Dreißig
"Wo zur Hölle ist mein Geschenkpapier?!", schrie ich und trampelte wie eine Angestochene durch mein Zimmer. "Kyle!", rief ich laut und stürmte in seine Männerhöhle.
"Fuck Cara, klopf an!"
Sofort bereute ich, dass ich einfach die Zimmertür meines Bruders aufgeschlagen hatte. Ich spürte, wie die Galle in mir hochkam. "Ist das ekelhaft!", platzte es aus mir heraus und sofort rannte ich wieder aus seinem Zimmer.
Hasel war erst an diesem Morgen zu ihren Großeltern verreist und dennoch, sie schienen sich sehr zu vermissen. So sehr, dass irgendeiner von Beiden auf die glorreiche Idee gekommen sein musste, sich kurz vor dem Abendessen an Heiligabend noch einmal gegenseitig bei einem Solospiel zu zusehen. Es war das Ekelhafteste, was ich in meinem Leben jemals gesehen hatte.
Ich versuchte daran zu denken, wie niedlich die Hundewelpen in der Zoohandlung waren und wie süß die kleinen Kaninchen in ihren Käfigen hopsten, als mit einem Schlag Kyle's Zimmertür aufging. Sofort zog er mich hinein und ich versuchte, jeglichem Blickkontakt auszuweichen.
"Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?!", lachte er nervös und stopfte sich sein weißes Hemd wieder in seine Anzugshose. "Irgendwie bin ich ja ein Bisschen stolz auf dich, aber das wollte ich nie in meinem Leben sehen. Es ist ekelhaft. Du bist ekelhaft. Ihr seid ekelhaft.", stotterte ich weinerlich und starrte auf den Fußboden. Kyle lachte nur und setzte sich auf sein Bett. "Was wolltest du?", wechselte er mit hochrotem Gesicht das Thema. „Mein Geschenkpapier mit den kleinen Pinguinen drauf...Bitte fass mich nie wieder an.", murmelte ich angewidert und senkte meinen Blick beschämt auf den Boden.
Seinen eigenen Bruder beim Handanlegen zu erwischen, hatte den selben Reiz, wie ein altes Osterei nach zwei Jahren hinter der Couch zu finden.
Kyle griff neben sein Bett und hielt mir die Rolle entgegen. Mein Blick blieb wie angewachsen an seiner Hand hängen. Mit dieser Hand hatte er gerade... Oh mein Gott... "Behalt es!", rief ich und rannte runter ins Wohnzimmer, wo Naomi gerade den Esstisch deckte.
"Nam, hast du noch Geschenkpapier für mich?"
Mit ungläubigen Blick musterte sie mich. "Was ist denn mit deinem? Hast du nicht gesagt, meines wäre langweilig?", entgegnete sie grinsend, während sie das gute Besteck neben den Tellern platzierte. Unwissend und an nichts Anderes als an Hundewelpen denkend, zuckte ich mit den Schultern. „Ich möchte nie wieder über das Geschenkpapier mit den Pinguinen sprechen.", antwortete ich und flehte mit meinen Blicken, dass sie nicht fragte, warum. Schmunzelnd nickte meine Stiefmutter. "Unten im Keller im großen Schrank.", wies sie mich ein und ich machte mich auf den Weg das unschuldige, grüne Geschenkpapier zu holen.
In meinem Zimmer angekommen, verriegelte ich die Tür. Denn in den nächsten 15 Minuten war mein Zimmer Sperrgebiet. Ich lief zu meinem Kleiderschrank und kramte einen großen Umzugskarton vor. In ihm hatte ich sämtliche Weihnachtsgeschenke versteckt, welche ich nun einpacken wollte.
Es war mein erster Heiligabend in den Staaten. Normalerweise waren Weihnachtsfeste purer Stress für mich. Den Heiligabend und den ersten Weihnachtsfeiertag verbrachte ich mit Sarah und meiner Mutter. Am Zweiten fuhren Sie mich zum Flughafen und ich machte mich auf eine zwölfstündige Reise in die USA.
