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Kodex

| Kodex
| 7 VSY
| R-Duba, Äußerer Rand

R-Duba war ein Hinterwäldlerplanet in einem vergessenen Sektor des äußeren Randes, auf dem es neben nach Schwefel stinkenden senfgelben Wüsten, mit Sand zugeschütteten Mikro-Siedlungen und den Gerippen unglücklicher Gestrandeter absolut nichts zu sehen gab. Das größte Gebäude war ein abgeranzter Droidenshop in der nördlichen Hemisphäre, wo zerfallene Kreidefelsen traurige Geschichten über die versiegten Ozeane erzählten, welche hier einst existiert hatten. Von imperialen Außenposten oder imperialer Aktivität weit und breit keine Spur.
     Es war das schlecht gewählte Versteck eines Hassks namens Loysia Payne, der Drogenboss Ordana Rogan auf Syvris Credits gestohlen hatte.
     Der Mandalorianer kam von Süden. Er hatte die Razor Crest bei Anbruch des Abends bei einer Ansammlung aus Draa-Dünen zurückgelassen, die einen weiten Halbkreis um die mickrige namenlose Siedlung bildeten und an ihrer Rückseite etliche Meter in die Tiefe abfielen, und war mit bloßen Händen den Sand hochgeklettert. Es war ein nötiger Energieaufwand, wenn er nicht von Payne entdeckt werden wollte, und überhaupt musste er auf dem Rückweg nur noch nach unten rutschen, um an sein Schiff zu kommen.
     Er erreichte den Dünenkamm. Er zog das ausklappbare Fernglas aus der Hosentasche und lugte damit vorsichtig über den glutähnlichen Sand hinweg. Über seinem Helm, hoch am purpurnen Firmament bis zum von Dünen und Kreidefelsen eingerahmten rosaroten Horizont, funkelten bereits die Sterne wie bunte Diamanten auf dem Grund schwarzen Samtes. Planeten und Sonnensysteme, Sektoren und anderer Weltraumschrott, das alles zeichnete sich schon im frühen Abendhimmel von R-Duba gerade ab, und obwohl es ein schönes Abbild seiner Heimatgalaxis war, so war der Mandalorianer doch nicht so töricht, als dass er dem Drang des Hinaufblickens nachgekommen wäre. Für ihn hatte die Welt ihren Glanz schon vor Jahren verloren, und was früher die Illusion unbekannter Welten voller Abenteuer gewesen war, war heute die ernüchternde Erkenntnis der eigenen Torheit, an solche Dinge jemals geglaubt zu haben.
     Die Galaxis war glanzlos, das Leben darin stumpf. Nichtig. Das Einzige, was zählte, war der Kodex und die Loyalität ihm gegenüber.
     Flimmern aufsteigender Hitze erschwerte ihm die Sicht auf die Siedlung. Hier die Schatten einiger heruntergekommener Hütten, da der Droidenshop, davor das Glänzen einer Betonstraße, dort die blassen Umrisse sich bewegender Personen. Von Loysia Payne und seinem gestohlenen Shuttle keine Spur, doch das Piepsen des Peilsenders an seinem Gürtel sprach ganze Bände. Der Mandalorianer musste sein Ziel nicht sehen, um zu wissen, dass es hier war – er konnte es förmlich in seinem Blut spüren.
     Rasch klappte er das Fernglas ein. Greef Karga hatte ihn schon davor gewarnt, dass Payne eventuell mit dem Besitzer des Droidenshops – Van Quist - unter einer Decke steckte, und der hatte es von Ordana Rogan, der es wiederum von seiner Vorgesetzten, der Huttenprinzessin Roola hatte, der gefühlt alles und jeder auf Syvris gehörte. Keiner wusste, was Payne und Quist mit den erbeuteten Credits vorhatten, aber das war auch nicht wichtig.
     Der Mandalorianer war nur Zwischenvermittler. Solange man ihn für seine Arbeit bezahlte, stellte er keine Fragen. Oder Ansprüche. Oder Bedingungen.
