Quinns Sicht

Kaum zu glauben, dass schon wieder eine Woche an mir vorbeigezogen ist. Die Klassenfahrt hat sich doch noch zum Guten gewendet, was auch größtenteils an Josh lag.

Noch immer kann ich nicht glauben, dass wir miteinander geschlafen haben, wo er doch nur über den Kuss reden wollte. Ich weiß auch nicht wieso, doch irgendwie konnte ich nicht mehr widerstehen. Mein Körper hat sich so sehr nach ihm gesehnt und das seitdem er mich geküsst hat.

Ich habe noch immer Angst vor dem, was noch kommen könnte, aber bin mir gleichzeitig auch sicher, dass Josh und mich etwas verbindet – sei es auch nur das Verlangen nacheinander. Wir haben nicht weiter definiert, was wir sind und das nimmt mir auch ein wenig Druck ab, sodass ich mich erstmal nur auf das Jetzt und Hier konzentriere, bevor ich an die Zukunft denke.

Immerhin bin ich noch nicht einmal geschieden und möchte ungern eine feste Beziehung eingehen, wenn ich noch immer Noahs Nachnamen trage.

"Bist du froh wieder zu Hause zu sein?", fragt er mich, als wir in seinem Auto sitzen und er den Motor startet. Ich lächle leicht und schnalle mich an, bevor ich antworte.

"Ja und du?", erwidere ich und er grinst schief, bevor er den Kopf schüttelt. "Wieso nicht?", frage ich ihn.

Jeder kommt doch gerne wieder nach Hause, richtig? Zumindest geht es mir so, wenn ich verreist war oder im Urlaub war. Ich kann es kaum erwarten wieder in meinem Bett zu schlafen und meine Duschen benutzen zu können. Für eine oder zwei Wochen bin ich gerne weg, um mal eine Auszeit oder einen Tapetenwechsel zu bekommen, doch zu Hause ist es immer am Schönsten, richtig?

"So können wir uns nicht mehr jede Nacht sehen", sagt er und grinst mich an, bevor ich lache und mit dem Kopf schüttele.

"Wir sehen uns doch in der Schule", erwidere ich lachend und lege meine Hand seine, die er auf meinen Oberschenkel gelegt hat.

Vorsichtig wandert er mit der Hand höher.

"Also darf ich dich doch auf einem der Tische vögeln, wenn wir Pause haben?", fragt er streicht über meinen Unterleib, sodass meine Haut zu kribbeln beginnt.

Ich ziehe scharf die Luft ein und halte seine Hand fest.

"Hey, konzentrier dich lieber darauf, mich sicher nach Hause zu bringen. Du kannst gleich noch mit reinkommen", schlage ich vor und lächle leicht, als er wild nickt.

Ich schüttele den Kopf und halte seine Hand fest, damit er nicht wieder auf dumme Ideen kommt.

"Du hast nicht gesagt, dass ich dich nicht auf einem der Tische in der Schule vögeln darf", erwidert er mit einem fetten Grinsen im Gesicht, sodass ich ihn mit großen Augen ansehe, meinen Blick von ihm abwende und leicht grinse.

"Und auch jetzt sagst du nichts, weshalb du von der Idee scheinbar angetan bist", sagt er lachend.

"Von deinem Schwanz bin ich seit Neustem immer angetan", sage ich und lege eine Hand auf seinen Schritt, um es ihm gleichzutun.

Ich grinse schief, als sich augenblicklich etwas regt und schüttele mit dem Kopf.

"Du kriegst auch nie genug", erwidere ich lachend.

"Das Gleiche könnte ich auch zu dir sagen", meint er grinsend, bevor er an einer Ampel anhält und mich ansieht. Ich grinse schief und lege meine Lippen auf seine. Er legt eine Hand an meine Wange und grinst schief, bevor er den Kuss erwidert.

Nach einem kurzen Kuss löse ich mich von ihm und lächle.

Josh sorgt wie immer dafür, dass ich mich mehr als nur wohl an seiner Seite fühle. Er ist nett, charmant, sexy und verdammt gut im Bett. Fast perfekt.

Grinsend fährt er nach ein paar Minuten in meine Straße und ich erstarre, als ich einen großen SUV auf einem Parkplatz am Seitenstreifen stehen sehe.

Josh parkt im Wagen dahinter und ich schüttele ungläubig den Kopf.

Noah? Verdammt, was macht er hier? Das ist nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Josh und Noah dürfen nicht aufeinander treffen.

Ich erkenne, dass Noah im Wagen sitzt und telefoniert. Sein Blick schnellt in den Rückspiegel und ich wende den Blick ab, weil ich genau weiß, dass er mich gesehen hat. Wenn er mich gesehen hat, weiß ich auch, dass er Josh gesehen hat, weshalb ich Josh ansehe.

