6.Flucht
Als ich wieder meine Augen geöffnet hatte, schien die Sonne durch das Fenster, welches sich über das Bett befand. Ich starrte einige Zeit nur auf die weiße Decke über mich. Diese Nacht war kein Traum gewesen. Ich lag tatsächlich auf diesem Bett, auf dem ich vergewaltigt wurde. Mein ganzer Körper schmerzte. Die Verletzung an meinem Bauch war angeschwollen und mein Intimbereich brannte immer noch höllisch. Gunji befand sich nicht mehr im Zimmer, was mich aber keineswegs störte. Nein, ganz im Gegenteil. So konnte ich mir vielleicht noch für diesen einen Moment einreden, dass alles in Ordnung war und meine Seele und mein Körper nicht beschmutzt wurde. Jedoch ließ diese Trauer und Schmerz in mir mich wieder vergewissern, dass ich nicht länger von der Realität flüchten konnte. Ich setzte mich vorsichtig auf und berührte mit meinen Füßen den kalten Holzboden.
Ich musste mich irgendwie zusammenreißen.
Kurz daraufhin berührte ich meinen Hals und bemerkte, dass dieses Halsband immer noch um meinem Hals gelegt war. Ich krallte mich in das aus Leder bestehenden Material und nahm es dann schließlich ab.
Ich war kein Haustier und würde auch nie eines werden!
Anschließend hielt ich nach meinen Kleidungsstücken Ausschau, da ich ja immer noch ganz nackt war. Ich musste nicht lange nach ihnen suchen, da sie auf einem Haufen auf dem Holzboden lagen. Ich stellte mich langsam auf und ging dann vor den Stofffetzen in die Hocke. Mein blauer Kapuzenpullover war auf der Rückseite zerrissen und das Verband war auch zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich seufzte für einen kurzen Moment, bevor ich die beiden zerstörten Kleidungsstücke dann wieder auf den Boden legte und mir meine Boxershorts und danach auch meine schwarze Hose anzog. Auch wenn ich nichts für meinen Oberkörper hatte, wollte ich meinen unteren Bereich nicht länger frei lassen.
Kurze Zeit später durchsuchte ich die Schublade vom Nachttisch, um einen Faden und Nadel zu finden, damit ich meinen Pullover vielleicht doch noch retten konnte. Letztendlich fand ich aber nichts nützliches. Zuletzt öffnete ich den hölzernen Schrank und fand ein paar lose Kleidungsstücke darin. Gunji hatte nicht wirklich viele Klamotten, aber immerhin hatte er einen grauen T-shirt, den ich mir auch gleich anzog. Kurz daraufhin durchforstete ich noch die restlichen Räume des Möbelstücks, um noch nach Verbänden oder irgendwelchen langen Tüchern zu suchen, die ich um meine Brüste wickeln konnte. Ich war mir schon fast sicher, dass Gunji keine Verbände in seinem Schrank verstaut hatte.
Jedoch schien ich total falsch gelegen zu sein.
Letztendlich fand ich mehrere Verbandsrollen, die gar nicht mal so alt aussahen. Ich fragte mich wieso wohl ausgerechnet Gunji so etwas bei sich im Zimmer aufbewahrte. Brauchte er sie etwa um auch etwas an seinem Körper zu verdecken? Mir fiel gleich ein, dass Gunji um seinen beiden Unterarmen Verbände trug. Wieso überhaupt? Später kam ich drauf, dass der blonde Scharfrichter auch flammenförmige Tattoos hatte, die unter den Verbänden hervorlugten. Hatte es etwas damit zu tun, was er mir noch erzählt hatte, bevor ich dann eingeschlafen war? Er meinte doch, dass seine Mutter im Feuer gestorben wäre. War er vielleicht auch dabei gewesen, als das Feuer ausbrach und holte sich deswegen eine Verbrennung an seinem Unterarm, die er nun zu verdecken versuchte?
Ich wickelte eine Verbandsrolle um meine Brüste und riss das Ende ab, als meine Brüste platt genug wirkten. Danach stellte ich sie wieder in den Schrank und humpelte in die Richtung vom Bett, wo ich mich auf den Holzboden duckte und nach dem Tastenhandy Ausschau hielt. Zum Glück befand es sich immer noch unter dem Bett und ich steckte es unter dem Verband um meinen Brüsten. Lautlos öffnete ich die weißgestrichene Tür, die aus dem Schlafzimmer führte und schloss sie hinter mir wieder leise zu. Nun musste ich nur noch meine Motorsäge finden und abhauen.
