V I E R
»Fuck!«, zische ich, als ich mit meinem verdammten Lockenstab an meinen Hals stoße und es beinahe auf meine nackten Füße fallen lasse, als der Schmerz sich bemerkbar macht.Wieso muss so etwas auch immer mir passieren? Jede andere Frau bekommt es doch auch hin sich Locken zu drehen, ohne sich schmerzhaft zu verbrennen.
Ich verstehe gar nicht, warum Quinn meint, dass ich mich hübsch machen soll. Seit Tagen spricht sie von einer kleinen Feier, die bei ihr zu Hause stattfinden soll, anlässlich Annabelles Geburt. Außerdem reisen Diana und Drake morgen ab und so sehen wir uns alle noch ein letztes Mal. Es ist immer schade, wenn sie wieder zurück nach Seattle fliegen, aber Quinn und ich wissen, wie sehr Diana und Drake einander lieben und stehen noch immer hinter Dianas Entschluss, dass sie ein neues Leben in Seattle begonnen hat.
Abgesehen davon kann ich nicht verstehen, dass Quinn unbedingt darauf besteht, eine Party für ein Neugeborenes zu schmeißen. Wozu gibt es denn Geburtstage? Nicht, dass ich die kleine Annabelle nicht jetzt schon abgöttisch liebe, aber dann auch noch eine Party die abends stattfindet? Das halte ich doch für merkwürdig, aber solange meine beste Freundin glücklich ist, werde ich sie sicherlich nicht aufhalten.
Ich schüttele den Kopf, als ich etwas kaltes Wasser auf die verbrannte Stelle tröpfeln lasse und seufze leise, als der Schmerz langsam abklingt. Dann trockne ich meine Hände und widme mich den letzten Strähnen, damit ich mich endlich anziehen kann. Diana und Drake haben angeboten, dass sie mich abholen und auch wieder zu Hause absetzen und wer bin ich schon, dass ich so eine Möglichkeit ausschlage? Zu Wein sage ich nicht Nein.
Mein Blick fällt auf die kleine Uhr in meinem Badezimmer, die ich auf der Ablage direkt neben meiner Zahnbürste abgestellt habe, weil ich gerne dazu neige die Zeit zu vergessen. Ich habe noch zehn Minuten bis Diana und Drake mich an der Straße einsammeln, weshalb ich mich wirklich sputen sollte.
Nachdem ich meine Haare mit einer ordentlichen Menge Haarspray einsprühe, ziehe ich meinen Lippenstift noch einmal nach und checke mein Make-Up. Heute habe ich mir einen Lidstrich aufgetragen, sowie einen neuen Lidschatten von einer Palette, die ich zugeschickt bekommen habe, um sie zu testen. Als meine perfektionistische Ader mit meinem Gesicht und meinen Haaren zufrieden ist, entleere ich noch schnell meine Blase, bevor ich ins Schlafzimmer laufe und mich anziehe.
Ich habe mich für ein weinrotes Kleid entschieden, das mir bis zur Mitte meine Oberschenkel reicht. Dazu trage ich eine schwarze blickdichte Strumpfhose und ein paar schwarze Boots, die denen von Diana sehr ähneln. Quinn wollte, dass ich mich aufbrezele und das habe ich getan. Ich habe zwar noch immer keine Ahnung, was sie damit bezwecken will, aber solange es sie glücklich macht, tue ich das gern.
Nachdem ich endlich komplett fertig bin, greife ich nach einer schwarzen Lederjacke und nach einer Tasche in der ich meinen Schlüssel, mein Handy und meinen Lippenstift fallen lassen, bevor ich mich auf den Weg nach unten mache. Ein leichter Wind weht, obwohl die Temperaturen noch angenehm sind, aber ich bin froh, dass ich mir eine Jacke angezogen habe. In der Nacht kühlt es selbst im Sommer stark ab.
Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass Diana und Drake jeden Moment hier sein müssten und gerade als ich mein Handy zurück in meine Tasche schiebe, höre ich auch schon den Motor eines Wagens auf mich zukommen. Diana grinst mich durch das offenen Fenster an, als das Auto vor mir hält.
»Scheiße, du siehst gut aus!«
Ich lache leicht, als ich höre, dass jemand anerkennend pfeift und werfe Drake nur einen grinsend Blick zu, ehe ich die hintere Tür aufmache und mich in den Wagen setze. Erst jetzt nehme ich wahr, dass ich nicht allein auf der Rückbank sitze.
Will sitzt neben mir, nur wenige Zentimeter entfernt und blickt mich an. Überrascht sehe ich ihn an, weil ich nicht wusste, dass er ebenfalls von seiner kleinen Schwester gefahren wird.
»Hi«, sage ich leise.
»Hey«, erwidert er und wendet seinen Blick dann von mir. Schnell tue ich es ihm gleich und schnalle mich an, weil ich merke, dass Drake den Blinker setzt und sich wieder in den Verkehr einfädelt.
Diana dreht sich zu uns um und grinst schief.
»Bereit für Annabelles Party?«, fragt sie mich und ich zucke mit den Schultern.
»Ich verstehe noch immer nicht, warum Quinn eine Party schmeißen will, wenn der Ehrengast nicht einmal anwesend sein wird, aber ja, ich bin bereit. Weißt du, warum wir uns hübsch machen sollten?«, frage ich und versuche möglichst entspannt zu klingen.
In mir herrscht allerdings gerade das Gegenteil von Entspannung. Jeder einzelne Muskel ist angespannt und das liegt allein an dem Mann neben mir. Ich kann seinen Blick auf mir spüren, doch er hält sich aus der Unterhaltung heraus und hört bloß zu.
»Wer weiß, was Quinn sich dabei gedacht hat. Vielleicht ist sie ja schon wieder schwanger?«, fragt Diana lachend und ich weiß sofort, dass es ein Witz ist.
»Das ist unmöglich. Ich bin mir sicher, dass sie sich an die acht Wochen hält, in denen sie keinen Sex haben darf«, schaltet sich Will nun doch ein.
»Acht Wochen?«, entfährt es Drake und ich lache leicht, als er Diana einen ungläubigen Blick zuwirft. »Also wenn ich acht Wochen auf Dianas-«
»Cooper«, knurrt Will, »Du weißt, was ich dir zu den Geschlechtsteilen meiner Schwester gesagt habe!«
Diana lacht nur und schüttelt den Kopf und selbst ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
»Wieso darf Noah über den Sex mit Quinn sprechen?«, fragt er beleidigt.
»Darf er auch nicht«, erwidert Will und Diana verdreht die Augen. »Ich will nicht wissen, was ihr beide mit meinen Schwester im Bett treibt, verstanden? Wir sind doch keine Weiber, die sich über die Schwänze ihrer Männer stundenlang unterhalten müssen«, erklärt er.
»Aber ich kann mich auch stundelang über Dianas Vagina unterhalten und über ihre Brüste ebenso«, meint er und ich kann das provokative Grinsen auf seinen Lippen erkennen. Für diesen Satz straft Diana ihn mit einem kräftigen Schlag aufs Bein.
»Aua!«, flucht er und selbst Will beginnt zu lachen.
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Als wir bei Quinn und Noahs Haus ankommen stehen bereits einige Autos auf dem Hof, sodass wir am Straßenrand in einer Parkbucht parken müssen. Als wir die Einfahrt hochlaufen, frage ich mich erneut, wie viele Leute Quinn eingeladen hat.
Ich dachte, es sollte nur eine kleine Runde werden?
Diana schließt die Tür mit ihrem Ersatzschlüssel auf, den sie nur bekommen hat, nachdem sie auf ihren roten Lippenstift schwöre musste, dass sie und Drake es niemals in ihrem Schlafzimmer treiben würden. Augenblicklich muss ich grinsen, als ich an das Foto denke, dass Quinn damals geschossen hatte, als die Zwei von der Polizei in ihrer Wohnung erwischt wurden, weil Quinn und ihr Ex-Freund Josh dachten, jemand sei eingebrochen. Im Prinzip war Diana eingebrochen, denn sie hatte sich mit meinem Schlüssel Zugang zu ihrer Wohnung verschafft, die Quinn bewohnt hatte, als sie sich eigentlich von Noah scheiden lassen wollte.
Im Haus höre ich die Musik, allerdings bleibt das Geräusch von sich unterhaltenden Menschen aus. Drake nimmt mir meine Jacke ab, als ich sie ausziehe, um sie aufzuhängen. Ich blicke Will kurz an, der sich ebenfalls seine Jacke auszieht, allerdings sehe ich weg, als er meinen Blick bemerkt.
Im nächsten Moment zieht Diana mich mit sich und wir laufen ins Wohnzimmer. Kaum haben wir dieses betreten höre ich einen lauten Knall und ehe ich realisiere was passiert, regnet Konfetti auf uns herab. Irritiert blicke ich mich um und erkenne, was es mit dieser Party auf sich hat.
Welcome back
Meine beste Freundin hat mir zuliebe eine Party organisiert, um mich Willkommen zu heißen. Ich lache peinlich berührt auf, weil wirklich die gesamte Aufmerksamkeit auf mir liegt, als Quinn in einem kurzen blauen Kleid auf mich zu kommt und mich in ihre Arme zieht.
»Überraschung!«, quietscht sie in mein Ohr und ich verziehe das Gesicht, weil meine Ohren von der Tonlage ihrer Stimme gerade eher weniger begeistert sind. »Hast du wirklich geglaubt, ich würde eine Party für mein Baby schmeißen, das gerade einmal drei Wochen auf der Welt ist?«
Ich lache leicht und zucke mit den Schultern. »Ich hätte es dir zugetraut!«, erwidere ich lachend und blicke sie an. »Danke dafür. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen«
»Ich wollte dir eine Freude machen«, sagt sie und lächle sie an. »Diana und Drake haben mir bei den Vorbereitungen geholfen!«
»Ihr seid die Besten«, sage ich und löse mich von ihr.
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Nachdem ich mich bei fast allen Leuten bedankt habe, dass sie gekommen sind, kippe ich mir gerade den Rest meines Cocktails herunter, den Diana mir gemixt hatte. Der bittersüße Geschmack löst ein angenehmes Gefühl in mir aus und sorgt dafür, dass ich mich ein wenig entspanne.
Will hat den ganzen Abend bis auf seine Begrüßung kein Wort mehr mit mir gesprochen und hat sich mit Noah und Drake in eine Ecke verzogen, wo sie sich einen Drink nach dem anderen gegönnt haben. Mir solls egal sein, aber es stört mich, dass er noch immer nicht mit mir redet.
Mein Blick fällt auf Will, der sich aus dem Sessel erhebt und den Raum verlässt. Er läuft die Treppen hinauf und ich beschließe, dass ich ihm nachgehen werde. Vielleicht lässt er ja mit sich reden, wenn er ein wenig Alkohol im Blut hat. Diana und Quinn sind gerade abgelenkt, weshalb ich meine Chance ergreife und ihm folge.
Als ich die letzten Treppen erklommen habe, erkenne ich, dass er die Tür zum Balkon geöffnet hat, der sich über die gesamte Hinterseite des Hauses erstreckt und von sämtlichen Räumen des Hauses zugänglich ist. Er lehnt am Geländer und ich erkenne, dass er eine Zigarette in der Hand hält. Ich gehe langsam auf ihn zu und räuspere mich, als ich den Balkon betrete und die Tür hinter uns schließe.
»Hey«, sage ich leise und lehne mich seitlich an das Geländer. Will sieht mich nicht an. Sein Blick ist starr auf den Himmel gerichtet, als er einen Zug von seiner Zigarette nimmt und dann den Rauch nach kurzer Zeit wieder ausatmet.
»Hey«, erwidert er ebenso leise.
»Seit wann rauchst du?«, frage ich, nicht um ihm ein Vorwurf zu machen. Dazu habe ich kein Recht. Dieses Recht habe ich vor einiger Zeit verloren.
»Seit ein paar Monaten - aber nur gelegentlich. Eigentlich sollte ich es ja besser wissen«, erwidert er und stößt zum Ende hin ein leises Lachen aus.
Ich nicke leicht, bekomme allerdings keine Chance etwas zu erwidern, weil er in der nächsten Sekunde weiterspricht.
»Irgendwann habe ich damit angefangen und komme seitdem eher schlecht von diesen Dinger weg. Allerdings ist es die einzige Schachtel, die ich gekauft habe.«
Ich nicke leicht, bevor ich kurz tief ein und ausatme und all meinen Mut zusammennehme, um meine nächste Frage zu stellen. Ein Versuch ist es wert. Immerhin ignoriert er mich gerade nicht, sondern wechselt endlich ein Wort mit mir ohne mich anzuschreien.
»Können wir reden? Bitte?«
———
Meint ihr, dass Will mit sich reden lässt?
Gerade scheinen sie sich ja zumindest nicht anzuschreien...😇
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