Fünfzehn
Meine Beine waren Wackelpudding, die Haare vermutlich pure Zerstörung und ich schwitzte so heftig, dass es sich anfühlte als hätte ich geduscht. Ich wusste, dass ich es mächtig vermasselt hatte.
Mal wieder.
Naomi hatte mich um eine einzige Sache gebeten. Nur diese eine Sache und ich zog es mal wieder vor, mich hemmungslos zu zudröhnen. Anstatt eines Lachflashes drohte mir ein bösartiges Down.
An diesem Abend erwartete mein Vater hohen Besuch. Irgendein rangroher Offizier hatte sich mit seiner Familie zum Abendessen angekündigt und Naomi hatte mich darum gebeten, nahezu gebettelt, dass ich pünktlich zuhause sein sollte.
Kurz vor achtzehn Uhr war alles, aber ganz sicher nicht pünktlich!
In den vergangenen Wochen tat ich das immer und immer wieder, ohne es wirklich zu beabsichtigen. Ich verletzte meinen Vater mit Worten, Kyle mit Taten und Naomi verletzte ich in diesem Moment mit Enttäuschung.
Pünktlichkeit. Mein Gott, ich war doch die deutsche, pünktliche Cara.
Zitternd vor Erschöpfung schloss ich die Haustür auf und starrte sofort in die Augen meines Vaters. Es gibt dieses Sprichwort, dass man rot vor Wut sehen würde, nun in diesem Moment sprühten die smaragdfarbenen Augen meines Vater grünes Feuer.
Er schnaufte wie ein Stier der bereit war für seinen letzten Auftritt in Spanien. Entschlossen vor Wut starrte er auf mich herab und musterte mein unansehliches Äußere. "Daddy, es..." - "Spar es dir. Du hast zehn Minuten und wehe dem du brauchst nur eine Sekunde länger.", unterbrach mich der Bulle drohend und nicht einmal mein Gedankentumor wagte es sich, sich ihm zu widersetzen.
Mit gesenktem Blick stürmte ich durch die Küche und rannte die Treppe zu meinem Zimmer nach oben. In Lichtgeschwindigkeit riss ich mir die Klamotten vom Leib und stolperte zum zweiten Mal an diesem Tag in die Dusche.
Erst hier wurde meinem adrenalingeladenen Körper wieder bewusst, dass ich rund zwei Gramm des berauschenden Weeds von Justin Crimes intus hatte. Wie ein Stein knallte ich auf den nassen Boden der Tatsachen meiner Dusche. Sofort schossen mir die Tränen in die Augen. Da war es. Das gefährliche Gegenteil des Lachflashes, welches drohte, wenn man mit einem Körper voller THC so richtig traurig auf den harten Boden seiner Dusche krachte.
Das Down.
Während ich dalag und mir die Seele aus dem Leib heulte, griff ich nach meinem Duschbad und versuchte, den stechenden Schweißgeruch in ein Blumenmeer zu verwandeln. Mein Leben war eine Achterbahn, aber Disneyland steckte tief in der Insolvenz. Mickey Mouse hatte abgeschlossen und Cinderella putzte jetzt in einem drittklassigen Hostel, während Schneewitchen an der Stange eines Stripclubs am Highway tanzen musste, um ihre Zwerge füttern zu können. Der klapprige Wagen in dem ich saß, katapultierte mich durch die Hölle, die ich mir selbst errichtet hatte.
Nach sechs Minuten stieg ich schluchzend aus der Dusche und zwirbelte meine klammen Haare zu einem hochsitzenden, unschuldig wirkenden Pferdeschwanz. Etwas Mascara sollte meine roten Augen ansehnlicher wirken lassen.
Ich schlürfte zu meinem Kleiderschrank und zuppelte ein schwarzes Jerseykleid mit dreiviertel langen Ärmeln aus der hintersten Ecke, bevor ich mich mit farblich passender Unterwäsche hineinzwängte.
Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in den USA trug ich keinen Hoodie und zum ersten Mal seit meiner Ankunft in den Staaten präsentierte ich meiner Familie, wie sehr ich an Gewicht verloren hatte. Mein Gedankentumor klatschte bereits vor Vorfreude auf das Gesicht meines Vaters.
Mit Pumps und Handy bewaffnet, versuchte ich, so kontrolliert wie möglich die Treppe hinab zuschreiten und sah dabei auf die Uhr. Neun Minuten und achtundvierzig Sekunden. Das kurze Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
In diesem Moment klingelte es an der Tür. Das wohlerzogene Vorzeige-Söhnchen öffnete und ich fiel fast rückwärts um. Ich starrte zum Eingang, während ich wie angewurzelt auf der letzten Stufe der Treppe stand. Sofort versteckte ich meinen linken Arm hinter meinem Rücken und wollte zurück in mein Zimmer laufen, um mir eine Jacke zu holen, doch Naomi legte ihren Arm von hinten auf meinen Rücken. Auch sie schien, gerade erst fertig geworden zu sein.
Stocksteif stand ich da, während sie mit ihrem Mund ganz nah an mein Ohr kam. "Erstens. Du wirst deinen Vater heute nicht bloßstellen. Zweitens. Wir werden morgen zu einem Arzt fahren und drittens. Du wirst heute Abend zwei Teller essen und mir in den kommenden Wochen jede Mahlzeit genaustens dokumentieren. Haben wir uns verstanden? Und jetzt, erfülle erstens und begrüße unsere Gäste.", forderte sie so leise, dass selbst ich sie kaum hören konnte und schritt an mir vorbei.
"Hallo Conny!", begrüßte sie die Frau des Kollegen meines Vaters euphorisch, bevor sie sich auch ihm, Richard, widmete. Auch der kleine Chris bekam eine kurze, überfreundliche Begrüßung, bevor sie das letzte Mitglied der Familie herzlichst willkommen hieß.
"Hallo Coby, schön dich zu sehen. Komm doch rein, du kennst dich ja aus."
Er umarmete meine Stiefmutter kurz und konnte seinen Blick dabei nicht von mir abwenden. Er sah mich an, als würde er mich am liebsten verbrennen. Starr und keinerlei Ausdruck in den Augen. Immer noch stocksteif stand ich da und blickte geschockt zu meinem Bruder.
Ja wir hatten Streit. Ja mein Gedankentumor provozierte ihn jeden Tag auf's Neue. Aber warum zur Hölle tat er mir das an?! Ich war seine Schwester. Ich dachte, er würde mich lieben, aber anstatt mir zu eröffnen, dass die Familie von Coby Hastings an diesem Abend bei uns dinieren würde, grinste er mich bloß dämlich an.
Ich lachte kurz in mich hinein. Nicht weil ich es witzig fand, sondern weil ich glücklicherweise noch zu high war, damit das Ding in meinem Kopf irgendein Drama machen konnte.
"Es freut mich dir meine Tochter Cara vorzustellen. Cara, kommst du bitte her und sagst meinem Vorgesetzten Captain Richard Hastings Guten Tag.", forderte mein Dad und riss mich damit aus meiner Schockstarre. Ich erinnerte mich an meine Grundschulzeit. Damals war ich in der Theater-AG. Meine Lehrerin sagte damals immer, ich sei im Schauspiel sehr talentiert gewesen.
Let the show begin.
Selbstbewusst stürmte ich mit einem derart gespielten Grinsen auf unsere Gäste zu, dass Naomi bereits angestrengt ihr Gesicht verzog und Kyle anfing leise in sich hineinzulachen. "Hallo Captain? Sergeant? Mr? Hastings. Es ist schön Sie endlich einmal kennenzulernen und tut mir unfassbar leid, dass ich mir Ihre genau Ansprache nicht merken kann. Die amerikanischen Geflogenheiten sind mir doch ein Stück weit neu, denn mein geliebter Vater hat mich erst vor kurzem aus dem kühlen Deutschland zu sich geholt, um hier ein schrecklich schönes, mir vollkommen neues Leben zu beginnen. Folgen Sie mir mit Ihrer Familie doch bitte ins Wohnzimmer, wo ich Ihnen die passenden Getränke servieren kann.", platzte es hochtrabend aus mir heraus.
Coby's Vater schien nicht zu kapieren, dass ich dieses hochtrabende Gelaber aus purem Sarkasmus an den Tag legte. "Hallo Cara, es ist schön dich kennenzulernen. Dein Englisch ist sehr gut.", antwortete er mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, während ich mich bei ihm einhakte und ihn, wie in einer britischen Adelsschnulze, ins Wohnzimmer zog, während mein Vater augenrollend die Haustür verschloss.
Am Esstisch angekommen, bot ich Coby's Mutter ein Glas Wein an, während ich seinem Vater ein amerikanisches Bier servierte. Chris, das zehnjährige Spiegelbild meines Traummannes wünschte sich sehnlichst ein Glas Cola und dieses wurde ihm ausnahmsweise auch gestattet. Ich lief also in die Küche, um die Limonade aus dem Kühlschrank zu holen und ein Glas damit zu befüllen.
In diesem Moment blieb Naomi mit strengem Blick neben mir stehen und kam mir mit ihrem Mund wieder verdächtig nahe. "Was genau hast du an - Stell deinen Vater nicht bloß - nicht verstanden?!", schimpfte sie leise und ich drehte mich provankt zu ihr.
Bevor ich antworten konnte, wurden wir jedoch von einem lauten Räuspern unterbrochen. Mit der Flasche Cola in der Hand und dem Herz in der nicht vorhandenen Hose, blickte ich nach rechts und sah direkt in das breite Grinsen von Coby.
"Nun, Mam, obgleich sie mir auch ein Glas dieses erfrischenden Kaltgetränks servieren könnten?", flirtete dieser unverschämt gutaussehende Highschoolschwarm und lehnte sich dabei auf die Küchenanrichte. In dem weißem Hemd und der dunkelblauen Jeans sah er noch besser aus als sonst.
Grinsend zog ich meine Augenbraue nach oben und reichte ihm das Glas, welches eigentlich für sein Mini-me bestimmt war. "Bitte sehr Mr Hastings.", hauchte ich leise und drehte mich wieder zum Schrank, während Naomi immer noch schwermütig atmend neben mir stand. Ich schnalzte kurz mit der Zunge. "Ja, ist ja gut Nam. Ich versuche es ja, aber dann hört ihr damit auf, mich ständig bloßzustellen.", sagte ich genervt, während ich das nächste Glas mit Cola befüllte. "Wir stellen dich doch nicht bloß!", fuhr sie mich rechtfertigend an und sofort riss ich meine Augen auf und sah sie fassungslos an, während ich mit der Colaflasche in der Hand auf Coby zeigte. Dieser fing natürlich sofort an, sich selbst zu triumphieren und lachte in sich hinein, während er an seinem Glas nippte.
"Cara, ich dachte dir ist es egal. Du bist ja mit diesem Justin zusammen." - "Ich bin was?! Wer hat dir diese Scheiße erzählt?! Oh warte, ich weiß wer."
Wie zur Hölle kam Kyle auf die Idee, Nam so einem Schwachsinn zu erzählen?!
Bevor sie noch irgendetwas dazu sagen konnte, schmückte ich mein rotäugiges Gesicht wieder mit einem falschen Lächeln und lief mit Cola und Wut im Gepäck zurück ins Wohnzimmer. Coby's dämliche Blicke ignorierte ich dabei gekonnt.
Während des Abendessens sagte ich kein weiteres Wort, versuchte jedoch so höflich wie eben möglich zu lächeln, um wenigstens den Anschein zu bewahren, dass mir dieser Abend gefiel. Naomi den Gefallen zu erwidern, zwei Teller in mich hineinzuschaufeln, fiel mir nicht schwer. Ich hatte an diesem Tag drei Blunts geraucht. Der Fressflash war überfällig und die Spagetti viel zu lecker, um sie stehen zu lassen.
Ich hatte keine sieben Kilo abgenommen, weil ich dünner werden wollte oder magersüchtig war. Durch diesen ganzen schwarzen Zauber in meinem Körper hatte ich schlichtweg vergessen, etwas zu essen und das holte ich jetzt nach.
"Gibt's Eis?", fragte ich nachdem ich als Letzte dieses Festmahl beendet hatte und brachte Coby's Vater damit zum Lachen. "Für ein Mädchen hast du ja einen ordentlichen Hunger an den Tag gelegt.", schmunzelte er höflich.
Bevor ich etwas Freundliches darauf antworten konnte, rümpfte mein Vater kurz die Nase. "Richard, wollen wir gemeinsam ins Arbeitszimmer gehen. Ich habe mir zu dem Projekt nochmal Gedanken gemacht.", schlug Daddy seinem hohen Gast vor und verließ mit ihm die Bildfläche.
Während mein Vater sich mit seinem Vorgesetzten im Arbeitszimmer den ein oder anderen Drink gönnte, nahm Naomi den kleinen Chris mit in die Küche, um die Eisbecher anzurichten. Ich nippte an meiner Cola und analysierte das schöne Gesicht von Coby's Mutter.
Dunkelbraune Augen, mandelfarbene, schulterlange Haare und ein Gesicht wie ein Reh. Eine sehr hübsche Frau. Sie sah meiner Mutter ein bisschen ähnlich. Zumindest hatte sie den selben kritischen Ausdruck in ihren Augen, während sie den sichtbaren Teil meiner Narbe musterte.
"Cara, darf ich dich etwas fragen?, flüsterte sie leise, damit ihr jüngster Sohn in der Küche nichts von der kommenden Unterhaltung mitbekam. "Haben Sie schon.", antwortete ich grinsend und ignorierte dabei das Naserümpfen meines Bruders neben mir.
"Wie viel Blut hast du verloren?"
Überrascht von dieser Frage zog ich die Augenbrauen zusammen. "Rund zwei Liter.", antwortete ich kühl. In diesem Moment lenkte Coby meinen Blick auf sich, in dem er lauthals seufzte. Verwirrt beobachtete ich, wie er die Ärmel seines Hemdes ein Stück nach oben schob und die Arme auf dem Tisch abstützte, um sein Gesicht dahinter zu verstecken.
"Und wie viele Stiche hat es gebraucht, um die Wunde zu nähen?" - "Zwanzig.", antwortete ich und sah ihrem Sohn dabei in seine traurigen, rehbraunen Augen. Was stimmte nicht mit ihm? Seit wann interessierte er sich wieder für mich?
"Hat es sich denn gelohnt?"
Wie bitte?! Geschockt von dieser letzten Frage entglitt mir jegliche Mimik. Erst jetzt bermerkte ich, dass auch Kyle wie magnetisiert an meinen Lippen hing, während Coby nur fragend sein Gesicht verzog. Er schien es nicht zu wissen. Interessante Wendung für das ziemlich zerrüttete Vertrauensverhältnis zu meinem Bruder.
Ich atmete tief durch. Wenn mich meine Schwiegermutter in Spe schon so offensiv dazu befragte, ob es sich gelohnt hatte, sich selbst ein Messer in den Arm zu rammen und just in diesem Moment mit ihr am selben Tisch zu sitzen, konnte sie eine Antwort des müden Gedankentumors wohl ab.
"Offensichtlich hat es sich nicht gelohnt, sonst würde ich ja nicht hier sitzen, Mrs Hastings und um die nächste Frage gleich vorab zu beantworten: Nein, ich benötigte keine professionelle Hilfe, denn ich werde mir höchstwahrscheinlich nie wieder ein Messer aus der Küche nehmen und mir damit den Arm aufschlitzen. Beim nächsten Mal würde ich Kodein vorziehen.", sagte ich, während mein ganzer Körper vor Wut vibrierte.
Mein kurzes Blickduell mit Conny Hastings wurde durch einen lauten Knall unterbrochen.
Coby war von seinem Stuhl aufgesprungen und zitterte am ganzen Körper.
Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, er würde mich hassen. Fast jeden Abend schickte er mir bedrohlich emotionale Sprachnachrichten, wie enttäuscht er von mir gewesen war und dass er nie gedacht hätte, dass ich mich mit Justin Crimes abgeben würde und doch stand er jetzt vor mir und sah mich an, als hätte ich ihm gerade das Herz rausgerissen.
Seine Mundwinkel zuckten, während die Ader an seiner Stirn langsam weiter heraustrat. In seinen rehbraunen Augen bildete sich ein nasser Schleier. "Ich dachte, das ist vom Unfall... wie... wie könntest du denken, dass ich in einer Welt ohne dich überlebensfähig wäre?!", zischte er verbittert, doch bevor ich irgendetwas darauf erwidern konnte, riss Naomi mich am rechten Arm herum.
"War ich vorhin nicht deutlich genug?!", fuhr sie mich an und schmiss mich damit sofort wieder auf die Anklagebank.
Das gefiel einem in der Runde ganz und gar nicht. Er hatte sich bereits langsam nach vorn geschlichen und angekündigt. Ich versuchte, ihn so gut es ging zu vertrösten, wie einen dieser schrecklichen Hobbysänger in einer Karaokebar, doch er wollte unbedingt singen und zog die Vernunft von der Bühne, um sich in seiner ganzen, ohrenbetäubenden Größe zu präsentieren.
Bühne frei für den Gedankentumor.
"Willst du mich verarschen?! Ich habe höflich, auf ziemlich unpassende Fragen geantwortet. Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?! Hör auf dich aufzuplustern, als wärst du meine Mutter. Guten Morgen, Naomi, das bist du nicht! Meine Mutter liegt mausetot in irgendeinem Wald in Deutschland, wo Füchse auf ihre Asche pissen. Hör auf..." - "Cara Miller!"
There we go. Der nächste Act der Show stand bereit. Das Vatertier hatte aufgehört zu trinken und mit Brüllen begonnen.
Mein Bruder seufzte beschämt und vergrub sein Gesicht in seinen Händen, während Captain Hastings, ganz offensichtlich überfordert von so viel Miller'schen Temperament, knallrot anlief.
Jawoll Captain, mein Englisch war brilliant.