Dieses Jahr war es anders. Ich durfte auf einen Jetlag verzichten. Ich wusste, dass sich die Amerikaner erst am Morgen des 25. Dezember ihre Geschenke überreichten, aber ich wollte etwas deutsche Tradition in das Spektakel einbinden. Ich packte also die Geschenke ein und stand pünktlich zum Empfang unserer Gäste wieder unten in der Küche. Kyle saß lässig auf einem der Barhocker und grinste mich so dämlich an, dass ich mich am liebsten an Ort und Stelle übergeben hätte. Verständnislos schüttelte ich mit dem Kopf und musste sofort anfangen zu lachen.
In diesem Moment kam mein Vater die Treppe runtergestiefelt. "Ist das jetzt ok?", meckerte er genervt und zeigte auf sein rotes Holzfällerhemd. „John! Was zur Hölle ist so schwer daran, dass du dir die Sachen anziehst, die ich dir rauslege?!", war die Antwort, die er von seiner Liebsten erhielt und sofort verfiel er in den Selbstverteidigungsmodus. "Die lagen draußen!", rechtfertigte er sich keiner Schuld bewusst und setzte sich neben Kyle auf einen der Barhocker. "Nein, die lagen auf dem Stapel Wäsche, der noch weggeräumt werden muss!"
Naomi war der lebende Beweis dafür, dass nicht alle Menschen mit Stresssituationen umgehen konnten. Immer wenn wir Besuch erwarteten, wurde sie zur Furie und rannte durch die Gegend, wie ein wildgewordener Border Collie der versuchte, seine Schafe zu hüten.
Bevor sie meinen Vater zum dritten Mal hochschicken konnte, klingelte es auch schon an der Tür. Ihr Blick befahl uns Dreien, dass wir uns freundlich hinter die Tür stellen sollten. Mit einem künstlichen Grinsen öffnete sie die Tür. "Hi! Es ist so schön, dass ihr da seid. Kommt rein.", begrüßte sie unsere Gäste, während ich versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen meine linke und Kyle's rechte Hand zu bringen.
Sofort stürmte Chela zu mir und ich erwiderte ihre ausschweifende Begrüßung, bevor ich Chris und Conny kurz umarmte.
Conny und Naomi verstanden sich mittlerweile so gut, dass sie beschlossen hatten, ein gemeines Weihnachtsessen zu organisieren. Coby's Großeltern wohnten irgendwo in Arkansas und schafften es dieses Jahr nicht nach Tennessee, also lud Naomi sie mit zu uns ein. Sie nannte es ein Fest voller neuer Traditionen. Während mein Vater den Grinch spielte, war sie eine total verzauberte Weihnachtselfe die vom Duft von Lebkuchen und Zuckerstangen high wurde.
Erst als ich Richard begrüßt hatte, bemerkte ich, dass sich heute ein weiterer Gast mit hinzugeschlichen hatte. Sofort entglitt mir jegliche Mimik. Warum hatte Coby nichts gesagt?!
Noch bevor ich meinen Freund begrüßte, hielt ich dem mir Fremden meine Hand entgegen. "Du bist dann wohl Scott.", begrüßte ich ihn kühl. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte keine Ahnung, ob es wegen dem Adrenalin oder der Neugierde war.
Scott hatte die selben Falten im Gesicht wie Coby, wenn er lachte und die rehbraunen Augen schienen in den Genen der Hastings zu liegen. "Ja Cara, es ist mir auch eine Ehre dich wohlbehalten wieder zu sehen. War eher spontan heute." erwiderte er schelmisch und gab mir einen Kuss auf den Handrücken. Das erklärte wohl alles. Da Naomi auch nur acht Gedecke aufgetischt hatte, schien nicht mal die Familie Hastings vom Glück des weihnachtlichen Familientreffens zu wissen. Conny hätte Bescheid gegeben. Das verlangte der Freundlichkeitscodex der Amis.
"Ihr kennt euch?", fragte Richard streng und musterte seinen Bruder mit einem verurteilenden Blick. "Entfernt.", antwortete ich kurz und drehte mich zu meinem persönlichen Weihnachtsgeschenk.
