[18]
Minho PoV
Mit von Tränen verschwommener Sicht fuhr ich zu Changbin. Ich verstand einfach nicht, was ich falsch gemacht hatte. Dass es daran lag, dass ich mit ihm schlafen wollte, konnte es eigentlich nicht liegen, denn er hatte es ja genau so sehr gewollt wie ich. Außerdem war das kein Grund, um eine Beziehung zu beenden und so in Panik zu verfallen, wie Jisung es getan hatte. Es passte einfach nicht zusammen. Gab es etwas, das ihn schon von Anfang an gestört hatte und das in diesem Moment verstärkt ans Licht gekommen war? War ich ihm einfach immer noch zu unsicher was den Umgang miteinander in der Öffentlichkeit anging und jetzt hatte er das Gefühl, dass ich es nicht ernst meinte, aber trotzdem schon mit ihm schlafen wollte?
Das ergab alles keinen Sinn.
Ich klingelte bei Changbin, der mir die Tür öffnete und mich stumm in eine Umarmung zog. Er konnte sich vermutlich schon genau denken, dass etwas zwischen Jisung und mir passiert war.
"Jisung. Er..."
"Es ist okay, Minho. Ich bin da. Alles wird gut..."
Felix tauchte hinter uns auf, um nachzusehen, was im Flur los war.
"Ich weiß nicht mal wieso...", weinte ich leise.
"Das klärt sich alles. Versprochen..."
"Ich gehe nach Jisung sehen. Ihm geht es damit wahrscheinlich nicht viel besser als dir.", meinte Felix, schloss sich kurz der Umarmung an und verschwand dann durch die Tür, sodass ich nun mit Changbin alleine war. Wo seine Eltern waren, wusste ich nicht, aber es war mir auch egal.
"Warum hat er das getan, Changbin?", fragte ich die Frage, die mir schon seit dem Moment, in dem Jisung es beendet hatte, auf dem Herzen brannte.
"Das weiß ich auch nicht. Aber er wird seine Gründe gehabt haben. Jisung würde dich nie verlassen, ohne dafür wirklich gute Gründe zu haben. Dafür liebt er dich zu sehr."
"Wenn er mich so sehr liebt, warum hatte er dann so eine Angst, als er bei mir war? Er ist die letzte Person, die sich vor jemandem wirklich fürchtet. Vielleicht vor Spinnen, Höhen oder Horrorfilmen aber niemals vor mir."
"Darauf kann nur er dir Antworten geben, Minho. Aber wenn er aus Angst gehandelt hat, kann es sein, dass er es im Nachhinein bereut. Vielleicht war das Ganze für ihn in dem Moment einfach zu viel und er hat überreagiert."
"Und was soll ich jetzt machen? Ich will ihn nicht komplett verlieren."
"Gib ihm einfach etwas Zeit. Wenn er vor etwas Angst hatte, willst du ihn damit ja nicht versehentlich konfrontieren, sonst bekommt er nur noch mehr Angst."
"Es tut so weh, Changbin."
"Ich weiß, Minho. Ich weiß. Aber der Schmerz wird es wert sein. Sieh es nicht so, dass du wegen Jisung leidest. Du leidest für Jisung. Damit er seine Angst, wovor auch immer er Angst haben mag, besiegen kann."
Ich nickte. In diesem Moment war ich echt froh, dass ich einen Freund wie Changbin hatte.
Jisung PoV
"... Und deshalb habe ich mit Minho Schluss gemacht.", beendete ich meine Erzählung und Felix sah mich ungläubig an.
"Also hast du mit ihm Schluss gemacht, weil irgendein Irrer, der aussieht wie Minho und sich Lino nennt, dich seit Jahren in deinen Träumen umbringt und du Angst hattest, dass Minho dich umbringen könnte?", fasste er kurz zusammen, was ich ihm so eben erzählt hatte.
"Das klingt ziemlich verrückt, oder? Oh man... Minho wird es nie verstehen, selbst wenn ich es ihm erklären würde. Es ist einfach zu seltsam."
