Eine Weihnachtsgeschichte (Teil 2)
- Grimmauld Place -
Jetzt waren wir wieder in London... und ich hatte seit dem Verlassen des Hauses kein Wort mehr gesprochen. Der Tag lag mir schwer im Magen, jedes Mal wenn ich an meine Eltern dachte, sah ich ihre glücklichen Gesichter, hörte das Lachen des kleinen Jungen... und ich passte einfach nicht mehr in das Bild hinein. Sie waren nicht mehr meine Eltern, jetzt waren sie die Eltern des kleinen Jungen. „Hey, komm schon. Mach nicht so ein langes Gesicht, Mine. Molly wird dich sonst den ganzen Abend bemuttern und ich weiß wie sehr du das hasst", sagte Harry zu mir und hob mein Kinn an. „Du hast jedes Recht traurig zu sein, aber du solltest auch an die guten Zeiten denken, Hermine." „Es tut nur so weh, Harry", gab ich schließlich zu und warf mich in seine Arme. Fest schloss er diese um mich, hielt mich fest und ließ mich für den Augenblick trauern. Trauern um das, was ich verloren hatte, was ich sehen aber nicht greifen konnte.
„Besser?", hakte er nach einigen Minuten nach, „Mmmm", machte ich und nickte, wischte mir die verbliebenen Tränen aus dem Gesicht und atmete tief durch. „Ich brauche nur ein paar Minuten im Bad, dann können wir los", ließ ich ihn wissen und sah noch wie Harry nickte, während ich schon die Treppe hinaufging.
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Der Fuchsbau! Er sah nun ganz anders aus als früher. Nachdem Bellatrix in unserem sechsten Schuljahr hier gewesen war und alles niedergebrannt hatte, mussten die Weasleys alles wieder neu aufbauen. Für Bill und Fleurs Hochzeit sah er fast aus wie neu. Doch nur wenn man viel Zeit hier verbracht hatte, wusste man wie anders alles jetzt aussah. Ich wusste, dass Harry Arthur etwas Geld gegeben hatte und Molly nichts davon wusste. Sie würde nie wollen, dass man ihr Geld gab, vor allem würde sie nie Geld von Harry annehmen. „Bereit?", hakte Harry nach, nun als wir direkt auf dem Hügel standen, der vor dem Fuchsbau war. „Kann man jemals für die Weasleys bereit sein?", konterte ich, was er mit einem Grinsen quittierte.
Es herrschte reger Trubel, als Harry und ich den Fuchsbau betraten. Molly war in der Küche und die Töpfe und Pfannen schwebten um sie umher. Fred und George waren auf der Couch und kicherten vor sich hin, während sie Percy beobachteten. Wahrscheinlich hatten die zwei wieder irgendwas vor oder warteten bis ihr Streich bei Percy Wirkung zeigte. Ron saß bereits am Tisch und schaute sich immer wieder um, besonders oft schaute er in die Richtung seiner Mutter. Aber auch nur, damit er sich heimlich und vor allem ungestraft einige Quarkbällchen vom Tisch nehmen konnte. Arthur kam gerade die Treppe runter, hinter ihm Ginny, die ihn allem Anschein nach leicht nervte: „Bitte, Dad. Es ist doch nur ein Wochenende!" „Ich sagte nein, Ginny! Ich kenne diese Familie nicht und wenn du glaubst, dass du bei deiner Mutter mehr Glück hast, dass sie dich für ein Wochenende mit einem Jungen wegfahren lässt, Ginny, dann muss ich dich enttäuschen", sagte Arthur ruhig, aber dennoch streng. „Aber, Dad! Ihr kennt ihn doch, es ist Michael!", entkam es Ginny laut. „Lass deinen Vater in Ruhe, Ginny wir hatten das Gespräch doch schon gestern!", mischte sich Molly ein und sandte ihrer Tochter einen strengen Blick zu.
„Oh, Harry, Hermine, da seid ihr ja. Wir haben schon gedacht, ihr habt es euch anders überlegt", lachte Arthur, als er uns beide entdeckte. „Abend, Arthur", lächelte Harry und auch mir entkam ein leises Hallo. „Setzt euch! Setzt euch!", sagte Molly, kam um den Tisch herum und zog erst mich und dann Harry in eine Umarmung, die sowohl mir als auch ihm die Luft abschnitt. „Hallo, Molly", sagte ich dann leise und lächelte, während ich mir die Haare nach hinten strich. „Ihr müsst Hunger haben, ganz abgemagert seht ihr beide aus", sprach sie weiter und dirigierte uns zum Tisch, direkt neben Ron. Diesem haute sie auf die Hand, als sie sah wie er sich erneut ein Quarkbällchen in den Mund stopfte: „Ronald! Ich warne dich, wenn gleich nichts mehr übrig ist, wirst du nachher aufräumen und abspülen. Ganz alleine und das mit der Hand!"
Ron verschluckte sich an dem Stück, welches er noch im Mund hatte und begann lauthals zu husten. „Hör auf Mum, Ronilein", lachte einer der Zwillinge, wobei der andere direkt miteinstimme. „Und ihr?! Geht euch die Hände waschen, aber schnell!", schimpfte Molly weiter und wandte sich wieder dem Kochen zu. Eigentlich war hier alles wie immer. Sobald man in den Fuchsbau kam, verlor man das Gefühl, dass vor kurzem noch Krieg herrschte. Hier war es genauso wie immer, voller Trubel, der Geruch von frischem Essen, Dampf, der durch die Küche und den Essbereich schwebte, das Klirren von Geschirr, selbst das Lachen der Zwillinge, das Schmatzen von Ron... das alles wirkte so normal, einfach so... als wäre niemals Krieg gewesen. „Das Essen ist fertig!", rief Molly laut und auch die anderen setzten sich an den Tisch.
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Molly hat sich wieder einmal übertroffen. Sie hatte Nudeln in Soße vorbereitet, Salate, frische Hefebrötchen, welche sie mit Spinat und Kürbis gefüllt hatte, Kartoffeln, verschiedene Gemüsesorten, Fleisch und Fisch. Von den Quarkbällchen waren natürlich keine mehr übrig, Ron hatte allesamt schon verdrückt. „Es war wirklich sehr lecker, Molly. Danke für die Einladung", sagte ich, denn natürlich hatte Ron sich mit Harry in den Garten verzogen und ich war mit Ginny geblieben um ihrer Mutter beim Aufräumen zu helfen. „Ach was, das war doch klar, Hermine. Harry und du seid jeder Zeit bei uns willkommen", lächelte sie breit, während sie eine Pfanne in das passende Regal legte. Ginny spülte ab und ich trocknete dann alles ab. Da wir alles zusammen machten, ging es auch ziemlich schnell.
Für einen Moment vergaß ich die letzten Stunden und genoss die heimatliche und angenehme Atmosphäre im Fuchsbau. Zwar hatte ich mich hier, anders als Harry nie wirklich zu Hause gefühlt, aber doch fühlte es sich jetzt so an. Wie ein zweites Zuhause, ein Zufluchtsort. „Haben du und Harry auch dieses Licht gesehen, vorgestern Nacht?", fragte Ginny mich und ich verharrte in meinen Bewegungen. „Ähm..." „Es war so hell und wunderschön, Hermine. Es war weit weg, aber so hell, das ganze Haus war erleuchtet", sprach sie einfach über mich hinweg weiter. „Ich hab geschlafen", sagte ich schnell und drehte mich von Ginny weg. Denn leider konnte sie schon immer erkennen wenn ich log und das brauchte ich jetzt gar nicht. „Oh", entkam ihr dann und sie reichte mir einen feuchten Teller. „Hast du eine Ahnung was das gewesen sein kann, Mum?", wollte Ginny dann von ihrer Mutter wissen.
„Mmm... ich hab eine Vermutung, Liebes." „Die wäre?", hakte Ginny weiter nach und ich hoffte, dass Molly nichts Genaueres über die Triade wusste. Es war wirklich Pech gewesen, dass keiner von uns gewusst hatte, dass dieser Lichtstrahl, diese Zusammenkunft unsere Magien so ein Phänomen hervorbringen würden. „Es könnte ein Ritual gewesen sein. Ein mächtiges, sehr altes Ritual nehme ich an. Wahrscheinlich waren mehrere Hexen oder Zauberer daran beteiligt, mehr weiß ich auch nicht, Ginny", erklärte sie ihrer Tochter und ich atmete erleichtert aus. Molly schien wirklich nicht zu wissen, dass es eins der zwei Triadenrituale war. „Ich frage mich, wer dieses Ritual vollzogen hat", murmelte Ginny dann leise, ließ das Thema dann aber fallen.
Erst am späten Abend verabschiedeten Harry und ich uns von den anderen. Mit Ron hatte ich so gut wie nicht geredet, die Stimmung hatte sich zwischen uns zwar beruhigt, war aber nicht mehr so wie früher. „Wir sehen uns dann in der Schule", sagte Ron zum Abschied und nickte mir nur kurz zu. Früher gab es immer eine ungeschickte Umarmung, woraufhin peinliches Schweigen folgte. Jetzt gab es nicht einmal das. „Besuch uns mal, Minchen", grinsten Fred und George und küssten mich zur gleichen Zeit, rechts und links, auf die Wangen. „Das werde ich", versprach ich und lächelte die Zwillinge an. Sie waren mir wirklich ans Herz gewachsen, trotz allem was passiert war, konnten beide noch immer Lachen und Witze machen. Ich wünschte wirklich mir würde das alles auch so einfach fallen.
Als letztes verabschiedeten sich Molly und Arthur von uns: „Wenn was ist, kommt vorbei." „Das werden wir, Molly. Danke", sprach ich für Harry und mich, woraufhin sie uns in eine feste Umarmung zog. „Passt gut auf euch auf und denkt daran, genug zu essen", hielt sie uns noch vor. „Molly, die beiden werden schon klar kommen", beruhigte Arthur sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Kommt gut nach Hause", sagte Arthur uns mit einem Lächeln.
- nächster Morgen (zweiter Weihnachtstag) -
Ich stand in meinem Zimmer im Grimmauld Place und zupfte an der gelben Bluse, die ich angezogen hatte. War das gut? Oder sollte ich lieber etwas anderes anziehen? Strickjacke oder lieber einen Blazer? Ich wollte etwas anziehen, in dem ich mich wohlfühlte, etwas was bequem war, aber auch irgendwie elegant aussah. Reichten die schwarze Hose und die Bluse dafür? Ein Blazer wäre wohl wirklich die bessere Wahl. Ich fand einen schwarzen in meinem Schrank, der eine feine weiße Umrandung aufwies. Der war genau richtig. Dazu zog ich meine kleinen Stiefelten an. „Perfekt", murmelte ich, während ich in den Spiegel sah. Meine Haare ließ ich offen, sie waren leicht gewellt oder eher gesagt gelockt und fielen mir den Rücken hinab. Ein wenig Schminke hatte ich aufgetragen, etwas Lipgloss und ein bisschen Mascara. Ich lächelte in den Spiegel und anders als sonst, fühlte ich mich wirklich gut. Ich fühlte mich hübsch und irgendwie auch sexy. Sexy? Woher kam das jetzt?
„MINE! SNAPE IST DA!", rief Harry hoch und schnell schnappte ich mir noch meinen rotbraunen Mantel, sowie meine Tasche und eilte die Treppe hinunter.
Severus stand neben Harry am Fuß der Treppe und schaute mit einem entspannten Gesicht zu mir hoch. Er lächelte zwar nicht, aber in seinen Augen konnte ich deutlich die Erleichterung wahrnehmen, die er spürte. Mir ging es nicht anders. Seit gestern Abend hatte ich es gespürt, diese Anspannung, so eine Ungeduld und eine Nervosität, die sich in mir aufbaute... erst jetzt fiel das alles von mir ab, wo ich Severus sah. Aber... nein, ein Teil von mir war noch immer angespannt. Konnte das auch Teil der Triade sein? Sehnte ich mich nach der Nähe von Severus und Lucius? Nach ihrer Magie? Würde das jetzt immer so sein, wenn wir länger voneinander getrennt waren? Immerhin waren es jetzt nur drei Tage gewesen und schon hielt ich es kaum aus. Sicherlich würde ich mit Severus diese Probleme nicht haben, aber mit Lucius... da sah das schon ganz anders aus. Lucius unterrichtete jetzt nicht mehr in Hogwarts. Dies bedeutete, dass er eigentlich keinen Grund hatte sich in der Schule aufzuhalten. Es würde ziemlich schwer werden, diese Ungeduld und Anspannung im Zaum zu halten, schließlich wusste ich, wie ich werden konnte, wenn meine Stimmung sank.
„Morgen", entkam es Severus ruhig, als ich endlich unten ankam und ehe ich mich versah, war ich wie von selbst in seine Arme gelaufen. Fest schlang ich meine Arme um seinen Körper und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, badete förmlich in dem Duft der Kräuter, welcher ihn umgab. „Morgen, Severus", flüsterte ich leise und schloss meine Augen. Ich konnte unsere Magie spüren, die sich miteinander verband und dann zur Ruhe kam. Direkt fühlte ich mich leichter und unbeschwerter, einfach besser und entspannter. Es war wohl wirklich die Magie der Triade.
Harry räusperte sich laut und hob dann meinen Mantel vom Boden auf, welcher mir aus der Hand gerutscht und runtergefallen war. „Hier", sagte mein bester Freund und reichte mir meinen Mantel. „Danke, Harry", lächelte ich ihn an und schlüpfte direkt in den Mantel. „Ich nehme an, wir sehen uns erst wieder in Hogwarts?", wollte er noch wissen. „Oh, ähm... ich weiß nicht." „Nach Silvester wird sie wieder hier sein, Potter. Sowohl Lucius als auch ich, werden die ersten Tage verhindert sein", antwortete Severus für mich. Von diesen Plänen wusste ich zwar nichts, aber ich war dankbar für jeden Tag, den ich mit den beiden verbringen konnte. Allerdings wollte ich auch Harry nicht vollkommen alleine lassen. „Ist das in Ordnung? Ich möchte nicht, dass du die ganze Zeit über alleine bist", gab ich besorgt zu und legte ihm eine Hand auf den Oberarm. „Niemand hat gesagt, dass ich alleine sein werde", grinste er mich an. „Oh", entkam mir dann, Daphne würde also vorbei kommen. „Viel Spaß", sagte ich dann und drehte mich weg, sah aber noch das dicke Grinsen auf Harrys Gesicht und drehte mich noch einmal zu ihm: „Nicht zu viel Spaß, Harry!" „Geh schon", lachte er auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er mich in Richtung Tür drückte.
- Residenz für zauberhafte Senioren -
Severus apparierte uns wieder auf diese große Wiese, diesmal jedoch war sie weiß bedeckt mit Schnee und ich sah von Weitem schon das große Haus, in dem die Hexen und Zauberer lebten. „Wie geht es ihr?", wollte ich wissen, damit ich mich schon drauf einstellen konnte. Das letzte Mal war sie doch ziemlich verwirrt, hatte jedoch auch diesen einen klaren Moment gehabt. „Es geht, die letzten Tage waren gut. Sie liebt den Schnee", erzählte er mir und da kam mir eine Idee. „Wir könnten doch mit ihr etwas spazieren gehen, oder nicht? Geht das? Sicher würde ihr das gefallen." Kurz schaute er zu mir runter und lächelte dann: „Ja, das klingt gut. Wenn sie sich gut fühlt, wird es kein Problem sein, sie in einem Rollstuhl mit nach Draußen zu nehmen."
Er ging einen Schritt vor mir, als wir die Residenz betraten und direkt kam wieder die Leiterin auf uns zugeeilt. Sie war wirklich eine sehr seltsame Person. „Mr. Snape, es ist so schön Sie wiederzusehen", sprach sie fröhlich und lächelte ihn breit an, bis sie sah, wie ich hinter Severus hervorkam. „Oh, Sie haben Ihre Begleitung wieder mitgebracht", entkam ihr dann enttäuscht und es bestätigte mir nur, was ich bereits beim letzten Mal vermutet hatte. Sie stand auf Severus und versuchte mit ihm zu flirten. „Guten Morgen", lächelte ich die Leiterin freundlich an und versuchte meine Schadenfreude zu verbergen, denn Severus gehörte mir. Mir ganz allein!
„Meine Mutter?", hakte Severus ungeduldig nach und hatte nur einen milden, schon beinahe eisigen Blick für die Hexe übrig. „Sie...", begann sie, räusperte sich und setzte erneut an: „Sie ist in ihrem Zimmer." „Wir finden den Weg alleine", gab er ihr zu verstehen, als sie Anstalten machte, uns zu begleiten. „Natürlich, Mr. Snape", nickte sie leicht enttäuscht und ging davon wie ein begossener Hund.
Das Zimmer war hell, die Wände wirkten schon fast weiß, jedoch waren sie nur in einem sehr hellblassen Gelb gestrichen. Zwei große Fenster mit weißen Vorhängen dominierten die östliche Wandseite, davor stand ein großer hellbrauner Sessel, in welchem auch Severus' Mutter saß. Direkt zu unserer rechten stand ein Einzelbett aus dunklem Holz, jedoch wiederum mit einer gelben Bettwäsche bedeckt. Ein hohes Regal mit Büchern befand sich noch im Raum und vereinzelt standen einige Bilder auf den Regalen zwischen den Büchern.
„Guten Morgen, Mutter", sagte Severus ruhig und kniete sich wie beim letzten Mal vor seine Mutter hin. „Oh, Sevi. Ich habe dich vermisst, es ist so lange her, dass du hier warst", entkam es seiner Mutter mit rauer Stimme, aber mit einem glücklichen Lächeln. „Verzeih, ich werde mich bemühen öfter vorbei zu kommen." „Wen hast du mitgebracht?", wollte Mrs. Snape wissen und schaute mit einem freundlichen Blick zu mir. Sie würde sich mit Sicherheit nicht mehr an mich erinnern, aber dennoch fühlte ich mich in ihrer Gegenwart wohl. „Erinnerst du dich, Mutter? Ich war schon vor einigen Wochen mit ihr hier." Sie überlegte angestrengt, schüttelte dann enttäuscht den Kopf. „Tut mir leid, Sevi", entkam es ihr. „Das ist wirklich nicht schlimm, Mrs. Snape. Ich bin Hermine, die Freundin ihres Sohnes", erklärte ich ihr freundlich. „Ein junges Ding, welches du dir geschnappt hast, mein Sohn", lachte sie dann rau auf und schaute im nächsten Augenblick wieder aus dem Fenster, als wären wir nicht da. Man merkte deutlich, dass die Krankheit ihr immer mehr und mehr zusetzte.
„Mutter?", hakte Severus nach und legte ihr eine Hand aufs Knie. „Mmm...", machte sie nur und schaute verträumt zu ihm hinab. „Würdest du gerne mit Hermine und mir etwas nach Draußen gehen?" „Nach Draußen?", fragte sie und neigte den Kopf schief. „Ja, würde dir das gefallen?", wiederholte er noch einmal und ein glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem faltigen Gesicht aus. „Ich werde ihren Rollstuhl holen. Du kommst klar?", wollte er von mir wissen, woraufhin ich ihm zu nickte. Kaum hatte Severus das Zimmer verlassen, spürte ich den Blick seiner Mutter auf mir liegen. „Wollen Sie an das Geld meines Sohnes?", verlangte sie streng von mir zu wissen und beinahe hätte ich losgelacht. Diese Frage hatte ich nun wirklich nicht von ihr erwartet. „Nein, Mrs. Snape. Ich... ich liebe Severus wirklich sehr, ob mit Geld oder ohne, spielt für mich keine Rolle", versicherte ich ihr ehrlich. „Gut!", nickte sie und so verblieben wir die restlichen Minuten schweigend, bis Severus mit einem Rollstuhl wieder das Zimmer betrat.
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Wir waren bereits eine gute Stunde unterwegs, stapften durch den Schnee, während Severus seine Mutter vor sich her schob. Dank des Zaubers, der auf dem Rollstuhl lag, war es möglich auch durch den Schnee mit diesem zu fahren. Severus' Mutter war derweil in eine dicke Decke gepackt und schaute mit großen Augen umher. Es schien ihr wirklich gut zu tun, hier draußen zu sein. Die Sonne kam sogar hinter den Wolken hervor, es war einfach perfektes Winterwetter. Ich ging neben Severus her, schweigend und doch erzählten wir uns mit den Blicken so viel mehr. Er genoss es ebenfalls. Dies sah ich ihm an: Severus wirkte entspannt, ausgelassen und auch jünger. Er wirkte einfach fröhlicher, glücklicher. Sicherlich hätte er gerne mehr Zeit mit seiner Mutter gehabt, ohne dass sein Vater dabei gewesen ist.
„Ich habe Hunger, Tobias", entkam seiner Mutter dann plötzlich und ich sah deutlich wie Severus kurz zusammenzuckte. Es lag nicht an dem Namen, immerhin hatte ich ihn auf dem Ball auch so genannt. Es war wohl eher die Tatsache, dass seine Mutter ihn so nannte. „Natürlich, wir gehen schon zurück." „Du kümmerst dich so gut um mich. Wo ist Severus? Ist er noch in der Schule?", fragte sie leise nach und schloss ihre Augen für einen Augenblick. „Ja... ja er ist noch in der Schule", gab er dann ebenfalls leise als Antwort zurück. Mein Herz zerbrach dabei, es musste so schwer für ihn sein, damit klarzukommen und trotzdem immer für sie da zu sein.
So machten wir uns auf dem Weg zurück, diesmal jedoch war seine Mutter sehr viel gesprächiger: „Severus ist so ein stiller Junge, Tobias. Ich hoffe er wird Freunde in Hogwarts finden." „Sicher wird er das", sagte Severus wiederum mit rauer Stimme und spielte weiter den Part seines Vaters. „Da wären wir", entkam es ihm schlussendlich, als wir wieder die Residenz vor uns hatten und er seine Mutter ins Innere schob.
Die Verabschiedung war eher trocken gewesen und ich wusste wirklich nicht, wie ich es anderes formulieren sollte. Ich hatte mich kurz von ihr verabschiedetet und ließ sie dann mit Severus einen Moment alleine. Draußen wartete ich dann auf ihn und streckte ihm meine Hand entgegen, als er in Griffweite war. „Alles gut?", erkundigte ich mich bei Severus. „Diese Momente sind am schlimmsten", gestand er mir ruhig, fast schon monoton. „Wenn Sie denkt, du seist er?" „Nein, wenn sie glaubt, er hätte sie geliebt und würde sich um sie kümmern", entkam es ihm dann bitter, beinahe schon verächtlich. „Ich... Vielleicht hat er das, irgendwann einmal, Severus." „Nein. Er war nur grausam!", beharrte er. „Weißt du, als wir letztes Mal hier waren und du kurz weg warst, da hatte sie einen klaren Moment. Sie hat mich angesehen und sie wusste, was mir passiert ist. Sie hat es einfach gewusst Severus und sie hat deinen Vater trotz all seiner Fehler und Taten geliebt. Warte! Ich verstehe es auch nicht, aber das ist nicht der Punkt! Der Punkt ist, dass sie ihn geliebt hat, immer, Severus. Und vielleicht sind diese Momente etwas, was sie sich immer gewünscht hat. Denkst du nicht? Sie ist glücklich in diesen Momenten und auch wenn es dir wehtut, dir nicht gefällt, denke ich, dass sie diese auch braucht", versuchte ich zu erklären. Zumindest hatte ich dies so wahrgenommen.
„Mag sein. Vielleicht hat er sie auch mal geliebt, aber das muss eine Ewigkeit her gewesen sein... in meinem ganzen Leben hat er sich nicht einmal gut um sie gekümmert Hermine und dass sie glaubt, denkt, dass er es getan hat... dass sie diese Fantasie aufleben lässt... ich ertrage es kaum", gestand er mir weiterhin offen. Diesmal sagte ich jedoch nichts dazu, was vielleicht auch besser war. Mir schien es eher so, dass Severus einfach jemanden brauchte, der ihm zuhörte, der ihm zeigte, dass er nicht alleine war und dass man für ihn da war. „Jedes Mal wird es schwerer und schwerer hier herzukommen... ich..." „Es ist okay, Severus. Du musst das jetzt nicht mehr alleine durchstehen. Ich bin für dich da", versicherte ich ihm und drückte seine Hand fest. „Das kann ich nicht von dir verlangen, Hermine." „Aber du verlangst doch gar nichts, deine Mutter ist eine wunderbare Person und ich bin gerne mit dir hier, wirklich. Wenn dir das hilft, dann super, ich möchte nur das du weißt, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst", ließ ich ihn wissen. „Danke", entkam es ihm rau und dann senkte er seinen Kopf, ich reckte mich ihm entgegen und unsere Lippen trafen sich auf halbem Weg. Wir verschmolzen miteinander, seine Zunge, die gegen meine stupste und diese zum Tanz aufforderte... Ich klammerte mich an seine Schultern, zog mich an ihm hoch und gleichzeitig ihn zu mir runter und drückte mich ihm entgegen. Seine Arme umfingen mich, hielten mich und so standen wir inmitten der weißen Wiese, während der Schnee auf uns hinab rieselte und küssten uns.
- am Abend, Malfoy Farm -
Severus und ich hatten den Tag an der frischen Luft verbracht, wir hatten an einem kleinen Restaurant Halt gemacht und hatten dort eine Kleinigkeit zu uns genommen. Es war ein Muggelrestaurant gewesen, daher war die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand erkannte sehr gering. Wir genossen einfach einen ruhigen Tag, sowie die milde Sonne, obwohl ich glaubte einen zarten Rotschimmer auf Severus' Nase zu sehen. Vielleicht hatte er einen kleinen Sonnenbrand bekommen, kein Wunder bei seiner hellen Haut. Jetzt jedoch apparierten wir auf die Farm, allerdings unten bei den Ställen. „Warte einen Augenblick", sagte ich ihm schnell und ging in den Stall hinein.
Irgendwo hier musste er sein. „Ah, Artax da bist du ja", entkam mir. Ich merkte wie Severus sich näherte und dem Hengst entkam ein Schnauben. „Hermine", sagte Severus da warnend. „Schon okay, Severus. Artax und ich sind gute Freunde, nicht wahr?", fragte ich an den Abraxaner gewandt und strich ihm über den Kopf. Er schnaubte wieder, diesmal jedoch deutlich ruhiger und er schmiegte seinen Kopf an meine Hand. „Die letzte Zeit hatte ich leider wenig Zeit dich besuchen zu kommen, Artax. Ich hoffe du bist mir nicht böse, denn ich würde gerne noch einmal einen Ausflug mit dir machen." Als Antwort bekam ich wieder nur ein Schnauben und dann griff ich in meine Tasche und holte die Möhre raus, die ich im Restaurant mitgehen hatte lassen. Naja, ich hatte ein bisschen Kleingeld da gelassen, so ein Unsichtbarkeitszauber hatte schon seine Vorteile. „Frohe Weihnachten", flüsterte ich, gab ihm einen Kuss auf die feuchte Nase und schob ihm die Möhre ins Maul.
„Du kannst wirklich gut mit ihm umgehen", bemerkte Severus und trat direkt hinter mich, während Artax auch den Rest der Möhre aufaß. „Naja, ich weiß auch nicht voran es liegt... er mag mich wohl", lachte ich leise auf. „Bis dann", murmelte ich und schloss die Tür der Box hinter mir. Zusammen mit Severus verließ ich den Stall und den restlichen Weg, hoch zum Haus, gingen wir ruhig nebeneinander her.
Im Inneren des Hauses erwartete mich jedoch eine Überraschung; alles war festlich geschmückt. Schon zuvor hatte der Baum hier gestanden, aber jetzt waren grüne Tannengirlanden und Lichterketten an den Geländern der Treppe befestigt worden. Es sah wunderschön aus. „Hermine!", rief Loriana, die um die Ecke kam, bekleidet in einem Zweiteiler, bestehend aus einem weißen Rock und einem schwarz Top. Drüber trug sie noch eine weiße Schürze, auf welcher schon einige Flecken zu sehen waren. „Es ist so schön dich wiederzusehen", lachte sie auf und nahm sich die Schürze ab, drückte sie Severus in die Hände und zog mich in eine Umarmung. „Ich freue mich auch dich wiederzusehen, Lori", sagte ich und drückte sie. „Ah, Severus, welch Freude auch dich wiederzusehen." „Sicher", nickte er nur und reichte ihr die Schürze. „Danke", lächelte sie kokett und zog mich dann mit sich. „Kann ich erst meinen Mantel ablegen?", fragte ich lachend, was sie stehen bleiben ließ. „Klar, tut mir leid, ich will dir nur meinem Mann und meinen Sohn vorstellen", sprudelte es schon aus ihr raus. Sie verhielt sich wirklich nicht wie eine Malfoy, sie war so ganz anders als Lucius und Draco.
Severus und ich legten unsere Mäntel ab, zogen unsere Schuhe aus und gingen dann hinter Lucius' Schwester ins große Kaminzimmer. Dort saß Draco neben einem gutaussehenden blonden Mann mit Brille auf der Couch und unterhielt sich, ein kleiner Junge mit ebenfalls blonden Haaren und hellen Augen lag auf dem Teppich vor dem Kamin und blätterte in einer Zeitschrift und dann war da Lucius. Er saß im Sessel, hatte seine Augen geschlossen und sah vollkommen entspannt aus.
„Er war schon ganz nervös, weil ihr etwas spät dran seid", flüsterte Lori mir ins Ohr und hakte sich bei mir unter. „Wirklich?" „Ohja... es war kaum mit ihm auszuhalten", kicherte sie. „Hey, seht mal wer endlich da ist!", rief sie dann und alle wandten uns ihre Aufmerksamkeit zu, was mich prompt erröten ließ. Der Mann mit der Brille stand sofort auf, kam um das Sofa herum und reichte mir seine Hand. „Ich bin Richard, Loris Mann. Freut mich dich kennenzulernen, Hermine", sagte er mit einem freundlichen und durchaus charmanten Lächeln und ich konnte verstehen, warum Lori mit ihm in die Staaten gegangen war. Ich hatte nur seine Hand geschüttelt und doch spürte ich diese überaus ruhige Art von ihm, die den ganzen Raum einnahm. Zu glauben, dass er Auror war... man dachte es auf jeden Fall nicht. „Freut mich auch", antwortete ich ebenfalls mit einem Lächeln. „Severus, schön dich wiederzusehen", reichte er auch Severus die Hand. „Richard", nickte er jedoch darauf nur. „Lucas, komm doch mal her", bat Lori dann den kleinen Jungen und er kam mit einem breiten Lächeln auf uns zu. „Das hier, Lucas ist Hermine. Hermine, das ist Lucas mein Sohn." „Du meinst unser Sohn", mischte sich Richard noch einmal ein. „Ja, ja", wehrte Lori schnell mit der Hand ab. „Freut mich, Ma'am", sagte der Kleine höflich. „Oh, es freut mich auch", lächelte ich freundlich und hockte mich dabei auf seine Höhe hin.
Nachdem Lori mich mit ihrer Familie bekannt gemacht hatte, nickte Draco mir vom Sofa aus zu und wandte sich dann an Severus, der sich zu ihm gesetzt hatte. Richard gesellte sich ebenfalls zu ihnen, während Lucas seinen vorigen Platz vor dem Kamin wieder einnahm und Lori, die nach einem Zwinkern in meine und einem Grinsen in Lucius' Richtung, in der Küche verschwand. „Abend, Lucius", sagte ich leise und stand nun vor dem blonden Zauberer. Er sah wieder einmal unglaublich gut aus, seine blonden Haare waren nach hinten gekämmt, er hatte ein dunkelblaues Hemd an, wobei er die obersten Knöpfe geöffnet hatte und eine schwarze Hose. Wie konnte er nur in diesen schlichten Sachen so gut aussehen?
„Guten Abend, Kätzchen", raunte Lucius' Stimme und durchzuckte meinen Körper. Oh, nein... „Lucius", flüsterte ich leise und mit einem Mal hatte er mich gepackt und wir waren wieder unten in den Ställen. „Was...", begann ich zu sprechen, doch Lucius hatte bereits seine Lippen auf meine gesenkt und ließ mich nicht weiter zu Wort kommen. Er drängte mich gegen eine Box, streifte mit seinen Händen unter die Schulterpolster meines Blazers und befreite mich von diesem. Alles ging ziemlich schnell, doch plötzlich spürte ich dieses Verlangen in mir. „Lucius... ich...", versuchte ich ihm zu sagen, was ich wollte, doch ein Stöhnen kam nur noch raus, als er seine Lenden gegen mich drückte: „Oh, Merlin...".
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