Der Betrüger Part 2
Was bisher geschah:
Ein Jahr ist seit Dins Ankunft auf Tatooine vergangen. Durch etliche Kopfgeldmissionen hat der Mandalorianer sich Credits für ein neues Raumschiff angespart. Die Belohnung für einen Anzati bringt ihn schließlich zu seinem Wunschbudget, doch die Freude währt nicht lange, denn die ihm ausgezahlten Credits sind alles Fälschungen...
. . .
„Das... Das sind keine echten Credits, Mando. Siehst du? Unterschiedlich schwer."
Der Betrüger 2/3
Tatooine
Mos Espa
Zehntausend imperiale Credits, und allesamt waren sie billige Fälschungen. Und er war auch noch darauf reingefallen.
Din stieß die Tür zur Cantina auf. Es gab einen entsetzlichen Knall, als sie mit den Wänden kollidierte, ähnlich dem Schuss einer Blasterpistole, die durch die Luft jagte. Dementsprechend fielen die Reaktionen der Besucher des überfüllten Raumes aus. Köpfe ruckten herum, Gespräche und Musik wurden eingestellt und Blaster wurden gezogen, doch der Mandalorianer ignorierte sie alle.
Niemand hatte es je gewagt, ihn dermaßen zu betrügen.
Es verstrichen einige Sekunden, in denen er im Türrahmen verweilte und den Blick durch das Getümmel schweifen ließ. Hunderte von Augenpaaren lagen jetzt auf seiner in Beskar gerüsteten Gestalt, und selbst diejenigen, die normalerweise in hünenhafte lukrative Gespräche verwickelt waren, schenkten ihm ihre Aufmerksamkeit. Niemand sagte etwas, selbst die Gruppe Gamorreaner nahe des Tresens nicht, die dafür bekannt waren, ihre dicken Schweinsnasen in Angelegenheiten zu stecken, die sie überhaupt nichts angingen. Es war absolut still; nur im Hintergrund hörte man ein zu Boden fallendes Musikinstrument und das Fluchen eines Biths.
Langsam, schleichend setzte Din sich in Bewegung. Das Knarzen seiner Stiefel zog sich durch die gesamte Cantina. Er setzte einen Fuß vor den anderen und bahnte sich einen Weg durch die Tische, vorbei an Musikern und Twi’lek-Tänzerinnen und Kellnern und Gästen, bis er den von einer einzigen, platzeinnehmenden Person besetzten Tresen erreichte. Erst dort blieb er stehen. Und dann griff er nach dem Beutel mit der Belohnung für den Anzati auf seinem Rücken und ließ ihn einfach fallen.
Ein Raunen ging durch den Raum, als die hunderten von Credit-Chips in einem Orchester aus Klirren auf dem Boden aufschlugen. Hunderte, wenn nicht tausende einzelne Credits, gelblich im künstlichen Licht der Deckenbeleuchtung schimmernd, und Din war sich sicher: So viel Falschgeld auf einmal hatte noch nie jemand auf diesem Planeten gesehen.
Genau wie einen wütenden Mandalorianer.
»Du hast mich betrogen«, sagte er laut. Din regte sich nicht, keinen einzigen Zentimeter, und blieb hinter der Person am Tresen stehen, die mit ihrem breiten Rücken zu ihm gewandt war. Seine Worte galten ihr, und nur ihr. Beim Klang der Credits war sie zusammengezuckt, blieb aber, wo sie war. Erst, als der Kopfgeldjäger sie beim Namen nannte, drehte sie sich auf dem Hocker um, auf dem ihr riesiger stinkender Körper thronte.
Porra.
»Was willst du?«
Porra war ein verhältnismäßig kleiner Hutte mit brauner Haut, die an einigen Stellen schimmlig grün wirkte. Aus seinem großen breiten Maul ragten die Reste eines gegrillten Kowakianischen Echsenaffen und anderen, einst lebendig gewesenen Lebewesen. Er trug keine Kleidung, nur einen löchrigen Stofffetzen um seinen Oberkörper, der einmal ein Hemd gewesen war. Genervt blickte er ihn über eine fleischige Schulter an. Sein Atem stank nach Alkohol.
Din war schon vielen widerlichen Leuten begegnet, doch wie er es drehte und wendete - Porra war der mit Abstand Ungepflegteste und Stinkendste von ihnen allen.
»Du hast mich betrogen. Deine Credits sind gefälscht. Ich will eine Entschädigung«, antwortete er dem Hutten tonlos, und dabei musste er sich anstrengen, diesen nicht am Kragen zu packen und einfach auf den Boden zu den Credits zu werfen. Wenn er das tat, dann würden sich die Gamorreaner hinter ihm in die Prügelei einmischen, und darauf hatte er wirklich keine Lust.
»Betrogen? Ich? Dich??« Porra benötigte einige Herzschläge, um seinen aufgedunsenen Kopf in seine Richtung zu drehen, und nachdem das getan hatte, blitzten Din zwei giftgrüne Augen entgegen. Argwöhnisch musterte Porra ihn, in der einen Sekunde auf den Haufen Credits blickend, in der nächsten wieder zu ihm. »Was willst du, Schlitzhelm?«
Die Antwort kam in Form eines Laserprojektils, das neben ihn in den Tresen einschlug.
»Was ich will, ist eine Entschädigung, Huttenbrut!« Mit gezogenem Blaster wohnte Din dem Hutten bei, wie er vor Schreck das Gleichgewicht verlor. Die Einschlagsstelle im Tresen hatte Feuer gefangen. Es dauerte nicht lange, da war Porra rücklings und laut schreiend von seinem Barhocker gefallen. Gurgelnd kam er auf dem Boden auf, und für einen Moment befürchtete Din, er würde unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen.
»Ahhh! Nein, bitte nicht!«
In dem Moment, in dem der Hutte sich aufrichtete und in die Mündung seiner Waffe blickte, passierten drei Dinge gleichzeitig. Erstens: Porra begann etwas auf Huttisch zu Schreien und zu Flehen. Zweitens: Die Gamorreaner stürzten sich auf Din. Schon als er den Beutel fallengelassen hatte waren sie aufgestanden und mit gezückten Waffen in einem Halbkreis hinter ihn getreten, nur darauf wartend, dass der Mandalorianer seine Deckung vergaß.
Drittens: Um sie herum brach völliges Chaos aus.
Was vorher eiserne Reglosigkeit gewesen war, mutierte binnen einer Sekunde zu einem der wildesten und unübersichtlichsten und lautesten Gefechte, in denen Din sich jemals befunden hatte. Kaum hatte er sich umgedreht, um dem frontalen Angriff der drei Gamorreaner zu parieren, da trafen ihn auch schon mehrere Querschläger an der Rüstung. Lampen fielen von der Decke, Tassen und Teller und ganze Stühle flogen durch die Luft. Er warf sich zur Seite und entging damit einem Axthieb, der statt ihn die Hälfte des Tresens spaltete. Entsetzt kreischte der Barkeeper, mehrere Leute machten es ihm nach. Zeitgleich fiel ein Gamorreaner bereits zu Boden – irgendjemand hatte ihn von hinten erschossen.
»Verdammt!«, zischte Din, mehr zu sich selbst als zu dem Wirrwarr um ihn herum. Geschickt wich er einer Ladung Schüsse aus, den Blick auf den Eingang gerichtet. Das würde ein kurzer Kampf werden. Immer mehr Leute ergriffen die Flucht.
Jäh wurde der Mandalorianer aus den Gedanken gerissen, als ihn jemand von der Seite rammte. Heißer Schmerz auf Höhe seiner Rippen donnerte ihm durch den Brustkorb. Ehe er sich versah, lag er auf dem Boden, über ihm der letzte und dritte Gamorreaner, der bereits wie wild auf ihn einprügelte und versuchte, ihn mit einem Beil zu köpfen.
Mit aller Kraft stemmte Din sich gegen die todbringende Klaue. Seine beskargeschützten Unterarme benutzte er als Schild, mit den Füßen trat er nach dem um einiges größeren und schwereren Gamorreaner; vergebens. Er war festgenagelt. Wild sah er sich nach einer Lösung für seine Misere um, doch alles, was er entdeckte, war Porra unter einem Stapel umgeworfener Tische. Kurz trafen sich ihre Blicke, und wie auf’s Stichwort öffnete der Hutte seinen Mund, aus dem noch Echsenaffenreste ragten, um ihm irgendwelche Dinge zuzuschreien.
»Ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst!«, schrie Porra. Wie ein Verrücktgewordener wedelte er mit seinen fleischigen Armen. Dass Din kurz davor stand, geköpft zu werden, schien ihn nicht zu beirren. »Bitte, bitte! Das Geld gehört nicht mir, und mit dem Anzati hatte ich auch gar nichts zu tun gehabt! Oh bitte, bitte, töte mich nicht!«
»Hey! Sofort aufhören!«
Din hatten die Kräfte verlassen und er machte sich gerade darauf gefasst, ein Beil in die Kehle gedrückt zu bekommen, als der Gamorreaner auf einmal entsetzlich grunzte. Dann erschlaffte er, Rauch stieß aus seiner Schweinsnase, und ohne weiter darüber nachzudenken trat Din ihn von sich, erst jetzt realisierend, dass er tot war. Hatte Porra ihm doch geholfen? Nein, der versteckte sich immer noch unter den Tischen. Vorsichtig richtete er sich auf.
Die Schießerei war vorbei. Die Cantina war komplett verlassen. Nur eine einzige Person stand noch am Tresen, und als Din einen Blick auf sie warf und ihm das Rot eines Schals entgegenstach, wusste er sofort, wer ihm gerade den Kopf gerettet hatte.
»Ihr beide kommt mit. Ich bin mir sicher, wir können eure Angelegenheit in Ruhe besprechen.«
Cobb Vanth steckte seine Pistole weg. Dann forderte er sowohl Porra als auch Din auf, aufzustehen. Sie widersprachen nicht. Wortlos folgten sie ihm aus der zerstörten Cantina.
. . .
»Und dann ist dieser Schlitzhelm einfach reingeplatzt und hat das ganze Geld auf den Boden geworfen! Und als ich ihm nicht sofort geantwortet habe, hat er auf mich geschossen! Er wollte mich umbringen! Sie müssen es mir glauben!«, beendete Porra seine Erklärungen.
»Nenn mich noch einmal Schlitzhelm«, drohte Din. Die Konsequenzen ließ er unausgesprochen. Zähneknirschend wandte er sich an den Sheriff. »Dieser Hutte lügt. Ich habe nicht auf ihn geschossen. Ich wollte ihn nicht umbringen. Ich wollte eine Entschädigung für das Falschgeld, das er mir ausgezahlt hat.«
»Hm.«
Nachdenklich sah Cobb Vanth zwischen ihnen her, die Stirn in Falten gelegt. Zu dritt saßen sie um einen Tisch auf der Terrasse eines kleinen Lokals in Mos Espa, auf winzige Stühle gequetscht, die nicht für ihre Spezies erbaut worden waren. Schon gar nicht für Porra. Aus Platzgründen musste der Hutte stehen.
Am Himmel sah Din die Silhouetten von Tatoo I und Tatoo II zwischen den Häuserdächern versinken. Dämmriges Licht umgab die Gassen, der Tumult in der Stadt war abgeebbt. Es war ein ruhiger Abend. Trotzdem konnte er sich nicht entspannen. Rechts von ihm durchbohrte Porra ihn mit giftigen Blicken.
Cobb nickte. Er nahm sich einen Credit-Chip, den Din in die Mitte des Tisches gelegt hatte, und sah ihn sich an. »Falschgeld also. Du sagtest, die Credits, die du Mando ausgezahlt hast, sind nicht deine eigenen gewesen, Porra.«
»Ja. Also nein. Nicht meine«, grunzte Porra.
»Und woher kamen sie dann?«, drängte Din. Dieses Gespräch dauerte ihm zu lange. Am liebsten hätte er dem Hutten die Antworten aus dem Leib geschüttelt. Einzig die Tatsache, dass sich etwas Neues bezüglich des Falschgeldes herausgestellt hatte, hielt ihn davon ab.
Der Mandalorianer gab es nur ungerne zu, aber mit der Konfrontation in der Cantina hatte er einen Fehler begangen. Wäre Cobb Vanth nicht aufgetaucht, hätte er wahrscheinlich noch viel mehr Chaos angerichtet. Innerlich seufzte Din. Er war so unglaublich wütend gewesen.
Porra zögerte mit seiner Antwort. Er blickte in das Getränk hinab, dass ihm der Ladenbesitzer gegeben hatte, und auf einmal wirkte er nicht mehr so widerwärtig und hinterlistig, eher niedergeschlagen und – war das Reue in seinen Augen? - verletzlich.
»Von jemand anderem«, sagte er. An Din gewandt erzählte er weiter. »Mir... mir wurde Geld versprochen. Viel Geld. Alles, was ich im Gegenzug tun sollte, war, dich aufzusuchen und dafür zu sorgen, dass du den Auftrag mit dem Anzati annimmst. Kark, ich schwöre, das ist die Wahrheit!«
»Wer war dieser jemand?« Eindringlich lehnte Din sich nach vorne.
»Und wo ist dieser jemand dir begegnet?«, ergänzte Cobb. Den Credit legte er zurück.
»In einem kleinen Tal südlich von Mos Espa. Es wird auch das Tal des Geldes genannt, weil sich dort das Lager eines großen Syndikates befindet.« Porra seufzte. Die Anwesenheit des Sheriffs beruhigte ihn anscheinend. »Wisst ihr, ich... bin in Geldnot. Ich besitze einen Laden am Rande der Stadt, doch in letzter Zeit läuft das Geschäft nicht gut. Gar nicht, um genau zu sein.«
Kopfschüttelnd nahm der Hutte einen Schluck seines Getränks. »Ich habe eine Frau und zwei Kinder, die ich ernähren muss. Nach Aufträgen zu suchen war meine letzte Hoffnung. Was, war mir egal, Hauptsache, es würde mir Geld einbringen. Für meine Familie hätte ich auch eigenhändig getötet. Deswegen war ich wieder in der Cantina. Um Arbeit zu suchen... V-vielleicht auch, um mich zu betrinken.«
Für einen kurzen Moment kehrte betretene Stille zwischen ihnen ein. Das war also die Wahrheit. Von den Worten des Hutten berührt wollte Din sich am Hinterkopf kratzen, vergaß aber, dass er einen Helm trug.
Porra hatte sich wieder gefangen. Kurz hatte er so ausgesehen, als würde er in Tränen ausbrechen. »Bis zum Lager ist es nicht weit. Zwei oder drei Kilometer. Als ich mich dorthin begab, empfingen mich die Kriminellen herzlich. Sie hätten einen neuen Auftrag und seien erst kürzlich an genug Geld gekommen, um mich reichlich zu belohnen. Jemand Anonymes hätte ihnen Credits und andere Währungsformen zur Verfügung gestellt. Sie nennen ihn den Käufer. Er kauft allerhand Waffen und Rohstoffe bei ihnen ein, aber gelegentlich gibt er auch Mordaufträge an Interessenten weiter. Letztes Mal war es ein Vurk namens Knit, dieses Mal ist es ein Mandalorianer.«
»Und beide sind Kopfgeldjäger«, ergänzte Din. Er kannte den Namen Knit, hatte ihn in der Kopfgeldjägerszene schon ein paar Mal gehört. Die Situation, in der sie sich befanden, wurde immer klarer. »Kopfgeldjäger mit hohem Kopfgeld.«
»Ihr beide seid Opfer eines abgekarteten Geldspielchens«, zog Cobb seinen Schluss. »Unser Betrüger heuert verzweifelte Seelen für das Verrichten der Drecksarbeit an. Bezahlen tut er sie aber alle mit Falschgeld, um selbst die Lorbeeren zu ernten. Tatsächlich ist das auch der Grund, warum ich hier bin und nicht in Mos Pelgo. Gebäudeteile meiner Stadt müssen renoviert werden. Einer meiner Leute hat sich Geld bei jemandem aus Mos Espa geliehen, doch wie sich herausstellte, waren auch das gefälschte Währungsformen. Ich kam her, um die Sache zu untersuchen, aber wie sich jetzt herausgestellt hat, handelt es sich um eine größere Sache.«
»Passt bloß auf. Er ist überall«, mutmaßte Porra.
Din nickte zustimmend. Das gefiel ihm nicht. »Klingt nach einer ernsten Angelegenheit. Porra, was ist mit der Leiche des Anzatis passiert?«
»Was genau, weiß ich nicht. Seitdem du ihn mir abgeliefert hast, bestand kein Kontakt mehr zwischen mir und den Kriminellen. Die einzige Leiche, über die bei der Verhandlung gesprochen wurde, war deine. Den Anzati habe ich in einer Seitengasse entsorgt. Ich glaube, er gehört zum Syndikat, sonst hätten sie ihn nicht als Köder benutzt, sicher bin ich mir aber nicht.« Wieder nippte der Hutte an seinem Getränk. Er wirkte beschwipst. »Der Auftrag ist misslungen. Ich habe Angst, dass die Kriminellen kommen, um auch mich umzubringen. Bevor ich die Mission annahm, habe ich mir ein Viertel der Belohnung auszahlen lassen. Zur Sicherheit. Aber jetzt könnten sie zurückkommen und es mir wegnehmen. Mir und meiner Familie wehtun. Selbst wenn es Falschgeld ist – sie glauben immer noch, dass es echt ist.«
»Wie viel war es?«
»Insgesamt? Zweihunderttausend Credits.«
Cobb entfuhr ein schockierter Laut. »Das ist mehr, als ich gedacht habe.«
Unter seiner Maske verzog Din das Gesicht. Jetzt, wo er wusste, dass es sich um ein Missverständnis handelte, war er noch wütender als zuvor. Nicht auf Porra oder den Anzati, sondern auf denjenigen, der hinter all dem Spuk steckte. Entschieden ballte er die Hände zu Fäusten. Er hatte eine Entscheidung getroffen.
»Cobb, Du begleitest mich. Porra, Du gehst nach Hause zu deiner Familie und passt auf die Kinder auf.« Din stand auf und schob dem Hutten eine handvoll echter Credits vor die Nase. Automatisch trugen ihn seine Füße auf die Straße. »Und hör‘ auf zu Trinken.«
»Moment mal. Mando! Wo willst du hin?«, fragte Cobb. Überfordert blickte der Sheriff ihm nach. Din wartete nicht auf ihn. Er lief voraus, erwartend, dass der andere Mann ihm folgte.
»Ins Tal des Geldes.«
Er würde sich sein versprochenes Geld holen. Und er würde dafür sorgen, dass es keinen Betrüger mehr in Mos Espa geben würde; und dafür, dass Porra und seine Familie nicht mehr in Sorge leben mussten.
. . .
Ein Lied aus alten Kindertagend summend zog Peli die letzten Schrauben fest. Schweiß tropfte ihr über die Stirn und ihre Arme schmerzten von der langen Kraftanstrengung, doch sie lächelte. Stolz betrachtete sie sich das ehemalige Schrottteil, das nun, restauriert und generalüberholt, wie ein neues aussah.
Dieses Prachtstück würde ihr viel Geld einbringen. Vielleicht konnte sie es an Reisende oder Kundschaft verhökern. Von dem Gewinn würde sie sich neue Ausrüstung für die Werkstatt und Ersatzteile für die Droiden kaufen.
»Huch? Schon so spät?« Ein Blick aus der Werkstatt verriet ihr, dass es bereits spät in der Nacht war. Schnell machte sie sich daran, die letzten Lichtchen auszuknipsen. Da hatte sie mal wieder völlig die Zeit vergessen, und ihre Droiden hatten es ihr nicht einmal gesagt. Manchmal waren sie wirklich nutzlos.
Schnell schloss sie die Werkstatt ab, teils müde, teils verärgert. Ihr mandalorianischer Mitbewohner war seit Mittag von der Bildfläche verschwunden, nachdem die Wahrheit seiner Credits ans Licht gekommen war. Nicht einmal verabschiedet hatte er sich, war nur auf sein Speederbike gesprungen und dann mit Höchstgeschwindigkeit davongerauscht. Wie so oft war er damit seinen häuslichen Pflichten entgangen, die Peli ihm aufgedrückt hatte – Fegen, schwere Sachen herumtragen, Gemüse schnibbeln, sowas eben. Wenn er zurückkam, würde er sein blaues Wunder erleben.
Im Schatten des Gebäudekomplexes machte sie sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Peli war müde und sie fühlte sich ausgelaugt, und alles was sie jetzt noch wollte, war, zu schlafen. Aus dem Augenwinkel erhaschte sie einen Blick auf die Startrampe, auf dem Samas‘ grünes Kanonenboot stand, und just erinnerte sie sich daran, dass sie ihm ja eigentlich ihre Hilfe hatte anbieten wollen.
Samas war vielbeschäftigt, und offensichtlich hatte er eine Menge auf Tatooine zu tun. Das Einzige, das er bis jetzt getan hatte, war Ausladen und Kistenschleppen gewesen. Peli wusste nicht, um was es sich bei seiner Fracht handelte, aber es waren schwere Kisten. Der Duros hatte sie auch schon nach einem Transporter gefragt.
Sie blieb stehen. Von Innen war das Schiff hell beleuchtet, und auch die Laderampe war noch ausgefahren. Samas schien noch wach zu sein. Auf die paar Minuten kam es auch nicht mehr an. Sie sollte ihm wohl eine Gute Nacht wünschen und ihm für die großzügige Bezahlung bedanken. Das machten nicht viele, und nicht jeder ihrer Kunden war so höflich, wie der Duros es war.
Durch den Sand stapfte Peli zu dem Schiff. Mando hatte schon angedeutet, dass er sich auch wieder eines holen würde. Was mit seinem alten Schiff, der Razor Crest, geschehen war, hatte er nie erwähnt. Er erzählte nie viel von dem, was passiert war, nur, dass das Kind namens Grogu jetzt wieder dort war, wo es hingehörte.
Peli fand es etwas traurig. Sie fand es traurig, dass sie das Kind nicht mehr in den Armen halten und ihm über seine großen Ohren streicheln konnte, und sie fand es traurig, wie sich seine Abstinenz auf den Mandalorianer auswirkte. Als sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, hatte er ein festes Ziel vor sich gehabt. Nun, wo das Kind nicht mehr da war, schien er keines mehr zu besitzen, immerzu nach einer Aufgabe zu suchen, die seiner Tätigkeit Sinn verlieh.
Der Mandalorianer hatte seinen Lebenssinn verloren, oder zumindest sah es für sie so aus. Ohne Grogu gab es niemanden, für den er überleben musste.
Dass er gehen wollte, war kein Geheimnis. Und auch wenn sie es niemals zugeben würde: Sie würde den großen Mann, der niemals seinen Helm abnahm und ständig auf Missionen verschwand, vermissen.
»Hallo? Samas, bist du noch wach?«
Peli erklomm die Laderampe des fremden Schiffes und blickte sich in seinem gut gefüllten Heckraum um. Sie hatte es noch nie betreten, umso erstaunter war sie, als sie auf Berge von Kisten stieß, die einen größeren Aufenthalt in dem Schiff unmöglich machten. Nur ein schmaler Gang in der Mitte, der selbst für die hagere Frau gerade noch so begehbar war, führte sie in das weitere Innere. Ansonsten war alles bis zur Decke vollgestopft.
»Samas? Ich bin’s, Peli!«
Die Mechanikerin schaffte es, sich mehrere Meter durch den Gang zu zwängen. Vor einem etwas niedrigeren Stapel blieb sie schließlich stehen. Hier lichteten sich die Türme und man hatte mehr Armfreiheit, allerdings befanden sich hier auch Knöpfe und Hebel an der Wand, die nicht verdeckt werden durften.
Verstohlen warf Peli einen Blick auf die Auszeichnungen auf den Kisten. Jede war mit einer Abkürzung und einer Gewichtszahl versehen, doch was sich letzten Endes darin befand, war nirgends zu erkennen.
Vorsichtig strich sie über die holzige Verkleidung. CR, G, MC, alles Abkürzungen, mit denen sie nichts anfangen konnte. Allerlei Vermutungen schwirrten ihr durch den Kopf, obwohl sie wusste, dass Samas‘ Arbeit sie nichts anging. Doch letzten Endes siegte die Neugier über ihren netten Kunden.
Mit den Fingerspitzen fuhr sie über die Auszeichnungen. Ein geschickter Griff später war die Kiste geöffnet.
»Was...«
Es dauerte lange, bis die Informationen in ihren Verstand sickerten, und als sie das schließlich taten, schreckte Peli zurück, als hätte der Kistendeckel sie gebissen.
In der Kiste waren Credits. Hunderttausende, Millionen Credits. Und Gold. Goldbarren so dick wie ihr Oberarm. Und Silber. Etliche andere Währungsformen, in den unterschiedlichsten Ausführungen, von den unterschiedlichsten Planeten. Groß, klein, schwer leicht, glänzend, matt. Ladung von unmessbarem Wert.
Und es waren alles Fälschungen.
Verstört stolperte Peli die Laderampe hinunter. Um des Schöpfers Willen, das durfte nicht wahr sein. Ihr Hals fühlte sich trocken an. Angst jagte ihr durch den Körper. Alles Fälschungen. Sie griff nach dem Kommunikator an ihrem Gürtel, doch kaum hatte sie Mandos Kommunikationsnummer eingegeben, drückte sich etwas Hartes und Kaltes an ihre Schläfe.
»Keine Bewegung.«
Peli tat wie geheißen, nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu formen. Sie wollte schreien und nach Hilfe rufen, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Eine fremde Hand nahm ihr den Kommunikator weg, der ihren Ritter in glänzender Beskarrüstung alarmiert hätte, während sich ein Gesicht in ihr Blickfeld schob. Im Dunkel der Nacht waren nur die großen Runden Augen zu sehen.
»Ich will, dass du etwas für mich tust, Motto. Schrei oder leiste Widerstand, und dieser Blaster durchlöchert dir den Kopf.«
. . .
Teil 2/3 von „Der Betrüger“
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