Abschied nehmen
- Hermines Sicht -
Noch halb im Schlaf merkte ich, wie sich jemand von hinten an mich schmiegte. Ein Arm legte sich um meine Mitte, zog mich von dem anderen Körper weg. „Mm...", entkam mir verschlafen, keine wirklichen Worte, nur irgendein Murmeln. „Schh... sonst weckst du Lucius auf", flüsterte eindeutig die Stimme von Severus gegen meinen Nacken. Die Entspanntheit kehrte direkt zurück in meinen Körper und ich wartete ab, was er jetzt tun würde.
Seine Hand, die zuvor noch auf meiner Mitte gelegen hatte, begann wie am Abend zuvor, zu wandern. Zielstrebig begab sie sich auf Erkundungstour und verschwand zwischen meinen Schenkeln. „Severus", flüsterte ich und fühlte, wie sich mein Unterleib vor Erregung und vor Lust zusammen zog... Merlin, es war so, als würden Severus und Lucius jedes Mal mit nur einer einzigen Berührung ein loderndes Feuer in mir auslösen. Das konnte nicht normal sein! Vielleicht hatte die Magie der Triade ihre Finger im Spiel... ja das musste es sein... „Oh", stieß ich aus und versuchte jeden anderen Laut zu unterdrücken. Severus hatte mein Bein angehoben und sich dann schnell, mit einem einzigen Stoß, in meiner Mitte versenkt.
„Du hast doch nicht geglaubt, dass ich es zulasse, dass Lucius dich ganz alleine für sich hat, oder?", stieß er zischend aus und hielt mein Bein am Oberschenkel fest. „Nein... nein, das habe ich nicht", stöhnte ich und schloss meine Augen. In der Dunkelheit, ohne Severus zu sehen, schien mir unser Liebesspiel noch intensiver zu sein. „Oh, Hermine", stöhnte jetzt auch Severus, jedoch behielt er seinen stetigen Rhythmus bei, sanfte, regelmäßige Stöße, sein warmer Atem streifte immer wieder über meinen Nacken... Schauer über Schauer liefen über meine Haut. Mit Severus war es jedes Mal wie... ich konnte es nicht beschreiben, aber diese Sanftheit... sie stand in so einem Gegensatz zu seiner Art, seinem Charakter... und ich liebte es.
- nächster Morgen -
„Mmm... das ist schön", murmelte ich verschlafen, meine Augen noch immer geschlossen. „Ich wünschte wir könnten immer so zusammen sein", gestand ich den beiden, spürte zu meiner Rechten und Linken die Körper von Lucius und Severus. „Jeden Abend", versprach Severus mir, küsste meine rechte Schläfe. „Und jeden Morgen", versprach Lucius danach und küsste meine linke Schläfe.
In diesem Augenblick erschien mir alles perfekt. Dieser Moment war perfekt, so sollte jeder Morgen sein. Ich zwischen den Beiden! Doch ich wusste, dass der Alltag uns schon bald wieder einholen würde. Es gab so viele Probleme, die wir noch bewältigen mussten. Cane und Bellatrix waren noch da draußen, vor allem Cane machte mir Sorgen, falls meine Vermutung richtig war... bedeutete das nichts Gutes. „Hör auf, dir deinen hübschen Kopf zu zerbrechen, Kätzchen. Bis heute Abend genießen wir noch den Tag und ab morgen können wir uns über alles andere Gedanken machen." „Okay", sagte ich flüsternd und griff sowohl nach Severus', als auch nach Lucius' Hand, drückte diese jeweils und genoss diesen Moment noch ein bisschen länger.
Kurze Zeit später waren meine beiden Zauberer wieder eingeschlafen. Für mich war Schlaf jedoch keine Option mehr. Jetzt wo ich wach war, konnte ich mich nicht wieder schlafen legen. Deshalb kletterte ich vorsichtig und so still wie möglich aus dem Bett. Das erst beste Kleidungsstück, was Severus' schwarzes Hemd war, streifte ich mir über. Dann suchte ich nach meinem Slip... wo konnte er nur... ah, da! Da lag er! Wie war er da oben nur hingekommen? Schnell schlüpfte ich auch in diesen, schnappte mir meinen Zauberstab und ließ die zwei Schlafmützen weiterschlafen.