Meine Beine jedoch fühlten sich immer noch zu schwach an, um wirklich wieder sprinten zu können. Auch meine Unterleibschmerzen wollten nicht nachlassen und mein Intimbereich brannte zudem noch höllisch. Trotzdem gab ich mich noch lange nicht geschlagen und versuchte die Schmerzen so gut wie es nur ging zu unterdrücken. Ich war den ganzen Weg durch den Flur tief in Gedanken versunken.
Die ganze Zeit lang schmiedete ich Fluchtpläne, aber meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem blonden Scharfrichter. Ich hatte ihm doch nicht versprochen, dass ich für immer bei ihm bleiben würde, also wieso war ich dann genau so wie seine Mutter? Wieso hasste er mich auf einmal oder hatte er mich auch schon davor nicht gemocht? Und wenn er mich auch schon davor nicht gemocht hatte, wieso hatte er mich nicht getötet und mich stattdessen an diesem Ort verschleppt?
Ich begann ein paar Türe auf dem Flur zu öffnen und durchsuchte all die Räume, die nicht abgeschlossen waren. Somit fand ich das Badezimmer, eine Bibliothek und letztendlich auch ein Schlafzimmer, welches ich als Kiriwars vermutete. Komischerweise fand ich meine Motorsäge darin an der Wand angelehnt und untersuchte sie gleich. Meine Waffe war leicht beschädigt, aber ansonsten konnte ich sie weiterhin zum Kämpfen verwenden. Ich brauchte nur noch eine Marke, die ich um meinem Hals hängen konnte, um sozusagen weiterhin bei der Igura mitmachen zu können. Dieses fand ich auch. Vielleicht hatte ich einfach Glück oder es war einfach normal, dass Kiriwar so viele Marken in seinem Zimmer aufbewahrte.
Als ich mit allem fertig war, verließ ich den Raum und begann mit leisen Schritten meinen Weg durch den Flur fortzusetzen, als Kau schon auf allen Vieren auf mich zukam. Wie jedes mal roch er kurz an mir, weshalb ich in die Hocke ging, somit wir fast auf einer Höhe waren.
Ich wollte ihn auch von diesem schrecklichen Ort befreien. Er sollte nicht mehr leiden, als er bisher eh schon hier durchmachen musste. Zärtlich berührte ich seinen Kopf und ließ meine Hand behutsam durch seine hellen Haare gleiten. Komischerweise schreckte er nicht vor meiner Berührung zurück und ließ mit ruhiger Miene zu, dass ich seinen Kopf streichelte.
Ob er auch so sehr flüchten wollte wie ich?
Ich legte meine Waffe leise neben mir auf dem roten Teppichboden und drückte langsam den Kopf von Kau auf meine Schulter, bevor ich meine Arme um ihn schlang. Er erwiderte meine Umarmung und streichelte vorsichtig meinen Rücken auf und ab. Ich wusste nicht wieso ich Kau in diesen Moment überhaupt umarmt hatte, aber ich fühlte mich noch nie in meinem Leben so geborgen, wie in diesen Moment. Diese einfache Umarmung mit ihm war ganz anders als mit Gunji. Vielleicht deswegen, weil ich den weißhaarigen Jungen im Gegensatz zum blonden Scharfrichter wirklich mochte.
Ich wusste, dass er mir nie weh tun würde.
Ich hasste Gunji und doch tat er mir tief in meinem Herzen irgendwie genau so leid wie Kau. Sicher war ich mir nicht, was in seiner Vergangenheit passiert war, weshalb er zu so einem Menschen wurde. Vielleicht war das Ganze ja mit diesem Feuer nur eine Lüge gewesen. Vielleicht war es ja nur eine Ausrede dafür, wieso er mich vergewaltigt hatte. Er schob es auf ein Trauma, damit ich seine Handlungen einigermaßen nachvollziehen konnte.
Ich wollte die Wahrheit aber auch nicht erfahren. Es interessierte mich nicht. Ich hasste ihn und anscheinend hasste er mich. Das reichte mir völlig aus.
