Seyrens ungewöhnliche Fähigkeit
Mina schlief Tage durch, die Tage, die sie eben nicht zur Ruhe kam. Eine Zeit lang hatte die Betäubung von Vaatis Zauber zwar gewirkt, aber dies ließ früher nach, als der Magier erwartet hatte. Aber sie ließen sich nicht dadurch ablenken, dass die Prinzessin erst einmal genesen musste, bis sie sich ihnen wieder anschließen konnte. Sie hatte sich eine Auszeit verdient und musste nicht gleich wieder mit dem Stress beladen werden, den die anderen auf sich nahmen.
Die Gruppe, bestehend aus Midna, Seyren, Chiro, Vaati und nun auch Suhre, der sich seinem Meister anschließen wollte, traf sich im großen Saal, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Chiro betrachtete die Liste der übrigen Dämonen zusammen mit seinem Berater, dem ein Name auf der Liste besonders auffiel, jedoch nichts sagte. Mit einem leichten Grinsen schaute der alte Dämon zu ihm herüber und legte die Liste auf den Tisch, mit dem Finger auf den Namen 'Karen' deutend.
"Die Nächste", fügte er mit einem Schmunzeln hinzu. Suhre räusperte sich merklich, genau wissend, was sein Meister vorhatte, doch sagte er nichts. Im inneren freute er sich vielmehr, dass er sich für ihn so gesehen einsetzte. Midna betrachtete den Namen und seufzte schwer, als sie sich erinnerte, um wen es sich dabei handelte. Sie schüttelte frustriert den Kopf, ging aber der Bitte nach und nahm sich eine Karte von Kakariko, die Ethan zur Verfügung stellte. Nachdenklich schaute Luna über ihre Schulter. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wo sie der Dämonin den Garaus gemacht hatten, dafür aber Vaati, der Midna damals geholfen hatte.
"Hier", meinte er und deutete auf einen Fleck neben dem Hauptgebäude, in dem Leonard wohnte. Midna formte ihre Augen zu Schlitzen und dachte nach, bevor sie einen Stift nahm und die Stelle markierte.
"Dann ist es ja beschlossen", fügte sie noch hinzu und rollte die Karte zusammen. Ihr Blick, ernster denn je, ging herüber zu Seyren.
"Wir zählen auf dich, damit das klar ist."
Der junge Ritter nickte, die Ohren ängstlich angelegt. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, erneut einen Dämon zurück zu holen, vor allem bei den Geschichten, die er über Kakariko gehört hatte. Sein Vater hatte ihn über die Zerstörung in Kenntnis gesetzt, als er alt genug dazu war, es zu erfahren. Er wollte eher ungern der Katastrophen-Frau gegenüberstehen. Oder eher der Grund sein, warum sie wieder zurück zum Leben erwacht. Sein Blick ging herüber zu Chiro. Er hatte ihnen versichert, dass diese Dämonen unter seinem Kommando stünden und ihm gehorchen würden, sofern es nötig wäre. Und in diesem Falle war es nötig. Außerdem gehörte Karen wohl zu der Sorte, die gebildet und einsichtig war, während Mey, die sich bereits ihnen anschloss, eher blutrünstig und auf Rache gesinnt war.
Bevor die Suche weiterging, erkundigte sich Midna um das Wohlergehen der Prinzessin, die noch immer im Land der Träume verweilte. Immerhin hatte sie wieder Farbe im Gesicht und die Anzeichen der Vergiftung waren fast vollständig verschwunden. Einige Male der Adern konnte man noch sehen, aber diese verblassten immer mehr.
"Auf das ihr mir ja gut auf sie aufpasst.", warnte die Königin und blickte zu Mey, Darien und Seiycho. Die Eisdämonin zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich an ihren Diener, der ihr die nötige Kälte gab, damit sie es aushalten konnte. Sie war diese warmen Temperaturen nicht gewöhnt und es war auch noch recht unangenehm für sie. Ice kümmerte das alles nicht, da die Kraft seiner Meisterin ihn am Leben erhielt. Midna schüttelte nur den Kopf und konnte lediglich hoffen, dass diese Personen ihre Aufgabe ernst nahmen. Denn niemand könnte wissen, wie das Königspaar reagieren würde, wenn sie herausfänden, dass ihre Tochter umgekommen war. Aus welchem Grund auch immer.
"Zu Fuß oder Pferd?", fragte Seyren, der sich schon auf den Weg zu den Ställen begeben wollte. Die Frage wurde vor allem an die beiden Dämonen gerichtet, die sie begleiteten.
