Kapitel 23
Aqua POV
Ich vernahm keinen einzigen Ton, nur die schrecklichen Vermutungen, welche laut in meinen Gedanken hallten, die ich jedoch niemals wagen würde auszusprechen.
Es waren nun zwei Wochen vergangen seit dem er mir versprach gleich am nächsten Tag zurückzukommen. Etwas musste einfach passiert sein. Aber was?
Blume tippte mir auf die Schulter und setzte sich gleich neben mich hin. "Hey, was ist? Du bist so abwesend."
"Nichts. Es ist nur..." Ich biss mir auf die Lippe; ich durfte nicht weinen, denn das, würde die Akzeptanz für den Tod meines besten Freundes bedeuten.
Egal wie sehr sich der Brand in meiner Brust auch ausbreiten mag, weinen war keine Lösung; sich schreckliche Szenarien vor Augen zu bringen schon gar nicht.
Ihm ging es gut, so musste es einfach sein.
"Was?", hakte sie nach.
Es klingelte zum Schulschluss. Die meisten Schüler hatten ihre Sachen schon verstaut und waren bereit jede Sekunde aus dem Klassenzimmer zu stürmen. Ich wartete bis wir allein in der Klasse waren und kam letzendlich zu Wort. "Habt ihr den Meister der dunklen Magie besiegt?"
"Woher kommt das denn jetzt so plötzlich?" Blume lächelte und rieb meine Schulter. "Nein, das haben wir nicht, aber das werden wir ganz bestimmt."
Der einzige Weg Lloyd zu suchen war es die Grenze zwischen meiner und seiner Welt zu überschreiten. Auch wenn dies das Risiko auf den Verlust meines eigenen Lebens bedeutet, war ich fest entschlossen es zu versuchen.
"Ich will helfen.", hauchte ich, entschlossen, die Herausforderung der Tränen zu meistern.
Staunend blickte sie mich an. "Aqua..."
"Kordelia hat gelogen. Ich bin kein Mensch. Ich gehöre zu euch. Zeig mir den Weg meine Kräfte zu entfalten und ich werde tun was auch immer ihr verlangt."
Blume hatte ihre Brauen hoch gezogen und den Griff auf meiner Schulter gelockert. "Was... Du... Bist du sicher?"
Ich räusperte mich und schluckte den Kloß runter. "Bitte, Blume. Ich will helfen. Ich muss es einfach."
"Aber du könntest..."
"Ich weiß.", bestätigte ich. "Der Tod macht mir keine Angst. Ich habe nichts zu verlieren."
Nicht mehr..., wiederholte es sich in meinen Gedanken. Nicht mehr...
* * *
Selbst die Sonne war unfähig mich zu wärmen; ich zitterte unkontrollierbar und ballte die Hände zu Fäusten.
Liz und Kacy standen an den Zaun gelehnt und hörten mir und Blume aufmerksam zu. Auch die beiden waren verblüfft als sie erfuhren dass ich mir meinen Kräften bewusst war und die Lüge durchschauen konnte, aber das Eigentliche, was sie verwirrte, war es warum ich ihnen trotz allem noch helfen wollte.
"Also gut.", setzte Kacy an. "Dann müssen wir mit kleinen Schritten beginnen, um das Risiko zu reduzieren. Wir alle drei haben es überstanden, am Anfang waren wir genauso wie du."
"Warum wolltet ihr das denn durchziehen? Ich mein, es muss doch schrecklich gewesen sein.", fragte ich, doch im nächsten Moment klingelte mein Handy und ich ging sofort ran. "Ja, mom?"
"Schatz, wir fahren für dieses Wochenende zum Ferienhaus. Dann kriegst du wieder einen freien Kopf. Na, was meinst du?"
"Wenn ich am Montag schwenzen darf, warum denn nicht?" Ich hörte wie meine Mutter zuckersüß lachte, was aber übersetzt hieß: "Du mich auch mal kleines Gör."
"Natürlich, natürlich. Lügen tu ich doch immer für deine Klassenlehrerin. Inzwischen schreibe ich ihr ja schon mehr als deinem Vater. Ich glaube, er wird langsam eifersüchtig."
"Mom...", drängte ich. "Ich hab's ja schon verstanden."
Der Ton in ihrer Stimme gab langsam ihre Wut preis. "Beweg deinen Hintern sofort nachhause, wir können nicht ewig auf dich warten!"
"Was? Wir fahren heute schon?"
"Ja. Jetzt beeil dich. Tschüß." Und schon hatte sie aufgelegt.
"Wir fahren für dieses Wochenende zum Ferienhaus, wollt ihr mit?"
Die Mädels sahen mich verwundert an. "Wie jetzt?"
"Dort können wir doch die Kräfte ausüben oder nicht? Es liegt am Strand und keine Menschenseele ist dort aufzufinden.", ließ ich sie wissen und lächelte.