Nach einiger Zeit löste ich die Umarmung mit Kau und wir entfernten uns wieder voneinander, aber ich hielt seine warme Hand fest, damit wir gemeinsam aufstehen konnte. Meine Motorsäge nahm ich in meine freie Hand. Ich begann Kau mit mir mitzuziehen und er folgte mir eine Weile stumm.
»Lass uns entkommen«, sagte ich zu ihm, weshalb er abrupt stehen blieb, als ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte. Ich drehte mich zu ihm und schaute ihn mit einem verwirrten Gesichtsausdruck an. Kau schüttelte seinen Kopf.
Wollte er etwa nicht wieder frei sein?
»Aber wieso nicht? Dieses Arschloch hat dein Leben zerstört! Wieso bleibst du dann trotzdem bei seiner Seite?« Ich konnte ein leichtes Lächeln unter dem Metallding in seinem Mund sehen. Kau machte es scheinbar nichts aus, dass er wie ein Haustier behandelt wurde. Vielleicht litt er aber auch unter Gehirnwäsche oder er war gebrochen.
Gebrochen.
Würde ich auch brechen, wenn ich weiterhin bei Gunji bleiben würde? Würde ich Gunji nach einiger Zeit auch nicht mehr verlassen wollen, obwohl er mir weh tat? Ich wusste es nicht, aber ich durfte es auch auf keinen Fall erfahren. Ich musste so schnell wie es nur ging weg von ihm und von diesen Ort entkommen.
Ich unterdrückte alle Schmerzen und begann den Flur entlang zu laufen und diesmal ohne Kau. Als ich noch kurz meinen Blick zu ihm gerichtet hatte, bemerkte ich, dass er sich inzwischen wieder auf allen Vieren befand. Ich hatte das Gefühl, als würde er mir hinterherschauen, obwohl er mich wegen dem schwarzen Lederband um seinen Augen sicherlich nicht sah.
Die meisten Wärter befanden sich in der Nähe von Arbitro und wahrscheinlich vor dem Gebäude, weshalb ich mich in der riesigen Villa bisher noch als sicher einstufen konnte. Ich schaffte es bis zu einer kurvigen Treppe, die nach unten führte. Gleich lief ich diese hinunter. Nun befand ich mich im Vorraum und öffnete die große Eingangstür. Es war komisch. Ich dachte es würde jemand zumindest im Erdgeschoss stehen, aber der Vorraum schien verlassen zu sein. Nicht, dass es mich gestört hatte, aber trotzdem fand ich das seltsam. Durfte ich etwa wirklich so viel Glück besitzen und meine Flucht als erfolgreich ansehen? Ich schloss die riesige Tür hinter mir zu und spazierte nun zum hohen Zaun, vor dem zwei Wärter standen. Als sie mich erblickten und auch die Marke um meinem Hals wahrnahmen, wurde die hohe Zauntür geöffnet. Ohne nur eine Sekunde zu warten, sprintete ich los und befand mich wieder zwischen den ganz vielen Hochhäusern und Gebäuden. Ich war wirklich frei! Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass ich es so schnell aus dieser Villa schaffen könnte. Mein Leben hasste mich scheinbar doch nicht so sehr, wie ich es immer gedacht hatte. Einige Zeit irrte ich orientierungslos durch die unbekannten Gassen und setzte mich, da ich eine kurze Pause halten wollte, einfach auf den Asphalt.
Ich musste unbedingt einen Moment verschnaufen.
Ich brauchte so schnell wie es nur ging einen Erstehilfekasten, so wie Essen und Trinken. Ich besaß jedoch nicht genug Marken dafür, da dieser rotäugiger Typ mir meine ganzen Marken abgenommen hatte.
Verdammt!
Was sollte ich jetzt denn nur machen?
Ich stellte mich wieder auf meine Beine und setzte meinen ahnungslosen Weg fort.
Ich musste Rin finden oder zumindest seinen Kumpel Motomi.
Plötzlich riss mich ein Todesschrei aus meinen Gedanken. Mehrere Schritte hallten durch die Gassen und ich suchte panisch nach einem guten Versteck. Da passend in der Nähe ein Gebäude stand, an dem die Fenster eingeschlagen wurden, rannte ich dahin und quetschte mich mit Leichtigkeit hindurch. Ich presste meinen Körper so gut wie es nur ging gegen die leere graue Wand neben dem eingeschlagenen Fenster. Erneut ertönte das Geschrei, bevor es dann plötzlich verstummte und Ruhe einkehrte. Mein Herz raste so schnell, sie würde jeden Moment aus meinem Brustkorb springen.
