Ich wippe nervös mit dem Fuß auf und ab und lasse meinen Blick zum tausendsten Mal zu Will schweifen, der entspannt auf seinem Handy scrollt. Sein rechts Bein hat er auf seinem linken Oberschenkel abgelegt und sorgt nur noch mehr dafür, dass er aussieht, wie die Ruhe selbst.
Will hat Recht behalten und könnte für uns einen Termin ergattern - bei einem seiner Kolleginnen. Zu erst hat er versucht, mich zu überreden, dass er den Ultraschall machen darf. Das habe ich jedoch geflissentlich abgelehnt. William wird nicht derjenige sein, der mich über den aktuellen Gesundheitszustand unseres Babys in den nächsten neun Monaten, beraten wird. Er steckt dafür zu tief in dieser Angelegenheit und auch, wenn er jetzt noch entspannt ist, weiß ich, dass jederzeit etwas passieren kann, was auch ihn seine Nerven rauben würde.
»Wieso bist du so entspannt?«
Fragend blickt William hoch und dreht seinen Kopf zu mir. Seine Augenbrauen wandern in die Höhe, eher er seufzend sein Smartphone seine Hosentasche schiebt und nach meiner Hand greift.
»Ich bin tierisch nervös«, flüstere ich leise und drücke seine Hand etwas fester.
Ein Lächeln schleicht sich auf Williams Lippen, ehe er sich zu mir herüber beugt und mir einen Kuss auf die Lippen drückt. »Weißt du, weshalb ich so entspannt bin?«
Ich schüttele mit dem Kopf.
»Mein Bauchgefühl sagt mir, dass alles in Ordnung ist. Außerdem ist deine Übelkeit ein gutes Zeichen. Was auch immer geschieht - wir halten zusammen, Schatz«, erwidert er leise und ich seufze, ehe seine Hand sich aus meiner löst und sich um meine Schultern schlingt. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter, ehe ich zu ihm hinaufblicke.
»Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich«, erwidert er und ich lächle schief.
Wir verfallen in einvernehmliches Schweigen, wie der Rest der anderen Frauen und Männer im Wartezimmer. Wenige Minuten später öffnet sich die Tür und eine Frau in einem pinken Kasak kommt hinein. In ihren Händen hält sie ein Klemmbrett, auf das sie einen Blick wirft, ehe sie in die fragenden Gesichter blickt. Scheinbar erhoffen sich alle - wir eingeschlossen - dass sie als Nächstes behandelt werden.
»Ms. Moore?«
Sobald sie meinen Namen ruft, erhebt William sich neben mir und reicht mir eine Hand. Ich lege meine in seine und stehe auf, ehe wir der Schwester folgen.
Sie geleitet uns in einen der Behandlungsräume, in denen auch William tagtäglich arbeitet. Es beruhigt mich einerseits, dass er selbst ein Spezialist in diesem Fachgebiet ist, allerdings frage ich mich, ob es sich noch in eine negative Richtung entwickeln kann. Ich hoffe, dass er mir vertraut und mich eigene Entscheidungen treffen lässt - egal, wie viel Fachwissen er auch besitzen mag.
»Dr. Smith wird gleich bei Ihnen sein. Sie können sich ruhig noch einen Moment setzen«, teilt sie uns mit, ehe sie eine Akte auf dem Schreibtisch ablegt. Im nächsten Augenblick verschwindet sie wieder durch die Tür und ich atme hörbar aus.
William deutet auf einen der Stühle vor ihrem Schreibtisch und ich setze mich. Er nimmt neben mir Platz und greift nach meiner Hand.
»Ich glaube, mir wird wieder übel«, sage ich und versuche mich ein wenig zu beruhigen. Niemand nützt es, wenn ich gleich kopfüber in dem nächstbesten Mülleimer hänge und die Chance auf eine Untersuchung verpasse.
»Du meintest doch vorhin, dass du dich gut fühlst«, sagt er besorgt und ich nicke.
»Das war auch so«, erwidere ich, »Vielleicht ist es auch nur die Nervosität.«
»Wenn es nicht mehr geht, sag Bescheid!«
Ich will etwas erwidern, als im nächsten Moment die Tür nach einem kurzen Klopfen geöffnet wird. Eine Frau mittleren Alters kommt herein und sieht uns lächelnd an. Sie ist relativ klein und im Vergleich zu William wirkt sie wie ein Zwerg.