"Zu Pferd", antwortete Chiro und ging voraus. Er war eigentlich kein großartiger Liebhaber dieser Tiere und mied sie, aber da er wusste, dass es für die anderen angenehmer war, nahm er ihnen die Entscheidung ab und sagte gerade heraus, dass sie nach Kakariko reiten sollten. Außerdem würden sie somit die Strecke schneller hinter sich bringen können. Die Gruppe folgte ihm so schnell wie möglich und sattelte die Tiere, die sie mit nach Kakariko nahmen. Die Reise würde kaum länger als ein Tag dauern, so sagte Midna. Das beruhigte Chiro ungemein, als er sich auf eines der Pferde setzte. Er mochte sie nicht und sie mochten ihn nicht. Es beruhte also auf Gegenseitigkeit. Suhre tat sich da schon einfacher, es kümmerte ihn recht wenig und durch sein ruhiges Gemüt blieb auch das Tier ruhig, das ihn tragen musste. Seyren konnte die beiden nur mit einem Schmunzeln beobachten. Als angehender Ritter Hyrules hatte er von klein auf schon Reitunterricht gehabt und keinerlei Problem mehr mit Pferden.
Midna und Vaati führten die anderen an, da sie den schnellsten Weg nach Kakariko kannten. Der Magier blickte immer wieder zurück, ob auch ja niemand abhandenkam und musste dabei sich ein Lachen verkneifen, wie Chiro mit dem Pferd zu kämpfen hatte. Immer wieder versuchte es, den vollblütigen Dämon abzuwerfen, der sich mit aller Kraft oben hielt und leise vor sich her fluchte. Suhre ritt irgendwann neben ihm, um ihm den Weg zu erleichtern, auch wenn es seinem Ego nicht zusprach.
Am Abend desselben Tages erreichten sie das Dorf, das über die Jahre nicht nur wieder aufgebaut, sondern erneuert wurde. Die Königin hatte ihnen geholfen, ein besseres Leben aufzubauen und unterstützte sie, einige Forschungen zu betreiben. Dies kam nicht nur den Bewohnern Kakarikos zu Gute, sondern auch den Goronen, die am Feuerberg lebten. Leonard begrüßte die Reisenden, dabei musterte er die Dämonen etwas argwöhnisch, bot ihnen dann aber ebenfalls einen Platz zum Rasten an. Dankend nahmen sie das Angebot an und betteten sich zur Ruhe, bevor sie die Suche am nächsten Tag starten würden. Seyren fand erst spät seine Ruhe. Schließlich hing es wieder an ihm, diesen Kristall zu finden. Zwar kannten die beiden, die auch mit ihm reisten, den ungefähren Aufenthalt, aber sie konnten ihm dennoch nicht helfen. Ein Problem, dem er sich halt stellen musste.
Midna weckte den Ritter früh, sodass sie, so hoffte sie, den Kristall so schnell wie möglich finden. Dieser drehte sich murrend auf die andere Seite, er war bekannt dafür, am Morgen keine gute Laune zu haben, auch wenn dies eher Kontraproduktiv war. Kurz verdrehte die Zwilichtdame die Augen, bevor sie den jungen Mann aus dem Bett warf.
"Auf mit dir!", rief sie und schlug ihm leicht in den Rücken, damit er ihre Nachricht auf verstand. Mit einem leisen Knurren stand Seyren auf und zog sich seine Alltagskleidung an, die in letzter Zeit einen größeren Verwendungszweck als seine Rüstung fand. Er folgte Midna nach draußen, ohne dabei die anderen zu wecken, obwohl Midna dies schon fast geschafft hatte. Die Sonne war noch nicht lang am Himmel erschienen, da musste der Ritter schon einen Fuß vor die Tür setzen und mit der Suche beginnen. So ein Dreck.
"Wo soll ich hin?", fragte Seyren leicht genervt und rieb sich den Schlafsand aus den Augen. Midna sah sich um, bevor sie auf einen Platz zwischen einem kleinen See und dem Gebäude deutete, in dem sie übernachtet hatten.
"Hier irgendwo", fügte sie hinzu und blickte zu dem Hylianer, der eher trottend mit dem Suchen begann. Sein Blick wanderte über den Boden. Nachdem er auf den ersten Blick nichts entdeckte, hockte er sich hin und drehte die Steine schon um.
"Wieso ausgerechnet ich ..", murmelte er und warf einen Stein in den See. Er blieb in der Hocke und starrte auf das Wasser, wie es sich bewegte. In diesem Moment fiel ihm ein seltsames Glitzern auf, das nicht zu dem des Wassers gehörte. Er begab sich hinüber und fischte tatsächlich den Kristall aus dem seichten Wasser.