     Er hatte einen Stamm zu ernähren – andere Mandalorianer, zukünftige Mandalorianer, alte Mandalorianer, die nicht mehr kämpfen konnten. Findelkinder, wie auch er eines gewesen war. Die Zukunft des Stammes und die Fortführung des Kodex‘ war alles.
     Und er war nichts.
     Geschmeidig stieg er über die Kante hinweg und begann damit, in einem weiten Bogen auf die Siedlung zuzulaufen. Er würde es am Hintereingang des Droidenshops versuchen, und wenn dann irgendetwas schief lief oder Payne ihm aus irgendeinem Grund entwischte – was er nicht glaubte - , würde er nur die Düne hinab zur Razor Crest rutschen müssen, um die Verfolgung aufnehmen zu können. Lautlos krabbelte die fürchterliche Resthitze der Sandebenen an seinen Körper, seiner braunen Rüstung empor, doch dem Mandalorianer machte sie nichts aus. Im Gegenteil: Er hatte sich schon lange daran gewöhnt, von Kopf bis Fuß verhüllt zu sein. Das Gewicht seiner Waffen war vielmehr eine Ergänzung seines Körpers als eine Last, der Helm und die Rüstung mit ihm verschmolzen, wie auch der Panzer einer Schildkröte mit ihr verschmolzen war.
     Diese Waffen waren ein Teil von ihm. Sie waren seine Religion, sein Sinn, sein Leben. Ohne sie konnte er kein Stammesmitglied mehr sein.
     Er näherte sich dem Droidenshop, ein einfaches rechteckiges, von der Einwirkung des Sandwindes abgeschliffenes mehrstöckiges Gebäude, welches den Grat zwischen Zivilisation und Wüste darstellte. Es gab weder Fenster, noch Luftschächte auf der Rückseite, nur eine große metallene Tür, die vermutlich zur Warenannahme diente und direkt ins Lager führte. Ein grauer Kom-Droide war davor postiert worden, der nur unbewegt ins Nichts starrte, bis sich ihm der Mandalorianer auf etwa zehn Meter genähert hatte. Dann ruckte er herum, als wäre er gerade erst aktiviert worden, und hob die unbeweglichen Arme zu einer unmissverständlichen Abwehrgeste.
     »Halt! Sie dürfen hier nicht rein.« Die computergenerierte Stimme klang stereohaft und verzerrt. Entweder er war mit Absicht so programmiert worden, damit er einschüchternder und hünenhafter wirkte, oder seine Vocalizer waren seit Jahren nicht gewartet worden. Nichtsdestotrotz war er eine Witzfigur von Türsteher, und unberührt von seinen herrischen Worten lief der Mandalorianer weiter auf die Hintertür zu, während die Abstände zwischen den Piepsern des Peilsenders immer kürzer wurden.
     Jetzt machte der Kom-Droide einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. »Ich wiederhole: Das ist privates Gelände. Der Zutritt durch diese Tür ist Ihnen absolut untersagt. Halt! Halt! Kehren Sie um und-«
     Der Mandalorianer machte eine Bewegung. Er riss sich das ambanische Scharfschützengewehr vom Rücken und schlug ihm mit dessen Kolben den Kopf ein. Mit einem entsetzlichen Knirschen gab die Metallverkleidung des Droiden nach, gefolgt vom Zischeln beschädigter Stromkreise, und zurück blieb ein Funken sprühendes Loch in seinem Kopf, das gute Sicht auf allerhand Motorik darin gab. Für einen langen Moment, der sich dem außer Kontrolle geratenen Stottern des Droiden wegen in die Länge zu ziehen schien, krümmte er sich vor dem Kopfgeldjäger zusammen. Dann, ohne, dass der Mandalorianer noch etwas an Gewalt hinterherlegen musste, erlosch das Licht in seinen künstlichen Augen und er fiel rücklings in den Sand.
     Die Tür im Auge behaltend legte der Mandalorianer das Gewehr wieder an. An Payne würde er seine Patronen nicht verschwenden. Für eine Person wie ihn reichte der Blaster an seinem Hüftholster, und wenn es schlecht lief, das Vibromesser in der versteckten Falte in seinem Stiefel.
     Doch für den Mandalorianer war noch nie etwas schlecht gelaufen, und so setzte er den Peilsender auf stumm, setzte sich in Bewegung und stieß in einem kurzen Kraftakt die verkratzte Hintertür auf.
     Dunkel und verlassen lag das Lager vor ihm. Deckenhohe Metallregale waren in ordentlichen Reihen darin aufgestellt, vollgestopft mit allerhand Ersatz- und Bauteilen für nahezu jede Art von Kleindroide, die es in der Galaxis gab. Von Servoscharnieren kleiner Lastenheber-Droiden bis zu den Kuppeldächern oder Rädern für R2-Einheiten gab es hier womöglich alles. Links und rechts von ihm, an Haken an die Wand gekettet, standen sogar ganze Droiden. Noch in Plastikgehäuse einvakuumiert waren sie nicht mehr als leblose Hüllen aus Blech und Metall, doch der Mandalorianer spannte sich trotzdem an, als er ihnen in die leeren Augen blickte. Es sah nicht so aus, als gäbe es hier Kampfdroiden, doch was nicht da zu sein schien, konnte ihm genauso gut im Schatten auflauern.
     Er machte einen Schritt. Dreckige und zum Teil längst verfallene Neonröhren an den Wänden spendeten dem Lager diesiges Licht. Es tauchte seine Rüstung in kränkliche Farben, verliehen dem Raum eine bedrückende Atmosphäre. Gegen die leicht abgestandene, mit Metallgeruch erfüllte Luft kamen nicht einmal die Filter in seinem Helm an. Ein heißer Luftzug sowie vereinzelte Sandkörner, die sich von seinen Sohlen lösten, folgten ihm ins Innere des Lagers. Jedes Regal und jede Reihe dazwischen, alle machten sie den gleichen düsteren Eindruck – Droidenhände, deren Finger vereinzelt aus Ersatzteil-Boxen herauslugten, abgeschraubte Droidenköpfe, die ihn aus leeren Augenhöhlen anstarrten. Es erinnerte den Mandalorianer an einen Tag, dessen Schrecklichkeit sich, trotz dessen, dass er eine blasse Erinnerung an ein längst vergangenes Leben war, auf ewig in seinen Kopf gebrannt hatte.
     Systematisch arbeitete er sich durch das Lager. Bis die Rezeptoren in seinem Helm etwas aufschnappten. Er hörte die zwei Stimmen, bevor er das Licht sah, und lautlos hob er seine rechte Hand, um damit den Blaster zu ziehen. Greef Karga hatte Recht gehabt, als er sagte, die Suche nach Loysia Payne würde eine leichte sein.
     Ob das auch für die Konfrontation mit seinem Verbrechen anging, würde er noch herausfinden. Und zwar genau jetzt.
     Er lief um das Regal auf die Gestalt zu, die er zwar noch nicht sehen, dafür aber meterweit gegen den Wind riechen konnte. Zusammen mit einer anderen stand sie an einem alten Computerterminal in der hinteren linken Ecke des Lagerraums, das von einer einzigen antiken Gaslampe erhellt wurde, so tief in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihn erst bemerkte, als er längst aus den Schatten getreten war und ihr den entsicherten Blaster gegen die Schläfe hielt.
     Klick.
     Was auch immer die beiden Gestalten vor seinem Erscheinen getan hatten – oder hatten tun wollen -, beim Geräusch seiner Waffe hielten sie sofort stocksteif inne. Schweigend betrachtete sich der Mandalorianer sie, und zu seiner Genugtuung waren es genau die zwei Personen, deren Namen bei der Missionsbeschreibung gefallen waren.
     Loysia Payne und Van Quist.
     Langsam, ganz langsam, drehte Payne seinen Kopf zu ihm herum. Er hatte ein hundeähnliches, graues und faltiges Gesicht, mit spitzen Ohren, einem hervorstehenden Raubtiergebiss und stechend orangenen Augen. Braunes und allen Anscheins nach nie gepflegtes verfilztes Fell bedeckte seinen humanoiden Körper, an dem er nichts außer ein Paar ausgetretener Wanderstiefel trug. Er stank genauso, wie er aussah, und als er ihm in den Visor blickte, realisierte, wer es war, der mit erhobenem Blaster vor ihm stand, verengten sich seine Pupillen zu Schlitzen.
     »Kopfgeldjäger«, fauchte er.
     Van Quist machte eine ungelenke Handbewegung in Richtung Gürtel. Er war ein untersetzter Menschenmann in seinen frühen Fünfzigern, mit heller Haut und schwarzem Haar, das zu einer Halbglatze verkümmert war. Bevor der Mandalorianer sich zu erkennen gegeben hatte, hatte Quist etwas in seinen schwarzen Schnauzer genuschelt, ein breites Grinsen auf den Lippen getragen, doch nun war ihm sämtliche Selbstsicherheit mit einem Schlag entwichen und von einem Ausdruck des blanken Horrors ersetzt worden. »Friss das, Blechbüchse!« Seine fleischigen Finger bekamen einen großen Revolver zu fassen.
     Der Mandalorianer war schneller. Ohne die Mündung von Paynes Schläfe zu nehmen zog er eine zweite Waffe, eine kleine Pistole, und richtete sie auf Quins Gürtel. Es gab einen fürchterlichen Knall, gefolgt von einem angstverzerrten Jaulen und dem Klappern des zu Boden fallenden, nun zweigeteilten Revolvers.
     Van Quist riss die Hände hoch. Widerstandslos ließen er und Payne sich von ihm an die Wand führen, und auch, wenn niemand etwas sagte, wusste jeder von ihnen doch, weswegen der Mandalorianer gekommen war.
     Und auf was diese Begegnung hinauslaufen würde.
     »Wir hätten gleich von diesem Staubball fliehen sollen, wie ich es gesagt habe. Ich wusste, dass Ordana Rogan hinter den Betrug kommen würde, und du wolltest nicht auf mich hören!«, spie Payne, als der Mandalorianer den Kopfgeldpuck aus der Hosentasche kramte und ihm das darin einprogrammierte Hologramm seines Ebenbilds unter die Nase hielt. Die Bezahlung war nicht allzu hoch, doch seine Dienste würden Huttenprinzessin Roola in Erinnerung bleiben, und das war immer etwas Gutes. Wer stets auf einen großen Gewinn aus war, sich nicht um Ansehen kümmerte, der hatte die Kopfgeldjagd nicht verstanden.
     Unbeliebtheit bedeutete keine Kunden. Keine Kunden bedeuteten keine Credits.
     Keine Credits bedeuteten den Tod.
     Und der Tod bedeutete, dass er den Stamm im Stich lassen würde.
     »Das ist alles deine Schuld«, giftete Quist zurück, dessen Stirn vor Schweiß glänzte. »Warum bist du damit überhaupt zu mir gekommen? Ich habe nie gesagt, dass ich dir bei der Flucht helfen würde!« An den Mandalorianer gewandt rief er: »Ich kenne diesen Hassk eigentlich überhaupt nicht! Wir sind uns nur einmal im Leben begegnet, und das vor vielen Jahren! Wir sind Fremde!« Immer wieder sah er zum Computerterminal herüber, und als der Mandalorianer es ihm gleichtat, wusste er auch, warum: Auf der Mittelkonsole lagen die gestohlenen Credits in Form einer goldenen Creditkarte.
     »Quatsch!«, brüllte der Hassk. »Wir kennen uns schon ein halbes Leben lang! Bevor Rogan einen Sklaven aus mir gemacht hat, waren wir wie Brüder! Du steckst genauso hinter diesem Diebstahl wie ich!« Es war mehr eine Rechtfertigung an den Mandalorianer als ein Streit mit seinem Partner. »Versuch, dich in mich einzufühlen, ja?? Von dem Geld, dass ich ihm abgenommen habe, konnte ich mich endlich freikaufen. Ich hatte doch keine andere Wahl-«
     Der Mandalorianer trat auf Payne zu. Sein behandschuhter Finger lag auf dem Abzug, doch abdrücken tat er nicht. Seine Gedanken waren ausnahmsweise bei der goldenen Creditkarte auf der Computerkonsole, und er fragte sich: Was würde er mit so viel Credits machen, wenn er sie hätte?
     Die Antwort war eindeutig. Natürlich würde er sie dem Stamm geben. Sollte er jemals eine so große Bezahlung erhalten, würde er sie natürlich alle dem Stamm übergeben. Jeden einzelnen Credit.
     Mit dem, was er hier tat, opferte er sich für den Stamm. Es gab kein größeres Opfer, das man erbringen konnte, keine größere Ehre als die, ein Krieger zu sein und für einen vollen Geldbeutel zu sorgen. Die Kopfgeldjagd war sein Vertrauensbeweis an diejenigen, die ihn gerettet und ihm ein neues Zuhause gegeben hatten. Aber füllte sie ihm auch sein Herz? Machte er das hier, weil es ihm Spaß machte?
     »Warte, warte!« Panisch hob Payne die Hände. Er musste gemerkt haben, dass ihm die Zeit davonlief. Schwer atmend sah er in die Blastermündung. »Können wir das in Ruhe bereden? Ja? Wir können das in Ruhe bereden. Ich rufe Rogan an und dann bereden wir das gemeinsam in Ruhe, okay?«
     Der Mandalorianer schwieg.
     »Bitte«, wiederholte der Hassk lauter. »Du hast keine Ahnung, was das für Leute sind, mit denen du Geschäfte machst. Du denkst, du hättest eine gute Mission abbekommen, ehrliche Credits, aber weißt du was? Rogan will dich das nur glauben lassen. In Wirklichkeit ist er ein Betrüger, ein Sklavenhalter, ein hochgradiger Krimineller! Ich hab Jahre für ihn arbeiten müssen. Für ihn töten musste ich. Er hat mir einmal das Leben gerettet und wollte im Gegenzug ewige Gefolgschaft! Es - es war die Hölle! Bitte, lass uns das in Ruhe bereden! Ich bin kein Sklave – ich bin meine eigene Person! Wie würdest du das finden, wenn man dich freiwillig rettet und dann plötzlich ewige Gefolgschaft von dir erwarten würde?«
     Schweigen.
     Jetzt zeichnete sich Zorn in Loysia Paynes Hundegesicht ab. »Du hast keine Ahnung, mit wem du dich da eingelassen hast, Kopfgeldjäger! Ich lasse mich nicht von dir festnehmen und zurück nach Syvris bringen! Ich lasse mir mein Leben doch nicht von irgend so einem Drogenboss zerstören, der denkt, er könne sich alles nehmen, was er will! Das ist mein Leben! Sag Rogan, dass er nie das Recht dazu hatte, mich zum Sklaven zu machen!«
     Schweigen.
     Ein Ruck durchfuhr den Hassk. »Er... will mich doch lebend, oder? Er will mich warm?«
     »Kalt«, sagte der Mandalorianer und zog am Abzug.
     Van Quist schrie, als ihm Loysia Paynes Leiche vor die Füße fiel. Entsetzt starrte er den roten Brandfleck in der Wand an, wo der Laserstrahl ein Loch in den Beton gefressen hatte und aus dem stinkender Qualm quoll, und dann in den dunklen Visor des Mandalorianers, der seinem Gefühlsausbruch mit schrecklich starren Zügen beiwohnte. »Oh Schöpfer! Verschone mich, bitte! Hab Gnade, Mandalorianer!« Zitternd warf er sich für eine Verbeugung auf die Knie und presste seine Stirn in einem verzweifelten Akt der Unterwerfung gegen den Boden. »Bitte. Bitte. Gnade!«
     Der Mandalorianer ließ den Blaster sinken. Er lief um den zusammengekauerten Menschenmann auf das Computerterminal zu, nahm die goldene Creditkarte an sich und machte sich dann an Paynes Leiche zu schaffen. Er löste das zusammengeknüllte Netz vom Gürtel und drapierte es neben dem Hassk auf den Boden, packte dessen Schultern und begann damit, ihn in das Netz einzuwickeln, alles während sich Quist noch immer vor ihm verbeugte. Dunkles Blut begann sich unter Payne auszubreiten, es stank nach Laser und verbranntem Gehirn und alten Droidenteilen und gelber Schwefelwüste, doch der Mandalorianer ließ sich davon nicht beirren.
     Ja, die Kopfgeldjagd füllte den Geldbeutel.
     Mehr auch nicht.
     Ein Seil hervorziehend ging er vor der eingewickelten Leiche in die Knie. Vor dem Rückflug würde er sie in eine Plane einwickeln – damit sie ihm die Razor Crest nicht vollsaute. Drei feste Knoten und eine Schlaufe später hatte er das Netz gesichert und zog es hinter sich her zum Hinterausgang hinaus. Das Blut an seinen Sohlen hinterließ rote Flecken auf dem Boden - Siegel eines gnadenlosen Schicksals, welches absolut jeden treffen würde, der sich seiner Mission und dem Kodex in den Weg stellte. Van Quist hingegen schreckte auf, und mit Tränen in den Augen rief ihm der untersetzte Mann hinterher: »Was ist mit mir? Bringst du mich auch um?«
     Der Mandalorianer antwortete ihm nicht. Van Quist wusste längst, was die Antwort war. Und wer es gewesen war, der dieses Schicksal für ihn entschieden hatte.
     Ordana Rogan.
     Loysia Payne im Schlepptau kehrte der Mandalorianer in die Sandebene zurück. Er empfand kein Mitleid für den Hassk; erstens, weil es unprofessionell war, und zweitens, weil er kein Mitleid empfinden konnte. Noch immer waberte entsetzliche Hitze aus dem Untergrund empor, noch immer war der Himmel purpurn, noch immer funkelten die Sterne, noch immer war R-Duba der vergessene Hinterwäldlerplanet, für den sich nicht einmal das Imperium interessierte. Und, zugegeben, ein lausiges Versteck war er ebenfalls.
     Noch immer drohte die Hitze ihn durch die Rüstung zu verbrennen. Doch der Mandalorianer spürte sie nicht, ebenso wenig, wie er Mitleid für Payne empfand.
     Da war nichts in ihm.
     Im Westen zeichnete sich die blasse Silhouette eines rosanen Mondes ab. Der Mandalorianer sah sich ihn nicht an, staunte nicht über die kräftigen Farben am Himmel und die des Sandes. Seitdem er seinen Helm zum ersten Mal aufgesetzt hatte, hatte diese Welt ihren Glanz und ihre Farbe für ihn verloren, und was früher eine ungehinderte Aussicht gewesen war, war heute die t-förmige Schablone seines Helmvisiers vor seinen Augen, hinter dem sich ein Mann von unbekannter Identität befand.
     Aber die brauchte er auch nicht, wenn er im Stamm leben wollte. Das Einzige, was für ihn zählte, war der Kodex und die Loyalität ihm gegenüber. Er war ihm ja so dankbar, dem Kodex; seinem Retter und Kompass und größten Hoffnungsträger zugleich. Er ersparte ihm die Angst, nahm ihm das Denken ab. Er bewahrte ihn vor dem Schmerz der Hitze und dem Mitleid für Payne.
     Jeden Tag erneut.
     Für immer.
     Lautlos versanken seine Stiefel im Sand. Er griff nach dem Peilsender und schaltete ihn aus – er hatte seine Mission erledigt. Die eingewickelte Leiche hinter ihm hinterließ eine tiefe Spur in der Wüste, das einzige Indiz dafür, dass hier eine tödliche Auseinandersetzung stattgefunden haben mochte. Aber so oder so würde sie mit der nächsten von Norden heraufziehenden Brise verweht, und war aus diesem Grund auch nichts, für das sich der Mandalorianer interessieren musste.

ENDE

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