S E C H Z E H N
»Ich glaube, sie kommen!«, höre ich Quinn flüstern und ich nicke zustimmend. Alles ist im Raum ist still. Sogar Emma und Leo bemühen sich leise zu sein. Drakes Eltern und seine Schwestern sind vor wenigen Minuten mit dem Essen gekommen, dass Drake bei einem Caterer bestellt hatte.
Wir hören Schritte näher kommen und ich höre wie Diana leise kichert. Kurz bevor sie den Raum erreichen wird die Stille unterbrochen – von nichts Anderem als dem Geschrei eines Babys.
Quinn reißt die Augen auf und versucht ihre Tochter zu beruhigen, doch nichts gelingt, ohne dass sie ein Wort sagt.
»Drake Cooper – ich schwöre dir. Wenn du mir jetzt sagt, dass du ein Kind adoptiert hast und das mein Geschenk ist, kannst du knicken, dass du mich heute Abend flachlegst«, höre ich Diana fluchen und beinahe muss ich lachen. Die beiden stehen nun in der Tür und Diana verzieht ihren Mund. Sie trägt eine Schlafmaske und ein wunderschönes Kleid, dass ihrem hellen Teint schmeichelt.
»Keine Sorge. Ich schenke dir garantiert keine «, meint er lachend und zieht im nächsten Moment die Schlafmaske von ihrem Gesicht.
Im Einklang rufen wir: »Überraschung!«
Diana reißt die Augen auf und ihr Mund steht ebenfalls offen, als könne sie nicht glauben, dass wir alle hier sind. Leo und Emma laufen auf Diana zu und umarmen sie zusammen. Während Leo sich auf Zehenspitzen stellt und seine Arme um ihre Schultern, klammert Emma sich an Dianas Bein.
»Fuck – was macht ihr denn hier?«, fragt sie und ich kann sehen, dass ihr Augen verdächtig schimmern, ehe sie sich ihrem Neffen und ihrer Nicht widmet und beide umarmt. Emma hebt sie in ihre Arme und drückt ihr einen Kuss auf die Wange.
»Na, du hast Geburtstag. Geburtstag feiert man mit der kompletten Familie und wenn du nicht zu ihnen kannst, kommen sie eben zu dir«, erklärt Drake und drückt ich einen Kuss auf die Schläfe, ehe er sie freigibt, damit wir alle sie begrüßen können. Emma nimmt er ihr ebenfalls ab und Leo flüchtet, ehe sich alle auf sie stürzen.
»Ihr seid verrückt«, sagt sie nur kopfschüttelnd. Das Lächeln auf ihren Lippen sagt allerdings aus, wie sehr sie sich über die Überraschung freut. Nachdem Quinn und Noah ihr gratuliert haben, bin ich an der Reihe.
Ich grinse schief, ehe ich sie ebenfalls fest umarme.
»Happy Birthday, Kleine«, sage ich leise und sie kichert leicht.
»Danke, dass ihr hier seid. Ich kann es nicht glauben!«, sagt sie und ich erkenne, wie sich eine Träne auf ihrer Wange ihren Weg nach unten bahnt. Schnell wische ich sie weg und grinse schief.
»Du solltest dich bei Drake bedanken. Er hat alles geplant und organisiert«, erwidere ich lächelnd. »Du hast wahnsinniges Glück, einen Mann zu haben, der die ganze schreckliche Familie für deinen Geburtstag herfliegen lässt!«
Sie sieht zu Drake herüber und lächelt verliebt, ehe sie nickt. »Das stimmt. Ich habe wahnsinniges Glück«, sagt sie leise.
»Seid ihr fertig mit Heulen? Der große Bruder hat auch einen Anspruch auf eine Umarmung!«
Ich lache leicht, als ich Will hinter mir wahrnehme und trete zurück, um ihm Platz zu machen. Auch er zieht Diana in eine feste Umarmung und wirbelt sie durch die Luft, weshalb ich beschließe nicht länger im Weg zu stehen.
Nachdem sich alle begrüßt haben, werfe ich Quinn einen fragenden Blick zu und sie nickt grinsend, als sie erkennt, was ich meine. Ich greife nach dem Briefumschlag, den ich auf dem Tisch gelegt habe und zusammen machen wir uns auf den Weg zu Diana.
»Hey, liebste Schwester. Lust auf ein Geschenk von uns?«, fragt Quinn und Diana grinst sofort.
»Her damit!«
Ich lache leicht und schüttele den Kopf.
»Von mir, Quinn, Noah und Will«, erkläre ich lächelnd und sie grinst schief, ehe ich ihr den weißen Briefumschlag reiche.
Sofort greift sie danach und öffnet ihn. Quinn und ich blicken uns kurz an, ehe wir gespannt ihre Reaktion abwarten. Dianas Augen rasen förmlich über den Zettel, den wir hineingelegt haben.
»Wir fliegen weg? Nach Hawaii?«, fragt sie mit großen Augen und ich lache leicht, ehe Quinn zustimmend nickt.
»Ein Urlaub. Nur für uns drei«, erwidere ich grinsend, ehe sie uns um den Hals fällt und wir uns in einer Gruppenumarmung wiederfinden.
»Das wird legendär. Wir können trinken, feiern, am Strand Sonne tanken und essen!«, meint sie grinsend. »Vielen Dank. Auch an die Männer!«
»Wie? Gibt es schon Geschenke?«, fragt Drake, der gerade mit seiner Mutter den Raum betritt. Auf einem seiner Tabletts stehen eine Reihe an Sektgläsern, vermutlich um anzustoßen. Er grinst uns kurz an, ehe er allen ein Glas reicht und wir uns in eine Runde stellen.
Ich blicke in eine Reihe fröhlicher Gesichter und merke mal wieder, wie sehr ich diese Menschen liebe.
»Also erst einmal vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid. Damit habe ich nicht gerechnet. Wenn ich ehrlich bin war ich ein kleines Bisschen traurig, dass ihr euch noch nicht gemeldet habt und wollte euch schon den Arsch aufreißen«, meint sie und wir lachen leise.
»Das war auch Teil des Plans«, erwidert Noah lachend und Diana zuckt grinsend mit den Schultern.
»Ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde. Ich liebe euch alle so sehr und bin froh, dass ich zwei Familien in meinem Leben haben darf und von den Coopers mit offenen Armen empfangen wurde. Ich danke euch allen sehr und hoffe, dass ihr die Zeit hier genauso genießt, wie ich es tue«, erwidert sie lächelnd.
»Auf Diana!«, ruft Quinn in die Runde und sofort prosten wir einander zu, ehe wir einen Schluck trinken.
»Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich auch noch etwas sagen«, höre ich Drake rufen, sodass augenblicklich alles leise wird. Diana dreht sich zu ihm und sieht ihn fragend an, ehe er sich vor sie stellt.
»Du hast mich vorhin gefragt, warum ich nervös bin. Ich habe gesagt, dass es an der Überraschung liegt, die ich für dich geplant habe. Eigentlich wollte ich warten, aber ich glaube, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt ist«, sagt er.
Quinn sieht mich verwirrt an und ich erwidere den Blick, ehe ich mit den Schultern zucke.
»Wenn ich es könnte, würde ich Berge für dich versetzen. Ich würde alles für dich tun, weil du mir vor ungefähr zwei Jahren mein Herz gestohlen hast. Du warst diejenige, die nichts von mir wissen wollte und doch konnte ich dich nicht aufgeben. Du warst diejenige, die zum ersten Mal in meinem Leben diese Gefühle in mir hervorgerufen hat. Du hast mich auf die verrückte Idee gebracht, dir mit zwanzig Dates in zehn Wochen zu zeigen, dass du und ich füreinander geschaffen sind. Ich liebe alles an dir, Diana. Ich liebe deinen roten Lippenstift. Ich liebe deine wunderschönen Augen. Ich liebe deine Stupsnase. Ich liebe deine Charme, seine Intelligenz. Ich liebe alles an dir und ich möchte nicht, dass es jemals aufhört. Ich möchte dich für immer lieben und genau deswegen frage ich dich jetzt und hier, vor unserer Familie...«
Ehe ich realisieren kann, was passiert, geht Drake vor ihr auf die Knie. Aus seiner Hosentasche zieht er eine schwarze Schatulle und ich schlage mir die Hand vor den Mund, ehe ich nach Quinns Hand greife und fest zugreife.
»Das... fuck«, höre ich Will leise fluchen. Er tastet vorsichtig nach meiner Hand und ich sehe ihn kurz an, doch sein Blick ist nur auf seine Schwester gerichtet.
»Willst du mich heiraten?«
Im ganzen Raum herrscht Stille. Ich glaube jeder Anwesende hat die Luft angehalten und alle warten gespannt darauf, dass Diana hoffentlich ja sagt.
Ich hoffe sehnlichst, dass sie es tut. Drake tut ihr auch nach zwei Jahren Beziehung immer noch gut und sorgt dafür, dass sie das Leben nicht mehr so kritisch sieht. Die beiden sind wie füreinander gemacht und ihre Liebe kann man nicht übersehen. In jedem Wort und jedem Blick, den sie einander schenken, kann man genau diese Gefühle erkennen.