Josh stellt den Wagen ab und ich halte ihm auf, als er aussteigen will.

"Danke fürs Fahren. Ich habe vergessen, dass ich noch einen Termin habe, aber ich melde mich später, okay?", sage ich und öffne die Tür.

"Oh, ja klar. Ich warte auf deine Nachricht, ja? Lass mich dir mit deinem Koffer helfen", sagt er und will aussteigen, doch ich grätsche dazwischen.

"Nein, danke. Ist schon gut. Das schaffe ich", sage ich schnell und lasse die Tür zu fallen.

Ich nicke und schenke ihm ein entschuldigendes Lächeln, bevor ich meinen Koffer aus dem Kofferraum hole.

"Bis dann", sage ich und schließe den Kofferraum.

Josh startet den Motor und fährt glücklicherweise los, bevor er noch einmal winkt und irgendwann aus meinem Sichtfeld verschwindet.

Überrumpelt fällt mein Blick auf Noahs Wagen und ich weiß nicht, was ich tun soll, weshalb ich mich auf den Weg nach drinnen machen möchte. Doch auch daraus wird nichts. Bevor ich auch nur den Eingang des Wohnhauses erreicht habe, stellt er sich vor mich und hält mich auf.

Ich schlucke, als ich ihn nach so langer Zeit wiedersehe.

Seine Augen leuchten noch immer in diesem schönen Blau, in das ich mich bei jedem Blick neu verlieben könnte. Insgesamt hat er sich nicht sehr verändert. Er ist noch immer der Noah, den ich geliebt habe. Er hat mehr Muskeln bekommen, das erkenne ich sofort. Sein Hemd spannt sich über seiner Brust und ich kann deutlich erkennen, dass seine Muskulatur in den Armen definierter ist, als sie es vor einem Jahr waren. Nicht, dass Noah nicht auch dann schon einiges an Muskeln aufgebaut hatte.

Seit der High-School spielte er Football und hat auch erfolgreich in der Collegemannschaft gespielt, doch Noah wollte nie mehr als ein Hobby daraus machen. Nach dem College hat er sich einer Mannschaft angeschlossen, die an einigen Spielen in der Regionalliga teilnehmen. Das erklärt auch, warum er regelmäßig nach dem Training noch ein Studio geht, um Kraft- und Ausdauertraining zu machen.

Noah erwidert meinen Blick und lächelt leicht.

"Es tut gut, dich wiederzusehen", sagt er mit seiner tiefen Stimme, die mir immer noch bis ins Mark geht.

Ich sehe nach unten und atme hörbar aus. "Es tut auch gut dich zu sehen", erwidere ich, bevor ich seinen Blick erwidere.

"Wie geht es dir? Warst du verreist?", fragt er und deutet auf meine Koffer.

"Ich habe vor drei Wochen eine neue Stelle an einer Middle-School begonnen und komme heute von einer Klassenfahrt wieder. Ein Kollege hat mich gerade nach Hause gefahren", erkläre ich und weiß selbst nicht, warum ich ihm nicht von Josh erzähle.

Aber wer erzählt seinem Ex schon, dass man eine neue Beziehung hat?

"Habe ich gesehen. Versteht ihr euch gut?", fragt er und der Ausdruck in seinen Augen verändert sich. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe und nicke leicht, bevor ich nach meinem Koffer greifen.

"Wolltest du etwas bestimmtes?", frage ich ihn und laufe zur Tür, damit ich endlich in meine Wohnung kann.

Noah folgt mir und nimmt mir den Koffer ab, weswegen ich ihm ein leichtes Lächeln schenke.

Es ist merkwürdig, nach so langer Zeit wieder mit ihm zu sprechen, als wäre nichts geschehen. Doch das ist es – wir werden uns scheiden lassen und unserer Ehe beenden.

"Ja, in der Tat. Ich wollte dir ein paar Unterlagen bringen, die noch immer bei uns in der Wohnung lagen und ich-"

"Du meinst, bei dir in der Wohnung?", frage ich, als ich die Tür zu meiner Wohnung aufschließe. Noah verstummt und ich bekomme darauf keine Antwort.

"Ja", sagt er und räuspert er. "Ein paar Unterlagen, die du bei ... mir vergessen hast", sagt er. "Ich habe sie gefunden, als ich das Büro renoviert habe, damit Leo ein eigenes Zimmer bekommt", erklärt er und jetzt bin ich es die verstummt.

Leo.

Noch immer habe ich das Gefühl, dass mein Herz immer und immer wieder bricht, wenn sein Name auch nur erwähnt wird. Immer werde ich an Noahs Lügen erinnert werden, die uns überhaupt erst in diese Situation gebracht hat. Wir hätten glücklich sein können... Wir hätten den Rest unseres Lebens miteinander verbracht.