Wie immer sah er fantastisch aus. Er trug ein weißes Hemd und eine dunkelblaue Jeanshose. Die Ärmel seines Hemdes hatte er bis zur Hälfte seiner Unterarme umgeschlagen und der Duft seines Parfums ließ meine Knie weich werden. Er hatte sich den ganzen Vormittag über in Schweigen gehüllt und ich ahnte, dass er irgendwas für mich geplant haben musste.
Coby legte seinen Kopf arrogant in den Nacken und musterte mich mit einem eindeutigen Blick, bevor er mich schwungvoll zu sich zog und seine Arme besitzergreifend um meine Taille legte. "Hi, Prinzessin. Du siehst hübsch aus.", hauchte er in mein Ohr und verschaffte mir damit eine ordentliche Gänsehaut. Der Gedanke an letzte Nacht machte mich wahnsinnig. Ich konnte es kaum erwarten, mit ihn da weiter zu machen, wo wir gestern aufgehört hatten.
Mir lagen einige Dinge auf der Zunge, die ich ihm zu gern geantwortet hätte, doch in diesem Moment zog Chris am Rock meines Kleides. "Das ist voll ekelhaft! Cara zeigst du mir dein Zimmer?", fragte der kleine Mini-Coby neugierig und ich musste feststellen, dass er ein ähnlich gutes Timing hatte, wie mein Vater. Sein großer Bruder verdrehte nur genervt die Augen. "Vielleicht nach dem Essen ok?", schlug ich vor.
Während Naomi und Conny das restliche Festessen vorbereiteten, setzte ich mich mit Coby zu Kyle auf die Couch. Dieser grinste mich immer noch dämlich an. "Hör auf jetzt, Kyle!", ermahnte ich ihn fordernd und sofort bohrten sich Coby's fragende Blicke durch das ermahnende Blickduell zwischen mir und meinem Bruder. Bevor Kyle auch nur einen Ton sagen konnte, fiel ich ihm direkt ins nicht ausgesprochene Wort. "Sagen wir es so. Chela ist heute Abend nicht die Einzige, die bereits freudig mit dem Schwanz gewackelt hat. Bei ihr ist es süß. Bei Kyle nicht."
Sofort fing Coby überrascht an zu lachen und forderte meinen Bruder nach mehr Details auf. "Naja Hasel ist nicht da aber sie hat sich was Schönes angezogen und...", fing er an und sofort sprang ich auf. "Hundewelpen!", rief ich laut und floh, bevor ich noch mehr erfahren musste.
Ich setzte mich zu Scott an den Esstisch. Mein Vater und Richard waren gerade in das Arbeitszimmer verschwunden und so saß der, scheinbar, ungeliebte Bruder allein am Esstisch.
"Also Scott, die Kurzform bitte, solange wir hier ungestört sind. Wie alt? Was machst du so, außer Drogen konsumieren und viel wichtiger, warum tauchst du heute auf, nachdem Coby beinahe den Sorgentod gestorben wäre?!", bohrte ich mit eindringlichen Blick, während ich mir ein Glas Wein einschenkte. Scott lachte kurz in sich hinein und hielt sich die Hände vor den Mund. "28, nicht viel und weil ich meinen Neffen nicht gern enttäusche.", sagte er kurz angebunden und musterte mich fragend, als ich an meinem Weinglas nippte. Unbefriedigt rümpfte ich die Nase. "Ok und warum bist du aus der Klinik abgehauen?", hakte ich nach, da ich mich nicht so einfach fallen lassen wollte. Ich wollte wissen, wer da auf mir lag und mich gerettet hatte.
Er atmete tief durch und lehnte sich weiter zu mir. "Nun ja, weil nicht jeder so ein Glück mit der Army hat wie mein Bruder und das Leben ein Bastard sein kann.", grinste er, während er sich immer weiter zu mir lehnte. Sein Blick wanderte zu seinem rechten Bein. Er zog seine Hose ein Stück hoch und erst jetzt bemerkte ich, dass er eine Prothese hatte.
"Oh.", stieß ich verwundert aus und hob meine Augenbrauen, bevor ich auch Scott ein Glas Wein einschenkte. Gekünstelt hob ich mein Glas als Zeichen, dass ich mit ihm anstoßen wollte. "Na dann, Cheers, auf den Bastard namens Leben.", sagte ich und brachte ihn damit zum Lachen. Mit dem Weinglas in der Hand drehte er sich zu Coby. "Sie ist süß!", rief er seinem Neffen grinsend zu, bevor wir anstießen und uns einen Schluck des weißen Rieslings gönnten.
Sofort hörte ich das genervte Seufzen meiner Stiefmutter. "Cara Miller! Stell das Glas sofort wieder hin. In Amerika gibt es Alkohol erst ab 21. Bist du 21? Nein, also weg damit." Trotzig nahm ich noch einen Hieb aus dem Weinglas und stellte es auf dem Tisch ab, während sich Scott leise über mein Verhalten amüsierte.
Ich zwinkerte ihm zu und stand auf, bevor ich einen kleinen Knicks machte und zu Naomi und Conny in die Küche lief, um ihnen mit dem Essen zu helfen.
Aufgeregt stapelte Naomi die Ofenkartoffeln säuberlich in eine Servierschale, während Conny sich um die Soße kümmerte. Ich lehnte mich gegen den Kühlschrank und akzeptierte recht schnell, dass den Beiden hier niemand mehr helfen konnte, denn Conny war anscheinend Naomi's Seelenverwandte. Auch sie zappelte nervös hin und her und verbreitete damit mehr Hektik als notwendig.
"Also Cara, nächsten Mittwoch geht's los mit Therapie?", fragte meine zukünftige Schwiegermutter völlig außer Atem, während sie wie wild mit dem Schneebesen im Topf rührte. "Ich schätze schon, auch wenn ich der Meinung bin, dass ich das nicht brauche.", antwortete ich und beobachtete grinsend das Spektakel der verrückten Duracell-Häschen. "Du bist der Meinung?", hakte sie nach. "Naja, ich habe nur noch einmal die Woche den Drang mir ein Messer in die Kehle zu stecken, also ja, ihr Sohn wirkt wahre Wunder.", antwortete ich sarkastisch und sofort fuhr meine Stiefmutter erschrocken herum. "Cara!", ermahnte sie mich. Conny lächelte mir liebevoll zu. Sie schien zu wissen, was ich meinte und konnte mit dem Wort Sarkasmus durchaus mehr anfangen als meine Nam.
"Das freut mich zu hören. Du bist ihm auch sehr wichtig, aber als Mutter bitte ich dich, daran zu denken, dass dieser Kerl erst siebzehn Jahre alt ist...Er ersetzt keinen Therapeuten.", ergänzte sie ihr Grinsen in der typischen Mom-Manier und hatte das Gespräch somit beendet.
Die zwei Weihnachtselfen auf Speed hatten das Essen fertig zubereitet, die Gesellschaft setzte sich an den Tisch und als Richard Hastings uns aufforderte, uns alle an den Händen zu fassen, stieß ich ein angewidertes Seufzen aus.
Es war nicht Gott dem wir zu danken hatten, es war das Werk meiner umwerfenden Stiefmutter, die hier ordentlich aufgetischt hatte. Dennoch ich riss mich zusammen und erwiderte die Geste und sah nach links.
Ein Fehler.
Kyle saß neben mir. Und wieder einmal stolperte ich über einen eindeutigen Gedanken, denn wenn es Gott tatsächlich gab; warum zur Hölle musste ich die Hand greifen, mit der sich mein Bruder vor rund einer Stunde noch... Hundewelpen!
Nachdem Richard das Gebet aufgesagt und sich bei Gott, anstatt bei unseren Weihnachtselfen, für das Essen bedankt hatte, fingen wir an uns dieses Festmahl schmecken zu lassen. Nach einer guten Stunde reinem Gefutters stand ich auf und rannte in mein Zimmer, um die Geschenke zu holen.
Zurück im Wohnzimmer angekommen, stellte ich die Geschenke auf der Treppe ab und grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Was wird das, Cara?", fragte mein Bruder lachend und musterte mich. Ich räusperte mich kurz und hob meinen Kopf.
Mein Vater war der Einzige am Tisch der ahnte, was jetzt passieren würde. "In Deutschland bekommt man die Geschenke schon am Heiligabend.", klärte er die Gäste auf. "Ganz genau Daddy. In Deutschland werden die Weihnachtsgeschenke schon am 24. vom Weihnachtsmann höchstpersönlich verteilt. Da der aber heute auf der anderen Seite der Welt beschäftigt ist, übernehme ich das.", zwinkerte ich Chris zu, der gerade aussah, als hätte ich ihm die neue Playstation versprochen.
Mit seinen zehn Jahren ahmte Chris ständig seinem großen Bruder nach. Doch in dem Moment, in dem der Weihnachtsmann und das Wort Geschenke in einem Satz erwähnt hatte, strahlten seine rehbraunen Augen wie Sterne. Er war purer Zucker.
"Ok, Chris komm her. Eigentlich müsstest du jetzt ein Lied singen, aber das erspare ich dir.", witzelte ich und beobachtete, wie Coby's kleiner Bruder sofort von seinem Stuhl aufsprang und zu mir rannte. Ich gab ihm das kleine Päckchen und er bedankte sich mit einer ausschweifenden Umarmung, bevor er zurück zu seinem Stuhl rannte.
Aus sicherer Quelle wusste ich, dass er sich ein Lego Pack von Star Wars gewünscht hatte. Cara die Coole hatte somit den nächsten Stein im Brett.
Als nächstes blickte ich zum einzigen Vierbeiner in der Runde. Dieser verrückte Hund und ich hatten eine besondere Verbindung, denn ohne, dass ich ihren Namen auch nur aussprach, hob sie sofort ihren wilden Kopf und sah mich erwartungsvoll an. "Komm her, Süße.", flüsterte ich ihr leise zu. In diesem Moment fingen Alle an zu lachen. "Selbst der Hund bekommt ein Geschenk?", fragte Richard lachend. Sofort sahen Chela und ich ermahnend zu ihm. "Hör nicht auf ihn. Du bist kein Hund. Du bist eine Lady. Hier meine Süße, auspacken musst du selber.", sprach ich dem kleinen Schmuckstück zu und sofort riss mir Chela den eingepackten Knochen aus der Hand.
Das fröhliche Geschenkeverteilen zelebrierte ich, als wäre ich zuhause in Deutschland. Jeder musste einzeln zu mir kommen, um sich sein Geschenk abzuholen. Conny und Naomi bekamen Tickets, für einen dieser Country-Sänger, welchen sie so feierten. Wie der Zufall es wollte, spielten am selben Abend die Tennessee-Titans. Ein perfektes Geschenk also für Richard und meinen Vater. Kyle schien das mächtig aufzuregen, da er seit Tagen versucht hatte, für sich und Hasel Karten für das Spiel zu ergattern. Welch ein Glück, dass mein Bruder die beste Schwester der Welt hatte.
Als ich Coby zu mir bat, sah er mich missmutig an. "Ich geh mal davon aus, dass wir nicht zum Spiel gehen werden.", witzelte er traurig, während ich mit dem Kopf schüttelte. Ich reichte ihm meine zwei Geschenke. "Das Rechte am besten erst auspacken, wenn wir alleine sind.", schmunzelte ich ihm leise zu. "Dann mach ich Beides erst später auf.", erwiderte er grinsend und legte die Päckchen wieder auf die Treppe.
"Da ist noch ein Großes!", stellte Chris der Fuchs fest, während ich lachend nickte. "Jap, das ist für Naomi.", sagte ich und winkte meine Stiefmutter zu mir. "Cara, du hast schon so viel Geld ausgegeben. Das solltest du nicht mit der Hinterlassenschaft deiner Mom tun.", ermahnte sie mich und sofort brach ich in heiterem Gelächter aus. "Ok Mom, nimm's mir nicht übel.", erwiderte ich mit gefalteten Händen und sah nach oben, bevor ich mich wieder Naomi widmete. "Die Hinterlassenschaft von der du sprichst, waren 800 Euro die ich nach Abzug der amerikanischen Steuer in 680 Dollar verwandeln konnte. Das wäre nicht mal die Studiengebühr für einen Monat an der Tennessee U."
Ich griff also hinter mich und überreichte Naomi das große Geschenk. "Pack es hier aus. Ich will dein Gesicht sehen.", flüsterte ich ihr zu.
Dank meiner atemberaubend gewitzten Tante, hatte ich etwas ganz Besonderes nach Amerika liefern lassen. Naomi lag mir ständig in den Ohren, dass sie liebend gern ein Bild meiner Mom im Haus aufgehangen hätte, doch jene lagen alle in einem Lager in Deutschland und waren somit fast unzugänglich für mich. Schließlich hatte ich aus irgendeinem Grund immer noch keinen Erbschein bekommen. Lediglich das Bankguthaben wurde mir zugesprochen. Doch Sarah wäre nicht Sarah gewesen, hätte sie nicht eine ihrer Haarspangen und die natürliche Doppel-D eingesetzt. um mir ein ganz besonderes Gemälde zu zusenden.
Säuberlich zog Naomi das Packpapier ab und brach sofort in Tränen aus. "Ist das...?", stotterte sie unter Tränen, während ich stolz meinen Kopf hob. "Jap. Ein waschechtes Aquarell von Anna Weidner höchstpersönlich.", lachte ich, während meine Stiefmutter sich zitternd die Hand vor Mund hielt und mich völlig verstört anstarrte. "Das ist wunderschön!", stieß Conny aus, die sich mit zu uns gesellt hatte.
Ich hätte jeden Zentimeter des Bildes beschreiben können, ohne es zu sehen, da es jahrelang in unserer Küche hing. In den Farben der US-amerikanischen Flagge zierten die verschwommenen Portraits von Naomi, meinen Vater, Kyle und mir die circa achtzig mal achtzig große Leinwand. Ursprünglich hatte meine Mom es gemalt, um es Naomi und meinem Dad zur Hochzeit zu schenken, sich allerdings dann doch dagegen entschieden, weil sie sich zu dieser Zeit ständig darüber stritten, wie oft sie ihre achtjährige Tochter allein mit dem Flugzeug in die USA reisen lassen müsse.
"Sie war so talentiert.", benannte Conny mit ergriffener Stimme das Offensichtliche und nahm mich dabei in den Arm. In diesem Moment meldete sich Herr Kloßimhals zu Wort. Mit Tränen in den Augen nickte ich. "Sie war so viel mehr als das.", erwiderte ich und betrachtete ihre Unterschrift unter dem Aquarell. „Ist komisch, das Bild hier zu sehen.", sagte ich nach einer kurzen Pause des Heulens und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Nachdem sich alle Gemüter beruhigt hatten, gingen wir "Kinder" mit Chela und Chris in Kyle's Zimmer. Ich setzte mich auf die Gästecouch, da ich immer noch das Bild im Kopf hatte, wie Kyle auf dem Bett - Hundewelpen!
Nachdem wir eine Weile gezockt hatten, rief Richard, dass sie jetzt losfahren würden. Coby brachte Chela und seinen Bruder nach unten und verabschiedete sich von seiner Familie.
Selbstverständlich wollte er bei mir bleiben. Selbstverständlich wollte ich ihn nicht gehen lassen.
Sofort zog er mich in mein Zimmer und verschloss die Tür. „Es ist um neun. Keiner glaubt uns, wenn wir sagen, wir gehen jetzt schlafen.", lachte ich, während er mich hochhob und sofort anfing meinen Hals zu küssen. „Keiner glaubt uns, dass wir nur schlafen, egal wie spät es ist.", korrigierte er mich kühl und legte mich sanft auf mein Bett. Langsam begann er meine Oberschenkel zu küssen.
