22. Stress pur! (Flashback)
Noahs Sicht
Flashback
Die letzten Wochen vor den Prüfungen verlangen mir mehr ab als alles andere, was ich bisher in meinem Leben erlebt habe. Mein Körper steht unter Strom und ohne Energydrinks und Kaffee würde ich diesen Stress nicht aufhalten.
Nur noch die letzten Prüfungen in meinen beiden Hauptfächern stehen in der nächsten Woche an, genauso wie das große Meisterschaftsspiel, das nächste Woche stattfindet. Der Coach hätte es gerne, wenn ich das Lernen einfach sein lasse, aber schließlich werde ich nach dem College kein professioneller Footballspieler, auch wenn dementsprechend Angebote da gewesen wären.
Aber ich möchte mein Leben nicht von einem Schicksalsschlag abhängig machen, dass meine Karriere schneller beenden kann, als ich es überhaupt realisieren kann. Lieber möchte ich auf der sicheren Seite sein und gemeinsam mit meinem Onkel in seiner Firma arbeiten, die mir ebenfalls sehr viel Geld einbringen wird.
Zwar kein Gehalt eines Profi-Footballers, aber trotzdem wird es reichen mein Leben finanzieren zu können.
Ich schrecke auf, als mein Wecker klingelt und werde somit aus meinen Gedanken gerissen. Würde ich mir den Wecker nicht stellen, würde ich nicht mehr hinterherkommen.
Noch immer bin ich in vielen Lerngruppen, wo wir uns gemeinsam auf die Prüfungen vorbereiten, weil das eindeutig effektiver ist, als wenn ich zuhause in meinem Zimmer sitze und mich von meinem Hand, meiner Playstation oder Netflix ablenken lasse.
Müde und lustlos packe ich meine Tasche, bevor ich auf mein Handy sehe und mit den Augen rolle.
Wo bist du? Hast du mich vergessen?
Quinn nervt.
In letzter Zeit läuft es konstant schlechter und ich habe echt keine Lust mir einen weiteren Streit geben, weshalb ich schnell eine Antwort tippe.
Muss jetzt los. Sorry.
Ich weiß nicht, was mit uns los ist, aber es kriselt gewaltig und wir sind beide mehr als nur gereizt, sodass nicht mal mehr Sex gegen die Anspannung helfen kann.
Seitdem Quinn gedacht hat, dass ich sie mit einer Studentin betrogen hätte, ist sie übervorsichtig und fragt tagtäglich, was ich mache und wann ich wo hingehe.
Ich würde niemals jemanden betrügen. Eher würde ich die Beziehung beenden, statt fremdzugehen.
Ich liebe Quinn, aber in letzter Zeit macht mich unsere Beziehung nur noch weiter fertig und stresst mich noch zusätzlich, sodass ich kaum noch Luft zum Atem übrig habe.
Mach die verdammte Tür auf!
Ich runzle die Stirn, doch all meine Fragen werden beantwortet, als ich ihrem Befehlt letztlich nachkomme und in Quinns wütendes Gesicht blicke.
«Ich habe doch gesagt, dass ich jetzt los muss in die Bib», sage ich stöhnend und schließe die Tür hinter mir.
«Lerngruppe? Schon wieder? Noah, du musst mal einen Gang runterfahren. Du lernst seit Wochen den Stoff auswendig und stresst dich nur noch mehr, wenn du dich so abhetzt. Du siehst verdammt scheiße aus», wirft sie mir an den Kopf.
«Na, herzlichen Dank! Ich kann nichts dafür, dass ich noch zwei Prüfungen schreibe, während der Rest schon beinahe komplett durch ist. Warum hast du da kein Verständnis für?», fahre ich sie an und sie zuckt leicht zusammen, bevor sie sich vor mich stellt und mich ansieht.
«Weil ich deine Freundin bin und mich um dich sorge. Ich möchte nicht, dass du dich kaputtmachst, Noah», erwidert sie leise und ich schlucke, bevor mein Mundwerk schneller reagieren kann als mein Verstand.
«Vielleicht ist es besser, wenn du nicht mehr meine Freundin bist», werfe ich ihr an den Kopf.
Bevor ich realisiere, was ich gerade gesagt habe, sieht Quinn mich mit großen Augen an. Ihr Mund steht offen und sie sieht geschockt aus.
«Es läuft nicht mehr, Quinn. Das merkst du doch selbst. Wir streiten nur noch und ich will das nicht mehr. Ich will nicht mehr mit dir streiten. Ich habe es satt, dass du mich immer bemuttern musst. Ich bin 23 Jahre alt und kann sehr wohl allein entscheiden, wann ich überarbeitet bin und wann nicht. Ich bin erwachsen und habe meine eigenen Ziele», zische ich.
Quinns Augen schimmern verdächtig, doch jetzt will ich nicht wieder zurückrudern.
Es ist besser so für mich.
«Aber... Wir hatten gemeinsame Pläne, Noah. Was ist daraus geworden?», fragt sie mit zittriger Stimme und ich merke, dass sie kurz davor ist, in Tränen auszubrechen.
«Die gibt es nicht mehr. Ich will nicht mehr, Quinn. Ich kann nicht mehr länger so tun, als wäre alles okay zwischen uns. Das ist es nicht und ich weiß nicht, ob es das jemals wieder sein wird», sage ich und sie schüttelt mit dem Kopf.
«Bitte nicht, Noah. Ich liebe dich», schluchzt sie und will nach meiner Hand greifen, doch ich ziehe meine schnell genug weg.
«Ich will keine Pause und halte davon auch nichts. Es ist aus!»
Mit diesen Worten lasse ich sie im Treppenhaus des Gebäudes sehen, in der meine WG liegt, die ich mit Nick führe.
Während ich die Treppen hinunterlaufe und Quinns Weinen immer leiser wird, wähle ich Nicks Nummer.
***
Die Lerngruppe habe ich sausen lassen. Stattdessen befinde ich mich mit Nick in meinem Club und betrinke mich, damit ich alles vergesse.
«Ich verstehe es immer noch nicht. Du hast sie einfach abserviert?», fragt mein bester Freund zum wiederholten Male, ehe ich mit den Augen rolle
«Du bist doch derjenige gewesen, der mit Avery Schluss gemacht hat, weil es nicht mehr läuft. Dasselbe habe ich heute Nachmittag mit Quinn gemacht. Ich war fast sechs Jahre mit ihr zusammen und habe mich immer an sie angepasst. Das ist jetzt vorbei. Ich habe bald meinen Abschluss in der Tasche und kann tun und lassen, was ich will», sage ich und nippe an meinem Drink, den ich mir bestellt habe.
«Ich glaube, du wirst es bereuen! Du und Quinn – ihr gehört einfach zusammen. Ein Blinder sieht die Liebe, die ihr für euch empfindet. Noah, wirf es nicht einfach weg. Rede mit ihr und du kannst von Glück reden, wenn sie dich noch zurücknehmen wird», erwidert er.
«Ich will aber nicht mehr mit Quinn zusammen sein. Du bist mein bester Freund. Wieso unterstützt du mich nicht? Statt mich abzulenken, stehst du hier und willst mich dazu überreden, mich bei ihr zu entschuldigen», zische ich und sehe ihn sauer an.
Nick schüttelt nur mit dem Kopf.
«Das bin ich auch immer noch. Bei dir mache ich mir gerade tierische Sorgen. Immerhin steht nicht mein bester Freund neben mir, sondern irgendein ein gestresstes, erledigtes Arschloch, dass einfach seine Freundin abserviert hat, obwohl sie ihm in letzter Zeit den Rücken freigehalten hat, ohne dass du es überhaupt bemerkt hast. Nur zu – schieß dich ruhig ab, aber ich verschwinde, weil ich glaube, du hast einen großen Fehler gemacht, weil du gerade neben dir stehst und nicht du selbst bist!»
Ich sehe ihm zu, wie er sein Glas auf dem Tresen hinter uns abstellt und dann ohne ein weiteres Wort zum Ausgang läuft, obwohl wir erst wenige Minuten hier sind.
Scheiß auf Quinn.
Scheiß auf Nick.
Ich drehe mich herum und bestelle noch einen weiteren Drink, als ich Blicke auf mir spüre. Ich drehe mich in die entsprechende Richtung und erkenne eine schwarzhaarige Frau, die mich anlächelt.
Ich erwidere es zaghaft, ehe ich mein Drink bezahle und daran nippe.
Nach kurzer Zeit kommt sie auf mich zu.
«Eigentlich könntest du so gut aussehen», sagt sie und ich sehe sie verwirrt an.
«Bitte?»
«Du siehst fertig aus. Als bräuchtest du Ablenkung», sagt sie und ich lächle leicht.
«Könnte man so sagen», erwidere ich bloß und zucke mit den Schultern.
«Was ist dir denn über die Leber gelaufen, hm?»
Ich blicke in ihre grünen Augen, die sie stark geschminkt hat. Ihre schwarzen, langen Haare hat sie zu einem Zopf gebunden, aus denen einige Strähne bereits wieder herausfallen.
«Eigentlich will ich nicht drüber reden. Viel lieber würde ich deinen Namen erfahren», sage ich und zwinkere kurz.
Auf ihrem Gesicht erscheint ein breites, hübsches Lächeln.
«Ich bin Josie. Und du?», fragt sie und leckt sich einmal über die Lippen, als ich sie eingehend betrachte.
«Ich bin Noah. Freut mich dich kennenzulernen», sageich lächelnd. «Kann ich dir was zu trinken besorgen?»
_____
Oh, damn.
Was haltet ihr von diesem Flashback?
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