9. Kapitel
"Ich habe irgendwie ein Date mit Minho?" sage, oder besser gesagt, frage ich, sehe dabei auf mein Songbuch, während Felix ein paar Tanzschritte tanzt, aber stoppt, nachdem ich dies gesagt habe.
"Wie bitte?"
Muss ich mich jetzt ernsthaft wiederholen?
"Ich habe irgendwie ein Date mit Minho?"
"Wann? Wie? Was? hä?"
Absolut verwirrt sieht er mich an, setzt sich neben mich.
"Ich bin grade absolut überfordert, Jisung."
"Sind wir schon zu zweit...dabei hab ich noch nicht mal die Nerven für ein Date... meine Oma weiß nun alles, sie hat gestern noch mit dem Jugendamt gesprochen und heute kommt eine zu ihr, will mit uns reden und vielleicht reagiere ich auch über, aber bei Gott, diese Angst, dass ich sie verliere ist so...ist so...ich habe einfach so große Angst, Felix."
"Schatz...was?"
Nun sieht er absolut verwirrt und überfordert, bringt mich etwas zum Lächeln.
"Okay...was willst du als erstes wissen?"
"Ich habe keine Ahnung...vielleicht das mit dem Date?"
Ich nehme mein Handy, zeige ihm den Chat von gestern Abend.
"Irgendwie ist das absolut süß."
"Und gut für mich, weil er mich sowieso nicht zum Lachen bringen kann...dann lässt er mich endlich in Ruhe."
Felix zieht eine Augenbraue hoch, gibt mir mein Handy wieder.
"Das werden wir ja noch sehen, also...jetzt das mit deinen Geschwistern..was meinst du?"
Ich hole tief Luft, lehne mich gegen die Couchlehne und fange an ihm alles zu erzählen, lasse nichts aus.
Irgendwie ist es gut alles zu erzählen, es endlich Mal los zu werden. Nicht einmal meiner Oma habe ich gestern alles erzählt, wollte ihr keinen Herzinfarkt verpassen.
"Und du hast es mir nie erzählt? Ich wusste ja das dein Leben nicht so einfach sein muss, aber warum zum Fick, hast du mir das nicht gesagt? Ich hätte mit Mom gesprochen, schließlich kennt sie sich mit Jugendamt und Pflegefamilien und das alles aus...Sie hätte euch da schon lange raus geholt und du hättest das alles nicht tun brauchen...Ich rede mit ihr, okay?"
Zögerlich nicke ich, lasse mich von Felix in eine Umarmung ziehen, kuschle mich an ihm.
"Wollten Hyunjin und Minho nicht eigentlich auch noch kommen?" frage ich, als Felix mich wieder los gelassen hat.
"Eigentlich schon, aber Minho hat mir vorhin geschrieben, dass er einen Familiennotfall hätte und er es doch nicht schafft, heute noch vorbei zu kommen...und Hyunjin habe ich vorhin mit Seungmin reden gesehen, wollte diese nicht stören. Sie gehören zusammen, also sollten sie auch wieder zusammen kommen."
"Sie waren doch grade Mal eine Woche getrennt...verstehe einer mal so etwas wie Liebe, Teenager und Beziehungen."
"Du bist selbst ein Teenager? Und sie sind seit zehn Tagen getrennt."
"Ja und? Oh Gott, der Typ ist erst zehn Tage in meinem Leben? Das fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit...er ist so nervig."
Felix lacht leise, legt sein Kopf auf meinen.
"Ich hab dich lieb, Sungie."
"Ich habe dich auch lieb, Lixie." murmle ich.
"Soll ich mitkommen? Dann bist du beim Gespräch nicht alleine."
"Nein, schon okay...ich schreibe dir dann."
"Klingt gut."
Darauf ist es ruhig zwischen uns, Felix fängt wieder an zu tanzen, während ich versuche den Song zu schreiben."
"Gott..ich kriege einfach kein Liebeslied hin."
"Du warst auch noch nie verliebt, Sungie. Die meisten Liebeslieder kann man nur schreiben, wenn man mal verliebt war."
"Also werde ich diesen Song wohl niemals hinbekommen.", murmle ich, beiße mir auf die Lippe.
"Doch das wirst du, wenn du Mal liebe zu lassen würdest, wenn du Mal jemanden so sehr vertrauen würdest, wenn du dich nicht so sehr davor sträuben würdest, Gefühle zu zu lassen, jemanden auch an dich ran zu lassen...Du hast so viele Menschen in deinem Leben gekorbt und niemals wirst du wissen ob deine große Liebe schön darunter gewesen ist."
"Bitte sag mir nicht, dass du grade an Minho denkst." sage ich, bringe ihn zum lachen.
"Du gehst mit ihm auf ein Date, Jisung. Du musst ihn doch irgendwo tief im inneren mögen...du vertraust ihm deine Geschwister an und dazu..dazu lächelst du öfters, auch wenn du es nicht mal bemerkst, wenn er dir so richtig auf die Nerven geht..Du beschwerst dich zwar die ganze Zeit, aber immer wieder kommt ein kleines Lächeln hervor."
"Das ist absoluter Schwachsinn. Er ist nervig, unerträglich und gott dieses riesen Ego von ihm kotzt mich so sehr an...und wenn er mit mir flirtet, dann möchte ich ihm am liebsten das Messer in den Bauch rammen und qualvoll umdrehen, bis seine Organe in ihm drinnen alle kaputt sind."
"Du machst einem manchmal echt Angst, aber du siehst nur das schlechte in ihm, Jisung."
"Nur weil er gut mit Kindern kann, einer Babykatze ähnelt, er wunderschön ist wenn er tanzt, mir bei einer Panikattacke geholfen hat, meine Geschwister ihn lieben, heißt es noch lange nicht, das ich mich in ihn verlieben werde. Ich würde keine fünf Minuten mit ihm in einer Beziehung aushalten, okay?"
"Das mit der Babykatze verstehe ich immer noch nicht.." murmelt Felix.
"Mina hat ihn mal so genannt, als er mir beim Song helfen wollte."
Er nickt leicht.
"Gut machen wir es so- du überlebst dieses Date mit Minho am Samstag und ich werde mich mit Changbin treffen."
"Yeay...oh Gott, kommt einfach wieder zusammen..."
"Meine Eltern sind streng katholisch, Jisung...ich vermisse ihn einfach nur, weswegen ich es riskiere mich am Samstag mit ihm zu Treffen...wir treffen uns bei Yeonjun Zuhause. Dort erwartet meine Mom mich am aller wenigsten."
"Perfekt." lächle ich, stehe dann auf.
"Dann werde ich mal dieses Gespräch hinter mir bringen."
Minhos Sicht:
"Ich dachte deine Mom will was von dir?" fragt Chan, als ich mit wütend auf seine Couch pflanze.
"Das wollte sie auch, aber ich bin nach zehn Minuten abgehauen."
"Du solltest deine Mutter nicht so behandeln, Minho."
"Dann soll sie mich nicht so behandeln. Nur weil sie noch nie zufrieden mit mir gewesen ist, heißt es nicht, dass ich meine Träume aufgebe! Sie weiß doch noch nicht einmal, wie sehr ich das tanzen liebe, wie sehr es mich zu mich macht. Es interessiert sie kein Stück...Sie war noch nie bei einer Aufführung oder einem Wettbewerb, immer mit der Aussage: "Das ist unnötig, dass muss ich mir nicht ansehen. Es ist nur ein hobby.'. So oft möchte ich diese Frau einfach erwirken. Ich will nicht studieren, jedenfalls nicht, dass was sie will. In ihren Augen muss ich Architektur, Medizin oder irgendwas studieren, womit ich reich und so zwanzig Stunden am Tag, im Büro sitzen kann."
Chan lacht leise, mustert mich.
"Hast du dich beruhigt?"
"Gott nein. Ich könnte mich noch Stunden lang über meine Mutter aufregen, aber egal."
"Worüber ging eure Diskussion?"
"Sie meinte als erstes es würde ein Notfall geben, weswegen ich halt nach Hause gegangen bin...dort habe ich auf meine Großeltern und Mutter getroffen, selbst mein Vater war dort..und da wollte ich schon fliehen. Sie hatte sie extra angeordnet, damit sie mir das Tanzen ausreden können, mir weiß machen sollen, dass ich was normales tun, und mein Leben nicht weg schmeißen, soll...dann hab ich nicht weiter zu gehört und bin kurz darauf zu dir geflüchtet."
Ich atme tief durch, fahre mir durch die Haare.
"Ein Bier?"
"Ohja bitte.." murmle ich, habe keine drei Minuten später ein Bier in der Hand.
"Bin zurück." ruft Seungmin, weswegen Chan leicht schmunzelt.
"Wahrscheinlich hat er seine zweite Hälfte mit gebracht."
"Meinst du?" frage ich, trinke mein Bier auf ex aus, nehme das nächste.
