Kapitel 27
Ich öffnete meinen Mund, aber es kamen keine Wörter raus. Was hat er gesagt? Was hat Tante Maggie gesagt? Wollte er ihr nur sagen, dass sie mich nicht mehr sehen wollten?
Das Lied wechselte zu einer Balade. Keiner aus meinem Rudel hatte engen Kontakt zu meiner Tante oder sonst jemanden aus meiner Familie. Ich war immer allein hergekommen, aber ich hatte immer gedacht, dass ich irgendwann mal Selena und Deborah oder Alec oder sonst jemanden mitnehmen würde. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Sicher würde keiner mehr mitkommen wollen.
Ich habe nie viel mit meinem Rudel über meine Familie gesprochen, und mit meiner Familie habe ich noch weniger über mein Rudel gesprochen. Tante Mag war ein Werwolf, aber mein Onkel, Tessas und Lukes Vater, ist ein Mensch, und Tessa und Luke wurden deshalb als Menschen geboren. Keiner von beiden hat je darüber mit mir gesprochen, aber sie machten nie den Eindruck, als wären sie sehr traurig das sie nicht die Fähigkeit hatten, sich in einen Wolf zu verwandeln. Aber was wusste ich schon? Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen.
"Ach, hast du das?", brachte ich schließlich heraus, unfreundlicher als ich eigentlich klingen wollte. Ich lächelte freundlich damit Tante Mag merkte, dass ich es nicht so gemeint hatte.
"Ja, das hab ich.", sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Mann ging hinter uns die Stufen hoch ins Haus während er die Melodie des Liedes mitsummte, aber meine Tante ließ sich nicht ablenken. Eine Haarsträhne löste sich aus ihrer Frisur und fiel ihr ins Gesicht. "Ascarda", fuhr sie fort, "ich hab mir schon gedacht, dass du dir nicht Becks Erlaubnis geholt hast, um hierherzukommen, aber ich dachte du hättest ihm wenigstens gesagt, wo du bist."
"Hast du ihm den gesagt, wo ich bin?", fragte ich nervös, bevor ich es verhindern konnte.
Tante Mag schüttelte den Kopf und eine Welle Erleichterung strömte durch meinen Körper.
"Nein.",sagte sie, "Aber ich frage mich, ob dass die richtige Entscheidung war. Ich will wissen, warum du weggelaufen bist."
Als ich nicht antwortete, sagte Tante Mag: "Wenn du es mir schon nicht sagen willst, ruf ihn wenigstens an und sag ihm, dass es dir gut geht. Er klang sehr besorgt." Sie streichte mir kurz über die Schulter, drückte mir das Telefon in die Hand und verschwand wieder zu ihren Gästen.
Ich seufzte und starrte auf das Telefon in meiner Hand. Ich spürte Lukes fragenden Blick auf mir, tat aber so, als ob ich ihn nicht bemerkte.
Ich drehte mich um, ging die Treppen hoch und verzog mich in Tessas Zimmer. Mein Körper fiel wie von selbst auf das Bett, das Telefon aus meiner Hand und blieb still auf der Matratze liegen, nachdem es einen kleinen Hüpfer gemacht hat.
Mit meinen Fingern fuhr ich die rosaroten Blumen auf Tessas Tagesdecke nach, während ich mir nochmals Tante Mags Bitte in den Kopf rief. Ruf ihn wenigstens an und sag ihm, dass es dir gut geht. Er klang sehr besorgt.
Beck und Tante Mag hatten sich noch nie viel zu sagen, sie redeten nur miteinander wenn ich sie besuchte, um sich zu versichern, dass ich auch wirklich zu ihr ging und nichts anderes tat. Aber ich bezweifelte, dass er besorgt war. Nach allem, was ich in den letzten sechzehn Jahren angestellt hatte, sollte ihm das nicht überraschen. Und vor allem nicht nach den letzten Ereignissen. Oliver trat wieder in meine Gedanken, aber ich schob die Erinnerung in die hinterste Ecke meines Kopfes, bevor ich wieder richtig darüber nachdachte.
Ich starrte auf das Telefon neben mir und fällte eine Entscheidung.
Ich stand auf und ging wieder nach draußen, das Telefon ließ ich unberührt auf dem Bett liegen.
Sobald ich den ersten Fuß wieder ins Gras gesetzt hatte, stand Tante Mag vor mir. "Hast du ihn angerufen?"
"Ja", log ich "hab ich." Und bevor sie noch weiter fragen konnte, schenkte ich ihr ein Lächeln und setzte mich wieder neben Tessa.
Das blonde Mädchen - ich hatte ihren Namen bereits vergessen - wischte sich ihre Finger an einer Serviette ab und legte sie dann auf ihre Oberschenkel.
"Tessa, wir haben nur noch eine Stunde.", sagte sie erschrocken und starrte auf ihre silberne Uhr.
"Oh!", antwortete Tessa und sprang auf. "Janett, kommst du? Du musst Claire mit ihren Haaren helfen.", fragte sie das zweite Mädchen. Janett lachte gerade über etwas das Matt gesagt hatte, stand aber nickend auf und ging zu Tessa. Tessa, Janett und Claire verließen den Tisch, während ich mit den Jungs sitzen blieb.
"Für was wollen sie sich fertig machen? Sie sehen doch schon gut aus.", sagte ich zu Luke uns drehte meinen Kopf in Tessas Richtung.
"Heute ist ein Lagerfeuer. Du kommst doch mit?" Es klang eher wie ein Befehl als eine Frage.
"Du meinst sowas wie eine Party?", fragte ich und Luke nickte. Ich rutschte nervös auf meinem Gartenstuhl hin und her und nahm mein fast leeres Glas in die Hand, nur damit ich etwas tat. "Ich weiß nicht..."
Um ehrlich zu sein: ich war noch nie auf einer Party. Dank Beck und seiner Überfürsorge hatten wir in der Schule (und, eigentlich, auch außerhalb) nicht die Besten sozialen Kontakte. Es war ein Wunder das ich mit Jane im Bus reden durfte. Wir gehörten nicht zu den Beliebten, der IT-Clique oder wie man es auch sonst nannte. Wir wurden oftmals übersehen. Keiner kannte uns, und auch wenn uns das manchmal nervte, konnten wir nichts dagegen tun.
Aber noch nie zuvor hat es mich gestört, nicht auf eine Party gehen zu können. Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht. Ich hatte mir selbst einen Spaß gemacht, wenn ich mich nachts in den Wald schlich oder einfach zu Hause einen Film ansah.
Es hat mich noch nie gestört, bis zu diesem Augenblick.
Ich wollte zu diesem Lagerfeuer und tanzen, lachen und was man sonst so auf Partys machte. Ich wollte für einen Abend ein normaler Teenager sein wie meine Cousins es waren. Ich wollte die ganze Nacht wegbleiben und feiern.
Aber ein Teil meines Gehirns sagte mir, dass es falsch war zu feiern, während sich Selena zu Hause ihre Augen ausheulte, weil ich ihren Bruder tötete. Der Wind pfiff um meine Arme und blies ein paar Strähnen aus meinem Gesicht.
"Ach, komm schon, Ascarda", sagte Elliot plötzlich und legte seinen Arm um mich, während er sich auf den freien Platz neben mir setzte, "was immer du auch getan hast, die Party wird dir helfen deine Lebenswillen wieder zu finden." Elliot grinste mich an und Luke und Matt lachten kurz auf.
"Woher weißt du, dass ich etwas getan habe?" Dann fügte ich hinzu: "Und ich habe meinen Lebenswillen nicht verloren."
"Intuition?", schlug er vor. Elliot nahm seinen Arm von meiner Schulter und rieb die Hände aneinander. Er ließ seinen Blick kurz über Tessas Outfit wandern, dass sie mir geborgt hatte, dann sagte er: "Du solltest dir vielleicht noch was anderes anziehen. Ich bin sicher, Tessa hat etwas dass sie dir borgen könnte."
"Er hat recht.", mischte sich jetzt auch Matt ein, "Ich meine, versteh mich nicht falsch, du siehst gut aus in Jogginhose, aber ich bin sicher, in einem von Tessas Kleidern siehst du noch besser aus."
So langsam hatte ich das Gefühl, dass ich gar nicht wissen wollte welche Kleider Tessa in ihren Schrank hatte. Genervt sah ich zu Luke, doch er lachte nur und zuckte mit den Schultern.
Wie aufs Stichwort öffnete Tessa ihr Fenster und rief mich zu sich. Als ich mich auf den Weg zu Tessas Zimmer machte, läutete es an der Tür. Das mussten wohl Lukes restliche Freunde sein, aber ich kümmerte mich nicht darum sondern öffnete Tessas Tür. In ihren Zimmer spielten laut die Artic Monkeys; Claire saß vor Tessas Schminktisch und suchte etwas in einer Schachtel, Tessa stand vor ihrem Kleiderschrank und Janett lag auf dem Bett. Ich machte es ihr gleich und legte mich auf die andere Seite.
Janett drehte sich zu mir und lächelte: "Hi, ich bin Janett."
"Ascarda.", antwortete ich und versuchte freundlich auszusehen.
Janett wollte etwas sagen, als plötzlich fünf Kleider auf ihr landeten. "Autsch, Tessa! Du hast mir die Kleiderhaken auf den Kopf geworfen!", beschwerte sie sich und setzte sich auf. Als Tessa nicht sofort reagierte, schmiss Janett die Kleider vom Bett und rollte sich zu einer Kugel zusammen.
Ohne sich umzudrehen befahl Tessa mich zu sich. Seufzend erhob ich mich und stellte mich neben sie. Tessas Kleiderschrank war komplett verwüstet und man konnte kein einziges Kleidungsstück erkennen. Ich glaubte sogar, dass ein Regal kurz davor war aus der Halterung zu berechen.
"Tessa, auf was schauen wir da?", flüsterte ich.
Plötzlich zog Tessa ein türkises Kleid aus ihrem Haufen und hielt es an meinen Körper.
"Was meint ihr?", fragte sie Clair und Janett, die zu meinem Bedauern den Kopf schüttelten. Das würde ein langer Abend werden.
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Ich hab das Kapitel jetzt nicht korrekturgelesen, also nicht wundern wegen fehlern oder so :)
wer von euch schaut teen wolf? ich hab letzte woche angefangen und bin jetzt bei der dritten staffel und ich liebe es! ♥
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