Kapitel 23
Lächelnd ging er vor uns auf und ab. Eine Weile lang sagte keiner etwas, bis Aros den Finger hob: "Weißt du," ,grinste er und sprach dabei niemand bestimmten an, "ich lernte deinen Vater kennen, als ich zehn war."
Jetzt war es eindeutig mit wem er sprach. "Er war gerade mit seiner Familie hierher gezogen. Oder wohl eher mit seiner Mutter, sein Vater war ja...verschwunden, wie du wahrscheinlich weißt." Aros fuhr unbeiirt fort und stoppte dabei nicht seinen Marsch und würdigte mich während seiner Rede auch nicht eines Blickes.
"Wir trafen uns in einem Park. Evan und ich freundeten uns schnell an, und zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal das er ebenfalls ein Wolf war. Doch als die Wahrheit nach einigen Monaten zum Vorschein kam, verboten uns unsere Eltern noch weiter den Kontakt zu halten, weil wir aus zwei verschiedenen Rudeln kamen." Aros machte eine Pause und blieb stehen. Die Luft schien sich elektrisch aufgeladen zu haben und ich hatte mit jeden Atemzug Angst, eine Bewegung zu viel zu machen. Oliver, Nathan, Silas und Alec versuchten sich so unauffällig wie möglich vor mich zu stellen. Sie hatten wahrscheinlich schon die selbe schreckliche Vorahnung wie ich.
Plötzlich drehte Aros sich zu mir und ich zuckte vor Schreck zusammen: "Das hielt uns aber nicht davon ab, uns weiterhin zu treffen. Wir schafften es sogar, unsere Freundschaft einige Jahre vor unseren Rudeln geheimzuhalten." Aros schien stolz auf sich zu sein, während er eine besondere Betonung auf das Wort 'Jahre' legte.
"Und dann trat deine Mutter in die Bildfläche."
Sein Gesichtsausdruck hätte nicht friedlicher sein können, doch seine Stimmte triefte nur so vor Wut. Er legte den Kopf schief, bewegte sich wieder einige Schritte von uns fort und sprach weiter: "Sie war schön. Groß, schlank, dunkles Haar." Urplötzlich stand Aros neben mir und spielte mit einer Strähne meines Haares. Ich schloss zitternd die Augen und trat einen Schritt nach vor.
"Genauso wie deins."
Die Tür öffnete sich und ein blonder Junge betrat den Raum. Hinter ihm stand ein Junge mit braunem Haar, grünen Augen und gelangweiltem Gesichtsausdruck. Der blonde Typ schien nicht erfreuter, und beide stellten sich, ohne jemanden anzusehen, neben Auroa und dem kleinen Mädchen.
Aros riss seine Aufmerksamkeit von mir los und stellte sich vor Alec. "Ezra, Connor. Ich hatte euch nicht mehr erwartet." Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und legte wieder den Kopf schief.
Der blonde schüttelte kurz grinsend den Kopf, bevor er ihn hob und sarkastisch antwortete: "Wie könnten wir uns so etwas entgehen lassen? Immerhin haben wir ja den Stammesführer bei uns."
Wir müssen hier weg.
"Aber natürlich. Ezra, hol das Buch." Aros drehte sich zu mir und lächelte: "Ich fürchte, die Geschichte muss noch warten."
Der braunhaarige Junge seufzte und trat aus der Menge. Langsam schlenderte er zu einem der Bücherregale und warf uns dabei einen kurzen Blick zu. Ich schluckte und sah mich um, während Aros und ein paar andere des Rudels einen Platz am Tisch einnahmen. Auroa, Connor, das kleine Mädchen und ein anderes Mädchen in Auroas Alter waren die Einzigen, die stehen blieben.
Hinter mir brodelte das Feuer im Kamin. Als Ezra plötzlich ein altes, verstaubtes Buch aus dem Regal zog, hörte sich das Knistern der Flammen viel zu laut an. Das Ticken der Uhr verging viel zu schnell. Ezras langsamer Gang wirkte auf einmal wie ein Marathonlauf auf mich. Verwirrt blieb er stehen. Er verdrehte die Augen, drehte sich um und suchte ein anderes Buch aus dem Regal.
