in Verbindung bringen konnte, wartete aber darauf, dass sie fortfuhr.
"Und dann hast du angefangen, meinen Hals zu küssen", fügte sie hinzu und beobachtete sein Gesicht genau.
Severus Gesichtsausdruck schwankte zwischen einem Stirnrunzeln und einem amüsierten Grinsen, und einen Moment lang wollte Hermine ihm wieder in den Bauch schlagen.
"Severus Snape, du warst wach?", fragte sie leicht verärgert und stützte sich auf ihren Ellenbogen ab.
Er lachte, sein Lachen war laut und unausstehlich. "Natürlich nicht", versprach er.
„Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass ich etwas gespürt habe", platzte es aus Hermine heraus und ihre Wangen erröteten sofort. Sie räusperte sich unbeholfen und wartete auf seine Reaktion.
Seine Augen weiteten sich einen Moment lang schockiert, dann rollte er sie dramatisch, „Halt die Klappe", murmelte er und vergrub sein Gesicht tiefer in das Kissen.
„Ich meine es ernst", beharrte sie, obwohl ein neckischer Unterton in ihrer Stimme lag, „Ich glaube schon."
Severus hob seinen Kopf gerade so weit an, dass er deutlich sprechen konnte, „Wenn du etwas gespürt hättest, würdest du es wissen. Und nicht behaupten 'ich glaube schon'." Seine Stimme war durch das Kissen gedämpft, aber die Selbstgefälligkeit war kristallklar.
Hermine keuchte, und ihre Verlegenheit verwandelte sich schnell in spöttische Empörung. Ohne nachzudenken, griff sie in ein Kissen und schlug ihm auf den Rücken - hart, aber er zuckte kaum zurück. Stattdessen begann sein ganzer Körper vor lauter Lachen zu zittern, das Gesicht immer noch im Kissen vergraben.
„Du bist so ein Arsch", brummte sie, obwohl sich bereits ein Lächeln auf ihre Lippen schlich. Sie setzte sich in Bewegung, um aus dem Bett zu kommen und ihrer eigenen wachsenden Peinlichkeit zu entkommen. Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg, und war sich sicher, dass sie jetzt knallrot waren. Bevor sie jedoch weit kommen konnte, griff Severus nach ihrem Arm und zog sie zu sich zurück. Sie viel auf die Matratze und landete in einem Wirrwarr von Gliedmaßen.
Die beiden brachen gemeinsam in Gelächter aus, und die Spannung löste sich in etwas viel Leichteres auf.
Severus seufzte tief, sein Lachen verebbte, als er sich neben ihr entspannte. „Es tut mir leid", sagte er und klang dabei ein wenig aufrichtiger. „Ich mache manchmal seltsame Dinge, wenn ich schlafe."
„Ist schon okay", antwortete Hermine achselzuckend und versuchte, ihre Beine zu entwirren. „Ich wusste, dass du nur ein mürrischer Idiot bist."
Severus Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „War es für dich genauso gut wie für mich?", fragte er und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.
Seine Stimme war neckisch, aber Hermine konnte nicht anders, als die Stirn zu runzeln und ihr Gesicht missbilligend zu verziehen. „Du bist schrecklich", sagte sie schlicht und wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
Severus zuckte nur mit den Schultern, wobei sein Grinsen nicht im Geringsten verblasste.
Hermine wurde sich plötzlich ihres Zustands bewusst. Ihr Haar sah aus wie ein Vogelnest - nicht das charmante, kunstvoll zerzauste, sondern das, das nach planlosem Aufbau schrie, als hätte der Vogel selbst aufgegeben. Und sie trug noch immer ihre verzauberten Sachen von gestern.
Sie musste ganz dringend duschen und möglichst noch vor dem Ende des Quidditchspiels im Gemeinschaftsraum ankommen.
"Toast. Mit Butter. Und Marmelade. Und etwas Kaffee.", rief Severus vom Bett aus nachdem sie aufgesprungen war und eilig versuchte ihre Kleidung in etwas annehmbares zu zaubern, offensichtlich unbeeindruckt von ihrem zerzausten Aussehen.
Hermine hielt inne, die Hände in die Hüften gestemmt, "Du hast mich gerade belästigt und jetzt soll ich dir Frühstück besorgen?"
"Wie laufen deine Dates denn sonst so ab?", fragte er mit der unschuldigsten und irritierendsten Stimme, die man sich vorstellen kann. Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, stürzte sich Hermine auf ihn und warf ihn auf das Bett.
Sie packte ihn an den Handgelenken und drückte ihn nieder, angetrieben von einer Mischung aus Frustration und Belustigung. Severus Lachen hallte durch den Raum, aber sie war entschlossen. Sie grub ihre Knie in seine Brust, und ihr improvisierter Ringkampf verwandelte sich in einen chaotischen Kitzel-Schleuder-Schlag-Krieg.
Hermine hatte die Oberhand und quälte ihn, bis er schwor, dass er sich übergeben musste. Sie wollte das Risiko lieber nicht eingehen, also ließ sie nach und lehnte sich zurück.
In einem Sekundenbruchteil drehte Severus die Situation um. Er stieß sie von sich, drückte sie unter sich fest und rollte sie auf den Rücken. Seine Knie landeten auf beiden Seiten ihrer Taille, während er schelmisch grinste.
"Gnade!" schrie Hermine zwischen Lachanfällen, aber sie konnte nicht ignorieren, wie gut er in diesem Moment aussah. Seine dunklen Augen funkelten, sein Grinsen war verrucht und verspielt und sie hatte seinen nackten Oberkörper direkt vor Augen: dieses Bild würde sie bestimmt nicht mehr vergessen können.
Severus hatte ihre Handgelenke mit einer Hand gegen ihren Bauch gepresst, während die andere gefährlich nahe an ihrer Seite schwebte, bereit, sie erneut zu kitzeln.
"Lass mich aufstehen", verlangte Hermine, wobei ihre Stimme seltsam und atemlos klang.
Er ließ sie los, und sie krabbelte schnell auf die Knie und griff nach einem Kissen was mit einem befriedigenden dumpfen Geräusch auf seinem Kopf landete.
Das löste eine weitere Runde Chaos aus. Severus sprang schneller als erwartet auf die Beine, stand auf dem Bett und griff nach dem nächsten Kissen. Was dann geschah, war verschwommen - von dem ungewöhnlichen Gefühl, dass alles in sich zusammenfiel. Hermine spürte, wie ein Knie ihr Gesicht traf, als Severus über sie stolperte und sie beide fielen.
Severus lachte, sein Atem war warm an ihrem Ohr, als sie in einem Haufen von Decken und Kissen verwickelt waren. Auch Hermine lachte und versuchte, sich aus dem Durcheinander zu befreien. Er jedoch blieb auf dem Boden liegen, ausgestreckt inmitten der Trümmer.
"Der Raum möchte uns wohl loswerden.", sagte er grinsend.
Hermine stand auf, sie verspürte ein seltsames, dringendes Bedürfnis, den Raum zu verlassen. Vielleicht war es die unangenehme Intimität, vielleicht waren es auch nur die Nachwirkungen des Chaos, aber sie brauchte frische Luft.
Auf dem Weg zur Tür viel ihr Blick auf den ruhigen Kessel, welcher augenscheinlich noch unverändert auf dem Tisch stand. Hatte Severus ihn überhaupt nochmal umgerührt?
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