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"Bitte, James! Ich würde damit eine riesige Marktlücke schließen!" Die Stimme des schlacksigen Mannes klang aufgeregt und näselnd, sie überschlug sich förmlich.
"Bist du von allen guten Geistern verlassen, Blaine? Glaubst du etwa, mir ist gar nichts heilig?" Auch James war aufgeregt, auch wenn man das dem gerade und regungslos dastehenden Mann kaum zutrauen würde.
"Ach Mann, so 'ne große Bitte ist das nun auch wieder nicht!"
"Wie bitte?"
Blaine, der spürte, dass er zu weit gegangen war, schob sich schulterzuckend eine Kaugummi in den Mund. James verzog das Gesicht. Als würde das gegen so einen Mundgeruch auch nur ansatzweise helfen.
"Du verlangst von mir im Ernst, dass ich dir eins von Mutters Lieblingsmädchen gebe, nur damit du ihre Leber entfernen kannst?"
"Haufenweise wollen so was. Hauptsächlich solche Satanisten, oder was auch immer die sind. Die denken, wenn sie eine Jungfrauenleber essen, bleiben sie für immer jung oder so 'n Scheiss." Er bleckte die gelben Zähne.
"Keine Diskussion. Keine Mädchen, und ganz sicher keine Jungfrauen."
"Du warst schon immer so ein Spielverderber, James", schnaubte Blaine und hastete in Richtung Eingangstor davon.
James schüttelte den Kopf. Was die anderen nur an ihm finden...
Er hatte Blaine nie gut leiden können, und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Aber dass er sich sowas traute...
James zog eine Zigarre aus der Jackentasche und zündete sie an. Genüsslich inhalierte er und blies Rauch in den stahlblauen Himmel.
Er lehnte sich gegen die marmorne Brüstung der Terasse und ließ seine Gedanken schweifen. Er befand sich auf dem Landsitz, der schon seit Generationen in Besitz seiner Familie war.
Es handelte sich um eine prunkvolle weiße Villa im Südstaaten-Stil, die von vielen Hektar Park ungeben war. Meterhohe Hecken schirmten das Anwesen vor neugierigen Blicken ab, auch wenn selten Leute die einsame Landstraße entlang kamen.
Sein Blick wanderte über die Buchen und Ahornbäume, die vereinzelten Gestalten, die herumflanierten, und fiel auf El, der auf ihn zueilte. Ein Seufzer entfloh ihm. Er hatte sich für heute eigentlich schon genug Schwachsinn angehört.
Als er bei James angekommen war, setzte sich El auf die Brüstung. "Was wollte Blaine?"
"Erinnerst du dich, was dieser fette Russe letzten Samstag in der Bar erzählt hat? Blaine hielt es für gar keine so schlechte Idee, Frauenlebern zu verkaufen."
El lachte, stutzte aber dann. "Wie, im Ernst?"
"Ja. Dieser Typ ist einfach nur krank."
"Und er dachte wirklich, dass du darauf eingehen würdest...", grinste James' kleiner Bruder und baumelte mit den Beinen. "Was für ein Depp."
"Das kannst du laut sagen", presste James hervor und ließ Asche in den Garten hinunter rieseln.
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