4- Roxanne
4- Roxanne
Vollmond
Rox' stand auf, um sich trotz Vollmond wenigstens etwas normal zu fühlen, großer Fehler! Sie hatte sich gerade etwas Wasser ins Gesicht gespritzt, da wurde ihr schwindelig. Alles drehte sich, routierte , verschwamm bis in die bodenlose Schwärze.
Langsam taute die kalte Schwärze auf , wurde zu schwammigen Grau und schließlich zu einem klaren Weiß.
"Was? Was ist?... " Jane murmelte etwas doch Rox' war fast wieder in einem Zustand zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit.
Sie wurde von den drei Mädchen aus ihrem Schlafsaal in ihr Bett, erst dann konnte sie genügend Konzentration aufbringen, um der Heilerin, hieß sie Madame Pomfrey?, zuzuhören.
Sie bekam ein paar Vitamin- und Immunschutztränke, damit sie sich mit ihrem angeschlagenen Immunsystem nicht noch eine Krankheit einfing und damit sie nach dem Vollmond wieder schnell auf die Beine kam und nicht wieder sechs Tage im Bett lag, weil sie nicht die Kraft dafür hatte, wie einmal im Alter von sieben.
Madame Pomfrey sagte etwas und Roxanne fiel etwas ein.
"Können Sie mir die Schokolade vergrößern?" Madame Pomfrey, Roxanne wusste immer noch nicht, ob das ihr richtiger Name war, lachte und schwang ihren Zauberstab, sofort wuchs die Tafel ihrer Lieblingsschokolade auf die dreifache Göße an.
Roxi lächelte schwach und schlief ein. Sie wurde erst wieder wach, als die Mädchen in den Schlafsaal kamen und Sarah setzte sich sofort neben sie.
"Hey!" sagte Sarah "Geht's dir besser?"
"Ich fühl' mich, als wär' eine Horde Hippogreifen über mich getrampelt..."
"Ich sagte: Besser; Nicht Gut!" korrigierte Sarah.
Der Rest des Tages verging mit den Mädchen wie im Flug, sie konnte sich nachher gar nicht mehr richtig an die Gespräche erinnern, aber das lag, glaubte Rox', wohl eher am Fieber.
Dann wurden die Mädchen weggeschickt, langsam dämmerte es schon... Roxanne wurde unruhig.
'Was, wenn etwas schief lief und sie jemanden verletzte?' das wollte Roxi nicht! Sie war ja sowieso schon ein Monster!
Es graute ihr vor der Nacht, sie war in ihrem Unbehagen kam zu bremsen. Nach einer sorgenvollen Endlosigkeit mit der zeitlichen Dauer von zehn Minuten kam Madame Pomfrey zu Roxi und meinte
"Roxanne, wir müssen jetzt los!"
Wackelig und gestützt von der jungen Heilerin gingen sie über kaum genutzte Gänge und Korridore zu einem kleinem Seitenausgang.
Madame Pomfrey deutete auf eine mittelgroße Weide, der Baum wiegt sich im Wind, aber kein Lüftchen wehte. Seltsam!
"Der Baum ist da, um eine Art undurchdringbare Barriere zwischen dir und dem Gelände zu sein. Keine Angst, der ist sicher!"
Ein Baum? Ein Baum sollte eine ausgewachsene Bestie vor hunderten Schülern und dem so verlockenden Wald fernhalten?
Frust und Angst trieben sie dazu, einen Kieselstein in Richtung Baum zu kicken. Roxi' Begleiterin schmunzelte bloß und hielt ihren Arm plötzlich etwas fester.
Drei Sekunden später wusste Rox' auch warum.
Der Kieselstein würde mit so gewaltiger Wucht zurück in Roxi's Magengegend katapultiert, dass es sie fast von den Füßen riss.
"Nanana, Kind! Reg' den Baum bloß nicht zu sehr auf! Er ist ja noch ganz verärgert wegen deinem Kieselstein-Angriff." lächelte die Heilerin amüsiert. Roxi konnte nicht anders, als den Baum gebannt anzustarren. Mit einer lockeren Bewegung aus dem Handgelenk ließ sie einen Ast schweben und stieß die Weide an einem Knoten unten am Stamm an. Die Weidenzweige erstarrten und Madame Pomfrey wich geschickt den herabhängenden Äxten aus und zog das kränkliche Mädchen mit sich in einen Tunnel am Fuße der Weide.
Der lange Tunnel führte in ein Gebäude, es war klein, aber möbliert, doch es strahlte etwas aus, dass Roxi nicht in Worte fassen konnte.
Es hatte etwas Trauriges, ja etwas Einsames.
Einsamkeit, danach suchte Roxi's Gehirn!
Madame Pomfrey stieg wieder durch die Falltür, durch die sie gekommen waren und versiegelte sie von außen mit Magie.
Roxi sah sich ein wenig in der Hütte um, sie hatte drei Räume:
Ein karg eingerichtetes Esszimmer, es hatte bloß einen Tisch und vier Stühle aus kahlen Holzmöbel;
Ein Schlafzimmer mit einem Bett, es war nicht gerade klein und einem verschlossenen Teppich;
Und eine Art Wohnzimmer, dort hing ein Kleiner Spiegel, es stand ein altes Sofa darin und auch dieses Zimmer besaß einen alten Teppich.
Der Mondaufgang war nicht mehr fern, das spürte Roxanne, in ihrem Kopf und ihren Knochen, es fühlte sich an, als wären ihre Beine zu Wackelpudding geworden.
Rox' ließ sich auf das Bett fallen und versuchte erfolglos zu entspannen, doch das Kribbeln in ihren Händen, das immer stärker wurde, hielt sie davon ab.
Nach Kurzer Zeit hielt sie das Kribbeln nicht mehr aus, was natürlich nichts an der Tatsache änderte, dass sie aufspringen, dann brach plötzlich das Kribbeln von ihren Händen aus und verteilte sich über ihren ganzen Körper, es wurde immer stärker und explodierte zu Feuer, heißem, unnachgiebigem Feuer, das nach ihrem menschlichen Körper griff und ihn verzehrte. Roxanne hörte einen langen spitzen Schrei, der in ein Jaulen überging, sie brauchte Moment, um zu realisieren, dass es ihr eigener war.
Es war, als würde sie selbst nur Gast in ihrem Kopf sein, ihr menschlicher Verstand hatte sich ausgeklinkt und konnte nur noch von außen zusehen. Der braune Wolf schlich durch die Hütte, durch Ritzen in den Balken kam frische Waldluft hinein, der Wolf wollte nach draußen, frei sein, jagen, eben tun, was ein Wolf eben nachts so tut. Mit einem frustrierten Jaulen schlug der Wolf seine Krallen gegen die Wand, dann suchte er die Falltür, doch er konnte sie nicht aufbrechen, das Metall glitt ihm immer wieder aus den Zähnen.
Jetzt erkannte der Wolf, dass er dieser engen Hütte nicht entkommen konnte, er war der Freiheit so nah, ja er konnte schon Beute im Wald riechen, doch trotzdem eingesperrt.
Der Wolf warf sich mit aller Kraft gegen das Holz und hinterließ tiefe Kratzspuren.
Frustriert heulte der Wolf auf, dann rollte er sich zusammen und tat erstmal nichts.
Als das kleine winzige Bisschen von Roxannes Verstand zarte rosafarbene und cremefarbene Streifen am Himmel entdeckte, wurde die piepsige Stimme im Kopf des Wolfes irgendwie aufgeregt.
'Gleich ist es vorbei!' piepste sie,
Und kamen die Schmerzen der Verwandlung zurück, Schmerzen, die sie vergessen ließen, was sie als Wolf erlebt hatte.
Schmerzen, die ihr zeigten, welchen Preis ihre Menschlichkeit forderte.
Als wieder zu ihrem menschlichem Bewusstsein kam, war ihr erster Gedanke
'Verdammt! Ich bin fast nackt, mir ist kalt, aber wo sind hier Klamotten?'
Sie fand welche unter dem Bett. Ein weiter Pullover, der sich weich anfühlte und nach Zuhause, nach Mum's Waschpulver roch und eine etwas zu lange Jeans. Sie zog die Sachen an und legte sich aufs Bett. Dort schlief sie schnell ein und dämmerte vor sich hin, bis Madame Pomfrey durch die Falltür kam. Mit einer Heilertasche und ihrem Zauberstab ging sie zu Roxi und fragte
"Kind, geht es dir gut? Ist dir schwindelig oder-"
"Neinnein, Ich bin bloß müde." Die junge Dame nickte und zusammen gingen sie wieder ins Schloss hoch. Roxi hatte ein paar Kratzer und Schrammen, aber das hatte sie immer. Von den Kopfschmerzen wollte sie gar nicht anfangen..
* * * *
Als Roxanne wieder etwas passabler aussah, die Kratzer wurden zu Narben, weshalb Rox' immer nur lange Ärmel und Hochgeschlossenes trug, durfte sie Besuch empfangen, sie rechnete mit niemandem, deshalb war sie recht überrascht als Madame Pomfrey leicht verärgert hereinkam
"Diese drei Mädchen behaupten sie wollten dich besuchen und haben versucht ein Loch in die Wand zu sprengen, weil die Tür zu war!" grummelte die Heilerin verärgert.
Sarah verteidigte sich
"Die Tür war fest abgeschlossen, wir konnten nicht rein!"
Roxanne stöhnte auf "Schon mal was von 'Alohomora' gehört?"
Sarahs Gesicht hellte sich auf "Jaaa! Das ist der Spruch, mit dem meine Mum immer ihre Schublade mit Schokolade aufschließt... Ich war da noch nie dran! Obwohl, da war dieses eine Mal nach dem Frühstück, als ich schrecklichen Hunger hatte..."
Roxi lachte und fühlte sich gleich wieder etwas besser. Ihr Vater hatte eben doch nicht Recht! Sie hatte wunderbare Freundinnen gefunden, die für sie sogar Wände sprengen würden.
"Roxi, geht's dir wieder besser?" fragte Petra schüchtern. Überhaupt, Petra war immer recht schüchtern und zurückhaltend.
"Ja, ich fühl' mich schon besser, aber ich bin noch etwas wackelig auf den Beinen..." Sie zuckte mit den Schultern. Sarah blickte sich vorsichtig um, zog die Vorhänge zu und sah verstohlen zu Madame Pomfrey in ihrem Büro. Dann zog sie ihre Tasche hervor, mit ein paar Toasts und einer Thermoskanne. Fragend zog sie die Augenbrauen hoch.
"Wir haben doch die Küche gefunden und haben etwas mitgehen lassen..."
"Stimmt nicht, Sarah! Du bist einfach in die Küche gegangen und nach etwas gefragt und hast dich mit Cookies verwöhnen lassen!" meinte Jane
"Na und? Diese Cookies waren sehr gut!" beschwichtigte Sarah.
"Ihr seid echt unmöglich!" lachte Rox' und bemerkte, dass sich Sarah und Jane beruhigt anblickten.
Roxi nahm Sarah die Thermoskanne aus der Hand, öffnete sie und nahm vorsichtig einen Schluck. Heiße Schokolade, Zartbitter! Dieses Aroma, wenn sich der Geschmack in ihrem Mund ausbreitete, eine wohlige Wärme hinterließ, mit seiner Vollmundigkeit ihren Mund und ihre Geschmacksnerven herausforderte und einfach nur Mmhmhmmhmmmm....!
* * * *
Am Abend ging Roxi unter Protest von Madame Pomfrey mit ihren Freundinnen in den Gemeinschaftsraum und wurde dort fröhlich begrüßt.
Sie ging sofort wieder in ihr Bett, da sie morgen wieder am Unterricht teilnehmen wollte, ohne Unterbrechung.
Als sie in ihrem Bett lag und Jane, Sarah und Petra langsam nacheinander eintrudelten dachte Roxi nach.
'Wenn jeder Vollmond so wird, kann es doch gar nicht besser werden!' und Roxanne war glücklich.
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