Und dann setzte mein Herz fast einen Satz aus. Ein bekanntes hysterisches Lachen ertönte.
»Hyahahaha!«
Ein kalter Schauer fuhr meinen Rücken hinunter und meine Nackenhaare stellten sich automatisch auf. Ich hatte keine Zweifel: dieses Lachen gehörte eindeutig zu Gunji.
»So das war's! Game over! Hyahaha!«, hörte ich ihn erneut seinen Schrei.
Tränen bildeten sich in meinen Augen. Die schrecklichen Bilder von letzter Nacht erschienen vor mir, weswegen ich anfing leicht zu schluchzen und zu zittern. Obwohl ich versucht hatte beides abzustellen, ging es einfach nicht. Ich musste mir meine Hand vor meinem Mund legen, damit ich mein Weinen dämpfen konnte. Das Brennen an meinem Intimbereich nahm ich wieder heftig war.
So fühlte man sich also, nachdem man vergewaltigt wurde.
Ein ekelhaftes Gefühl machte sich in mir breit. Ich fühlte mich beschmutzt und benutzt. Ich wollte am liebsten kotzen und all den Schmutz aus mir bekommen.
»War das denn nicht cool?«, hörte ich Gunji fragen. Die Frage ging wahrscheinlich an seinem schwarzhaarigen Kumpel Kiriwar. Dieser ignorierte seinen sadistischen Kumpel im Blutrausch.
»Los, lass uns gehen. Es ist schon Mittagszeit«, ertönte nun auch Kiriwar's tiefe Stimme. Ich hörte Gunji's Lachen noch ein letztes Mal, bevor sie sich von mir entfernten.
»Ja, kleines Kätzchen ist bestimmt auch schon wach«, hörte ich noch Gunji aus der Ferne anmerken. Automatisch spannte sich mein ganzer Körper an. Was er wohl tun würde, wenn er bemerkte, dass ich abgehauen war? Vielleicht wäre es ihm letztendlich egal, nachdem er schon bekommen hatte, was er wollte, doch anderseits würde er vielleicht die ganze Gegend nach mir absuchen und mich wieder zu Arbitro's Villa zurückschleppen, nur um die letzte Nacht wieder und immer wieder geschehen zu lassen.
Als sich mein Körper wieder beruhigt hatte und ich nicht mehr zitterte, atmete ich tief ein und aus. Es schienen auch keine Tränen mehr meine Wangen runterzurollen, weswegen ich die übrige Feuchtigkeit mit meinem Handrücken wegstrich. Danach stellte ich mich auf und quetschte mich anschließend vorsichtig durch das eingebrochene Fenster. Ich musste so schnell wie möglich einen sicheren Unterkunft finden und mich die übrigen vier Tage von den Scharfrichtern fern halten.
Als es dann immer dunkler wurde und ein erneutes Mal die Nacht anbrach, fand ich einen trockenen Ort für mich zum Übernachten, worum es sich um eine verlassene Bar handelte. Ich wollte gerade die Treppe, die zum Raum führte, benutzen, als ich plötzlich jemanden brüllen
»Shiki ist da!«
Ich blieb abrupt stehen und horchte in die Dunkelheit.
Shiki? Damit war doch der der Rotäugige gemeint, oder? Gunji hatte diesen Mann Shikitty genannt, von dem das Geruch stammte. Er musste vom gleichen Menschen geredet haben. Oder waren das doch verschiedene Personen? Ich lief nach draußen und rannte in die Richtung, von der ich das Kreischen gehört hatte. Wenn Shiki dieser rotäugige Mann war, dann bekämpfte er sicherlich ein paar Mitglieder von Igura in dieser Gegend. Er nahm die Marken sowieso nicht mit und ich brauchte sie in diesen Moment dringend, damit ich mich am Leben erhalten konnte.
Aber wieso hatte er dann eigentlich meine Marken abgenommen, wenn er sie bei anderen nicht mal anfasste? Wieso wollte ich das überhaupt wissen? Sollte das nicht egal für mich? Ich konnte sein Verhalten zu meinem Gunsten verwenden.