»William - dass ausgerechnet du einmal bei mir im Behandlungszimmer sitzen wirst...«, beginnt sie gleich und zwinkert meinem Freund zu. Dieser lacht leicht und erhebt sich, ehe er ihr die Hand reicht.
»Hallo, Theresa«, begrüßt er sie mit einem breiten Lächeln.
Danach wandert ihr Blick zu mir, bevor sie auch mir ein freundliches Lächeln schenkt. »Hallo, Ms. Moore! Ich bin Dr. Smith. Wie geht es Ihnen?«, fragt sie mich, ehe wir uns kurz die Hände schütteln.
»Ich bin ein wenig aufgeregt«, erwidere ich ehrlich und sie nickt.
»Das ist ganz normal. Sie haben bereits am Telefon gesagt, dass Sie vermuten schwanger zu sein, richtig?«
»Genau. Mir war vor ein paar Tagen immer wieder übel. Ich musste mich übergeben und ich hab drei Schwangerschaftstests gemacht, die allesamt positiv waren«, erkläre ich, als sie sich auf ihrem Stuhl nieder lässt.
Sie nickt. »Ihre Periode haben Sie wie geplant bekommen?«
Ich schüttele mit dem Kopf. »Das ist mir erst im Nachhinein aufgefallen, als ich die Tests in den Händen gehalten. Wir... Ich habe davor immer die Pille genommen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich sie vergessen habe«, erkläre ich.
Wieder nickt die Ärztin und lächelt mich beruhigend an. »Ich würde gerne einen Ultraschall durchführen - um sicher zu gehen. Ist das in Ordnung?«
»Natürlich«, erwidere ich sofort und sehe zu Will, der mich anlächelt.
»Sie können schon einmal Ihren Bauch freimachen und auf dem Untersuchungsstuhl Platz nehmen, ja? Ist es für Sie in Ordnung, wenn William dabei bleibt?«, fragt sie sicherheitshalber noch einmal nach und ich nicke.
William erhebt sich und lässt mich vorgehen, ehe ich mich auf dem Stuhl niederlasse, den keine Frau wohl so schön in Erinnerung hat. Will hockt sich neben mich und ich greife automatisch nach seiner Hand.
Mein Herz klopft schnell und kräftig gegen meine Brust. Meine Zähne nehmen meine Unterlippe in Beschlag und ich spüre, dass ich leicht zittere. William drückt mir einen Kuss auf die Wange und automatisch entspanne ich mich ein wenig.
Dr. Smith nimmt links von mir Platz, ehe sie ein paar Papiertücher unter meinen Hosenbund klemmt, das kalte Gel auf meinem entblößten Bauch verteilt und im nächsten Moment mit dem Ultraschall beginnt.
Ich halte den Atem an, ehe ich meine Augen vom Bildschirm löse und William stattdessen ansehe. Seine Augen blicken mich intensiv an und ich drücke deine Hand ein wenig fester.
Ich bete inständig dafür, dass alles in Ordnung ist. Etwas anderes würden wir nicht ertragen können, vermute ich.
»Sie haben Recht. Sie sind schwanger!«, ertönt im nächsten Augenblick die Stimme der Ärztin. Diese Worte aus einem anderen Mund zu hören, sorgt einmal mehr dafür, dass es sich real anfühlt.
Ich spüre, wie mir erneut die Tränen in die Augen steigen, ehe Will mir einen Kuss auf die Lippen drückt. Dann wandern eine Augen zum ersten Mal auf den Bildschirm und ich erkenne, wie sein Blick sich verändert.
Von liebevoll verändert er sich zu ehrfürchtig, aber dennoch kann ich sehen, wie ergriffen auch er von diesem Moment zu sein scheint.
Ich schaffe es, mich von ihm zu lösen. Meine Augen wandern zu dem Bildschirm auf dem unser Baby zu sehen ist. Es ist noch winzig, aber dennoch kann ich erkennen, dass es ganz eindeutig ist.
Wir bekommen ein Baby. Jetzt ist es ganz sicher und offiziell.
