Prolog
„Simón?" Zielstrebig ging Ámbar auf den Mexikaner zu. Dieser hielt in seiner Bewegung inne und sah sie aufmerksam an, als Zeichen, dass sie fortfahren sollte. „Ich möchte dir gern etwas vorschlagen", fing sie an, doch Simón ging sofort in die Defensive: „Ich lasse mich ganz bestimmt nicht wieder auf eines deiner Spielchen ein."
So, wie er da stand – aufrecht, beide Füße fest auf dem Boden und mit entschlossenem Blick, der sich wie kleine Pfeile in ihre Augen zu bohren schien –, glaubte sie ihm jedes Wort. Simón meinte das Gesagte genau so, wie er es gesagt hatte, doch die Anschuldigung und das durch diese deutlich werdende Misstrauen in seinen Worten trafen sie mehr als ihr lieb war. Es sollte ihr nach allem, was er ihr im letzten Jahr vorgeworfen hatte, egal sein, doch dem war nicht so. Statt einer leichten Bekümmertheit oder gar Gleichgültigkeit fühlte sich jedes schlechte Wort, das er an sie richtete, an wie ein spitzer Kieselstein, der durch ihren Brustkorb geschleudert wurde wie eine Bingokugel in der Trommel.
Jedoch ließ sie sich von diesen Gefühlen nichts anmerken. „Wieso denkst du eigentlich sofort wieder, dass es etwas Schlechtes ist?", hielt sie dagegen.
„Weil ich dich kenne."
Natürlich. Was sonst. Simóns Antwort auf alles. Wären die Umstände anders, wäre Ámbar mit Sicherheit genervt, doch so wünschte sie sich nur, Simóns aktuelle Meinung über sie ändern zu können. Von der gegenseitigen Zuneigung, die sich im Jahr zuvor zwischen ihnen entwickelt hatte, schien nichts mehr übrig zu sein, doch Ámbar wusste, dass der Schein zumindest von ihrer Seite aus trog. Und sie wünschte sich sehnlichst die Zeit zurück, in der zwischen ihr und Simón noch alles gut gewesen war. Die Zeit, in der er noch das Gute in ihr gesehen und sie nicht wie alle anderen als gemeines, unberechenbares Biest abgestempelt hatte, das nur Böses im Sinn hatte.
„Und genau darum geht es, Simón. Du behauptest immer, mich und meine Welt perfekt zu kennen, aber so ist es nicht!" Sie machte eine Pause, um ihre Worte zu verdeutlichen, ließ sie in der Luft hängen. „Deshalb habe ich mir etwas ausgedacht und ich würde dich bitten, dass du dir meine Idee zumindest einmal anhörst."
„Ich bin ganz Ohr."
„Die Idee ist folgende: Du verbringst eine Woche als Red Shark. Dann werden wir sehen, wie gut du meine Welt wirklich kennst."
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