⌛Kapitel 17⏳
Shairion
Kiria krallte ihre Hand krampfhaft in seine Schulter.
Und Shai wusste warum.
Die Steine begannen, ihnen Warnungen zuzurufen.
Andere Steine gaben gruselige Geräusche von sich, wie man sie eher in Gilneas hörte.
Alles in allem verfiel seine jüngere Schwester der Panik.
"Bitte, Shai, lass diese wer-auch-immer-das-ist da liegen und lass uns gehen!", bettelte sie schon zum fünften Mal.
Shai wollte nicht.
"Lass uns die Schatten nutzen, um den Neuankömmling zu beobachten.", schlug er stattdessen vor.
Die Idee schien Kiria besser, also setzten sie sich hinter einer Kristallgruppe auf die Lauer.
Wenig später kam eine interessante Gruppe vorbei.
Drei Blutelfen, ein Mönch, eine Priesterin und eine Schurkin, auf dessen Schulter ein Rabe saß, der eine goldene Kette trug.
Dann noch ein Orc-Krieger und ein Troll-Magier.
"Ich sage euch mit allem Ernst, den ich gerade aufbringen kann, das hier ist nicht die Leylinie, die wir brauchen.", grunzte der Orc und blieb stehen.
Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an.
Shai fluchte leise - Orcs sahen nicht so aus, doch sie hatten einen bestialisch guten Geruchsinn, besonders wenn sie die Gerüche kannten.
"Es riecht nach Drache.", knurrte der Orc leise und wanderte durch den Raum.
Dabei kam er ihnen unaufhaltsam näher...
"Komm schon, Rihk, logisch betrachtet würd' hier kein Drache reinpass'n." Der Troll trampelte durch das Wasser, das auf dem Höhlenboden schwamm, zu dem Orc.
"Ah, und Deathwing hat auch nicht in Terenas' Palast gepasst?", konterte der Orc, offenbar Rihk.
"Wirklich logisch betrachtet hat Rihk recht.", stimmte die Priesterin ihm zu. "Und ihr müsst euch gar nicht verstecken, ich seh euch." Tatsächlich starrten ihre goldenen Augen genau in Shais.
Der zögerte.
Was, wenn sie das sagte, um eine Bestätigung zu bekommen?
"Seid ihr schüchtern, oder was ist los?" Sie näherte sich langsam, als würde sie einer verschreckten Katze entgegengehen. Sie ging ohne zu Zögern um die Kristalle herum und zog Kiria aus ihrem Versteck.
Seine Schwester schien kurz vor einer Panikattacke.
Doch es war nicht das, was ihn aus seinem Versteck lockte.
Alle im Raum traten näher, und der Orc schien nicht zu bemerken, dass er gleich auf Shinaris treten würde.
In Shais Augen Leichenschändung.
Der Gedanke ließ ihn vorspringen.
Dass er überhaupt wieder sichtbar war und vor dem Orc stand, merkte er erst, als das Blut des Orcs aus der Kratzwunde von Shais Klaue zu laufen begann.
Sofort wich er zurück, doch darauf bedacht, dass er nicht über Shinaris stolperte.
"Na, wie gut, dass wir dich haben, Siea.", grinste Rihk, schob sich an Shai und Shinaris vorbei und zu der Priesterin.
Diese heilte seine Wunde sofort, wofür sie Kiria loslassen musste, die ohne zu zögern zu Shai lief.
Die Geste zeigte den anderen offenbar, dass sie nicht näherkommen sollten.
Also hielten sie sich fern.
"Was bist du für ein...Wesen?", wandte Shai sich irritiert an Siea, doch ihm antwortete die Schurkin.
"Eine Priesterin mit goldenen Augen, was sagt dir das?"
"Die Tochter der Sonnengöttin.", wisperte Kiria in sein Ohr.
"Bitte was?" Er legte seinen verwirrten Blick auf seine Schwester.
"Ich habe es gespürt, also glaub mir bitte, Shai."
Er nickte nur und zückte einen seiner Dolche, als der Mönch näher trat.