»Es sieht alles sehr gut aus, Ms. Moore. Ich vermute, dass Sie sich bereits in der 12. Schwangerschaftswoche befinden«, sagt sie und ich seufze erleichtert. »Ich werde Ihnen ein paar Präparate verschreiben und auch ein Mittel gegen die Übelkeit. Ansonsten gebe ich Ihnen den Tipp immer wieder kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Das hat mir immer geholfen«, erklärt sie und ich nicke bloß, weil ich gerade nicht wirklich in der Lage bin, etwas zu sagen.
Neben mir nehme ich ein leises Schniefen wahr und sofort schießt mein Kopf zu Will herum, der sich gerade mit seiner freien Hand über die Wange wischt.
»Du weinst«, stelle ich geschockt fest.
»Das hast gut erkannt, Baby«, erwidert er mit einem heiseren Lachen, doch die Tränen in seinen Augen verschwinden nicht. Bisher habe ich diesen Mann nur wenige Male weinen sehen. Bei den Geburten seiner Nichten und an dem Tag als sein Vater gestorben ist und er vollkommen fertig vor meiner Tür stand.
»Ich liebe dich, Avery. Ich kann nicht glauben, dass sich endlich alles zum Guten wendet und wir zwei... eine Familie gründen«, sagt er leise. Ein Lächeln liegt auf seinen Lippen.
»Glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich mir das schon sehr lange gewünscht habe?« Das Lächeln weicht einem Grinsen, ehe er nickt.
»Was zählt ist, dass wir jetzt glücklich sind. Und gehört die Zukunft, Baby!«
Ich grinse schief, ehe ich ihm einen Kuss auf die Lippen drücke. Als wir uns von einander lösen, sehe ich, dass Dr. Smith ein Lächeln auf den Lippen trägt.
»Wussten Sie, dass ich William damals in der Ausbildung zum Facharzt betreut habe?«
»Nein, das wusste ich nicht«, erwidere ich erstaunt. William zuckt nur kurz grinsen mit den Schultern, ehe ich mich Dr. Smith zu wende.
»William hat allen Krankenschwestern den Kopf verdreht. Wenn er Schichte hatte, waren alle besonders...hilfsbereit«, erwidert sie lachend.
»Das kann ich mir gut vorstellen«, erwidere ich grinsend.
»Er ist ein fantastischer Arzt und ich bin der festen Überzeugung, dass er ein noch besserer Vater sein wird. Es ist für mich etwas Besonderes, dass ich Sie beide nun behandeln darf. Innerlich habe ich immer gewusst, dass auch er irgendwann sesshaft werden wird. Er ist ein Charmeur, keine Frage, aber auch er braucht jemanden, der ihn liebt und dem er all seine Liebe geben kann. Wenn ich das sagen darf, Ms. Moore, dann hat er mit Ihnen definitiv die richtige Wahl getroffen. Ihre Liebe ist deutlich zu spüren«, sagt sie lächelnd.
»Theresa - willst du, dass ich wieder heulen muss?«, zischt Will leise. Auf seinen Lippen liegt jedoch ein leichtes Lächeln und anhand seiner geröteten Wangen kann ich erkennen, dass er sich sehr geschmeichelt fühlt.
Dr. Smith entfährt ein schallendes Lachen, ehe sie meinen Bauch mir Tüchern abwischt.
»Nein, nein. Die Tränen kannst du dir für die Geburt ersparen, mein Lieber. Dieses Baby wird ein Frühlingsbaby«, erwidert sie grinsend und ich lächle leicht, ehe sie mir die Bilder entgegen hält, die sie wohl ausgedruckt haben muss, als wir noch nicht in der Lage gewesen sind, irgendetwas zu tun.
Ich streiche mit meinen Finger über das Ultraschallbild, ehe ich es Will gebe. Seine leuchtenden Augen wandern über das Bild.
»Es ist komisch. Ich habe solche Bilder schon so oft in meiner Hand gehalten. Dieses Mal kann ich verstehen, wieso die Menschen von diesen Bildern so fasziniert sind. Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, dass ich Vater werde und es gibt kein besseres Gefühl. Nie war ich glücklicher als jetzt«, erklärt er und sieht mich zum Ende hin an.
Ich seufze ergriffen, ehe ich ihm einen Kuss auf Lippen drücke.
»Ich bin ebenfalls glücklich«, erwidere ich lächelnd.
»Sehr, sehr glücklich!«
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