5 | I'll never understand
„Und, Felix. Wieso bist du hier?"
Wir waren schweigend ein paar Minuten einfach nur durch die Korridore gelaufen, bis er mich das fragte. Ich blieb abrupt stehen. „Sieht man das nicht?" fragte ich und zog eine Augenbraue hoch. „Essstörung?" wagte er vorsichtig. Ich nickte bloß und fuhr den Weg fort. „Sorry.. ich wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Hätte ja auch sein können dass du von Natur aus so dünn bist. Also nicht dass es was schlechtes oder schlimmes ist, wenn man so dünn ist. Äh- oder eben schlank. Oder was sagt man da?" „Ist schon gut", ich unterbrach ihn. Er redete viel. Irgendwie war das nervig. Aber ich mochte das, wenn Menschen so offen waren wie er.
„Was hast du?", fragte ich. „Wie meinst du?" „Naja, warum du hier bist." „Achso", er zuckte mit den Schultern. „Ich wurde hier her verlegt. Eigentlich komme ich aus Hamburg. Irgendwas ist mit meiner Lunge oder so, die Ärzte hier werden das erst herausfinden", erklärte er. „Naja, dann hoffen dass es nichts schlimmes ist", sagte ich. „Jap", murmelte er. „Und woher kommst du?" „Von hier, aus Köln", beantwortete ich seine Frage. „Wie lange bleibst du noch hier?" „Das wird noch dauern.." nuschelte ich. „Dann bin ich ja wenigstens nicht alleine", er lächelte mich an. Schüchtern lächelte ich zurück.
„Äh, das ist glaube ich deine Zimmernummer." ich brachte ihn in die Abteilung für „innere Medizin". Wir gingen in sein Zimmer und er stellte seine Tasche auf dem Tisch ab.
„Dein Zimmer ist wo?" „In der Abteilung für.. du weißt schon." Ein wenig beschämt schaute ich zur Seite. Ich konnte das Wort nichtmal aussprechen. Essstörung. Psychische Probleme. Ich spürte wie meine Hände anfingen zu zittern. Nein, bitte nicht jetzt. Nicht vor Sebastian. Ich merkte wie sich mein Herzschlag verdoppelte und wie mein Atem sich fast überschlug. Panikattacke. Schon wieder. Meine Knie wurden wackelig und weicher, bis ich auf dem Boden einknickte. Ich geh meine Beine an meinen Oberkörper und stieß mich mit den Füßen an der Wand ab. Sebastian stand komplett verwirrt neben mir. Mitten in seinem Zimmer. Schon wieder. Tränen flossen über meine Wangen, ich verlor komplett die Kontrolle über meinen Körper. Ich bekam nichts mehr mit, die Stimmen in meinem Kopf schrien und es wurde immer lauter.
Eine Schwester kam mit Sebastian ins Zimmer gestürmt. Darauf hin kam die Psychologin, die eigentlich für die Patienten dieser Abteilung zuständig war. Diese versuchte mich zu beruhigen in dem sie ihre Hand auf meiner Schulter legte und auf mich einredete. Ich versuchte ihre Hand loszuwerden, weil ich dadurch nur noch mehr zitterte. Ich konnte nicht mal erkennen ob Sebastian noch hier war. Wahrscheinlich hatte er Angst vor mir. Weil ich zuckte, weinte und schrie.
Doch auf einmal spürte ich eine Hand an meiner. Ich zog meine Hand zurück und hob meinen Kopf. Sebastian setzte sich neben mich auf den Boden und nahm erneut meine Hand. Und ich ließ es zu.
„Felix? Hör mir zu und atme im Rhythmus mit mir."
Sebastian zählte langsam von zehn runter und ich schaffte es mit ihm zu atmen. „...Drei." Mein Brustkorb hob und senkte sich.
Trotz meiner Berührungsängste, ließ ich es zu. Und ich konnte erst danach realisieren, wie unglaublich stolz mich dieser Fortschritt machte. Doch in diesem Moment blickte ich in Sebastian's Augen und spürte eine Sicherheit, die ich noch nie zuvor gespürt habe. Seine Hand auf meiner, die sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken strich. Sein Blick, so verständnis- und liebevoll. Und ohne es zu merken, hatte ich mich beruhigt. Er umschloss meine Hand nun fest und sah mich immer noch besorgt und doch so entschlossen an.
Die Schwester und Psychologin zogen sich zurück und blieben schweigend an der Tür stehen. Ich zitterte nur noch ein wenig als Sebastian seinen Arm ganz vorsichtig- als hätte er Erfahrung damit- um mich und zog mich leicht an ihn ran. Seine andere Hand hielt meine noch immer fest umschlossen. Ich blickte ihn an und spürte eine Art Hilfsmittel auf eine ganz andere Art und Weise.
Keine Beruhigungsmittel, keine Spritzen, keine Tabletten. Nein. Es war was anderes, etwas, dass mir wirklich geholfen hatte.
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Sorry für das mal wieder unregelmäßige Update. Hasst mich dafür nicht.
Danke.
„dt" : Juliaxh 💗💗
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