Kapitel 16
Lloyd POV
Die Kälte schnitt sich durch meine Klamotten, als ich an jener Nacht auf den Baum geklettert war und das offene Fenster betrachtete. Mir war klar, dass ich dem Spiel ein Ende setzen musste.
Ich wusste, ich würde Aqua ins Jenseits befördern; ein Leben lang mit dem Feuer in der Brust kämpfen; sie vermissen und das so lange der Sauerstoff meine Lungen füllt.
Ich hüpfte auf die Fensterbank und schlich mich hinein. Es kam mir so vor als ob ein Schatten herbeigehuscht wäre, doch ich bannte mir den Gedanken sofort aus dem Sinn.
Dieser Schatten...
Ich hielt mir den Kopf. Ich wollte nicht weiter an diese Nacht zurück denken, doch da blitzte mir die Antwort in den Schädel.
Es war ein Gestaltenwandler. Nichts weiter hätte Aqua diese blauen Flecken am Hals bereiten können.
"Lloyd, ist alles in Ordnung mit dir?", wollte Aqua wissen, die mich aus den tiefen Gedanken, in die Realität zerrte.
"Ja, ja... Mir geht's gut."
Aqua legte ihre eiskalte Hand auf meine Wange. "Erzählst du mir jetzt bitte, was in dieser Nacht wirklich passiert ist?"
Ich hörte wie jemand den Schlüssel im Schloss drehte. Abrupt stand ich auf und wandt mich zur Tür.
Aqua's Eltern marschierten herein; das war die Gelegenheit, abzuhauen.
"Ich sollte gehen. Mir ist in dieser Nacht sowieso nichts besonderes aufgefallen. Mach's gut, Quark."
Aqua griff nach meiner Hand. Ich konnte deutlich spüren wie sehr sie zitterte. "Nein. Erzähl es mir jetzt. Sag, was du um dieser Uhrzeit in meinem Zimmer zusuchen hattest..." Sie verstummte, als ihr Vater nah genug bei uns stand um das Gesprochene zu hören.
"Ich habe mit diesem jungen Mann noch ein Wörtchen zu reden. Unter vier Augen, wenn möglich.", merkte ihr Vater an und durchscannte mich skeptisch. "Deck du mit deiner Mutter schon mal den Tisch, Liebling."
"Aber..." Aqua seufzte und schenkte mir noch einen verzweifelten Blick, bevor sie ihrer Mutter helfen ging.
Ich hasste mich wieder einmal dafür, dass ich nur Unheil in ihrem Leben verursacht hatte. Und ich konnte nichts dagegen tun. Nicht einmal ihr die Wahrheit erzählen oder zeigen, dass ich der wahre Feind bin und nicht die Gestaltenwandler.
"Lügner! Ich hätte dir niemals trauen sollen. Ich bin ja so dumm..." Aqua's Stimme hallte in meinem Kopf; ich kniff die Augen zu. Warum erinnerte ich mich andauernd an die Vergangenheit?
So ist es. Du hättest mir niemals trauen sollen.
"Nur zu.", sagte Aqua's Vater und deutete auf eine Tür, die ich öffnete und hinein spazierte. Hinter uns schloss er die Tür zu.
"So...", fing er an, während er ein feuchtes Tuch auf mein Gesicht führte. Reflexartig machte ich einen Satz nach hinten und wischte mir mit dem Ärmel die Feuchtigkeit aus dem Gesicht. "Was soll das?", fragte ich irritiert.
Er sah sich das Tuch in seiner Hand an und lächelte zufrieden. "Kein Make-up...", stellte er fest. "Eine makellose Haut von Natur aus." Nun sahen seine braunen Augen fixiert auf meine. "Findest du es nicht auch ein wenig ungewöhnlich?"
"Was meinen Sie?", fragte ich nun ungeduldig.
"Solch eine makellose Haut, Augen wie die einer Puppe, eine Stimme so rau wie der Winter, doch gleichzeitig so warm wie der Sommer. Klingt das menschlich?"
Wusste er dass ich ein Weltenbrecher war? Unmöglich.
"Weißt du, was ich noch komisch finde? Dass meine Tochter, die einen großen Hass gegenüber Jungs empfindet, plötzlich mit einem Jungen beste Freunde geworden ist und das in so einer kurzen Zeit."
"Worauf wollen Sie hinaus?"
"Meine Tochter ist ein sehr liebes Mädchen. Sie ist klug, stark und mutig, aber wohl nicht reif genug, um dein wahres Ich zu erkennen." Er näherte sich mir und sah düster in meine Augen. "Nicht nur dein Aussehen ist unmenschlich, sondern auch deine Kraft."
Er krempelte seinen Ärmel hoch. Sein Handgelenk durchfuhr eine rote, leicht bläulich gefärbte Linie, so wie ein Armband.
"Das tut mir leid, ich..."
"Nein, nicht doch. Spiel mir bitte nicht weiter den unschuldigen Jungen und halte dich von meiner Tochter fern." Er kehrte mir seinen Rücken zu und marschierte mit großen Schritten zur Tür entlang.
"Krümmst du meiner Tochter auch nur ein Haar, mach ich dir das Leben zur Hölle, Lloyd." Seine große Hand umklammerte die Türklinke. "Ich denke nicht einmal, dass das tatsächlich dein echter Name ist. Deinem Gesicht würde ich eher den Namen 'Caleb' zuordnen.", sagte er und verließ das Zimmer.
Stocksteif stand ich da; meine Schlagader pochte wie wild. Caleb war der Name meines verstorbenen Vaters und dieser Mann, kannte ihn.
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