6- Sarah
Sarah hatte nicht damit gerechnet, dass Roxi jemals einen Lehrer hassen würde. Jedoch wurde sie Zeuge, wie der Vertretungslehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste von den berüchtigten Todesblicken erdolcht wurde, nachdem er die erste (und auch seine vorletzte) Vertretungsstunde abgehalten hatte. Ihr voheriger Lehrer, Professor Rilodge, war kurz vor den Prüfungen an einem schweren Fall von Drachenpocken erkrankt. Man wusste zwar nicht wie, aber niemand machte sich Sorgen.
Leider gab es ein Problem: Der Vertretungslehrer, niemand außer Luis Evans, Roxi und den anderen Strebern hatte sich den Namen gemerkt, war vollkommen unfähig.
Flashback:
Als Sarah an diesem Montagmorgen in den VgddK-Unterricht eintrat wurde sie mit den Anderen Schülern nicht von ihrem normalen, wenn auch leicht verrückten, Lehrer Professor Rilodge erwartet, sondern von einem unbekannten Lehrer, dessen Name nur einmal erwähnt wurde. Und das Ganze so schnell, leise und vernuschelt, dass niemand seinen Namen verstand. Dann rollte er eine lange, wirklich sehr lange, Pergamentrolle aus und murmelte:
"Was machen wir denn heute und in der nächsten Stunde?" Dann schloss er die Augen und ließ seinen Zauberstab über die Rolle wandern, dann stoppte er, las eine Zeile und verkündete:
"Unser nächstes Thema wird 'Werwölfe und ihre Erkennung' sein!"
Sarah bemerkte wie Roxi erst blass wurde, doch dann meldete sie sich.
"Sir? Das- Das muss ein Fehler sein! Dieses Thema wird erst in der vierten Unterrichtsperiode in der vierten Klasse drankommen! Wir sind doch noch erst bei der Verteidigung gegen Irrwichte! Das- Das geht doch nicht!" protestierte sie.
Doch dann gab sie auf und sackte in sich zusammen. In ihr schien etwas zu brechen. Sarah sah Roxi besorgt an. In VgddK hatten sie sich nebeneinander gesetzt, weshalb Sarah ihre Sitznachbarin und Freundin leicht umarmen konnte, auch wenn sie nicht wusste, warum diese so niedergeschlagen war.
Flashback Ende
Sarah sollte bald herausfinden, warum Roxi so komisch reagiert hatte. Als sie zusammen mit Jane ihren Aufsatz für VgddK im leeren Gemeinschaftsraum schrieb, ging ihr ein Licht auf. Denn obwohl man in ihrem Jahrgang vermutete, dass die Beiden nie etwas für den Unterricht taten, schrieben die Beiden sehr häufig eigene Aufsätze und schrieben wirklich nur im Notfall bei Roxanne ab. Warum war sie nicht früher schon darauf gekommen?
"Leute, ich habe grad ein echt mieses Gefühl bei diesem Aufsatz... Irgendwie schreit alles in mir, dass ich das hier kennen sollte..." sagte sie rundheraus.
Jane nickte.
"Mir kommt das hier auch bekannt vor!" meinte auch sie, während sie auf ihren Aufsatz starrte.
"Ist euch denn noch nicht aufgefallen, dass alle Merkmale des Werwolfs in Menschengestalt auf Roxi zutreffen?", fragte Petra. "Gereiztheit, Müdigkeit, grippeähnliche Symptome um Vollmond, wenn man so zurückblickt, weiß ich nicht, warum wir das nicht übersehen konnten!"
"Das- Das kann nicht sein!", meinte Sarah betroffen. Ihre Augen schwammen in Tränen. Schnell tupfte sie die Tränen mit einem Taschentuch ab, das ihre Initialien trug. S.O.B. Sarah Ophelia Black. Das erinnerte sie an ihre Schwester Rena, die ebenso ihre Initialien in ein Taschentuch gestickt bekommen hatte. Wie es Tradition war...
"Doch!", meinte Jane "Die Frage ist nicht, ob Roxi ein Werwolf ist, das ist uns ja nun klar, sondern, wie wir ihr helfen können, oder?"
"Auf jeden Fall! Sag' mal, wann ist das nächste Mal eigentlich Vollmond?" bekräftigte Sarah.
Jane zuckte ratlos mit den Schultern und auch Petra wusste es nicht.
"In fünf Tagen..." ertönte eine müde Stimme. Die drei Mädchen zuckten zusammen, Roxi kam durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum. Sie hatte schon deutliche Augenringe und war ziemlich blass. Sie wirkte traurig und auch wenig resigniert.
"Ihr hasst mich, stimmt's?"
Verständnislos sahen die drei Roxi an.
"Warum denn?" sagten alle drei wie aus einem Munde.
"Niemand will mit einem Monster befreundet sein..." Sie schien den Tränen nahe.
"Roxanne Johanna Gertrude Lupin! Du glaubst doch nicht, dass wir einfach nicht mehr mit dir befreundet sein wollen! Was hälst du denn von uns? Wir brauchen doch unsere kleine Streberin! Also, nein, wir hassen dich nicht! Meine Güte, Roxanne! Was redest du dir auch ein? Ich muss mit deiner Mutter unbedingt über deine Erziehung reden!" Jane schüttelte gespielt missbilligend den Kopf.
"Und über die Vornamenwahl auch!" stimmte Sarah gespielt enttäuscht zu. Sie konnte trotzdem ihr Grinsen nicht verbergen. Immer noch schien Roxi in einer Art Blase aus Selbstzweifel und -hass gefangen zu sein.
Aber Blasen können zum Platzen gebracht werden, wenn mann nur stark genug pikst.
"Sag' mal, hast du schon den Verteidigungsaufsatz? Dann können wir uns 'Inspiration' holen!" fragte Jane.
Sarah lachte auf. "Du hast BESTIMMT alles richtig, nicht wahr?"
Roxi blinzelte verwirrt, sie hatte anscheinend nicht mit diesem Themenwechsel gerechnet.
"Aber..."
"Roxi, du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass wir dich einfach so aufgeben, weil du ein wenig anders bist! Wir sind in Gryffindor, dem Haus der Leute, die entweder Probleme mit der Familie haben, verrückt sind, verflucht gut im Quidditch- obwohl, streichen wir das, Gryffindor ist im Moment echt schlecht-, ein Geheimnis haben oder einfach SPEZIELL sind! Also schlag dir den Gedanken aus dem Kopf!" damit brachte Jane die Blase zum Platzen.
"Roxi-", nun meldete sich Petra zu Wort. Ihre Stimme durchbrach anscheinend Roxi's innere Mauer, denn sie schaute auf. "- Glaubst du, wir würden dich jetzt anders behandeln? Du bist immer noch Dieselbe, wie gestern, oder wie vor zwei Wochen. Wir sind doch Freundinnen."
Über Roxis Wange lief eine Träne, dann noch eine zweite. Aber sie lächelte.
"Was wäre ich nur ohne euch?"
"Eine Werwölfin ohne drei großartig aussehende Freundinnen?", fragte Sarah und lachte dabei.
"Anscheinend..." Roxis Lachen erfüllte den leeren Gemeinschaftsraum und hallte von den Wänden wieder.
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