Lustvoll ergab ich mich der Situation und zog den Rock meines Kleides ein Stück hoch. Sanft fing er an, die Stelle zwischen meinen Beinen zu küssen und brachte mich an den Rand des Wahnsinns. „Coby!", stöhnte ich leise und legte meine Hände auf seinen Nacken.
Theoretisch wollte ich, dass er aufhörte. Praktisch, kribbelte mein ganzer Körper vor Erregung. „Coby, hör auf!", ermahnte ich ihn in einer Mischung aus zufriedenen Stöhnen und Lachen.
Sofort hob er fragend den Kopf. „Was? Ich dachte, du hättest gestöhnt?", fragte er verwirrt und stand wieder auf, während ich meinen Tanga und den Rock meines Kleides richtete. Lachend schüttelte ich den Kopf und setzte mich hin.
„Mach deine Geschenke auf.", forderte ich ihn auf und zeigte auf die Päckchen, die er während seines Überfalls auf meinem Schreibtisch abgelegt hatte.
Grinsend setzte er sich auf meinen Bürostuhl und öffnete das Kleinere von Beiden. In einer dunkelblauen Schachtel verbarg sich ein Glücksbringer für seinen Autoschlüssel. An dem Ring hingen zwei Anhänger. Der Eine bestand aus den Buchstaben C&C, welche in verschnörkelter Schrift miteinander verbunden waren. In dem zweiten, runden Anhänger aus Glas hätte man normalerweise ein Foto einlassen sollen. Ich hatte mich allerdings für die kleinen Einsen, der drei Dollar unseres ersten Dates, entschieden.
Coby lachte sofort los und bedankte sich mit einem Luftkuss bei mir. „Jetzt kann ich sie dir nicht mehr so einfach unterjubeln.", sagte er und widmete sich dem zweiten Geschenk.
In der Schachtel versteckte sich ein Paar dieser Partnerarmbänder, mit denen man kommunizieren konnte, wenn man mit dem W-Lan verbunden war. Seit Anfang letzter Woche lag er mir damit in den Ohren, dass er es süß fand. Alle seine Freunde hatten so etwas mit ihren Freundinnen, doch ich fand das eigentlich ziemlich bescheuert. Es gab schließlich Handys. Aber zwischen den Zeilen hörte ich immer raus, dass er auch sowas haben wollte.
„Ok das ist süß, aber warum sollte ich es unten nicht öffnen?", fragte er verwirrt und warf mir eins rüber.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einer Handbewegung gab ich ihm zu verstehen, dass er noch nicht fertig war mit auspacken.
Unter den Armbändern hatte ich einen kleinen Notizzettel versteckt, auf welchem ich bereits einen Code aufgeschrieben hatte.
Einmal lang drücken - komm her & pack mich aus
Während Coby den Zettel las, tippte ich einmal lang auf das Armband. Lachend schaute er auf das Armband auf seinem Schoß.
Sofort atmete er tief durch und legte die Geschenke ruhig auf meinen Schreibtisch. Langsam stand er auf und öffnete geduldig die Knopfleiste an seinem Hemd. Seufzend lehnte ich mich zurück und genoss den Anblick.
Sein Körper war von Kopf bis Fuß perfekt. Das offene Hemd umspielte sein durchtrainiertes Sixpack und brachte mich dazu, hungrig zu schlucken.
Er zog das Hemd aus und legte es säuberlich über meinen Stuhl. Nun hatte ich auch freien Blick auf seine muskulösen Oberarme, bevor er seine Jeans öffnete und langsam zu mir herüberlief.
„Mach deine Haare zusammen.", befahl er mir in einem kühlen Tonfall. Grinsend schnappte ich mir einen Haargummi von meinem Fensterbrett und tat wie mir befohlen wurde. Coby blieb vor meinem Bett stehen und griff meine Waden. Im nächsten Moment zog er mich selbstbewusst an die Bettkante, sodass ich direkt vor seinem geöffneten Hosenstall saß und ihm, mit großen Augen, fragend ansah.
Besonders holy beendeten wir den Heiligen Abend nicht. Dennoch, ich kam nicht herum, mich in meinem persönlichen Himmel wieder zu finden.
Happily ever after? Not yet, though...
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