"Glaubst du wirklich sie können länger als zwei Wochen ohne einander leben? Mich wundert es sowieso, dass es schon länger als eine Woche ist."
"Naja, Hyunjin hat schon scheiße gebaut.." murmle ich, sehe auf meine Uhr und spiele mit dem Armband, welches auch um meinen Handgelenk ist.
Sanft streiche ich über den Namen.
'Jihyo'
Ich vermisse sie.
"Habt ihr zwei Hunger?" fragt uns Seungmin, hält zwei Tüten mit essen hoch.
"Woher hast du gewusst, dass ich hier sein würde?"
"Du meintest Familiennotfall...früher oder später wärst du sowieso zu Chan geflüchtet...also Hunger?"
"Ja."
"Okay"
Seungmin stellt die Tüten auf dem Tisch, lächelt uns leicht an.
"Wo ist Hyunjin?" fragt Chan, nimmt eine Nudelbox und Stäbchen.
"Auf Toilette, der kommt auch gleich her."
Seungmin zuckt mit den Schultern, nimmt seine Nudelbox, fängt an zu essen, was ich ihm gleich tue, dabei auf meinem Handy sehe.
Was Jisung wohl grade macht?
Ich weiß nicht ob ich ihm schreiben soll, oder ob ich ihn wenigstens für heute in Ruhe lassen soll.
Hyunjin kommt zu uns, setzt sich neben Seungmin, nimmt die letzte Nudelbox und fängt auch an zu essen.
Eine Weile ist es ruhig zwischen uns, weswegen ich von meinem Handy auf sehe.
"Wie läuft's eigentlich mit deiner Wette? Es ist fast Halbzeit."
"Ich habe Samstag ein Date mit ihm. Das wird schon noch...Er mag mich innerlich schon, muss es sich nur noch eingestehen."
Seungmin zieht eine Augenbraue hoch.
"Bist du ihm nicht schon längst absolut verfallen?", fragt er.
"Ich bin doch nicht verliebt..Er ist einfach nur interessant und ziemlich biestig, sowie niedlich, dazu könnten wir gute Freunde werden, wenn diese Wette vorbei ist."
"Welche du so was von verlieren wirst. Jisung wirkt nicht so, als hätte er Interesse an dir oder an Liebe."
Ich zucke mit den Schultern.
"Bis jetzt konnte mir niemand widerstehen...noch nie."
Ich zwinkere Seungmin zu, welcher mir ein Kissen an den Kopf wirft.
"Achja... Seungmin stand ja mal auf Minho." lacht Chan.
"Ich bitte euch. Ich stand doch nicht auf Minho..Es war ein sehr, sehr kurzer Crush und.."
"Und dann bist du mir verfallen."
Hyunjin zieht ihn sanft an sich, weswegen Seungmin sich an ihm kuschelt, leicht lächelt.
"Seid ihr wieder zusammen?"
"Nein, aber es wird schon wieder, wenn Hyunjin sich anstrengt...und nicht weiter ein Arschloch ist."
Seungmin schließt die Augen, kuschelt sich mehr an ihm.
Chan schmunzelt etwas, konzentriert sich dann wieder auf sein Essen, während ich wieder auf meinem Handy sehe, die Stirn runzle, dann an dem Anruf ran gehe.
"Ja?"
"Bitte frage mich einfach nicht wieso ich dich angerufen habe, aber Felix geht nicht ran und ich...ich weiß nicht wo ich bin, weil ich einfach weg gerannt bin, was wahrscheinlich absolut Oberdramatisch gewesen ist...und...ich kriege keine Luft."
"Okay...schick mir deinen Standort. Ich hol dich ab und bringe dich nach Hause...aber erstmal holst du tief Luft...tief ein atmen, fünf Sekunden die Luft halten und dann wieder aus atmen."
Ich stehe auf, nehme meine Jacke.
"Ich nehme deine Motorrad Schlüssel, ja?"
Chan runzelt die Stirn, nickt dann aber nur.
"Pass bloß auf mein Baby auf. Ich bringe dich um, wenn mein Schatz einen Kratzer hat."
Ich verdrehe nur die Augen, nehme die Schlüssel.
"Bleib wo du bist...ich lege jetzt auf und du schickst mir den Standort."
Er legt auf, kurz darauf habe ich seinen Standort.
"Wenn das mir passiert wäre, hättest du mich ausgelacht und wieder aufgelegt." schmollt Hyunjin.
"Du bist auch nicht, Jisung." sage ich, verschwinde dann aus Chans Wohnung.
"Hay tollwütiges Eichhörnchen."