Nachdem ich die Tür leise zugezogen hatte, schlich ich die Treppe runter und war überrascht, unten jemanden anzutreffen. „Oh, wer bist du denn?", hakte ich nach. Ein junger Hauself stand im Esszimmer und ließ Teller und Besteck zum Tisch schweben. „Miss!", stieß er leicht erschrocken aus und ein Teller landete mit lautem Scheppern auf dem Boden und zerbrach. „Oh nein! Verzeihung, Miss... Gunt bringt alles wieder in Ordnung. Gunt wird sich die Ohren bügeln..." „Stop", befahl ich ihm und hoffte, er würde auf mich hören. Wahrscheinlich war er einer von Lucius' Hauselfen. „Ich mach das schon. Gunt, richtig?", hakte ich nach und ließ mit meinem Zauberstab die Scherben verschwinden. „Ja, Miss. Miss zu gütig. Gunt dankt Miss", sprach der junge Elf schnell und etwas undeutlich.
„Bist du ein Hauself der Malfoys?", fragte ich dann und holte einen neuen Teller aus dem Schrank, stellte diesen auf dem Tisch ab, während ich auf Gunts Antwort wartete. „Nein, Miss. Gunt ist Hauself von Tränkemeister." Von... von Severus? „Von Severus?", entkam mir dann auch fragend. „Ja, Ma'am! Gunt ist sonst immer in der Nähe von Tränkemeisters Mutter, Miss. Aber Mutter von Meister tot. Gunt jetzt hier, wo Meister ist", erklärte der Elf mir. Seltsam, damals hatte ich keinen Elfen bei Eileen gesehen. Das erschien mir irgendwie komisch... Elfen konnten ziemlich leicht durch Schutzzauber gelangen. Und ich kannte diesen Elfen nicht, ohne Severus' eindeutige Aussage würde ich ihm nicht vertrauen.
Ich überlegte was ich tun konnte. Wenn er wirklich Severus' Elf war, hatte ich nichts zu befürchten, wenn er es aber nicht war... was sollte ich dann tun? Am besten wäre es, die beiden zu wecken, aber sollte der Elf andere Motive haben, würde er mich sicherlich daran hindern. Dann blieb nur eins übrig: „Estron", rief ich deutlich und keine Sekunde später tauchte der Elf vor mir auf. „Herrin", beugte er sich, „was kann Estron für Euch tun?" „Kennst du diesen Elfen?", wollte ich von ihm wissen und blitzschnell drehte Estron sich um und blickte den jüngeren Elfen mit einem strengen Blick an.
Skeptisch begutachtete Estron ihn. „Nein! Estron kennt Elf nicht, Herrin!", sagte er dann. „Soll Estron, den fremden Elfen fesseln?" „Das wird nicht nötig sein!", ertönte Lucius' Stimme von den Stufen der Treppe. „Meister", verbeugte sich Estron tief vor Lucius und blieb so gebeugt stehen. „Du kannst zurück ins Manor, Estron!", befahl Lucius ihm und schon war er wieder verschwunden. „Gunt, solltest du nicht in Spinners End sein?", sagte Lucius mit fragendem Unterton und kam mit wenigen Schritten an meine Seite. „Ähm...", stotterte der Elf etwas und schien tatsächlich rot zu werden. „Am besten gehst du wieder zurück, bevor Severus dich hier sieht." „Jawohl, Mr. Malfoy", nickte der Elf eilig und verschwand ebenfalls mit einem leisen Plopp.
„Morgen, Kätzchen", hauchte Lucius und küsste mich sanft auf den Mund. „Morgen", lächelte ich und biss mir direkt auf die Unterlippe. „Gut geschlafen?" „Ja, du?" „Ich schlafe immer gut, wenn ich deine nackte Haut auf meiner spüre, Kätzchen", flüsterte er mit lüsternem Blick. Es brachte mich wirklich zum Kichern, die beiden waren wirklich unmöglich. „Komm, hilf mir beim Frühstück machen", lachte ich und griff nach seiner Hand, zog ihn hinter mir her, bedacht darauf, nicht zu schnell zu gehen. Immerhin wurde sein Bein nicht besser.
In der Küche angekommen, schob ich Lucius' ein Brett hin und wies ihn an, ein bisschen Obst kleinzuschneiden. Mit einem Augenrollen machte er sich auch direkt dran. „Du machst das nicht so oft oder?", fragte ich, als ich ein paar Eier aufschlug. „Ich habe genug Elfen, die für mich kochen, Hermine", antwortete er nur. Das war klar! „Das ist kein Grund, dies immer auszunutzen", erwiderte ich. Plötzlich stand er hinter mir, seine Hände legte er auf meine Hüften und vergrub seine Nase in meinen Haaren. „Meine kleine Hexe, immer darauf bedacht, dass niemand seine Hauselfen ausnutzt", lachte er, sein Körper vibrierte und für eine Augenblick ließ ich das Messer auf der Arbeitsfläche liegen und lehnte mich gegen Lucius. Doch ehe ich mich richtig entspannen konnte, entfernte Lucius sich wieder von mir: „Ich muss das Obst weiter schneiden." Über meine Schulter sandte ich ihm einen giftigen Blick, was ihn wieder zum Lachen brachte.
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Der Tisch war gedeckt, Lucius saß bereits und blätterte im Tagespropheten, während ich noch etwas Kaffee für die beiden aufbrühte. Ich selbst war immer noch kein großer Fan von Kaffee. „Morgen, Sonnenschein", hörte ich Lucius sagen und drehte mich kurz um, da sah ich Severus mit grimmiger Miene um die Ecke biegen. Er brummte etwas vor sich hin und ließ sich dann neben Lucius nieder. „Schlecht geschlafen?", hakte Lucius weiter nach. „Nein", knurrte Severus, „ganz im Gegenteil... während du vor dich hingeträumt hast, weil du allem Anschein nach doch schon mehr in die Jahre gekommen bist als ich dachte, habe ich noch einen Moment mit der kleinen Hexe genossen."
Urg... ehrlich? Fängt das jetzt schon früh am Morgen an? „Ist das so?", hörte ich Lucius fragen, dabei war aber auch deutlich rauszuhören, dass die beiden sich nur aufzogen. Fast wie Teenager. „Wo ist sie?" „Macht Kaffee." „Steht was Interessantes drin?" „Nur wenn du das neue Gesetz interessant findest." „Wohl kaum!", schnaubte Severus. Es erfüllte mein Herz, wenn ich diesen Momenten zwischen den beiden beiwohnen durfte. Plötzlich wurde es ganz still und das beunruhigte mich, immerhin kannte ich das von Harry und Ron. Wenn die beiden Mal still wurden, dann bedeutete das meist nichts Gutes.
„Hey, Weib!", schrie Lucius auf einmal und ich glaubte mich verhört zu haben. Doch dann rief Lucius noch einmal: „Hey, Weib wo ist der Kaffee?" War das gerade... lachten die beiden etwa? Oh, diese... „Ich komme, Liebling", säuselte ich laut und spielte mit. Ich konnte dieses Spiel auch mit ihnen spielen und irgendwie war es auch schön, dass die beiden so unbesorgt in diesem Augenblick waren. Dass sie mir diese Seite an ihnen zeigten. Ich wusste, dass beide auch einen gewissen Humor hatten, aber oft konnte man dies nicht sehen. Sollte jemand erfahren wie nett, zuvorkommend und auch witzig die beiden waren, würde das ihrem Ruf schaden. Zumindest dem Ruf als böse Ex-Todesser!
- später am Tag -
Der Tag war einfach wundervoll gewesen, die Zeit mit Lucius und Severus hier auf der Farm zu verbringen und für einen Augenblick, für einige Momente alles andere zu vergessen war... ja, es war einfach wundervoll. Wenn da nicht dieser nagende Gedanke wäre, der mich nicht losließ. Severus' Mutter... Eileen! Ständig schweiften meine Gedanken zu ihr und was ihr passiert ist. Severus hatte mir deutlich gemacht, dass es nicht meine Schuld war, dass ich es nicht hätte verhindern können. Ich glaubte ihm auch, aber wenn ich ihn ansah, wenn ich in Severus' Augen blickte, sah ich, wie er sich selbst die Schuld dafür gab. Er hatte sie extra weggebracht und irgendwie hatte Greyback es geschafft, sie zu finden und wie sehr sie in ihren letzten Minuten gelitten haben muss, vermag ich mir nicht vorzustellen.
Nicht einmal die Möglichkeit sich richtig von ihr zu verabschieden hatte Severus gehabt. Und es tat mir leid, nach allem was auch er durchgemacht hat, nicht nur in den letzten Monaten, sondern in den ganzen letzten Jahren, hatte er das nicht verdient. Es musste einfach irgendwas geben, was ich tun konnte. Irgendwas, was ihm helfen würde über alles hinweg zu kommen, mit sich ins Reine zu kommen und sich nicht die Schuld an Eileens Tod zu geben. Vielleicht konnte ich Lucius in einem ruhigen Moment darauf ansprechen. Immerhin kannte er Severus schon etwas länger als ich, ihm fiel bestimmt etwas ein, was Severus half und ihm das weitere Leben erleichterte.
Doch wie meist, war meine Sorge um Severus nicht das Einzige, was mich betrübte. Bei all dem Spaß, den ich in den vergangenen Stunden mit meinen beiden Zauberern erlebt habe, ließ Lucius' körperliches Empfinden mich erschaudern. Askaban hatte sein Leiden nur noch verschlimmert, er humpelte mehr, als dass er ging. Sein sonst so eleganter Gang war verschwunden und ohne seinen Gehstock machte er nur wenige Schritte. Eine Welle der Traurigkeit überkam mich jedes Mal, wenn ich sah, wie er geistesgegenwärtig die Hand auf sein Bein legte oder wie immer öfters ein kurzer Ausdruck des Schmerzes über sein Gesicht huschte.
Auch hier wünschte ich, ich könnte etwas tun, aber was? Was konnte ich tun? Wie konnte ich meinen beiden Zauberern helfen? Einfach hier rum zu sitzen kam nicht in Frage! Das war ausgeschlossen! Die beiden brauchten mich, wenn auch auf unterschiedliche Art. Severus hatte im Moment mit seinen Dämonen zu kämpfen, er war psychisch angeschlagen. Lucius hingegen hatte mit den körperlichen Beschwerden zu kämpfen. Beides war akut, wem sollte ich als erstes helfen? Manchmal war es echt schwer mit zwei Männern gleichzeitig. Schließlich konnte ich mich schlecht zweiteilen.
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„Ist Severus schon gegangen?", fragte ich Lucius als ich ins Kaminzimmer kam und ihn alleine auf dem Sofa sitzen sah. „Mmm... er wird nicht lange weg sein, er holt die Asche seiner Mutter ab", antwortete Lucius mir und schaute von seinem Buch auf. „Mach dir keine Gedanken, Kätzchen", versuchte er meine Sorge zu mildern, „komm setz dich zu mir." Sein Lächeln, seine Augen... alles lud mich ein, mich zu ihm zu setzen.
Wenig elegant ließ ich mich neben ihm nieder, sofort legte Lucius seinen Arm um mich und zog mich an seine Seite. „Wie fühlst du dich heute?", wollte ich von ihm wissen. Sein Bein hatte er auf einem Kissen, welches auf dem kleinen Tisch lag, abgelegt. „Wenn ich sage gut, wirst du mir nicht glauben oder?" „Nein." „So lange ich es nicht viel belaste, spüre ich den Schmerz kaum", gestand er und legte das Buch zur Seite. Lucius' Blick ruhte jetzt auf mir. „Wir sollten einen Heiler aufsuchen. Bestimmt gibt es Spezialisten für solche Verletzungen, Lucius. Es wird immer schlimmer und wenn wir nichts unternehmen...", brach ich schnell ab. Ich steigerte mich richtig rein... immerhin war es möglich, dass Lucius sein Bein verlor. Selbst in der magischen Welt konnte das passieren! Es gab schließlich auch Dinge, die Magie nicht heilen konnte!
„Kätzchen, wir... ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Und es rührt mich, dass du es tust. Aber wir haben wichtigere Dinge zu tun als mein kaputtes Bein." „Das stimmt nicht!", wehrte ich schnell ab. „Hermine..." „Ich weiß, dass wir viele Probleme haben, Lucius! Davor verschließe ich nicht die Augen, aber das hier", sagte ich und zeigte auf sein Bein, „ist genauso wichtig! Was, wenn du dein Bein verlierst? Wir... ich... bitte, bitte such morgen einen Heiler auf! Ich bitte dich." Meine Stimme brach am Ende etwas. Das alles nahm mich einfach mit und ließ meine kleine Seifenblase, in der ich seit gestern lebte, zerplatzen. „Okay", nickte er schließlich und drückte mich mit seinem Arm näher an seine Seite. Direkt kuschelte ich mich gegen ihn, meine Finger vergruben sich in dem Stoff seines Hemdes und meine Augen fielen zu.
Die Zeit verging langsam, aber das störte mich nicht. Lucius und ich saßen einfach vor dem Kamin. Genau hier war es auch gewesen, wo Lucius mir seine Narben gezeigt hatte, hier war es gewesen, wo wir uns geküsst hatten und wir einfach übereinander hergefallen waren. Beinah kam es mir so vor, als wäre es eine Ewigkeit her. Dabei war es noch gar nicht so lange her gewesen. Diese impulsive Art von Lucius gefiel mir wirklich gut, wie er immer wieder versuchte mich an meine Grenzen zu bringen, mich drängte, über sie hinaus zu steigen... jedes Mal fühlte ich dabei eine ungemeine, tief befriedigende Euphorie.
Und auch wenn die letzte Nacht unbegreiflich war und wunderschön, hatte ich dieses gewisse Etwas von Lucius vermisst. Severus hingegen hatte mich mit seinen befehlenden Worten und dieser tiefen Stimme mehr als überrascht, die noch eine Nuance tiefer war als sonst. Allein wenn ich daran dachte überkam mich ein Schauer. „Ist dir kalt?" „Nein... ich..." „Ja?", hakte Lucius nach, dabei kreiste sein Daumen über meinen Oberarm. „Wir sollten was für Severus machen", platzte es aus mir raus. Meine Gedanken sprangen von einer Sache zu anderen und plötzlich kam mir wieder in den Sinn, dass ich mit Lucius darüber sprechen wollte.
Seine stetige Bewegung mit dem Daumen stockte kurz, doch nach wenigen Sekunden nahm er sie wieder auf. „Was schwebt dir vor?", erkundigte sich Lucius, dabei klang seine Stimme irgendwie... zurückhaltend. „Keine Ahnung. Aber er leidet, Lucius. Das siehst du doch, oder? Es muss doch etwas geben, womit wir ihm helfen können, mit der Situation klar zu kommen", redete ich eindringlich auf den blonden Zauberer neben mir ein. „Bitte", bat ich dann noch und schaute mit großen Augen zu ihm hoch. „Wir können nichts tun, Hermine." „Aber..." „Das Einzige was ihm helfen würde, wäre ein Abschied. Aber das geht nicht mehr, verstehst du?"
Abschied... vielleicht... nein, ich war mir nicht einmal sicher, ob er ihn noch hatte... „Was, wenn es eine Möglichkeit gäbe?", hakte ich vorsichtig nach und wieder stockten Lucius' Bewegungen. „Was für eine Möglichkeit?", entkam es ihm fragend und auch etwas misstrauisch. „Hast du schon einmal von den Heiligtümern des Todes gehört?" wollte ich von ihm wissen und setzte mich etwas auf, so fiel Lucius' Arm von der Lehne. „Ja. Damit hat Potter dem Dunklen Lord überlistet. Der Elderstab, den er zerstört hat, der Umhang, den Potter behalten hat und der Stein der... ah, natürlich. Eine interessante Idee, Kätzchen, aber ich denke nicht, dass das eine gute Idee ist." „Wieso nicht? Er könnt sie noch einmal sehen, Abschied nehmen. Was ist daran falsch?", wollte ich von ihm wissen. Ich sah wirklich keinen Fehler in meiner Idee. Falls Harry den Stein noch hatte. Ich wusste leider wirklich nicht, was er mit dem gemacht hat.
Schwer seufzte Lucius auf und irgendwie bereitete ich mich innerlich darauf vor, eine Standpauke von ihm zu bekommen. Zum Glück blieb diese aus. Allerdings folgte eine einfache Erklärung von ihm: „Der Stein zeigt einem viele Dinge, Hermine. Hat Potter dir erzählt, was er gesehen hat? Nein? Kannst du dir vorstellen, dass Severus vielleicht noch andere Menschen sieht außer seine Mutter?" Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Daran hatte ich wirklich nicht gedacht und natürlich wusste ich, auf was Lucius hinauswollte. „Lily", flüsterte ich leise, aber auch mit einem Hauch Eifersucht.
„Du weißt, dass er sie niemals so geliebt hat wie er dich liebt", brachte Lucius schnell ein, als würde er merken, in welch dunkle Abgründe meine Gedanken eintauchten. „Er wird sie immer lieben, Lucius! Sie ist seine erste Liebe gewesen, seine erste Freundin. Damit kann ich nicht mithalten." „Natürlich nicht, Kätzchen", lachte er auf, was mir einen Stich versetzte. „Es gibt keinen Grund mit ihr zu konkurrieren! Erstens ist sie schon sehr lange tot, zweitens, hat sie Severus linksliegen lassen, wegen eines Ausrutschers und drittens, liebt er dich mehr als sein eigenes Leben." Der Schmerz vom Stich war wie weg geblasen nach diesen Worten... jetzt wurde mir sogar ganz warm.
Trotzdem blieb mir ein bitterer Nachgeschmack von meiner Idee im Mund. Der Stein der Auferstehung fiel also weg! „Hermine?" „Mm...." „Wir finden einen anderen Weg, versprochen." „Vielleicht könnten wir... naja, ihre Asche hier irgendwo auf der Farm verstreuen. Eileen hätte es hier bestimmt gefallen. Wir können einen ruhigen Ort finden, vielleicht unter einem schönen Baum, mit Sonne...", säuselte ich etwas träumerisch und hatte schon ein paar Orte im Kopf. „Das würde Severus gefallen." „Meinst du?" „Davon bin ich fest überzeugt", nickte Lucius noch einmal zur Bestätigung.
***************
Als Severus wiederkam, standen Lucius und ich ganz in schwarz gekleidet vor dem Kamin und erwarteten ihn. „Was habt ihr da an?", fragte er direkt misstrauisch und hielt die Urne mit Eileens Asche fest an sich gepresst. Fast hatte ich den Eindruck, dass er Angst hatte, sie zu verlieren. „Wir, also...", stotterte ich, weil mir die Worte fehlten. Er schien noch trauriger als heute Mittag oder heute Morgen zu sein. Kein Wunder, jetzt wo er ihre Asche hatte, musste es sich für Severus nur noch realer anfühlen. „Ja?", entkam ihm mit erhobener Augenbraue. „Was Hermine sagen wollte, Severus, ist, dass wir dir in deiner Trauer beistehen und deiner Mutter gemeinsam die letzte Ehre erweisen möchten", sprang Lucius für mich ein und drückte kurz meine Hand, die er fest in seiner hielt.
Wie immer war er wie ein Stein im Sturm, ein Stein, der jeder Welle standhielt und mich nicht ertrinken ließ. „Ach ja?" „Ja!", stieß ich jetzt aus, trat einen Schritt auf Severus zu und ließ dabei Lucius' Hand los. „Wir haben einen perfekten Platz für sie gefunden. Sie wird immer hier bei uns sein, Severus. In unserer Nähe", lächelte ich und griff nach seinen Händen, die die Urne fest umklammerten. „Bei uns?" „Ja, hier auf der Farm", wiederholte ich noch einmal. „Ich weiß nicht...", begann Severus, doch ich unterbrach ihn einfach: „Hier würde es ihr gefallen. Es ist so friedlich und still, Severus. Sie kann hier endlich ihren Frieden finden. Das willst du doch auch oder? Dass sie endlich ihren Frieden findet." Auch wenn kein Wort über seinen Lippen kam, seine dunklen Augen verrieten mir, wie sehr ihn diese Geste von Lucius und mir rührte.
Zusammen machten wir uns auf den Weg zu der großen Eiche, die man von der Terrasse aus sehen konnte. Um den Stamm herum blühten Gänseblümchen und Nelken. Der Baum lag meist im Schatten, aber am Morgen schien die Sonne auf den kleinen Fleck vor dem Baum. „Was meinst du? Ein guter Ort für die letzte Ruhe?", fragte ich Severus und griff nach seiner Hand, um diese kurz zu drücken. Nachdem er nur nickte, ließ ich Severus' Hand wieder los und trat einen Schritt zurück an Lucius' Seite.
Das war jetzt Severus' Moment. Jetzt und hier boten wir ihm die Möglichkeit, sich von Eileen, von seiner Mutter zu verabschieden. Lucius und ich blieben dabei in seiner Nähe, spendeten Beistand, wenn auch still. Ließen ihn einfach wissen, dass wir hier waren, dass wir für ihn da waren. Wir waren immer füreinander da, auf ewig! „Ich... ich weiß nicht was ich sagen soll", hörte ich Severus sagen und hilflos schaute er zu Lucius und mir. „Das ist okay. Wenn du noch nicht bereit bist, dann ist das okay, Severus. Wir können jederzeit wiederkommen und du kannst ihr dann immer noch sagen was du möchtest", versuchte ich ihm Trost zu spenden.
Er drehte sich wieder zur Eiche und kniete sich vor sie hin. Mit seinem Zauberstab ließ er ein kleines Loch in der Erde ein und legte die Urne vorsichtig dort ab. Er flüsterte ganz leise etwas und sein Zauberstab wanderte über das Loch, dutzende Blumen erschienen wie aus dem Nichts und bedeckten die Urne. „Mögest du endlich Frieden finden, Mutter", murmelte Severus leise und mit einem kaum hörbaren Schluchzen. Weinte er wieder? Eigentlich wollte ich das nicht wahrhaben, sein Ausbruch gestern hatte mir schon das Herz zerrissen. Hielt ich das noch einmal aus? „Geh zu ihm! Ich warte im Haus auf euch", flüsterte Lucius gegen meine Ohren und apparierte still und leise zurück zum Haus.
Schritt für Schritt näherte ich mich Severus. Ich legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter, nach der er direkt griff und mich mit sanfter Gewalt zu sich runterzog. Seine ganze harte, kalte Fassade, die Maske fiel und er ließ seinem ganzen Schmerz freien Lauf. Für mich gab es in diesem Augenblick nichts anderes zu tun, als ihn wieder in meine Arme zu schließen, ihn zu halten, ihn festzuhalten, zu umklammern und dafür zu sorgen, dass er nicht auseinander brach.
Sein Griff um meine Mitte war fest, so fest, dass ich nur schwer Luft bekam. Doch ich ließ mich davon nicht beirren oder aufhalten, ich strich sanft und gleichmäßig mit meinen Fingern durch sein Haar. Immer und immer wieder ließ ich meine Finger durch seine schwarzen Haare streifen. Ich küsste ihn auf den Scheitel, als wäre er ein kleines Kind und flüsterte sanfte, unwichtige Worte. Einfach nur irgendetwas, das ihn beruhigte. Ich erzählte ihm, wie sehr ich ihn liebte, wie sehr Eileen ihn geliebt hat und dass er das niemals vergessen durfte! Ich versprach ihm, dass er niemals alleine sein würde, dass er für immer Lucius und mich haben wird. Dass wir eine Familie waren und es nichts und niemanden gab, der es schaffen würde uns zu trennen.
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