Hausarrest
- Severus' Sicht -
Lucius hatte sie also auf Artax mitgenommen und dann auch noch zum Fliegen, wie untypisch für ihn. Der Abraxaner ließ andere ungerne auf sich reiten oder fliegen, vor allem hatte er eine starke Abneigung gegen Frauen. Und doch hatte diese kleine Löwin es wieder einmal geschafft, das Herz eines Mannes zu erweichen. Wir arbeiteten trotz unserer Neckereien konzentriert weiter und Hermine hier zu sehen, in meinem Territorium, bescherte mich mit einer tiefen Zufriedenheit. Und ich genoss es hier mit ihr zu sein und den Rest des Alltags auszublenden, wenn da nicht Minervas Schreckensnachricht gewesen wäre...
Flashback, einige Stunden zuvor
Selbst für einen Novembertag war es sehr windig, dennoch war ich draußen unterwegs. In wenigen Stunden würde Hermine im Labor auftauchen und bis dahin konnte ich mir die Peitschende Weide einmal genauer ansehen. Mir war nämlich nicht entgangen, dass sie sich nicht mehr bester Gesundheit erfreute und sicherlich war es nur eine Frage der Zeit, bis Pomona oder Minerva mich deshalb stören würden. Besser war es also schon im Voraus Informationen zu sammeln und an etwas zu arbeiten.
Ein kleiner Abstecher in den Verbotenen Wald würde auch nicht schaden, immerhin brauchte ich einige Kräuter, die sich nur dort finden ließen. Jedoch wurde mein Vorhaben rüde von Minerva unterbrochen, die sich mir näherte. „Severus! Severus so warte doch endlich!", rief sie lautstark gegen den Wind und mit einem innerlichen Augenverdrehen blieb ich stehen und wandte mich der älteren Hexe zu. „Schulleiterin", nickte ich, „womit kann ich dienlich sein?" „Hör schon auf", meckerte sie und wedelte abwertend mit ihrer Hand vor sich her. „Nun, Minerva wieder einmal störst du mein Vorhaben und kommst nicht einmal zum Punkt, sondern schaust nur dämlich durch die Gegend, was erwartest du anderes von mir?", fragte ich sie und wusste ganz genau, dass meine Worte jeden Augenblick Wirkung bei ihr zeigen würden. Sie zu ärgern war schlicht zu einfach, selbst für mich, dennoch bereitete es mir große Freude, es immer und immer wieder zu tun.
„Du...", begann sie schon mit hochrotem Kopf, schien sich dann jedoch innerlich zu Ruhe zu rufen und sprach mit ruhiger Stimme weiter: „Da du meiner Aufforderung zum Tee seit einigen Tagen nicht nachkommst, blieb mir nichts anderes übrig, als dich selbst aufzusuchen, Severus." „Und was ist so wichtig, Minerva?", hakte ich nun nach, überspielte die Tatsache, dass ich ihre Einladungen direkt in den Kamin geworfen hatte. „Es geht um den Weihnachtsball", sagte sie mir.
Was für ein Ball? „Weihnachtsball? Wir hatten vor kurzem erst einen zu Halloween, Minerva, sicherlich wirst du die Blagen für ihre mangelhaften Leistungen und das unmögliche Benehmen nicht mit noch einem Ball beglücken, oder?", entkam es mir mehr als gereizt. Noch so einen Ball würde ich nicht aushalten, auf gar keinen Fall. „Der Schulrat und ich denken, dass es eine sehr gute Idee ist. Die Schüler brauchen etwas vorauf sie sich freuen können." „Dann sei hiermit informiert, dass ich nicht als Aufsicht zur Verfügung stehe", ließ ich sie wissen und wollte nun endlich in den Verbotenen Wald.
„Von mir aus! Jedoch gibt es ein anderes Problem", hielt sie mich mit ihren Worten auf. „Und welches?" „Horace plant auch wieder eine eigene kleine Feier für seine besten Schüler..." „Komm zum Punkt!", brummte ich. Als würde es mich auch nur ein Fünkchen interessieren, was der Alte wieder plant. „Du hast die Prüfungen der siebten Klasse auf die zweite Dezember Woche gelegt, Severus", erinnerte sie mich. „Wie jedes Jahr", kommentierte ich nur. „Das wird nicht gehen, ich habe neue Termine angelegt, Ende des Monats wirst du die Prüfungen vornehmen müssen", informierte sie mich schnell. „Wie war das? Du hast neue... nun Schulleiterin, ich war der Ansicht, dass ich selbst über meine Termine entscheiden kann. Hat sich das etwas geändert?" „Severus, es ist nicht meine Entscheidung gewesen. Das Ministerium macht Druck und hat die Prüfungen vorverlegt, ich kann das nicht ändern." „Das Ministerium", murmelte ich leise. Das mischte sich wieder einmal in die Angelegenheiten Hogwarts ein. „Wenn es sein muss", knurrte ich dann und würdigte Minerva keines weiteren Blickes, während ich gegen den starken Wind, direkt in den Verbotenen Wald verschwand.
Flashback Ende
Mit dieser Nachricht hatte Minerva meine ganze Planung zu Nichte gemacht und als wäre das nicht noch genug, musste ich mich jetzt auch noch wirklich mit Pomona befassen, die sich wie befürchtet an mich gewendet hat, wegen der Peitschenden Weide. Aus meiner Erinnerung wurde ich jedoch schnell herausgerissen, als die Tür zum Labor aufgestoßen und Minerva mit finsterem Blick hinein trat.
„Minerva, wie reizend dich so schnell wieder zu erblicken", säuselte ich ironisch und wenn möglich, wurde ihr Blick noch finsterer. „Sie können für heute gehen, Miss Granger!", ließ sie Hermine wissen, die überrascht aufsah. „Minerva", warnte ich leise. „Heute noch, Miss Granger!", wiederholte die ältere Hexe noch einmal, während sie mich mit einem harten Blick fixierte. „Natürlich, Ma'am", hörte ich Hermine sagen und nach einem mitfühlenden Blick zu mir, verließ sie das Labor leise.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, war ich es die Minerva mit einem harten Blick fixierte: „War das nötig?" „Egal wie eure Beziehung ist, Severus, noch ist sie Schülerin und Angelegenheiten unter Kollegen oder eher gesagt, unter Vorgesetzten und den Unterstellten gehen sie nichts an!", machte sie mir deutlich. Salazar, was hatte ihr wieder den Zauberstab verknotet? „Welche Angelegenheiten sollten das sein? War es vorhin nicht schon alles?", hakte ich nach und zuckte dann zusammen als sie sich leicht vorbeugte und ihre Augen wirklich zu funkeln begannen.
Etwas musste ich sogar schlucken, manchmal vergaß ich wer Minerva wirklich war. Welch mächtige Hexe sie war und wie furchterregend sie sein konnte. „Du bist schier unmöglich, wie es überhaupt jemand mit dir aushält, ist mir ein Rätsel. Kannst du nicht für einen winzigen Augenblick deine störrische Art ablegen?" „Ich vermag es zu versuchen, Schulleiterin", nickte ich respektvoll, nicht dass sie mir hier gleich einen Herzinfarkt bekommt. So wie sie sich aufregte war dies nicht weit hergeholt.
Noch immer schaute sie mit zusammengekniffenen Augen zu mir, der Blick hart und ungnädig. Dabei fragte ich mich, ob Hermine in einem höheren Alter selbst auch solch eine Perfektion bei mahnenden Blicken erlangen würde. Die Mutterlöwin und das kleine Kätzchen waren sich ähnlicher als man glauben würde. Auch wenn Hermine sehr viel mehr Slytherin in sich hatte, als sie zugeben würde. „Pomona war eben bei mir und berichtete mir von deiner unmöglichen Art und deiner mangelnden Kooperation und Hilfsbereitschaft bei der Genesung der Peitschenden Weide!", begann sie anklagend. „Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass die Weide seit deiner Schulzeit schon da stand und zum Schloss dazu gehört?! Oder? Es gibt einen geheimen Gang von der Weide in Schloss, es wäre fatal, wenn dieser nicht mehr ausreichend beschützt werden kann! Also wirst du dich gefälligst daranmachen und etwas finden, dass der Weide zur Genesung verhilft!" Mit diesen Worten, machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte dann mit schnellen Schritten aus meinem Labor.
- einige Tage später (sehr früh am Morgen), Malfoy Manor -
Was so früh, so wichtig sein konnte, dass ich noch vor dem Unterricht hier hin musste, war mir unbegreiflich. Vor allem da es heute auch noch begonnen hatte zu schneien. „Was bei Salazar", flüsterte ich stockend, als ich auf dem Gelände des Manors mit einem leisen Knall auftauchte. Was war hier los? „Sir, kann ich Ihnen helfen?", fragte mich der pummelige Mann, der unter einer großen Brille zu mir hochschaute. Ich ignorierte den Mann einfach und ging mit schnellen Schritten zum Haupteingang, dessen Türen weit offen standen. Definitiv stimmte hier etwas nicht! Weder Lucius, noch die Elfen ließen die Türen offen und Lucius ließ auch keine ungebetenen Gäste auf das Grundstück. „STOPP!", rief jemand, als ich in den großen Eingangsbereich huschte.
Eine dürre, mit grauen Haaren bestückte, Hexe kam auf mich zu – einen strengen Blick auf dem Gesicht und zugeknöpft in einem blauen Mantel. „Haben Sie eine Erlaubnis sich hier aufzuhalten?", fragte sie mich. War das ein perfider Scherz von Lucius? Merlin, wenn er damit etwas zu tun hatte, dann kann der was erleben! „Sir! Ich wiederhole mich ungerne!", meckerte sie gereizt und ich schaute an ihr vorbei, zu Lucius, der am Treppenabsatz stand und zu uns hinunterblickte. „Er ist ein Freund der Familie, Mrs. Helingway. Ich habe ihn gebeten vorbeizukommen, da ich wohl kaum alles alleine machen kann", sprach er weiter mit butterweicher Stimme.
„Name?", hakte sie dann nach und plötzlich erschienen neben ihr ein Klemmbrett und eine Feder. „Severus Snape." „Wohnort?" „Wofür ist das von Belang? Haben Sie vor es sich auch in meinem Haus bequem zu machen?" „Es ist notwendig, dass die Rechtsabteilung des Ministeriums über Mr. Malfoys Aufenthalt zu jeder Zeit Bescheid weiß", erklärte sie und bei mir zuckte nur eine Augenbraue hoch. Ministerium? Was hatte Lucius angestellt? „Hogwarts", sagte ich dann und wollte an der Ministeriumstante vorbei gehen, jedoch stockte ihr der Atem. „Hog... Hogwarts? Die Schule?" „Kennen Sie noch ein anderes Hogwarts?", schnauzte ich sie an und ging dann gemäßigt die Treppen hoch. „Ich hoffe du hast eine gute Erklärung für dieses Theater, Lucius", knurrte ich leise, als ich oben ankam und gemeinsam mit Lucius in sein Arbeitszimmer ging.
Hinter uns viel die schwere Holztür mir einem lauten Knall ins Schloss und verriegelte sich magisch. Ich spürte wie die verschiedenen Zauber über mich fielen und über den Raum. Lucius hatte wirklich allerlei Sicherheitsmaßnahmen bei diesem Zimmer getroffen. „Nun, spuck es schon aus! Was geht hier vor? Und zwar schnell, denn ich habe gleich zwei Stunden mit Drittklässlern", knurrte ich ungehalten und setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, während Lucius sich auf seinen eignen Sessel hinter dem Schreibtisch niederließ.
„Ich stehe bis auf weiteres unter Hausarrest", gab er knapp zu. „Wie bitte?" „Du hast schon richtig gehört! Das Ministerium oder eher die Rechtsabteilung des Ministeriums, hat mich unter Hausarrest gestellt. Sie ermitteln gegen mich, wegen Betrug. Scheint so, da jetzt wo weniger von uns im Zaubergamot sitzen, nimmt sich McLaggen viel raus und greift mich direkt an." „Verdammt! Erst das Gesetz und jetzt das! Und er mischt sich auch noch in die Angelegenheiten von Hogwarts ein!", entkam mir aufgebracht.
„Es wird Zeit, dass wir was tun, alter Freund. Egal was, aber wir müssen es tun!", machte er mir deutlich klar. „Dir schwebt wohl vor, McLaggen endlich zu..." „Was sonst? Hast du eine andere Idee? Außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass wir so etwas tun, Severus." „Wohl war. Jedoch bedenke, dass Hermine das alles nicht gefallen wird. Dass das Gesetz durchgekommen ist, hat sie schon aus der Bahn geworfen. Sie kommt gerade wieder richtig zu sich und scheint wirklich glücklich zu sein. Ich kann es ihr ansehen, wir müssen also..." „Sehr diskret vorgehen", beendete Lucius meinen Satz. Woraufhin ich nur nickte. „Wir sind zwei Ex-Spione, so schwer sollte dies nicht sein, mein Lieber." „Ich kann nur für mich reden, du alter Pfau bist nicht gerade für deine Diskretion bekannt gewesen", ließ ich ihn wissen, was ihn nur zum Grinsen brachte.
„Erzähl ihr nichts hiervon", bat er mich, ehe ich die Tür öffnete. „Lucius, sicherlich wird es im Propheten stehen. Wenn nicht heute, dann morgen. Es ihr nicht zu sagen, würde alles nur schlimmer machen. Das weißt du!", warnte ich ihn. „Gut, dann sag es ihr! Aber beruhig sie. Schon bei meiner Verletzung war sie übertrieben besorgt. Das schmeichelt mir zwar, aber sie braucht jetzt einen klaren Kopf!", sprach er und schaute mit einem ruhigen Blick zu mir.
Nur zu gut, verstand ich was er meinte. Ihre Sorge war sehr schmeichelhaft und nicht ganz unwillkommen. Jedoch brauchten wir jetzt ihren klaren Kopf, vor allem sie brauchte ihn, wenn sie erst einmal erfuhr, dass die Zwischenprüfungen vorgezogen wurden. „Ich werde mich darum kümmern", grinste ich dann zu ihm, als mir eine Möglichkeit einfiel wie ich Hermine gekonnt und vor allem auch erfolgreich ablenken konnte.
„Wird es dir möglich sein, den Unterricht ab nächste Woche wieder zu leiten? So wie es geplant war?", wollte ich dann noch wissen, in meiner Position als stellvertretender Schulleiter. „Das hoffe ich doch, schließlich werde ich dich nicht alleine mit Hermine lassen." „Du stehst jedoch unter Hausarrest, Lucius." „Ich werde mit meinen Anwälten darüber sprechen", ließ er mich nur wissen und damit schien das Thema für ihn beendet zu sein. „Mr. Malfoy! Öffnen Sie die Tür! Wir haben diesen Raum noch nicht durchsucht!", tönte die nervige Stimme dieser strengen Hexe durch die Tür. „Ich werde dich dann deinem Schicksal überlassen, alter Freund", sagte ich und öffnete die Tür, rauschte an der Frau vorbei. Diese schaute mich entgeistert an und rümpfte die Nase.
***************
Hufflepuffs... wenn ich etwas noch mehr hasste als diese lauten, aufdringlichen Gryffindors, dann waren es die Dachse. Diese penetrante Nettigkeit und diese angebliche Loyalität alles und jedem gegenüber. Diese letzten vier Stunden hatten mir wieder einmal gezeigt, wie sehr ich das Lehren verabscheute. Nicht einmal in meiner Pause hatte ich Ruhe für den Bälgern. „Professor! Professor Snape!", rief einer der jüngeren Hufflepuffs, während ich aus der Großen Halle verschwand. Der ganze Lärm war einfach zu viel und ich sehnte mich nach ein paar Minuten Ruhe, in denen ich schlicht nichts hörte. Doch wieder einmal wurde mir dies versagt. „Was?", zischte ich und drehte mich zu dem kleinen Dachs um. Dieser zuckte bei meiner Stimme zusammen, streckte mir dann aber einen kleinen Stapel Pergament entgegen. „Mein... mein Aufsatz über das Einhornblut", stotterte der Junge. Mein Auge zuckte missbilligend, noch vor nicht einmal einer halben Stunde hatte ich ihn in meinem Unterricht, wieso hatte dieser Idiot ihn mir da nicht gegeben? „Ich... ich hatte ihn in meinem Zimmer vergessen, Professor. Bitte ziehen Sie mir keine Punkte ab", murmelte der Junge am Ende noch leise.
Merlin! Wieso heute? Und wieso ich? Konnten nicht auch die anderen Professoren von den Blagen belästigt werden? „Sir?", hakte der Junge wieder kleinlaut nach und ich setzte schon zu einer bissigen Antwort an, als ich Hermine sah, die missbilligend zu mir schaute. „Geben Sie schon her und gehen Sie mir aus den Augen, sie Dummkopf!", schimpfte ich riss dem Jungen seinen Aufsatz aus den Händen. Als ich wieder zu Hermine blickte, hatte sie ein kaum sichtbares Lächeln auf den Lippen, bis sie Weasley erblickte, der mit Potter aus der Großen Halle kam. Da schien sich schon wieder ein Streit anzubahnen.
„Ron, lass es einfach gut sein." „Ich weiß nicht wieso sie so ausrastet! Es ist doch die Wahrheit", wehrte Weasley ab, während Hermine ohne den beiden weitere Beachtung zu schenken den Gang entlang verschwand. Jetzt würde mich doch wirklich interessieren, was dieser Trottel wieder getan hatte. „Ron, du kennst sie doch. Lass es einfach. Malfoy hat sich geändert und er ist jetzt auch Professor hier, wie Snape war er ein Spion für den Orden. Das zählt auch", sagte Potter eindringlich, bis beide mich erblickten. Ich streckte meine Nase in die Höhe und wandte mich dann mit wehendem Umhang von ihnen ab.
Die beiden Schwachköpfe hatten also über Lucius gesprochen, was bedeutete, dass es schon im Propheten stand und das wiederum, dass Hermine schon davon wusste. Wahrscheinlich würde sie mich nachher aufsuchen, um mehr zu erfahren.
- Abends -
Ich hatte wirklich erwartet, Hermine heute bei mir anzutreffen, aber bis jetzt war sie noch nicht aufgetaucht. Merkwürdig. Mittlerweile war es auch schon recht spät, daher erschien es mir unwahrscheinlich, dass sie jetzt noch auftauchte. Daher ließ ich mir auch ausreichend Zeit bei meinem Kontrollgang durch die Flure Hogwarts'. Einige Punkte konnte ich bereits erfolgreich abziehen, was meine Laune minimal hob.
Als ich dann endlich in meine Räumlichkeiten gelangte, stockte ich. Sie saß auf meinem Schreibtisch, mit verschränkten Armen, neben ihr der Tagesprophet aufgeschlagen und schaute mich wütend, nein missbilligend an. Genau wie heute Mittag, als ich den mickrigen Hufflepuffjungen anschreien wollte. „Guten Abend, Severus", begrüßte sie mich und irgendwie lief mir dabei ein Schauer über den Rücken. Ganz plötzlich hatte ich eine ganz andere Vorstellung von dem was sie hier suchte. Eine wirklich sehr anreizende und erotische Vorstellung. Welch Sehnsucht diese kleine Fantasie in mir auslöste... mein ganzer Körper prickelte schon.
„Wird Lucius uns auch Gesellschaft leisten?", fragte sie und hüpfte mit einem Satz von dem Schreibtisch. „Oh, ich vergaß. Wird schlecht möglich sein, wenn er unter Hausarrest steht. Nicht wahr? Schon komisch, ich hatte angenommen, dass es vielleicht... ich weiß auch nicht... nett, freundlich, wenn nicht sogar aufmerksam gewesen wäre, wenn ich es nicht aus dem Propheten erfahren hätte", begann sie dann auch gleich und drückte mir das Schundblatt gegen die Brust. Wie ein begossener Trottel stand ich da, bekam keinen einzigen Ton, kein Wort und schon gar keinen Satz heraus. Hermine hatte mich überrumpelt. Salazar, wie sie das nur immer wieder schaffte.
„Mmm, nichts zu sagen, Severus?", neckte sie mich weiter, stand direkt vor mir, mit ihren wilden, ungezähmten Haaren und dem funkelnden Blick. Ich konnte einfach nicht anders. Ich schnappte sie mir einfach, hatte sie mit einem Ruck an mich gezogen und schon küsste ich sie. Hermines Hände stemmten sich gegen meine Brust, nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann zerrte sie an meinen Haaren und ich spürte die ganze Wut in ihr. Es war kein Kuss wie sonst. Nein, dieser war geladen von Wut und von einer Möglichkeit ein Ventil für diese Wut zu finden.
Unkontrolliert kollidierten unsere Zungen miteinander und ich begann sie weiter nach hinten zu drängen. Immer weiter und weiter, bis sie mit dem Rücken gegen ein Regal stieß und einige Bücher und Gläser hinunterfielen. Aber nicht einmal das Scheppern, das Zersplittern von Glas hielt uns auf. Wir waren in einer eigenen kleinen Welt, umgeben von Leidenschaft, Lust, Wut und Begierde.
„Stopp", flüsterte sie plötzlich leise und dann noch einmal energischer und schob mich von sich weg. „Wir... wir können jetzt nicht", stotterte sie mit erröteten Wangen. „Du warst nicht gerade abgeneigt, Hermine", erinnerte ich sie und schob ihr die wirren Haare aus dem Gesicht. „Das meine ich doch nicht", entkam ihr direkt und wieder schob sie meine Hände weg, brachte direkt Abstand zwischen uns. Meine Augenbraue zuckte dabei nach oben, was hatte sie jetzt schon wieder vor?
„Wir müssen hierrüber reden, Severus", erinnerte sie mich wiederum und hob die zu Boden gegangene Zeitung auf. „Wie du wünschst", nickte ich und ließ erst einmal die Splitter verschwinden und die Bücher zurück in das Regal fliegen. Erst dann setzte ich mich, wie üblich, auf den Sessel und wartete bis sie begann. Eines hatte ich nämlich gelernt, was Hermine betraf, sie liebte es sich erst einmal alles von der Seele zu reden, ehe sie wirklich darüber sprechen wollte.
„Ich nehme an es stimmt?!", fragte sie leicht zögerlich und machte es sich mit eingezogenen Beinen auf dem Sofa gemütlich, zog dann sogar die kleine schwarze Decke über die untere Hälfte ihres Körpers. Mittlerweile fühlte sie sich in meinen Räumlichkeiten ausgesprochen wohl. Der Gedanke gefiel mir. „Ja", nickte ich. „Heute Morgen habe ich bereits mir Lucius gesprochen. Er wird dafür sorgen, dass er dennoch ab nächste Woche wieder hier unterrichten kann. Deine Fragen kannst du dann auch an ihn stellen", ließ ich sie wissen. „Geht es ihm gut?", hakte sie dann nach und ich ermahnte mich nicht in ihre Augen zu sehen, doch es war zu spät. Ihre braunen Augen schimmerten mit nicht vergossenen Tränen und sie biss sich auf ihre Unterlippe. Ihr Anblick war schlicht hinreißend.
„Severus?" „Ja?" „Geht es Lucius gut?", wiederholte sie noch einmal, da fiel mir erst auf, dass ich ihr nicht geantwortet hatte. Salazar, in letzter Zeit überkamen mich meine Gefühle und vor allem meine Lust Hermine betreffend. Ich musste das schnellstmöglich unter Kontrolle bringen.
„Lucius geht es hervorragend, Hermine. Deine Sorge ist unbegründet", antwortete ich ihr dann und wandte meinen Blick von ihr ab. Vielleicht ging es so einfacher, wenn ich nicht immer in ihr Gesicht blickte. „Gut", sagte sie dann. „Das ist gut." Eine Stille legte sich über uns, die nicht wirklich angenehm war, und doch unterbrach ich sie nicht. Dabei wusste ich ganz genau, dass sie nur darauf wartete.
Dann hörte ich jedoch wie sie die Zeitung vor uns auf dem Tisch ausbreitete und lockte mich damit wieder zu ihr zu blicken. Allerdings rief ich mich selbst zur Ordnung, ich konnte mich besser kontrollieren. Merlin, ich war nicht Lucius, der bei jeder Gelegenheit über Hermine herfiel.
„In den frühen Morgenstunden wurde persönlich aus dem Ministerbüro bekannt gegeben, dass Lord Lucius Abraxas Malfoy (Inhaber von Malfoy Investment) ab sofort unter Hausarrest steht. Mitarbeiter der Rechtsabteilung des englischen Ministeriums haben bereits mit der Hausdurchsuchung begonnen. Lord Malfoy wird zur Last gelegt, über 55.000 Galleonen versetzt zu haben. Damit haftet ihm die schwere Beschuldigung an, seine Geschäftspartner und seine Investoren betrogen zu haben. Was mit den Unmengen an Galleonen passiert ist, ist bis jetzt nicht nachgewiesen worden. Spekulationen zufolge, soll Malfoy sich weiterhin mit Dunklen Zauberern treffen und wohl möglich auch, die noch auf der Flucht befindlichen Todesser mit den Galleonen versorgen", las Hermine mir aus dem Tagespropheten vor.
Dabei musste ich zugeben, dass es sich nicht ganz so harmlos anhörte, wie Lucius es hatte anhören lassen. Natürlich war es auch nicht unvorstellbar, dass das Ministerium es mit Absicht so aufputscht. „Hermine", begann ich mit ruhiger Stimme. „Bitte sag mir, dass das alles nicht stimmt", bat sie mich, ließ mich kaum zu Wort kommen. „Natürlich versorgt Lucius keine Todesser mit..." „Das meine ich doch gar nicht!", unterbrach sie mich wiederum. „Sicherlich hat er auch kein Geld erschlichen, Severus. Das ist mir durchaus klar. Aber das andere, sieht es wirklich so schlimm aus, dass sie gegen ihn ermitteln?"
Wie sollte ich Hermine jetzt beruhigen? Genauere Informationen hatte selbst ich nicht. „Leider kann ich das nicht genau sagen, Hermine. Lucius und ich hatten nicht viel Zeit miteinander zu sprechen. Allerdings waren einige Mitarbeiter des Ministeriums im Manor." „Also werden sie wirklich gegen ihn ermitteln? Wegen seinen angeblichen Kontakten zu den flüchtigen Todessern?", hakte sie nach und schaute mit ihren großen, braunen Augen zu mir. „Das nehme ich an", bejahte ich ihre Frage. „Doch solltest du dir keine allzu großen Gedanken darüber machen, Hermine, Lucius hat viele Anwälte, die alles richtig stellen werden. Denn an diesen Anschuldigungen ist nichts wahr."
- Lucius' Sicht, Sonntag -
Jetzt war es schon Sonntag und noch immer hatte ich keine Antwort von meinen Anwälten bekommen. Ich wurde hier noch verrückt. Es war unmöglich sich vierundzwanzig Stunden am Stück im Manor aufzuhalten und bei normalem Verstand zu bleiben. Selbst der Kontakt zu meinen Hauselfen wurde mir versagt, schließlich war es möglich, dass ich diese dafür benutzte in Kontakt mit gewissen Subjekten zu treten. Das alles war vollkommen absurd! Aber McLaggen hatte wohl einige seiner Verbindungen spielen lassen und jetzt hatte er mich erfolgreich aus dem Zaubergamot geschmissen. Die Sprachen sogar über die Aberkennung meines Lordtitels.
„Mr. Malfoy?", sagte mein Anwalt, der zuvor an die Tür geklopft hatte. Ich bedeutete ihm reinzukommen und sah hinter ihm dann weitere Anwälte. Es war schon ungewöhnlich, dass er sein ganzes Team mitbrachte, aber mit Sicherheit hatte er seine Gründe. „David", nickte ich und er setzte sich vor mich an den Schreibtisch. „Deinem Gesichtsausdruck zu Folge gibt es keine guten Nachrichten", stellte ich trocken fest. Etwas anderes hatte ich jedoch auch nicht erwartet. Gehofft, ja, aber erwartet nicht. „Nun, ich konnte bewirken, dass der Hausarrest widerrufen wird. Allerdings nur eingeschränkt, es ist dir erlaubt nach Hogwarts und in die Firma zu flohen. Bei anderen Orten, wird ein Team von zwei Auroren dabei sein müssen. Darauf haben sie bestanden", informierte er mich und legt mir die offiziellen Dokumente vor.
Es war besser als gar nichts, nahm ich an. „Was ist mit den Anklagen? Werden sie das weiterverfolgen, David?", wollte ich wissen und unterschrieb unterdessen die Dokumente. „Nun, leider nicht. Sie streben weitere Ermittlungen und Untersuchungen an. Einsicht in dein Geschäftsverlies wird verlangt, dass sollte jedoch kein Problem sein. Selbstverständlich werde ich dies persönlich überwachen, Lucius", versicherte er mir. „Wenn es hilft. Mir machen die anderen Punkte mehr Sorgen. Ich habe viel dafür getan, keine weiteren Verbindungen zum Dunklen Lord und seinen anderen Anhängern zu haben. Vor allem jetzt, ist es ein wirklich ungünstiger Zeitpunkt für diese Anschuldigungen." „Eine schnelle Lösung haben wir leider nicht, es wird ein längerer Prozess werden, aber wie die letzten Male, wird es auch jetzt keine Schwierigkeit sein, dich da unbeschadet rauszuholen." „Du meinst unbeschadet, bis auf ein winziges Loch in meinem Geldbeutel?", lachte ich auf, worauf mein Anwalt direkt mit einstimmte.
Nach weiteren Dokumenten, die David mir zum Unterzeichnen gab, verabschiedeten wir uns voneinander. „Ich melde mich, sobald ich neue Informationen erhalte", versprach er mit einem leichten Lächeln, wobei sich sein Gesicht in Falten tauchte. Nun, David war schließlich auch schon gute 80 Jahre alt. Dafür jedoch noch immer einer der besten Anwälte, die es in England gab. Sein Sohn kam ganz nach ihm, eine Schande dass dieser jedoch noch immer für das Ministerium arbeitete. „David, da wäre noch eine Bitte, die ich habe", hielt ich ihn zurück. Er schickte seine anderen Mitarbeiter raus und schloss noch einmal die Tür. „Ja?" „Ich brauche etwas aus meinem Verlies. Ein Schmuckstück", ließ ich ihn wissen. „Mit einer Abbildung davon, und deiner schriftlichen Anweisung, werde ich das Schmuckstück holen können."
Sicher. So hatte ich es auch geplant. „Unbemerkt", verlangte ich dann noch. Er nickte: „Sicher." Dann reichte ich ihm einen gelben Umschlag. Ich hoffte wirklich das Schmuckstück würde nicht in die falschen Hände geraten. Denn es war nur für Hermine bestimmt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro