//GEHEIME BESENFLUGSTUNDE//
AM SELBEN ABEND traf sich Amy mit ihren Freunden auf dem Quidditch-Spielfeld – heimlich, natürlich. In der Bibliothek hatten sie sich dazu mit Joseph Attenborough verabredet, der dafür gesorgt hatte, dass das Feld an diesem Abend etwas länger genutzt werden durfte. Damit er noch ein wenig üben konnte, bevor die Trainings wieder losgingen, hatte er den Lehrern gesagt. Einer der beliebtesten Spieler der Schule zu sein hatte eben die ein oder anderen Vorteile.
Dafür hatten sich die vier mit dem Abendbrot sehr zurückgehalten, um schneller nach draußen gehen zu können und, damit ihnen nichts schwer im Magen lag beim Fliegen. Besonders Amy wählte an diesem Abend eher Schonkost denn deftige Speisen. Sie war sich sicher, dass das Fliegen auf einem Besen nicht viel magenschonender sein würde als das Apparieren.
Bei der Vielzahl an Schülern fiel es vermutlich niemanden auf, dass Amy, Dion und Olive zusammen mit Joseph nach draußen gingen. Dort herrschte nahezu Windstille, wenn auch einige Wolken hoch am Himmel davon zeugten, dass dies in höheren Lagen anders aussah.
Bevor sie zum Spielfeld gingen, machten die Freunde aber noch einen Abstecher zu Hagrid, der sich Amys ersten Besenflug natürlich nicht entgehen lassen wollte.
»Und dieser Miese–Parker hat dich wirklich wegen eines Buchs angemacht, das Manda beschmiert hat?«, fragte Hagrid und schüttelte empört seine dicken Locken, nachdem Amy ihm von ihrer unangenehmen Begegnung in der Bibliothek erzählt hatte.
»Ja, er wollte, dass ich es bezahle. Andernfalls würde er Dumbledore darüber in Kenntnis setzen«, berichtete Amy mit verschränkten Armen. »Ich habe mich für Letzteres entschieden. Ich schätze Dumbledore nicht so ein, dass er mich wirklich für Mandas Untaten bestrafen würde.«
»Da schätzt du ihn richtig ein«, stimmte Olive ihr zu. »Er wird einmal kurz den Zauberstab schwingen und den Ahornsirup einfach wegzaubern. Fertig. Aus die Maus. Ganz einfach.«
»So? Ist es das?«, fragte Amy verwundert. »Aber warum hat dieser Mr Parker das Buch dann nicht selbst sauber gezaubert? Das sollte doch für ihn ebenso wenig ein Problem darstellen.«
»Das denkst du in deinem jugendlichen Leichtsinn«, kicherte Dion.
»Warum? Ist er so ein miserabler Zauberer, wie er ein grauenhafter Mitmensch ist?«
»Schlimmer als das. Er ist ein Squib.« Hagrid lachte zunächst mit einem belustigten Unterton, wurde allerdings sofort wieder still, als er sich daran erinnerte, dass Amys Mutter ebenfalls eine Squib war. »Verzeih mir, Amy. Ich bin kein schadenfroher Kerl, aber wenn sich jemand so überzeugt von sich selbst aufspielt und dann der einzige Squib an einer Zauberschule ist, dann muss man da schon schmunzeln, nicht?«
»Vermutlich. Aber warum arbeitet er hier, wenn er gar nicht zaubern kann?« Amy kratzte sich nachdenklich am Kinn. Sie hatte gehört, dass nicht wenige Squibs ein Leben außerhalb der Zaubererwelt führten und nicht unbedingt gern unter den magiebegabten Leuten gesehen wurden.
»Hogwarts ist eben ein sehr menschlicher Ort«, antwortete Joseph, der gerade damit fertig geworden war, seinen Flugbesen zu polieren. »Hier wird jedem eine Chance gegeben. Sogar Leuten, die schon zu alt sind, um noch eingeschult zu werden.« Mit einem Augenzwinkern blickte er zu Amy, die daraufhin das Gefühl hatte, ein wenig rot geworden zu sein. »Squibs arbeiten immer mal wieder in Hogwarts. Meist als Hausmeister oder eben Bibliothekare. Aber auch auf der Krankenstation können sie tätig sein, solange sie sich mit Medizin und Heilmitteln auskennen und nicht unbedingt aktiv zaubern müssen.«
»Dann sollte er doch eigentlich glücklich über diese Chance sein und nicht so viel schlechte Laune verbreiten«, sagte Amy, die beim Anblick des Besens ein mulmiges Gefühl im Magen bekam – oder lag es an Joe?
»Die meisten Squibs hatten es im Leben nicht einfach. Stell dir vor, du wirst von deiner eigenen Familie immer wie ein Störfaktor oder ein chronisch krankes Anhängsel betrachtet«, erklärte Olive. »Das hinterlässt Spuren und viele Squibs sind neidisch auf ihre magischen Mitmenschen und das lassen sie gern an denen aus.« Plötzlich verdunkelte sich Olives Blick und sie guckte traurig auf ihre Schuhspitzen. »Es ist nicht gut, wenn man Leute hänselt, für etwas, wofür sie nichts können«, fügte sie kaum hörbar hinzu.
Dion legte daraufhin tröstend den Arm um ihre Schultern. »Lass uns nicht mehr von diesem grimmigen Parker sprechen. Amy, hast du dir die Bücher schon angesehen, die wir vorhin für dich ausgewählt haben?«
»Ich habe kurz durchgeblättert. Aber bis jetzt ist das für mich alles noch so, als würde ich Chinesisch rückwärts lesen und dabei Handstand machen.« Amy glaubte nicht, dass sie das alles jemals völlig verstehen oder gar beherrschen würde. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie das, was sie bislang in Hogwarts gesehen hatte, dermaßen beeindruckte, dass sie fest entschlossen war, wenigstens ein paar einfache Zauber zu lernen.
»Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber wenn wir heute noch eine Runde mit dem Besen fliegen wollen, dann sollten wir bald anfangen«, unterbrach Joe das Gespräch, der nun auch mit der Prüfung eines der Schulbesen fertig war. »Je später wir beginnen, je eher werden wir entdeckt, bei dem, was wir vorhaben. Wir müssen die Zeit nutzen, solange die meisten Schüler und Lehrer noch mit dem Abendbrot und allem beschäftigt sind. Außerdem frischt der Wind langsam auf und wir wollen doch bei deinem ersten Flug beste Voraussetzungen haben oder, Amy?« Wieder war sich Amy nicht sicher, ob sie wegen des bevorstehenden Besenfluges oder wegen Joes Lächeln so nervös wurde.
Der Gryffindor-Schüler trat ein paar Schritte auf sie zu und hielt ihr den schuleigenen Besen hin. Er sah wirklich schon etwas ramponiert aus. Seine Reisigzweige waren an vielen Stellen abgebrochen oder standen unschön ab. Amy nahm ihn zögerlich an sich und musste aufpassen, sich nicht daran du piksen.
»Er fühlt sich eigentlich ganz normal an«, sagte sie mehr zu sich selbst, als sie das magische Fortbewegungsmittel neugierig beäugte und betastete.
»Was hast du denn erwartet? Dass er Funken sprüht bei jeder Berührung?« Hagrid lachte dröhnend und hielt sich dabei den großen Bauch, indem sicher so viel Essen reinpasste, wie andere Menschen in einer ganzen Woche benötigten.
»Nein, aber, na ja. Ich weiß auch nicht – dass es irgendwie ein erhabenes Gefühl ist. Ein Kribbeln oder so. So wie, als ich meinen Zauberstab gefunden habe.« Amy war es noch immer schleierhaft, wie man auf diesem vermeintlich simplen Auskehrer durch die Luft fliegen konnte.
»Warte ab, bis du oben bist, Amy. Dann kommt das Kribbeln von allein. Fangen wir an!« Joseph legte seinen Besen neben sich auf den Boden ab. »Mach es einfach so wie ich und ärgere dich nicht, wenn es nicht sofort funktioniert. Das muss nicht an dir liegen, sondern an diesem alten Besen. Die Schule kann sich im Moment keine moderneren leisten. Aber für den ersten Versuch sollte es reichen. Da wäre ein schnellerer Besen nicht die beste Wahl, schätze ich.«
»Ja, das denke ich auch«, sagte Amy und ihre Stimme begann zittrig zu werden.
»Keine Angst, Amy. Wir sind da und retten dich, falls nötig.« Olive und Dion hatten ihre Besen ebenfalls dabei, um Amy bei ihrem ersten luftigen Ausflug zu begleiten.
»Dann fangen wir jetzt an. Konzentriere dich gut auf deinen Besen, Amy.« Amy nickte Joe nervös zu und starrte dann auf den Besen zu ihren Füßen.
»Jetzt schau her! Strecke deine rechte Hand über den Besen aus. So in etwa.« Joes Hand schwebte über seinem Besen. »Dann rufst du einmal kräftig >Hoch!<«
Amy staunte nicht schlecht, als in dem Moment, als ihre Freunde das absolut unmagische Wort Hoch riefen, die Besen wie von Geisterhand in die Höhe schwebten.
»Jetzt du, Amy. Trau dich!«, sprach Olive ihr Mut zu.
»Also gut. Dann mal los.« Amy verkrampfte ihren ausgestreckten Arm regelrecht in der Vorbereitung, gleich einen Zauber auszuüben, und atmete tief durch, bis sie sich endlich überwand. »Hoch!«, rief sie schließlich ihren Besen an und es geschah – nichts.
»Versuch es noch einmal!«, rief Dion, der bereits auf seinem Besen Platz genommen hatte und etwa eineinhalb Meter über dem Boden schwebte. Neben ihm taten es ihm Joe und Olive gleich. Hagrid schaute wehmütig zu und seine käferschwarzen Augen begannen im schwachen Licht des Stadions zu funkeln.
Amy versuchte es noch einmal. Nichts tat sich. Dann versuchte sie es wieder und wieder. Nichts passierte.
»Ich bin vielleicht auch eine Squib oder einfach nur ein riesengroßes Missverständnis«, sagte sie resigniert.
»Nein, bist du nicht. Ich meine, der Besen hat bereits gezuckt«, munterte Joe sie auf, der neugierig ein paar Runden um Amy und ihren sturen Besen flog. »Ich habe dich ja gewarnt, dass diese alten Besen nichts taugen. Los. Probier es noch mal und sei nicht zu höflich. Mach dem Besen klar, dass du hier das Sagen hast. Los, Amy. Ich vertraue dir, dass du es kannst!«
Beflügelt durch Joes aufmunternde Worte nahm Amy ein weiteres Mal all ihren Ehrgeiz zusammen und rief den Besen an. Dieses Mal klang sie dabei so forsch, dass Hagrid fast anstelle des Besens einen Satz in die Höhe gemacht hätte. Doch er war nicht der Einzige, der sich von dem Befehl angesprochen fühlte.
»War das einer von euch?«, rief Amy ihren Freunden zu und ließ reflexartig ihren rechten Arm sinken, woraufhin der Besen wieder zu Boden sank.
»Nein, das warst du, Amy!«, rief Hagrid und hüpfte aufgeregt auf und ab, dass es unter seinen Füßen nur so staubte.
»Veralbert ihr mich auch nicht? Das kann ich gar nicht glauben!« Amy hielt sich fassungslos die Hand vor den Mund und betrachtete den Flugbesen, der jetzt wieder reglos vor ihr lag.
»Probier es erneut und du wirst sehen, dass du es bist, die hier zaubert!«, ermutigte Dion die Fluganfängerin.
»Wie du meinst. Hoch!« Ein weiteres Mal fing der alte Schulbesen an, zu schweben.
Er pendelte sich auf Amys Hüfthöhe ein und wartete dort geduldig auf weitere Befehle.
»Was soll ich jetzt machen?«, fragte Amy und umkreiste ihr magisches Gerät ungläubig.
»Draufsetzen!«, rief Joe ihr zu und zog seine Kreise über den Sportplatz.
»Auf deine Verantwortung.« Behutsam, als würde sie erwarten, dass der Besen unter ihrem Gewicht zusammenbräche, kletterte Amy rittlings auf den Stiel und der war komplett anders, als sie es erwartet hätte.
»Ist da so eine Art unsichtbares Sitzkissen dran? Ich hatte befürchtet, dass die ganze Sache voll unbequem ist, aber ich sitze richtig weich und den Umständen entsprechend gemütlich«, quiekte Amy überrascht.
»Der Polsterungszauber von 1820 war ein Meilenstein in der Flugbesengeschichte«, erklärte Joseph. »Bedank dich beim guten alten Elliot Smethwyk.«
»Ich werde jeden Abend an ihn denken«, ulkte Amy. »Und wie gehts jetzt weiter?«
»Mit den Füßen auf die Pedale und dann einfach wie bei einem Fahrrad steuern«, versuchte Olive Fluganweisungen zu geben.
»Mehr nicht? Na meinetwegen.« Amy klemmte ihre Füße auf die dafür vorgesehenen Stütze links und rechts neben dem Besenstiel und umklammerte das vordere Ende fest mit den Händen. »Das wackelt aber ganz schön!«
»Nur Mut! Du musst auch gar nicht hoch fliegen, fürs erste Mal. Dreh einfach ein paar Runden über den Platz.« Dion drückte ihr beide Daumen, doch da war es bereits geschehen.
Amy verlor das Gleichgewicht, vollführte eine regelrechte Eskimorolle und hing am Ende kopfüber unter dem Besen.
»Nicht aufgeben, Amy!« Olive und Hagrid jubelten um die Wette, während die Fluganfängerin sich mühsam an ihrem Besen hochzog.
»Alles bestens! Ich probier's noch mal.« Amy nahm einen tiefen Atemzug und dann riss sie die Spitze des Besenstiels nach oben. Etwas heftiger, als sie es beabsichtigt hatte.
»Amy! Nicht so hoch!«, rief Joe ihr zu und fegte ihr hinterher.
Die Achtzehnjährige krallte sich wie ein Klammeräffchen am Besenstiel fest und kniff ihre Augen ganz fest zu.
»Amy! Tief durchatmen!«, hörte sie von unten Olive rufen.
Dann spürte sie eine Hand an ihrer Schulter und erschrak.
»Psst! Ich bin's.« Joe hatte sie erreicht und griff mit seiner linken Hand an Amys Besenstiel, um ihn vorsichtig Richtung rettenden Boden zu lenken. »Das passiert vielen Anfängern. Die erste Flugstunde ist immer aufregend – nicht bloß für die Schüler selbst. Im Krankenhausflügel ist an diesem Tag immer das ganze Personal anwesend, weil es im Anschluss viele Verletzte gibt. Aber keine Sorge. Gestorben ist, soweit ich weiß, noch kein Kind.«
»Ein Kind vielleicht nicht, aber so eine alte Schrulle, die von Pipapo keine Ahnung hat«, Amy versuchte ihre Angst mit Sarkasmus zu kaschieren, was nur bedingt gelang.
»Wir fliegen jetzt gemeinsam ein paar Runden, ja?«, schlug Joe vor, der nicht hinnehmen wollte, dass Amys erster Flugversuch in einem Desaster endete. »Halt dich einfach mit der einen Hand an meinem Arm fest und mit der anderen am Besen. Ich fliege auch ganz besonders vorsichtig.« Er lächelte sie aufmunternd an und Amy fasste wieder Mut.
»Wie könnte ich da Nein sagen?«, sagten sie verlegen und klammerte sich mit der linken Hand an Joes Oberarm.
Joseph drehte daraufhin einige Runden über dem Quidditch-Spielfeld und achtete auf eine möglichst gemächliche Geschwindigkeit, was seinem Naturell ganz und gar nicht entsprach.
»Wollen wir noch ein bisschen höher fliegen? Ich pass auch auf dich auf. Wenn du runterfällst, zaubere ich dir ein Polster, um den Aufprall abzufedern.«
»In Ordnung«, willigte Amy ein. »Aber nicht so hoch, wie eben.«
»Versprochen. Nur so hoch, dass du einen schönen Ausblick über das gesamte Gelände von Hogwarts hast.«
So war es dann auch und Amy kam aus dem Staunen nicht raus. Es war mittlerweile dunkel und überall unter ihnen funkelten Lichter. Der große See und der verbotene Wald erstreckten sich wie schwarze Teppiche und sahen aus dieser Entfernung dennoch klein und unbedeutend aus. Insgeheim wünschte sich Amy, ein paar Tierwesen zu sehen. Leider wehte, je höher sie flogen, ein kräftiger werdender Wind, der Joe zum Sinkflug zwang.
»Es tut mir leid, Amy. Das Wetter schlägt um, wir sollten lieber landen.«
»Nicht schlimm. Das, was ich gerade erlebt habe, ist mehr, als ich jemals erträumt hätte. Ich denke, ich könnte eventuell Gefallen am Fliegen finden.«
»Das hoffe ich doch sehr.« Joseph schmunzelte verlegen. »Kann ich davon ausgehen, dass du mir bei den Spielen zujubelst?«
»Worauf du dich verlassen kannst!«
Langsam landeten die beiden auf dem Spielfeld und wurden von den anderen aufgeregt in Empfang genommen. Sie sprachen alle durcheinander und Amy hatte Mühe, die einzelnen Worte zu verstehen, aber das war auch nicht nötig, denn sie wusste, was sie wissen wollten.
»Es war großartig! Das Beste, was ich jemals erlebt habe!«, rief Amy, als sie von ihrem Besen kletterte.
Sie zitterte am ganzen Körper und ihr war ein wenig übel. Aber sie war glücklich.
»Ich bin sicher, dass dieses Jahr der absolute Wahnsinn wird. Ich danke euch, dass ihr mich so herzlich aufgenommen habt.«
Amy gab jedem ihrer neuen Freunde eine Umarmung und ging dann mit Olive zum Schloss. Hagrid stapfte zur Wildhüterhütte und die Jungs brachten die Besen zurück.
»Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass du das mit Absicht gemacht hast«, sagte Olive und grinste Amy auffordernd an, als sie die Eingangshalle betraten.
»Was meinst du? Mich zum Affen machen?«
»Ja! Es war beinahe episch, wie Joe dir zu Hilfe geeilt ist und dann der Rundflug – eng umschlungen. Romantischer geht es gar nicht mehr.«
»Ach, Olive. Du hast eine blühende Fantasie«, wiegelte Amy ab. »Er ist Profi. Klar, dass er mir am besten helfen konnte. Mir war da oben jedenfalls nicht nach Romantik oder was auch immer zumute.«
»Aber gemeinsame Abenteuer schweißen zusammen, glaub mir. Du wirst deinen Enkelkindern noch von dem heutigen Abend erzählen. Verzeihung – euren Enkelkindern.«
»Olive!«
»Ich mein ja nur. Zumindest würdest du besser zu ihm passen, als diese picklige Frances mit ihren schiefen Zähnen. Du hättest das damals sehen sollen, wie eklig das war, als sie sich an Joe ranmachen wollte.«
»Olive!« Diesmal war es nicht Amy, die Olive ermahnte, sondern Dion.
»Oh, Dion. Du bist ja schon da«, sagte die Ravenclaw-Schülerin erschrocken.
»Und keine Minute zu spät, wie ich höre. Wolltest du nicht damit aufhören, über deine Mitschüler herzuziehen?« Dionysos blickte seine Freundin mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an.
»Es tut mir leid. Da sind wohl die Pferde mit mir durchgegangen.« Olive senkte den Blick und biss sich auf den Zeigefinger.
»Ich gehe dann mal wieder runter in meinen Schlangenkeller. Vielen Dank noch mal und bis morgen«, stahl sich Amy aus dieser unangenehmen Situation und war froh, dass Joe nichts davon mitbekommen hatte. Er kam erst jetzt ins Schloss zurück und winkte ihr zum Abschied zu.
Auf den Gängen des Schlangenkellers erlebte Amy bereits den nächsten Schreck, als sich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten näherte.
»Tom! Hast du mich erschreckt!«, rief sie erleichtert aus, als sie den vermeintlich Unbekannten erkannte.
»Nichts für ungut, Schätzchen«, sagte dieser und kam auf sie zu. Er blieb erst stehen, nachdem sein Gesicht ganz nah an Amys rechtem Ohr war, und sprach dann leise weiter. »Ich habe mitbekommen, wie du Parker die Stirn geboten hast. Beeindruckend. Auch deine geheime Besenflugstunde ist mir nicht entgangen. Ich hätte nicht erwartet, dass du so rebellisch unterwegs bist.«
Amys Herz fing an zu rasen, als sie den Schulsprecher diese Worte flüstern hörte. »Wirst du mich jetzt verpetzen, wie damals Hagrid?«, fragte sie und bemühte sich, nicht verängstigt zu klingen.
»Aber wo denkst du hin? Ich begrüße es, dass du mehr von diesem Jahr willst, als bloß irgendwelche Informationen zu sammeln. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei.«
Mit einem flüchtigen Nicken stiefelte Riddle zurück in den Slytherin-Gemeinschaftsraum.
Amy versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als sie diesen ebenfalls betrat. Aber in ihrem Inneren flog alles bei ihr nach wie vor in schwindelerregenden Höhen über das Schlossgelände, doch daran war nicht mehr nur allein der Besenflug schuld. Wieso schaffte es dieser Typ immer wieder, ihre Euphorie zu bremsen und sie derart zu vereinnahmen?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro