⌛Kapitel 3⏳
Shairion
"Ich habe sie einfach mal da gelassen." Sheranion trat zu ihm und hob das Bild seiner Depressionsphase hoch. "Ich bewundere deine Bilder immer noch. Du beherrschst weder Magie, noch hast du Elfenblut in dir, und trotzdem bist du in der Lage, ohne Unterricht solche Kunstwerke zu zeichnen." Er hielt Shai das Bild unter die Nase. "Das ist mein Lieblingsbild. Es hat sehr viele Gefühle."
"Ich weiß." Shai lächelte gequält. "Es erinnert mich nur an so viel."
Sheranion nickte nur und legte das Bild zurück.
"Außerdem frage ich mich, was so dringend war, dass ich so schnell herkommen musste.", fuhr Shai fort.
"Das zeige ich dir persönlich. Komm." Sheranion ging vor zu einer kaum sichtbaren Nische, da sie sich den rauen und kantigen Wänden sehr gut anpasste.
Sheranion drückte seinen Körper gegen die Wand, die daraufhin nachgab und einen Gang freilegte, dessen Wände und Stufen von innen heraus bläulich leuchteten.
Wer auch immer diesen Gang geschaffen hatte, hatte etwas großartiges mit dem Gestein gemacht.
Shai wollte die Wand berühren, doch sein Blick fiel auf seine zerkratzten Hände, und vorsichtshalber ließ er es dann doch bleiben.
Stattdessen konzentrierte er sich auf seinen Vater, der die Wendeltreppe weiter nach unten ging und den Geräuschen zufolge schon am Ende angekommen war.
Tief schien es nicht nach unten zu gehen.
"Du irrst dich."
Shai zuckte zusammen.
Hatte er das laut gesagt?
"Die Treppe ist kurz, ja, aber komm her und du siehst, dass es noch viel weiter geht."
Shai trat zu Sheranion, der vor einem Loch im Boden stand und in die schwarze Leere starrte.
"Hilfe.", murmelte Shai staunend. "So weit?"
"Mit Sturzflug eine Kleinigkeit." Sheranion sprang kopfüber in das Loch und das aufblitzende rote Licht sagte seinem Sohn, dass er sich in einen Drachen verwandelt hatte.
Seufzend sprang er ihm hinterher und verwandelte sich ebenfalls.
Mit angelegten Flügeln sauste er durch den finsteren Tunnel, bis nach circa einer halben Minute endlich Licht in den Tunnel fiel.
Rotes Licht.
Die Brutkammer ihres Hortes.
Sheranion stand bereits bei einem Nest mit fünf Eiern und wartete auf Shai.
Als er landete, nickte Sheranion ihm zu und sah auf das große Nest zu seinen Klauen. "Die Mutter von ihnen wurde von Trollen erwischt und gegessen...nein, gefressen." Der ältere Drache wandte sich ab und verließ die Brutkammer, Shai folgte ihm. "Ihr Vater starb bei einem Rettungsversuch. Auch sein Kadaver war nicht mehr als ein blutiges Knochengestell. Keiner außer mir weiß das. Da Neltharion schon verdächtig deine Anwesenheit und die weiblichen Drachen prüft, käme es dir ganz gelegen, diese Welpen als deine zu übernehmen."
"Aber warum denn?" Shai beeilte sich neben den Älteren zu laufen. "Ich bin doch noch viel zu jung für Welpen!"
"In der sterblichen Welt, ja." Sheranions durchdringender Blick ließ den Jüngeren erschaudern. "Aber Drachen paaren sich schon mit fünf."
Angewidert verzog Shai das Gesicht.
Mit fünf.
Mit fünf hatte er gerade lesen und schreiben gelernt.
Mit fünf war er körperlich noch gar nicht bereit gewesen, für Fortpflanzung zu sorgen.
Was laut Sheranion daran lag, dass sich sein Körper den Sterblichen angepasst hatte.
Seinen ersten Samenerguss hatte er nämlich erst mit fünfzehn gehabt...
Shai schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden. "Ich konnte doch gar mal."
"Ich weiß, der Erdbinder weiß auch Bescheid." Sheranion warf ihm einen ernsten Blick zu und blieb stehen. "Du hast die Wahl. Nie Kinder haben und als zeugungsunfähig gelten oder aber mit einer vom Aspekt ausgesuchten Drachin Welpen bekommen. Oder du nimmst dich der fünf Welpen an."
Shai ließ den Kopf hängen.
Er wollte Kinder, ohne Frage, aber neben Chalan eine andere? Oder fünf nervige Welpen?
"Dann am besten zeugungsunfähig.", murmelte er betreten.
"Das Problem ist nur, dass dann haufenweise Drachinnen kommen und nach einer Nacht fragen werden, weil sie wissen, dass sie keine Welpen von dir bekommen werden.", erschwerte Sheranion seine Entscheidung.
"Kann ich dann nicht nur einen Welpen übernehmen?", fragte Shai wie vom Blitz getroffen.
"Die meisten Drachen überleben eh nicht." Sheranion grinste. "Bin ich nicht gütig, dass ich ein Nest ausgesucht habe, in dem nur noch ein lebendiger Welpe sitzt?"
"Zu gütig!", strahlte Shai und verpasste seinem Vater mit einer Klaue einen Knuff.
"Aber ein Problem bleibt." Sein Vater sah zu der gewaltigen Säule vor ihnen.
In die Säule waren alle Namen der männlichen Drachen eingeritzt und jeder hatte den Namen seiner Gefährtin einzuritzen.
Mit einiger Beklemmung fand er seinen eigenen, frisch eingeritzten Namen.
Shai schwante böses.
"Die Zeremonie des Volldrachen."
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