"Was'n los mit den Viechern?", lallte er und stürzte sich ein typisches pandarisches Bier hinunter.
Seine ganzen anderen alkoholischen Getränke konnte man auf die drei Meter Entfernung sogar noch riechen.
Shai meinte den süßen Geruch von Dalaran Noir zu riechen.
"Was ist los mit dir?", fragte Shai zurück und nahm eine kampfbereite Pose ein. "Man riecht echt alles und es gibt nicht mal Wind, der den Gestank zu mir weht."
Die Schurkin lachte hinter vorgehaltener Hand und der Rabe krächzte.
Auch Rihk grinste. "Das von einem Drachen zu hören..."
Der Elf sah beleidigt aus und positionierte sich ebenfalls kampfbereit vor Shai.
Diesmal stellte sich Kiria vor ihn.
Sie schien so selbstsicher wie eh und je.
Ihre goldenen Augen glühten wieder und sie war nach wie vor in der Halbtransformation, in der sie ihre Flügel ausbreitete, sodass sie einen beeindruckenden Anteil der Höhle hinter ihr versteckten.
Hinzu kam ihr Blut.
Es glühte wie das flüssige Gold in Eisenschmiede, an ihrem Hals, ihren Armen und besonders ihr Brustkorb gab ein schwaches Leuchten von sich.
Ihr Aussehen sollte Warnung genug für den Mönch sein, doch er stellte sich ihr unbeirrt weiter entgegen.
"Shai.", wandte Kiria sich an ihn, ohne den Mönch aus ihrem Blickfeld zu lassen. "Frag mal die Steine, ob sie so laut schreien können, dass die Sterblichen sie hören."
"Dann würde uns das Trommelfell platzen...", grummelte er, leitete ihre Frage dennoch weiter.
Sie könnten es, sagten die Steine, unter der Bedingung, dass er und Kiria mindestens aus den Katakomben verschwunden seien.
Shai nickte Kiria kurz zu, die das wohl richtig interpretierte, denn sie nahm bewundernswert schnell die Beine in die Hand und verschwand.
Shai konnte gerade noch so folgen, Shinaris auf seinen Armen.
"Ey, Mann, wohin rennt ihr?!", hörten sie noch den Troll rufen, dann wurde alles von einem donnernd lautem Geräusch übertönt.
"Verdammt, ist das laut!", schrie Kiria ihm durch den Lärm zu und er nickte nur.
Sie rannten aus dem Tempel, durch die geisterhaften Priesterinnen hindurch und in eine Gruppe aus Verdorrten, doch Kiria packte Shai unter den Achseln und flog hoch in die Luft, wo sie unerreichbar für ihre Gegner waren.
"Dalaran?", fragte sie leise und wieder nickte er nur.
Er war zu erschöpft, um seinen Mund zu öffnen.
Zum Glück landeten sie wenig später im Violetten Turm.
"Bitte...was?" Erzmagierin Modera musterte Shinaris' leblosen Körper angeekelt. "Warum - "
"...bringe ich eine Fal'dorei hierher?", beendete Shai und betrachtete Shinaris' jugendliches Gesicht.
Die verbliebenen fünf Erzmagier nickten.
"Ich kenne sie von damals.", murmelte er. "Ich wollte ihr wenigstens ein normales Grab geben."
"Solange dieses...Vieh..." Modera spuckte das Wort fast aus. "...aus meinen Augen verschwindet, kannst du es gerne auf Dalarans Friedhof begraben. Oder wo auch immer, solange es weiter weg von anderen Toten ist."
"Versprochen." Shai drehte auf dem Absatz um und erschöpft schlurfte Kiria hinter ihm her.
Die beiden gingen die lange Treppe hinunter und dann nach links auf den kleinen Friedhof.
Tatsächlich war noch Platz für ein großes Grab fernab der anderen.
"Kiria, wenn du einen einfachen Sarg besorgen könntest..."
"Bin schon weg.", stöhnte sie und verschwand.
Er hingegen machte sich an die Arbeit, das Grab auszuheben.
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