Auf einmal nahm ich langsame und regelmäßige Schritte wahr, die ich dem vorhin genannten Mann zuordnete. Ich lehnte mich gegen die nächste kalte Wand in der dunklen Gasse. Vielleicht würde er mich ja in dieser Dunkelheit nicht bemerken. Und tatsächlich; Shiki ging einfach an mir vorbei und beachtete mich dabei nicht einmal. Ich wollte gerade hinter ihm unauffällig weiterlaufen, als er auf einmal stehen blieb und ich erstarrte. Er hatte sein Kopf etwas zu mir gedreht und beobachtete mich aus seinem Augenwinkel.
»Glaubst du wirklich, dass ich dich nicht bemerkt habe?« Er drehte sich nun zu mir und begann auf mich zuzukommen. Ich hatte keine Kraft übrig, um gegen ihn anzukämpfen.
Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut!
Ich wollte gerade die Flucht ergreifen, als der Rotäugige mir den Weg mit seinem Katana versperrte und seine linke Hand rechts von mir gegen die Wand lehnte. Automatisch presste ich meinen Körper so weit wie möglich gegen das Gebäude, als Shiki mir zu nahe tritt.
Ich war gefangen.
»Los, greif doch an.«
Ich funkelte den schwarzhaarigen Mann vor mir böse an, als er mich mit diesem bekannten arroganten Gesichtsausdruck musterte. Er wusste ganz genau, wieso ich in diesen Moment nicht kämpfen konnte. Er war der Verursacher meiner Wunde am Bauch gewesen.
»Was ist? Tut etwa dein Bauch immer noch weh?« Seine rechte Hand wanderte zu meinem Hals und übte ein wenig Druck an meiner Luftröhre aus. Dann steckte er sein Katana in eine kleine Spalte zwischen dem Betonboden. Mit seiner anderen Hand drückte er gegen die Verletzung an meiner Bauchgegend. Der Schmerz fühlte sich sogar von so einer leichten Berührung unerträglicher an. Ich kreischte kurz auf, als er seine Finger in meine geschwollene Wunde drückte.
»Habe ich dich etwa wirklich so sehr verletzt?«, fragte er spöttisch nach und hob mein T-Shirt hoch, damit er meine angeschwollene Wunde begutachten konnte. »Ich bin nicht der Einzige, der dich hier gequält hat, habe ich recht?«
Ich fühlte wie eine Wutwelle mein Gehirn betäubte.
Er wusste also davon, was mit mir angerichtet wurde?
»Dieser Idiot sucht schon eine Weile nach dir. Ich frage mich, ob ich ihm sein kleines Haustier zurückbringen sollte.«
Ich griff nach seiner großen Hand, mit der er meine Wunde noch vorhin schmerzhaft massiert hatte.
»Nein tu es«, flehte ich ihn mit meiner schwachen Stimme, an, da er ja immer noch meinen Hals mit seiner anderen Hand umfasst hatte.
»Das ist aber mal was ganz neues. Warst du denn noch vor ein paar Tagen nicht ein kleiner bissiger Hund?«
Immer noch starrte ich hasserfüllt in seinen roten Augen. Ich war noch nicht gebrochen. Nein, noch lange nicht! Aber ich hatte so einen Gefühl, dass wenn ich Gunji noch einmal treffen würde, meine Seele es nicht mehr aushalten würde. Ich hatte Angst vor ihm. Sogar dann ging es mir schlecht, als ich nur seine Anwesenheit spürte und seine Stimme hörte. Es war wie ein Trauma.
Es war aber nicht nur wie ein Trauma; Das war ein Trauma.
Ein abschätziges Lächeln umspielte Shiki's Lippen. »Was für einen arroganten Blick du mir geben kannst, obwohl du mich noch vorhin kurz darum gebeten hast, dass ich dich nicht zu diesen Idioten zurückbringen sollte.«
Ich biss mir frustriert auf die Zähne.
Er wollte mich erpressen.
»Was willst du?«, fragte ich ihn nach einiger Zeit. Sein Griff um meinem Hals lockerte sich ein wenig, bevor er mir endlich eine Antwort gab.
»Ich will wissen, was ein Mädchen in Toshima zu suchen hat.«
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