"Selbst wenn es seltsam ist, brauchen wir eine Lösung. Davon, dass Minho dir sagt, dass er dich nicht umbringen wird, wird deine Angst nicht für immer verschwinden."
"Was schlägst du vor? Ich weiß mir nicht mehr zu helfen."
Felix verdunkelte seine Stimme ein wenig und sah mich ernst an.
"Du musst ihn umbringen."
"Sag mal spinnst du jetzt komplett?! Ich kann doch nicht Minho umbringen! Wie sollte das überhaupt meine Probleme lösen?! Im Gefängnis kommen doch nur noch neue dazu! Das kann ich nicht machen! Ich bin zu schön für den Knast!"
"Doch nicht Minho, du Idiot! Du musst Lino umbringen, damit er dich in Ruhe lässt und du unbesorgt zu deinem Lover kannst."
Mir entwich ein leises "Oh...". Was Felix gesagt hatte, klang so simpel, dass ich mich fragte, wieso ich da selbst noch nicht drauf gekommen war. Doch wie sollte ich das anstellen?
"Und wenn das nicht-"
"Klappe, Jisung. Kein wenn und aber. Du schaffst das, aber dafür brauchst du die richtige Einstellung. Sprich mir nach."
"Okay?"
"Ich bringe ihn um!", rief Felix enthusiastisch.
"Ich bringe ihn um...?"
"Motivierter. Mach es nochmal! Ich bringe ihn um!"
"Ich bringe ihn um."
"Motivierter, Jisung! Für Minho!"
"Ich bringe ihn um. Ich bringe ihn um!"
"That's the spirit! Und jetzt kämpfe für den Mann deiner Träume! Warte... Das war ne schlechte Wortwahl."
"Jap. War es definitiv.", lachte ich.
"Anyways! Kämpfe für Minho. Du kannst das, Jisung."
"Danke, Felix. Wirklich."
"Ist doch kein Ding. Wofür hat man denn beste Freunde, wenn nicht um Typen umzubringen?", grinste er.
"Richtig. Was wäre eine Freundschaft ohne Mordpläne?"
"Vermutlich normal, aber unglaublich langweilig.", antwortete ich und schob mir einen Esslöffel mit dem Kuchen in den Mund. Ich hatte schon vor langer Zeit entschieden, dass Kuchengabeln eigentlich viel zu klein waren, um damit vernünftig Kuchen zu essen und benutzte deshalb in Abwesenheit meiner Eltern eigentlich nur Löffel dafür. Der Kuchen schmeckte ähnlich wie der, den Minho mir gemacht hat, als ich mir meine Hand verletzt hatte. Urplötzlich verging mir der Appetit auf Käsekuchen und ich schon meinen Teller beiseite.
"Du hast keine Lust auf Käsekuchen? Dir muss es ja echt dreckig gehen."
"Ich hab einfach nur vorhin mit Minho schon mehr als genug gegessen. Das ist alles.", log ich.
"Morgen kannst du ihn ja immer noch essen. So schnell wird der ja nicht schlecht."
"Hm..."
"Kopf hoch, Jisung. Das wird schon wieder und dann kannst du glücklich mit Minho... was auch immer ihr machen wollt."
"Du hast Recht. Das wird schon alles irgendwie. Ich muss es nur versuchen."
"So ist es richtig."
Felix verbrachte noch den restlichen Abend mit mir, ehe er sich wieder auf den Weg zu Changbin machte. Er meinte zwar, dass er auch bei mir bleiben kann, wenn ich das wollte, aber ich lehnte ab. Es wäre einfacher für mich, wenn ich mich noch auf mein Vorhaben konzentrieren konnte und dabei war Felix mir einfach keine große Hilfe. Außerdem hatte er sich ja eigentlich mit Changbin getroffen, bevor Minho wegen mir bei ihm vorbei gekommen war, und ich wollte ihm nicht noch mehr Zeit mit seinem Freund rauben. Nun legte ich mich also in mein Bett und wartete auf die Tiefen meiner Träume, die mich jeden Moment verschlingen würden.
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Ob das der richtige Weg ist, den Felix da vorschlägt? 👀 Wir werden sehen.
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