"Hab ihn!", rief er Midna zu.
"Das ging ja schnell", meinte diese erstaunt und ging zu ihm herüber.
"Und was machen wir jetzt wegen dem Körper?", fragte Seyren verwirrt, als er merkte, dass die Geisterfrau dieses Mal nicht erschien. Nun standen sie vor einem Problem, das sie bislang nicht hatten. Einen Körper mussten sie bislang nicht suchen, dementsprechend würde das zu einem Problem werden, mit dem sie noch zurechtkommen mussten. Das Finden der Kristalle war nun wirklich keine Schwierigkeit mehr für sie. Ein Gähnen ließ die beiden zusammen zucken. Chiro näherte sich ihnen und zog eine Braue nach oben.
"Schon auf?", fragte er verschlafen. Er war eigentlich ein Frühaufsteher und immer der erste, der auf den Beinen war.
"Wir haben den Kristall gefunden. Aber .. diese Geisterfrau taucht nicht auf.", erklärte Seyren und musterte das kleine Ding in seiner Hand.
"Das ist nicht so gut .." Nachdenklich blickte der Dämon zu Seyren, da er wusste, dass er den Kristall in der Hand hielt. Kurzdarauf machte der junge Mann etwas, was er nicht erwartete. Seyren dachte nach. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was der Geist immer tat. Er nahm den Kristall zwischen beide Hände und legte diese an seine Brust, als würde er beten. Doch kaum eine Sekunde später zischte er auf, als der Kristall zu glühen begann und eine unangenehme Hitze ausstrahlte. Er öffnete die Hände und, sehr zu seinem Verblüffen, schwebte der Kristall vor ihm, anstatt auf den Boden zu fallen. Zudem bildete sich langsam die Gestalt einer Frau um diesen herum, einer sehr eleganten Frau, musste man hinzufügen. Zischend und fluchend über die Schmerzen der Hitze hockte sich Seyren ans Wasser und tauchte seine Hände hinein. Langsam wurde die Frau greifbar, menschlich. Sie sank auf die Knie, erschöpft von den Qualen, die sie in der Zwischenwelt erleiden musste. Ihr Blick hob sich erst dann, als sich Chiro vor sie hockte.
"Chiro ..?", fragte sie erschöpft und legte ihren Kopf an seine Schulter. "Wie .. ist das möglich?"
"Eine neue Aufgabe, werte Freundin. Ein anderes Schicksal, das uns allen zuteilwurde. Und vermutlich unsere Chance auf ein normales Leben", antwortete der Dämon ihr, als er ihr auf die Beine half. Eher wackelig stand die sonst so anmute Tänzerin auf ihren zurück erlangten Beinen, die sie nur schwer zum Laufen verwenden konnte. Ihr Blick ging herüber zu Midna und verfinsterte sich sofort, gleichzeitig versteckte sie sich hinter ihrem Anführer.
"Was macht SIE denn hier?", zischte die Dämonin.
"Wir sind verbündet. Dank ihnen leben wir auch wieder.", erklärte Chiro ihr und stützte sie auf dem Weg in das Gebäude, dass Karen vor einigen Jahren ebenfalls mit in den Abgrund riss, als sie gegen die damalige Gruppe kämpfte. Erschöpft und dankbar setzte sie sich auf einen Stuhl und sah sich um, wobei ihr Blick bei Suhre hängen blieb.
"Er ist .. auch hier?", fragte sie schüchtern. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Chiro konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Zwar schlief Suhre noch, aber er konnte kaum erwarten, was passiert, sobald er wach wäre. Midna betrat mit dem noch zischenden Seyren das Gebäude und verband dessen Hände, an denen er sich tatsächlich eine Brandwunde zugezogen hatte. Chiro sah zu ihm und musterte ihn leicht verwirrt. Wieso konnte ausgerechnet er den Kristallen einen Körper geben?
Midna entschied sich dazu, die anderen zu wecken und ihnen Karen vorzustellen, damit diese sich an alles gewöhnen konnte. Suhre war am meisten erfreut darüber, sie wieder am Leben zu sehen, auch wenn er dies nicht zeigte. Ein leichtes Lächeln bildete sich bei ihm, was Karen als höchstes Kompliment seinerseits ansah und ebenfalls lächelte. Nun waren nur noch zwei Dämonen auf ihrer Liste - Akane, die nicht so schwer zu finden sein sollte, und Dracor, für den sie erneut in das Spiegelschloss müssten. Diesmal aber hatten sie Verstärkung: Denn Chiro entschied sich dafür, sie weiter zu begleiten, bis ihre Aufgabe erfüllt war.
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