Er sieht zu mir hoch, wischt sich die Tränen weg.
"Arschloch."
"Soll ich wieder fahren? Also mir macht das nichts aus. Schönen Abend noch."
Panisch schüttelt er den Kopf, steht auf, schwankt jedoch etwas, weshalb ich ihn fest halte.
"Was ist passiert?" frage ich, bin überrascht, dass er sich an mich lehnt, aber er wirkt auch mehr als erschöpft.
"Dieses Leben macht mich so fertig.." murmelt er, kuschelt sich an ihm.
"Ich bring dich nach Hause, okay?"
"Ich will nicht das meine Geschwister mir weggenommen werden.." schnieft er, klammert sich an mich.
"Sie werden sie dir niemals weg nehmen."
"Und wenn doch? Sie meinte vorhin zwar, dass sie nicht zu lassen, dass Geschwister getrennt werden, aber am Ende meinte sie dann noch, dass meine Oma zu alt sei um sich um drei Kinder zu kümmern, sie in Pflegefamilien, welche Kinder in so einer Gefahr, ausgesetzt sind, besser aufgehoben seien..."
"Psch...psch.." flüstere ich, halte ihn fest, während er weint, absolut am Ende ist.
Ich weiß nicht wie es ist, wenn man Geschwister hat und diese aufgezogen hatte, aber es muss schmerzhaft sein.
"Na komm..ich bring dich zu deinen Geschwistern, okay?"
Er nickt, lässt mich los, wischt sich die Tränen weg.
Vielleicht kann ich ihm helfen...
Ich müsste nur mit meiner Mom reden..
"Na komm Eichhörnchen."
"Ich beiße dich gleich wieder."
"Mom? Bist du noch wach?"
Ich gehe in ihr Arbeitszimmer, sehe mich etwas um.
Ich war schon ewig nicht mehr hier drinnen.
Vorsichtig streiche ich über die Skulptur, sehe dann das neue Gebäude an, welches meine Mom grade plant, richte ein paar Bäume.
"Was machst du hier drinnen?"
"Ich habe dich gesucht." murmle ich, sehe vom kleinen Bauwerk zu meiner Mom.
"Und du hast da ein paar Schwierigkeiten drinnen. Du wirst das Haus so nicht bauen können, ohne daß es zusammen bricht oder absolut schräg wird." murmle ich, bringe sie etwas zum lächeln.
"Hör zu Mom...ich liebe dich, egal wie sehr du mich mit dem Thema Studium und so abfuckst, aber kann ich dich um etwas bitten?"
"Worum geht's?"
Sie setzt sich auf die Couch, während ich das Gebäude etwas um ändere. Da ich mit Architekten groß geworden bin, kann ich so etwas im Schlaf... außerdem habe ich als Tänzer auch so etwas wie ein bildhaftes Gedächtnis.
Tief atme ich durch.
"Du hast doch früher Pflegekinder in Notsituationen aufgenommen, richtig?"
"Ja das habe ich..du bist eines davon gewesen, wieso fragst du?"
"Ich weiß, Mom...das mag jetzt absolut bescheuert klingen, aber ein Freund von mir...er hat es nicht einfach mit seiner Familie, ich weiß nicht wirklich viel darüber, ich weiß nur, dass er seine Geschwister groß zieht und dazu hat er panische Angst, dass er seine Geschwister verliert. Er liebt sie so sehr, Mom...das ist wirklich unglaublich mit an zu sehen und es würde alle drei zerstören, wenn sie getrennt werden und.."
"Du möchtest, dass ich meine Kontakte spielen lasse und die zwei unter meine Obhut kommen, richtig?"
"Ja...?"
"Es tut mir leid, aber nein. Ich meine, es tut mir leid für deinen Kumpel, aber nein."
"Mom..."
Sie schüttelt den Kopf, steht auf und möchte ihre Büro verlassen.
"Und wenn ich das tanzen aufgebe und Architektur studieren werde?"
Sie bleibt stehen, sieht zu mir.
"Das würdest du tun...nur für einen Kumpel?"
Sieht wohl so aus...
Ich bin selbst absolut überrascht von mir.
"Ja..sieht wohl so aus." murmle ich.
"Okay...ich werde mit meinen Kontakten sprechen, versprechen kann ich jedoch nichts."
"Danke Mom... wirklich...danke." murmle ich.
Sie lächelt mich sanft an, geht dann, lässt mich alleine in ihrem Büro.
Somit habe ich grade mein Traum aufgegeben um Jisung und seinen Geschwistern zu helfen...
Wow...
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