»Drake... Ich...«, beginnt sie leise und ich kann sehen, dass sie mit ihren Tränen ringt.
»Schatz – bitte enttäusche mich nicht«, höre ich Drake leise sagen. Anhand seiner Hand und der Schatulle, die er noch immer in den Händen hält, erkenne ich, dass er zittert.
Diana schluchzt leise auf, ehe sie nickt.
»Verdammte Scheiße!«, schluchzt sie leise, »Natürlich will ich dich heiraten, du Idiot!«
Beinahe im selben Moment, als Diana sich auf Drake stürzt und die beiden auf dem Boden knien, sich umarmen und küssen, quietschen Quinn und ich laut auf, ehe wir uns um den Hals fallen.
Drake steckt Diana einen wunderschönen Verlobungsring an den Finger und sie weint. Ich glaube, sie hat – abgesehen von einigen Ausnahmen – noch nie so viel geweint. Diana ist nie jemand gewesen, der viele Gefühle gezeigt hat. Umso mehr ist es aber zu erkennen, dass sie Drake sehr lieben muss, wenn er das in ihr hervorrufen kann.
Augenblicklich stürmen wir auf die beiden zu und beglückwünschen sie zu ihrer Verlobung, ehe sich auch Will dazu bekommt, den beiden zu gratulieren. Als er sich von ihr entfernt, streiche ich ihm kurz über den Arm, weil ich weiß, dass es ihm insbesondere bei Diana nicht so leicht fällt, sie loszulassen.
Er lächelt mich an und gesellt sich dann zu Noah, der das Geschehen rund um die beiden begeistert mitverfolgt.
Dieser Tag wird immer verrückter.
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»Cheers!«, ruft Quinn und ich lache leicht, ehe wir unsere Arme ineinander verschränke und einen weiteren Shot hinunterkippen.
Die Musik dröhnt in meinen Ohren und ich kann den Bass im ganzen Körper spüren. Die Vibration sorgt für ein angenehmes Kribbeln in meiner Magengrube.
Nach dem die Kinder von Quinn und Noah im Bett waren sind wir zusammen mit dem Taxi zu einem Club gefahren, wo wir auf weitere Freunde von Diana getroffen sind.
Seit knapp zwei Stunden sind wir hier – trinken, tanzen und lachen, was das Zeug hält. Es ist ewig her, dass ich zuletzt feiern war und es hat mir nicht gefehlt. Ich genieße die Zeit hier, aber gegen einen ruhigen Abend mit Will und meinen Freunden habe ich auch nichts einzuwenden.
»Findest du nicht auch, dass sich die Freundinnen von Diana an Will ranmachen?«, fragt sie mich, nachdem wir uns wieder gerade hinsetzen.
Doch, das finde ich in der Tat, aber ich kann schlecht etwas dagegen unternehmen. Am Liebsten würde ich ihn da weg ziehen und ihnen zeigen, dass ich diejenige bin, die heute mit ihm nach Hause geht und seit fast drei Monaten jeden Tag an seiner Seite aufwacht.
Ich verziehe kurz den Mund und Quinn scheint es zu bemerken. Fragen sieht sie mich an und ich erwidere den Blick.
»Wieso habe ich das Gefühl, dass du eifersüchtig bist?«, fragt sie lachend.
»Was? Ich? Nein, ich...«, beginne ich und will ihr eine Ausrede erklären.
Aber ich kann nicht. Ich kann nicht länger verschweigen, dass ich in ihren Bruder verliebt bin. Ich will ihr irgendwie nicht verschweigen, dass ich seit ein paar Wochen mit ihrem Bruder zusammen bin und ich will nicht länger verstecken, dass er mein Freund ist. Das hat sie nicht verdient und Will hat es ebenfalls nicht verdient verheimlicht zu werden.
»Quinn, ich muss dir etwas sagen und ich weiß nicht, wie du darauf reagieren wirst, aber-«
Gerade als ich meine nächsten Worte aussprechen möchte, werde ich von jemanden an meiner Hand mitgezogen.
»Genug gequatscht. Jetzt wird getanzt, Mädels. Ich bin verlooooobt!«, erwidert Diana und ich blicke kurz zu Quinn, die nur mit den Schultern zuckt und ein leises ‚Später' in meine Richtung raunt. Ich nicke leicht und seufze. Jetzt bin ich kurz davor es ihr endlich zu sagen und ausgerechnet Diana unterbricht mich, indem sie mich und Quinn auf die Tanzfläche mitschleift.
Ich lasse meinen Blick noch kurz zu William schleichen, der noch immer mit den zwei Freundinnen von Diana im Gespräch ist, und schlucke die Eifersucht herunter. Ich vertraue ihm und er vertraut mir.
Diana schleift uns durch die Menge der tanzenden Menschen. Ich bin froh, dass ich mich doch noch einmal umgezogen habe. In meinem schwarzen Lederrock und einem hochgeschlossenen Top lässt es sich eindeutig besser aushalten in einem Club. Die Temperaturen hier drinnen sind mit jedem neuen Besucher gestiegen und obwohl ich nur eine Strumpfhose trage und meine Jacke in unserer Lounge liegt, habe ich das Gefühl, dass meine Haare an meinem Körper kleben.
Quinn lacht nur, als Diana sich gekonnt zu der Musik bewegt und ich schüttele ebenfalls lachend den Kopf, als sie sich bemüht möglichst sexy dabei auszusehe. Vermutlich will sie Drake heute nur noch mehr von sich überzeugen, denn kurze Zeit später kommt dieser auf uns zu und tanzt sie nicht gerade jugendfrei an.
Ich wende den Kopf ab und begegne Quinns Blick, die nur lachend mit den Schultern zuckt und dann nach meiner Hand greift. Wir bewegen uns ziemlich schnell zum Takt der Musik und als ‚Sweet Nothing' von Calvin Harris gespielt wird, versucht auch Quinn sich ein wenig eleganter zu bewegen.
Ich tue es ihr gleich und schließe die Augen, als ich versuche meinen Verstand abzuschalten. Tanzen war nie meine größte Stärke, weil ich immer das Gefühl hatte, dass ich mich dabei wie eine tollpatschige Ente bewege. Quinn und Diana mussten mich immer zum Tanzen zwingen.
»Ja, Avery! Wohoooo!«, gröhlt Diana und ich lache nur, ehe ich mich weiterbewege.
Ganz automatisch fliegt mein Blick irgendwann zu Will herüber. Doch da, wo er mit Dianas Freundinnen stand, ist er nicht mehr. Suchend lasse ich meinen Blick durch die Menge fliegen und finde ihn irgendwann, wie er sich einen Weg durch die wilde Menge bahnt. Sein Blick ist direkt auf mich gerichtet und mit jedem Schritt, den er näher kommt, schlägt mein Herz lauter. Er schiebt sich zwischen ein paar Menschen hindurch – fast schon drängelnd – und kommt auf uns zu.
Meine Bewegungen werden langsamer, als sein Blick sich in meinen verankert und er vor mir stehen bleibt. Ich schlucke leicht und öffne gerade meinen Mund, um etwas zu sagen, als er sanft seine Hand an meine Wange legt.
»Was tust du?«, frage ich leise.
Will zieht mich an sich und kurz meinen Lippen stoppt er. »Genug versteckt, Baby«, raunt er und im nächsten Moment ergreifen seine Lippen den Besitz meiner Lippen. Ich seufze leise und schlinge meine Arme um ihn und vergesse alles um mich herum. Seine Zunge streift sanft über meine Unterlippe und ich gewähre ihm nur allzu gerne Einlass. Unsere Zungen finden einander und mit meinen Händen wandere ich über seine harte, muskulöse Brust, ehe ich mich leicht in seinem Shirt festkrallen, als seine Hände über meinen Rücken zu meinem Hintern fahren, wo er einmal fest zupackt, ehe er mich näher an sich dringt. Nach weiteren unzähligen Küssen löst er sich irgendwann von mir und drückt meinen Kuss auf die Stirn, sodass ich das Gefühl habe, dass meine Beinen nachgeben.
Augenblicklich nimmt das Rauschen in meinen Ohren ab und ich realisiere, was gerade passiert ist. Sofort schießt mein Blick ins Quinns Richtung.
Diana und Drake stehen neben ihr und blicken zwischen mir und Will her, ehe Diana quietscht und auf uns zuläuft.
»Meine Güte. Endlich. Wie lange wolltet ihr das noch für euch behalten?«, fragt sie, doch keinen von uns antwortet ihr.
Mein Blick ist fest auf Quinn gerichtet, die uns ebenfalls mit großen Augen ansieht. Ich mache einen Schritt auf sie zu, doch sie schüttelt mit dem Kopf.
»Ich glaub... Ich...«, sagt sie und schüttelt mit dem Kopf.
In der nächsten Sekunde stürmt sie an uns vorbei und in Richtung Eingang. Noah, der nur kurz zu uns herüberblickt, folgt ihr direkt und ich zögere keine Sekunde, ehe ich ihr hinterher laufe.
——
DIE KATZE IST AUS DEM SACK!
Was glaubt ihr, wird jetzt passieren?
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