In meinen Gehirn drehten sich alle Räder, trotzdem war mein Kopf völlig leer. Es gab keine Fenster, und die Türen waren alle zu weit weg. Es gab überhaupt keine Fluchtmöglichkeit.
Wir konnten auch nicht unsere Kräfte einsetzten, dank dieses kleinen Mädchens. Sie stand jetzt mit dem Rücken zu uns, aber ich war mir sicher, dass sie immer noch etwas vor sich hin murmelte.
Wieder drehte ich mich zu dem Feuer, als mir etwas auffiel. Neben dem Kamin waren in einem Metallständer verschiedene Metallstäbe platziert, wahrscheinlich für den Kamin. Wenn ich nah genug dran käme, könnte ich mir einen als Verteidigung schnappen. Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorn. Zu meinem Pech lag das Auroas Augenpaar auf mir. Jetzt wusste ich, wie sich ein Hase fühlte, wenn er gejagd wurde.
Das kleine Mädchen wimmerte, drehte sich zu uns und kniff die Augen fest zusammen, bevor sie mit einer Hand Auroas packte. Besorgt schaute sie zu ihr, kniete sich auf den Boden und fuhr ihr mit der freien Hand über den Kopf.
Ich nutzte die Chance, trat einige Schritte zurück, holte mir einen Stab und stellte mich so schnell wie möglich wieder hinter Silas. Meine Beine stellte ich eng nebeneinander, sodass man den Metallstab nicht sah. Leicht drehte ich meinen Kopf nach hinten. Perfekt.
Das Ende war spitz geformt. Vorsichtig versuchte ich, das Seil um meine Handgelenke durchzuschneiden. Auroa war immer noch auf das Mädchen mit den geschlossenen Augen konzentriert, Ezra suchte noch das Buch, was Aros langsam wütend machte. Alle, die am Tisch saßen, redeten miteinander, und der Rest schaute gelangweilt durch die Gegend.
Ich zuckte zusammen, als ich mir unabsichtlich mit dem Ding in die Haut schnitt, doch ich merkte, wie sich die Seile lockerten. Aber bevor sie sich ganz lösten, steckte ich den Stab wieder in den Ständer. Ich ließ ihn aber mit zu viel Schwung fallen, sodass ein lautes Krachen ertönte. Sofort stand jemand in sekundenschnelle neben mir. Erschrocken schaute ich in Connors Gesicht. Grinsend schaute er mich an, während er seinen Griff an meinem Oberarm verstärkte.
"Lass sie los." Alec hatte sich zu uns gedreht und starrte Connor gefährlich an. Doch er ließ sich davon nicht beeindrucken. Als Antwort schnaubte er nur genervt aus und zog mich zum Tisch. Als Silas mir folgen wollte, wurde er sofort von James zurückgestoßen.
Ich lenkte meinen Blick nach vorne, als Ezra plötzlich neben mir auftauchte und unser Stammbuch auf den Tisch fallen ließ.
"Ich hab's.", sagte er und sprach das Offensichtliche aus. Aros grinste, erhob sich aus seinem Stuhl und kam zu mir.
In dem Moment, in dem er neben mir stand, riss ich mich von Connor los, befreite meine Hände von dem Seil und schlug mit der Faust nach Aros Gesicht. Erfolgreich.
Aros taumelte vor Schreck einige Schritte zurück. Die Zeit schien für einige Sekunden still zu stehen, jeder war überrascht von meinem Schlag, selbst ich. Ich schaute auf meine zitternde Hand. Verdammt, tat das weh.
Aros war immer noch überrumpelt von der ganzen Situation. Ich rannte auf Alec, Silas, Nathan und Oliver zu, als sich eine starke Hand um meinen Hals schlang und mich hochhob. Angst machte sich in mir breit, während ich verzweifelt nach den Händen an meinen Hals griff.
"Mach sowas nie wieder.", knurrte Aros und lies mich los.
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