Blume's Augen leuchteten auf. "Nur wenn dein super heißer Bruder mitkommt! Wie hieß er noch gleich? Lloyd?"
Mir fiel jede Farbe aus dem Gesicht. "Nein, er... Er ist zurzeit auf der Uni und..."
"Oh, verstehe. Ok, dann kommen wir trotzdem. Mädels, das wird super!", quiekte sie und nahm Liz und Kacy in die Arme.
"Meinst du es ist okay Menschen die du nicht mal seit einem Monat kennst...", kam es von Kacy, doch Blume unterbrach sie. "Wen interessiert das denn schon? Wir sind Freunde, das ist doch was zählt, oder?"
* * *
Die drei Mädchen gingen ihre Koffer packen und ich ebenfalls. Dass dieser Ausflug mir den Kopf klarer machen würde, war ausgeschlossen. Ich musste diese Dimension durchbrechen, nur das zählte.
"Mom...", kam es von mir als wir alle im Auto saßen. "Du hast nichts davon gesagt das Julien mitkommt."
Sie lachte laut und warf mir einen schadenfreudigen Blick vom Rückspiegel zu. "Er hat darauf bestanden."
Julien lehnte sich gemütlich gegen meine Brust und zuckte die Achseln. " Ich dachte dass Lloyd auch kommt."
Meine Beine schmerzten langsam unter dem Gewicht des kleinen Jungen, doch das ätzende Gefühl in mir, dass durch die Erwähnung von Lloyd immer stärker wurde, überstieg einfach jeden Schmerz. "Julien!", zischte ich. "Du kannst auch mal auf dem Schoß der anderen Mädchen sitzen."
Woher kennt er ihn überhaupt?
"Nö.", motzte er und sah den Rest des Weges stumm aus dem Fenster.
Das Haus wirkte riesig, aber neben dem Schloss artigen Gebäude wo Lloyd lebte war es nichts weiter als eine kleine Hütte. Liz, Kacy und Blume gingen in ein Zimmer und verbrachten die Nacht dort. Meine Mutter dagegen ging in das Schlafzimmer wo sie normalerweise mit meinem Vater hingehen würde, der aber wegen einer dummen Ausrede nicht mitgekommen war. Und ich... musste mit der vier-jährigen Nervensäge ein Bett teilen.
Julien würde gewöhnlicher Weise niemals mit jemand anderem als seiner Mutter oder Tante schlafen, doch heute verhielt er sich irgendwie komisch, sehr komisch sogar.
"Schieß los, was ist?", fragte ich nachdem ich uns zugedeckt hatte.
Er sah mich eine Weile mit leeren Blicken an und krämpelte seinen Ärmel hoch. "Es tut weh.", sagte er und musterte aufmerksam meine Gesichtszüge, die sich abrupt verändert hatten.
Ich sah mir das pechschwarze Netz aus Gewebe an, welches sich in seine Haut reingefressen hatte und musste schlucken. "Julien... Wie... Was ist das?"
Der kleine Junge zuckte zusammen und zog den Ärmel wieder runter. "Meine Mutter sagte das da nichts ist. Da du es sehen kannst, würde es doch nicht heißen dass ich mein Versprechen breche, oder?"
"Welches Versprechen? Worüber redest du?" Meine Stimme klang immer aufgeregter, begann sogar zu zittern.
"Im Shopping-Center... Da war ein Typ, er war so was wie ein Klon von Lloyd. Er hat etwas auf mich geworfen und dann... Ich weiß nicht mehr. Lloyd hat mir gesagt ich solle niemandem was davon erzählen. Aber... Das da auf meinem Arm wird immer größer. Ich..." Er umarmte mich und brach in Tränen aus. "Ich habe Angst!"
"Psch!" Ich drückte ihn gegen mich und rieb ihm den Rücken. "Ganz ruhig Kleiner. Zeig... Zeig es mir nochmal."
Das Gewebe wirkte lebendig, so wie ein Lebewesen, dass versuchte sich in seine Haut einzunisten. Meine Hand bewegte sich automatisch. Ich spürte starke Züge an den Fingerspitzen; unterdrückte den Drang loszuschreien und befahl Julien die Augen zu schließen.
Meine Finger zitterten. Bilder rannten mir durch den Kopf. Eine Brünette mit wunderschönen, grünen Augen die mich anlächelt und etwas in die Hand drückt. Ich wusste sofort dass das ein Teil von meinem vergessenen Traum war. Ich hörte Abschnitte von Gesprächen.
Heile ihn. Setze die Kraft in die Unsterblichkeit deiner Seele und das ergreifende Gefühl von Macht in deinen sterblichen Körper. Tu es, ich stehe dir bei.
Und dann geschah es...
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