Bevor mein Vater noch irgendetwas von seinem authoritären Brüllen von sich geben konnte, stiefelte ich wütend zur Treppe. "Schon gut, Dad. Du darfst dir deine strengen Worte sparen. Ich gehe in mein Zimmer und ja, ich weiß, ich habe Hausarrest, was auch immer die Regeln dafür sind. Ich akzeptiere deine unfassbar sinnfreie Erziehungsmaßnahme. Ich darf mich an dieser Stelle auch für die Aufmerksamkeit unserer wunderbaren Gäste an diesem Abend bedanken. Eine Zugabe gibt es heute nicht. Herzlich willkommen in der Cara Miller Show! Gute Nacht!" - Mic Drop.
Ich verbeugte mich ironisch und rannte heulend in mein Zimmer.
Einen Pluspunkt bekam Chris Hastings, der mit seinen zarten zehn Jahren tatsächlich so viel Sarkasmus an den Tag legte, um als einziger in der Runde zu applaudieren.
Rund eine halbe Stunde heulte ich mir die Augen aus und versank mal wieder in meinem schier endlos erscheinenden Selbstmitleid. Richtig war mittlerweile zur Zugspitze mutiert und schien so unerreichbar, dass ich begann, mich damit abzufinden, niemals besser als falsch zu sein.
Gerade als ich mit Starren begonnen hatte, hörte ich wie meine Zimmertür aufging und sich sofort wieder schloss. Dieser Jemand verriegelte die Tür.
Naomi hatte sich ganz schön lange Zeit gelassen.
Moment. Seit wann roch Naomi nach One Million?
Sein Parfum erfüllte sofort mein komplettes Zimmer mit einer Mischung aus Herzanfall und unfassbarer Freude. Ich spürte, dass er sich in mein Bett legte. Sanft zog er die Bettdecke über mich. Seinen Arm nahm er danach nicht wieder weg, sondern drückte mich fester an sich.
"Was machst du hier?", quietschte ich leise und fing nur noch heftiger an zu weinen. Diesmal jedoch vor Erleichterung. "Sei einfach leise. Aus deinem schönen Mund sind heute schon genug komische Dinge gekommen.", flüsterte er in mein Ohr und küsste dabei sanft meine Haare. "Aber... aber Ashley.", schluchzte ich und fing an innerlich zu kreischen, als ich sein genervtes Stöhnen hörte.
"Ich mache Schluss mit ihr. Ich weiß nur noch nicht wie. Sie ist Tochter vom Chef meiner Mutter und jetzt sei leise.", forderte er erneut und schmiss den Gedankentumor damit aus der Bar. "Aber... du bist glücklich mit ihr...", schluchzte ich und wollte so gern das Hören, was ich die letzten Wochen ignoriert hatte. Wieder stöhnte Coby genervt.
"Ich bin nicht glücklich mit ihr. Ich bin nur nicht so ein Arschloch wie du, Cara. Seit dem heutigen Abend habe ich die Gewissheit, dass du nicht mit Justin Crimes zusammen bist. Ich habe also aufgehört, auf die Gerüchte an der Schule zu hören, weil ich deinen Worten mehr Glauben schenke. Tu mir einen Gefallen und glaube mir auch mehr. Alles was erzählt wird, ist gelogen und jetzt sei endlich leise.", hauchte er müde und presste mich noch näher an sich.
"Deine Mom muss mich hassen."
Coby lachte nur leise in sich hinein. "Eigentlich findet sie dich ganz lustig und mein Bruder hat mir nahegelegt, ich solle doch bitte mit dem Mädchen ausgehen, was so unfassbar cool ist. Er würde gerne mit dir angeben.", schmunzelte er und fing an meinen Bauch zu streicheln.
Langsam verabschiedeten sich die Tränen wieder und wichen einem kurzen Lachen. "Wo gehen wir denn hin?", flüsterte ich, während ich mich offensiv ganz nah an meinen Fels in der Brandung kuschelte.
Wieder lachte er nur in sich hinein.
"Erstmal bleiben wir hier, Prinzessin und dann gehen wir was essen. Mit ein paar Pfunden mehr hast du mir besser gefallen." - "Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment oder eine Beleidung war.", schmunzelte ich und griff nach der Hand auf meinem Bauch, um ihn fest an mich zu klammern. "Du bist meine Nummer eins, Miller. Die zwölf auf meiner zehn Punkte Skala."
In dieser Nacht schlief Coby Hastings in meinem Bett. Er blieb bis zum nächsten Morgen an meiner Seite. Er versuchte nicht mich zu küssen oder in irgendeiner Art und Weise weiter zu gehen. Er lag einfach nur da und hielt mich. Coby war kein Jemand, er war der Eine und Mickey Mouse stand vor den verschlossenen Toren und klopfte sich den Staub von den Ohren.
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