2. Guten Tag
Zareen
Ich fand den Jungen schon bei unserer ersten Begegnung seltsam. Klar, sollte man eigentlich sagen, der Typ war 'n Irrer. Aber dieses Detail war nicht, was ich meinte.
"Alles klar bei dir?", fragte ich und blickte zu Ayaka. Seit wir im FBI-Quartier waren, klammerte er sich an mir fest und zuckte bei der geringsten Kleinigkeit zusammen. Sein Blick funkelte nur so vor Misstrauen, "Klar! Wie kommst du darauf, dass etwas nicht in Ordnung sein sollte?" Ich hob eine Augenbraue und sah ihn skeptisch an, um zu entgegnen: "Das fragst du mich ernsthaft?"
Bevor er mir eine Antwort geben konnte, hatten wir schon sein vorläufiges Zimmer erreicht. Schnell öffnete ich die Tür, schob ihn hinein, und schloss sie wieder, nachdem ich "Machs dir gemütlich" gerufen hatte. Mit einem Seufzen machte ich mich auf zum Büro des Chefs. Ich würde später noch einmal nach dem Jungen sehen. Jetzt gerade war ich nur froh, ihn mal für ein paar Sekunden los geworden zu sein. Schließlich würde ich in Zukunft leider noch viel mehr Zeit mit ihm verbringen müssen.
Mit einem kurzen Kopfschütteln die Gedanken vertreibend, ging ich weiter den Gang entlang. Mein nächster Job würde es sein, dem Chef Bescheid zu geben. Sicherlich wollte dieser den Verrückten auch noch selbst kennen lernen, und dieser Termin gehörte festgelegt. Es war nur zu hoffen, dass dieser Termin nicht auf diesen Tag gelegt wurde. Sonst würde das noch mehr Stress für mich bedeuten.
Nach einigen hundert Metern und einer Aufzugfahrt in den drittnächsten Stock, kam die Tür seines Büros endlich in Sichtweite. Dieser Lauf war immer wieder eine Sache für sich. Ziemlich viele der Mitarbeiter beschwerten sich deswegen auch, jedoch blieb ihr Ärger ignoriert. Ich war natürlich jemand, der sich nie beschweren würde - Dachte jeder am Anfang, tat ich schließlich aber auch... Genug von mir, machen wir weiter wo wir aufgehört haben.
„Bin wieder zurück, Chef", begrüßte ich meinen Vorgesetzten, als ich die Tür öffnete und hinter mir wieder schloss. „Tag, Zareen...", war das Einzige, was ich von dem Schwarzhaarigen hörte. Und sobald ich mich zu ihm umdrehte, erkannte ich auch den Grund dafür: Dieser auf dem Boden liegende, schwarze, dreckige Klamottenhaufen war anscheinend mein bescheuerter Boss, der versuchte seine bescheuerte Katze hinter dem Schrank hervor zu bekommen. Zusätzlich sah das komplette Büro aus, als wären die Pinguine aus Madagaskar auf Surfbrettern hier durchgerauscht - zusammen mit der Wackelkopfpuppe natürlich.
„Ähm... Chef... Was ist hier passiert?"
Der Anblick verschlug mir fast die Sprache. Als ich ging, war es hier, soweit ich mich erinnern konnte, noch aufgeräumt gewesen... Oder irrte ich mich in dieser Annahme etwa?
„Naja...", Mein Vorgesetzter gab es auf, seinen Kater hinter dem Schrank hervorzuholen, und stand auf, „Kyu und ich haben um ein Thunfisch-Sandwich gekämpft und..."
„Und was? Sehen Sie sich das hier doch mal an!", Demonstrativ deutete ich auf eine sehr frisch zerkratzte, nicht mehr ansatzweise brauchbare Kommode,"Viktorio wird Sie dafür fertig machen, Sie sollten doch wissen, wie ordentlich und perfektionistisch der ist!" „Nun..", er fuhr sich verlegen durch die Haare, „Du könntest ihn doch vom Büro fern halten, bis ich aufgeräumt habe... Oder?" Ich seufzte tief. Der war ein Fall zum Verzweifeln. „Nun gut, aber beeilt Euch."
Euch mag es vielleicht seltsam erscheinen, seinem Boss ein Ständchen zu halten, aber dies war hier erlaubt. Schließlich war unser Direktor dümmer als Thunfisch. Oder sollte ich sagen, kindischer? So oder so, wenn man ihn allein ließ, zerstörte er etwas. Ob nun seine Hauskatze dabei war oder nicht.
Dieser fing nun erleichtert an, die quer durchs Zimmer verstreuten und teilweise, wie ich mit Schrecken bemerkte, zerrissenen Papiere einzusammeln. Ihn kümmerte es scheinbar gar nicht, dass darunter auch sehr wichtige Dokumente waren. Typisch für ihn.
„Nun ja, kann man jetzt eh nicht mehr ändern", murmelte ich noch mehr erschöpft als vor diesem Desaster und stellte mich an die Tür, um nach dem Viktorio Ausschau zu halten. „Ah, Jaecar-san, ich habe erst vor kurzem Florinio aus der Anstalt geholt. Wollen Sie ihn noch heute kennen lernen oder wann?"
„Ha~?" Als er aufblickte, fixierte mich sein als Einziges übrig gebliebenes, gelb leuchtendes Auge kurz, bevor er sich wieder abwandte und dem Aufräumen zu wandte. „Heute natürlich noch! Sobald wir hier fertig sind, bring ihn zu mir."
Mein gefühlt tausendster Seufzer für heute verließ meinen Mund. Jeder hier wollte heute scheinbar, dass ich Überstunden schob. Und das nur wegen einem wahnsinnigen Verbrecher. Normalerweise hätte ich nämlich schon vor 5 Minuten Feierabend gehabt. VOR 5 MINUTEN. Wisst ihr eigentlich, wie viel das ist? Das sind 300 Sekunden. Also eine MENGE.
Akaya
Ihr wollt wissen, wie mein derzeitiges Zimmer aussieht? Ich werde es euch später erzählen, okay? Aber ich warne euch, ich habe es ‚etwas' umdekoriert.
Nun, jedenfalls, nach mehr als gefühlten 48 Stunden hatte Zareen mich abgeholt. Er wirkte ziemlich abgekämpft mit den Nerven und scheinbar sollte ich jetzt gleich noch seinen Boss treffen, daher ließ ich ihn auf dem Weg zu dessen Büro in Ruhe. Schließlich hatte ich vor, ihn noch viel mehr zu nerven als heute Nachmittag. Und jetzt standen wir vor der Bürotür.
Bevor Banira-san die Tür öffnen konnte, drückte ich die Klinke herunter und stieß die Tür auf. Ich konnte meinen Aufpasser hörbar hinter mir erschrocken die Luft einziehen hören, brach mein Vorhaben jedoch nicht ab.
Ohne Vorwarnung betrat ich den Raum, mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen und begrüßte den schwarzhaarigen Mann hinter dem Schreibtisch ohne Hemmung, die ich ja von Natur aus nur selten zeigte.
„Guten Tag, ich bin der Irre von Nebenan!"
Zareen hatte mittlerweile die Tür hinter uns abgeschlossen und Stellung neben dem sprachlosen Direktor bezogen. Ich konnte die Verärgerung in seinen Zügen klar und deutlich erkennen.
Allein der Direktor fing schließlich an zu lachen. Anscheinend amüsierte ich ihn. Daran war auch nichts verkehrtes, jedoch lenkte er damit meine Aufmerksamkeit auf ein schwarzes Fellknäuel auf dem Besucherstuhl vor dem Schreibtisch, da dieses sich dadurch bewegte.
„Oh, Neko-chan..."
Instinktiv hob ich den Kater hoch und presste ihn an mich. Nach Banira-san's Blick zu urteilen, sollte ich das Tier am Besten fallen lassen und um mein Leben laufen, während sein Vorgesetzter noch lauter lachte und... warte, weinte der etwa sogar?
Ich konnte nichts dafür, dass ich Tiere liebte. Also, nicht jedes Tier, nur die flauschigen und niedlichen. Sobald ich ein Solches entdeckte, musste ich es drücken und knuddeln und streicheln und knutschen. Das war eine automatische Reaktion meinerseits.
Wie paralysiert starrte ich den Kater in meinen Armen an, der jetzt auch noch anfing zu schnurren.
Wie Kawaii!
„Das Tier, das du scheinbar so vergötterst, heißt Kyu", schreckte mich die belustigte Stimme des Direktors aus meinen Gedanken und ich sah auf.
Ein attraktiver Mann, der Typ, aber nicht so attraktiv wie mein Aufpasser. Der im Übrigen vor lauter Wut immer noch kein Wort von sich gegeben hatte.
„Und ich bin Jaecar, der Direktor des FBI", fuhr Wolfie, so würde ich ihn ab sofort nennen, fort. „Special Agent Zareen ONille kennst du ja schon, wie man es sich denken ka-"
„Könnte ich ihn jetzt zurückbringen? Sie haben ihn gesehen und mit ihm gesprochen, Herr Thunfisch, mehr gibt es für Sie nicht zu tun", unterbrach der soeben genannte Banira-san seinen Vorgesetzten mürrisch.
Oh-Oh, vor dem sollte man sich um diese Uhrzeit wohl in acht nehmen.
Und wieder lachte der Direktor nicht unverständlicher Weise los, „Ja, ja, mach ruhig. Also, wir sehen uns, Akaya-kun."
Auf diese Gelegenheit hatte Zareen scheinbar nur gewartet. So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie er mir Kyu entriss, mich aus dem Raum schob und den Gang im Höchsttempo runter zog. Im nächsten Augenblick fand ich mich in meinem Zimmer wieder und hörte das Klicken der schließenden Tür hinter mir.
Ah, ja, so schnell konnte es gehen. In einem Moment ‚Friede, Freude, Eierkuchen', und im nächsten... ZACK!
Nun ja, war jetzt auch nichts Dramatisches. Ich hatte euch doch versprochen, mein Zimmer zu zeigen, richtig?
Also, die Wände wa- Oh...
Das Licht ist ausgegangen.
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