"Freut mich. Versteht ihr euch gut?", frage ich höflicherweise nach.

"Ja, wir haben ein enges Verhältnis zu einander. Er hat sich gut eingelebt und geht seit Beginn des Schuljahres in die Schule", erklärt er und ich kann einen stolzen Unterton erkennen, der einen erneuten Stich in mein Herz jagt, wenn ich auch nur daran denke, dass nicht ich die Mutter seiner Kinder bin, sondern eine andere Frau an meine Stelle getreten ist.

Noah stellt meinen Koffer im Flur ab, während ich meine Handtasche an die Garderobe hänge und ihn ansehe.

"Ich bin sicher, dass du ein guter Vater bist. Das habe ich immer geglaubt", sage ich ehrlich und sehe ihn an.

Sein Blick verdunkelt sich und er nickt nach einigen Sekunden, bevor er einen Schritt auf mich zu macht. Aus seiner Hosentasche zieht er einen Umschlag, den er dann mit einem traurigen Blick beobachtet.

"Ich habe unterschrieben. Es fehlt nur noch deine Unterschrift und wir sind geschieden", beginnt er und ich schlucke leicht, als ich seine Stimme höre, die jetzt nur noch ganz leise zu hören ist. "Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe und ich habe mich fest dazu entschlossen, dir deinen Freiraum zu lassen, Quinn. Ich habe es wirklich versucht, doch seit Neustem... seitdem dieser Brief angekommen ist, kann ich nicht mehr anders als konstant an dich zu denken. Ich weiß, ich habe verdient, dass du unsere Ehe beenden willst. Ich habe all deine Wut verdient, deinen Zorn, deinen... Hass. Aber ich... Ich kann nicht anders, Quinn. Ich liebe dich und ich kann nicht glauben, dass es einfach vorbei sein soll!"

Mein Atem setzt aus, als er mir diese Worte sagt und augenblicklich schlägt mein Herz einen kleinen Augenblick schneller, als würde es stolpern. Ich blicke nach unten und weiß nicht, was ich darauf erwidern soll.

"Ich will, dass du glücklich bist, Quinn. Nie wollte ich etwas Anderes und das ist der Grund, warum ich Leo aus unserem Leben gehalten habe. Ich habe versucht dir das Leben zu geben, was du verdient hast und dazu zählen unsere Kinder, die wir bekommen wollten. Du hast es nicht verdient, dass ich bereits mit einer anderen Frau ein Kind bekommen habe und ich wollte dich nicht zu etwas Drängen, was du nicht willst. Ich habe unterschrieben, damit du glücklich werden kannst, aber tief im Inneren hoffe ich noch immer, dass es irgendwann diesen Moment geben wird, indem du erkennst, dass du und ich zusammengehören. Ich werde ewig darauf warten. Ich werde dich immer lieben, denn ich habe es dir geschworen. Ich habe dir geschworen, immer an deiner Seite zu sein – in guten und ich schlechten Zeiten. Wenn du mich brauchst, werde ich sofort zur Stelle sein. Du wirst immer ein Teil von mir sein und weißt du wieso? Mein Herz gehört dir. Es schlägt für dich allein. Egal, wie du dich entscheiden solltest, es wird sich daran nichts ändern. Niemals. Ich werde dich nicht vergessen, Quinn. Niemals", sagt er.

Ich spüre, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln und noch immer bekomme ich kein einziges Wort heraus. Wochenlang habe ich geweint, war Ewigkeiten nicht bei der Arbeit und habe mich schwergetan ihn auch nur ansatzweise vergessen. Als es endlich okay war und ich wieder auf die Beine gekommen bin, habe ich Josh kennengelernt und mich das erste Mal in meinem Leben zu einem anderen Mann hingezogen gefühlt, der nicht Noah war. Bis zu unserer Trennung gab es nur ihn und ich war ebenfalls der festen Überzeugung, dass er und ich gemeinsam alt werden und unser Leben zusammen leben.

Und jetzt, wo die Dinge mit einem anderen Mann endlich in die richtige Richtung laufen, taucht er wieder auf und holt alle Gefühle, die Guten und die Schlechten, wieder hervor, wo ich so hart daran gearbeitet habe, ihn zu vergessen.

Ich blicke ihn noch immer mit feuchten Augen an und kann nichts erwidern. Noah hat mich sprachlos gemacht und ich weiß nicht, was seine Worte in mir anrichten.

Gerade als ich etwas sagen will, macht Noah einen Schritt auf mich zu, zieht mich eng an sich und legt seine Lippen auf meine.

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Aiiiii....