Kapitel 15
Aqua POV
Meine trübe Sicht wurde immer unklarer, doch ich musste bei Sinnen bleiben und ihm alles erzählen.
Lloyd schmiegte seine Hände behutsam an meine Wangen. "Sag, was ist passiert?", kam es leise von ihm.
"Nicht hier. Ich kann's dir hier nicht sagen."
Lloyd wurde abrupt von mir weggezerrt. Mit offenem Mund musterte ich meinen Vater, der ihn fest am Arm hielt. "Ich glaube ich sehe nicht richtig!", brüllte er.
Lloyd holte gerade Luft um was zu sagen, doch sein Kopf fiel wegen der harten Ohrfeige meines Vaters zur Seite. Blut quollte von seiner Unterlippe auf. Erschrocken hielt ich mir die Hände vor den Mund.
"Wie kannst du es wagen meine Tochter vor meinen Augen zu berühren!"
"Schatz, beruhig dich.", forderte meine Mutter ihn auf, aber die Wut meines Vaters erlosch nicht, sondern wuchs zu einer unvorhersehbaren Katastrophe hinaus.
Lloyd's leeren Blicke hafteten in den Zorn gefüllten Augen meines Vaters, der die Hände zu Fäusten geballt hatte. "Gehen Sie sich mal das Gesicht waschen.", schlug ihm Lloyd seelenruhig vor. Schockiert starrten ich und meine Mutter ihn an. "Sie können nämlich nicht klar denken."
Mein Vater wäre vor Wut fast in Ohnmacht gefallen, doch er fasste sich und holte mit der Hand aus um Lloyd erneut eine reinzuhauen, aber Lloyd reagierte schneller; er griff fest nach dem Handgelenk meines Vaters, sodass er seinen Arm nicht weiter bewegen konnte. "Wasch dir das Gesicht.", wiederholte sich Lloyd, diesesmal betonte er die Wörter mehr. Seine Augen glänzten düster. Jeder Hauch von Höflichkeit war verschwunden.
"Du...", hauchte mein Vater keuchend, doch verstummte. Er griff nach dem Türknauf; nachdem er mir den Entsetzen gefüllten Blick schenkte, ließ er die Tür krachend ins Schloss fallen.
"Es tut mir leid.", kam es von Lloyd, dessen rechte Wange rot angeschwollen war.
Meine Mutter rannte zum Kühlschrank und holte die Eispackung raus, welche sie gegen Lloyds Wange presste. "Du hast keinen Grund dich zu entschuldigen. Wir sind diejenigen, die das tun müssen." Sie reichte mir die Packung. "Liebling, kümmer dich um Lloyd. Ich geh mal nach deinem Vater sehen.", gab sie mir Bescheid und ging schnell davon.
Nun war ich mit dem Weltenbrecher der unerkundeten Dimensionen allein.
Jedesmal wenn ich mit Lloyd allein war, schoss die Spannung in mir auf. So als ob jede Sekunde etwas passieren könnte: etwas schlimmes, unberechenbares.
Er legte die Eispackung zur Seite und verschränkte seine Hände mit meinen. Sein Blick schlug wieder einmal das Schloss fest in mein Herz und riegelte es zu. "Erzählst du mir jetzt was passiert ist?"
Anstatt ihm in die Augen zu blicken, rutschte mein Blick immer wieder auf seine kirschenroten Lippen; das Blut über seiner Wunde hatte angefangen zu trocknen. "Ach... Das war nicht so wichtig. Wieder nur so'n dummer Traum."
Das Schwindelgefühl übernahm mich; ich drohte auf den Boden zu stürzten, doch Lloyd packte mich an den Schultern und legte mich auf die Couch. "Was ist los mit dir?", fragte er panisch.
"Nichts. Ich hab eben hohes Fieber, das ist alles.", versuchte ich ihm einzuschlendern, doch er schien mir das nicht abgekauft zu haben.
Er zog meinen Ärmel hoch um meinen Pulz abzutasten, aber anstatt das zu tun, starrte er wie gebannt auf die blauen Flecken über meinem Arm. Seine Augen suchten meine. Ich sah vom Adrenalin benommen auf den Boden. "Der Doktor gestern... Er hat ein paar Blutproben genommen um zu sehen ob es wirklich nur Fieber ist."
"Steht auf meiner Stirn 'Idiot' oder was? Jedes Kind weiß dass man nur von bestimmten Stellen am Arm Blut abnimmt." Er krämpelte auch den rechten Ärmel hoch. "Wer war das." Seine Stimme bebte und als unsere Blicke sich kreuzten war nicht nur seine Stimme was bebte, sondern mein ganzer Körper.
Er würde Kordelia umbringen. Was war mit Blume und den anderen Mädchen? Würde er auch ihnen die Schuld geben, so wie ich es tat?
Niemand war schuldig.
Sie hatten nur versucht herauszufinden ob ich die Hauptwächterin war: Das Mädchen, was sie vielleicht von dem Meister der dunklen Magie ein für alle Mal retten könnte.
Ich konnte sie nicht verraten.
Ich musste Lloyd belügen, so wie ich es immer mit Menschen tat, wenn es keinen anderen Ausweg gab.
"Der Gestaltenwandler.", kam es fast schon flüsternd von mir.
Lloyd öffnete den Mund, doch die Wörter fielen ihm nicht über die Lippen.
Ich fuhr fort. "Es hat mich gestern Nacht entführt. Dieses Ding hat mich an der Hand gepackt und in den Spiegel gezogen; ich..."
Die Tränen strömten nur so über meine Wangen. "...konnte mich nicht wehren. Es hat mir damit gedroht uns beide zu töten. Wäre der maskierte Weltenbrecher nicht gekommen, wäre ich nicht weiter am Leben."
Mir war nichts besseres eingefallen um Blume's Identität geheim zu halten.
Er wischte mir die Tränen vom Gesicht. "Ein Gestaltenwandler der dich umbringen will... und ich bin nicht dort um dich zu beschützen. Ein völlig Fremder rettet dir das Leben..." Schmerzhaft verzog er das Gesicht, so als ob ich ihm mal wieder einen Kick in die Eier verpasst hätte.
"Hör auf dich zu beschuldigen." Schluchzend nahm ich ihn in die Arme. "Jetzt bist du doch bei mir; wo ich dich am meisten brauche."
"Verzeih mir." Seine Stimme klang schwach, müde und unheimlich fade.
"Halt dein Maul!", zischte ich, wobei mein Schluchzen noch lauter wurde. Ich beruhigte mich langsam wieder. Wir lösten uns voneinander und sahen uns gegenseitig in das Tränen übersäte Gesicht.
Es steckte mehr dahinter als nur die Rache des Gestaltenwandlers. Es gab Dinge, die man von mir verheimlichte, aber ich wusste nicht ob Lloyd die Person war, die mir alles aufklären würde.
Ich holte tief Luft. "Sag du mir lieber, was in der Nacht, wo du in mein Zimmer eingebrochen bist wirklich geschehen ist."
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