04. Verwirrung
"Quinn, könnte ich Sie kurz sprechen?"
Überrascht blicke ich die Direktorin an und nicke, als ich das Lehrerzimmer betrete und gerade einmal meine Tasche und mein MacBook ablegen konnte.
Sie blickt mich ernst an und ich kurz bin ich irritiert, was sie von mir wollen konnte. Doch ich habe nichts zu befürchten. Ich mache meine Arbeit gut und die Schüler scheinen mich ebenfalls zu mögen.
"Natürlich, worum geht es?", frage ich und blicke die Frau mittleren Alters fragend an.
"Wie sie wissen, sind Sie als Vertretung für eine Lehrerin an diese Schule gekommen und ich habe leider vergessen, Ihnen zu sagen, dass sie nächste Woche Josh Graham auf eine Klassenfahrt begleiten müssen. Es ist bereits alles organisiert und bezahlt, nur leider habe ich vergessen, Sie bei Ihrem Vorstellungsgespräch darauf hinzuweisen", erklärt sie und sieht mich kurz bedauernd an.
"Nächste Woche schon?", frage ich überrascht und gehe in Gedanken alle Termin durch, die ich habe und verschieben muss.
"Ja, es tut mir leid, dass ich nicht früher davon gesprochen habe. Ich habe es schlichtweg vergessen", sagt sie und ich nicke.
"Ist schon okay. Das kriege ich hin", sage ich lächelnd.
"Das freut mich. Sie machen sich bisher sehr gut, wenn ich das mal so sagen darf", sagt sie und ich lächle.
"Danke. Ich bin auch froh, dass alles so gut läuft", erwidere ich und sie nickt lächelnd, bevor sie mich allein lässt, um in ihrem Büro zu verschwinden.
Ich lasse mich auf meinem Stuhl fallen, bevor ich die Augen aufreiße und realisiere, was sie mir gerade mitgeteilt hat.
Eine Klassenfahrt.
Mit Josh.
Eine Woche lang.
-
Am Nachmittag laufen Josh und ich still schweigend zu Joshs Auto, damit er mich nach Hause bringen kann. Dies passiert in letzter Zeit immer an den Tagen, wenn wir gleichzeitig frei haben.
Auf den Rückfahrten reden wir pausenlos miteinander, nur heute nicht. Heute bin ich mit meinen Gedanken ganz woanders. Nervosität keimt in mir auf, wenn ich nur daran denke, dass Josh die gesamte nächste Woche nur wenige Räume entfernt schlafen wird.
Er tut meiner Libido überhaupt nicht gut. Ich bin mittlerweile so verzweifelt, dass ich schon von ihm träume. Dianas Vorschlag, dass ich mich von ihm in einen der Klassenräume treiben lasse, wird da meistens schon umgesetzt.
Nur in der Realität natürlich nicht.
"Ich habe gehört, du darfst mich also auf die Klassenfahrt begleiten?", fragt Josh, als ich die Tür hinter mir zufallen lasse und dadurch aus meinen Gedanken hervorkomme.
"Ja. Mrs. Williams hat es mir heute Morgen gesagt. Ein bisschen kurzfristig, aber das macht nichts", sage ich lächelnd und er nickt.
"Freut mich, dass du mitkommst", sagt er und ich lächle leicht und nicke.
Ich werde ihm mit Sicherheit nicht erzählen, dass er mich mit seinem Flirten und seinen Komplimenten verwirrt. Mittlerweile habe ich auch ich gemerkt, dass ich mehr als nur scharf auf ihn bin und ich würde wirklich gerne mal überprüfen, ob seine Muskeln genauso toll sind, wie sie durch seine enganliegenden Shirts immer aussehen.
Es ist lange her, dass ich mich auf einen neuen Mann eingelassen habe oder es auch nur in Betracht gezogen habe. Bei Noah wusste ich immer, wo wir gerade stehen. Von Anfang an gab es diese Leichtigkeit zwischen uns und jeder nächste Schritt hat sich lange im Voraus angekündigt.
Bei Josh ist es so, dass ich das Gefühl habe, ihm am Liebsten die Klamotten vom Leib reißen zu wollen und mir nicht einmal sicher zu sein, ob er genauso empfindet. Das erste Date rückt hinter den ersten Kuss und den ersten Sex und genau das lässt sich in meinem Kopf einfach nicht miteinander vereinbaren. Bevor ich mit ihm schlafen kann, müssen doch erst andere wichtige Dinge passieren, oder nicht? Ich kann doch nicht einfach mit ihm schlafen.
"Ist alles okay?", fragt er nach einiger Zeit, als wir an einer Ampel stehen und reißt mich damit vollkommen aus meinen Gedanken.
Ich sehe in seinen Augen und zucke mit den Schultern, bevor ich den Blick abwende.
"Du verwirrst mich", gebe ich zu und beiße mir im nächsten Moment auf die Unterlippe.
Warum kann ich nicht einmal meine Klappe halten? Jetzt wird er nachhaken und ich bin so eine schlechte Lügnerin, dass ich meine Gedanken und Gefühle sicherlich nicht verstecken kann.
Er wird denken, ich bin total bescheuert und schon habe ich ihn verschreckt, bevor wir uns überhaupt näher gekommen sind.
"Inwiefern verwirre ich dich?", fragt er und seine tiefe Stimme sorgt für Gänsehaut. Ich spüre, wie ich innerlich immer angespannter bin und versuche seinen brennenden Blicken auszuweichen.
Ich schweige einen Moment, bevor ich ihn doch kurz ansehe.
"Deine Komplimente... deine Worte", beginne ich, doch schweife dann ab, weil ich mich in seinen Augen verliere.
Josh nimmt seinen Blick von mir und kurz darauf rollt das Auto los. Dennoch fährt er nicht gerade aus weiter, sondern biegt nach einigen Momenten der Stille auf einen Parkplatz.
Verwirrt sehe ich ihn an und bemerke, dass er das Auto abstellt und die Handbremse anzieht. Danach schnallt er sich ab und dreht sich zu mir. Fragend blicke ich ihn an und schlucke leicht, als er meinen Blick erwidert und mir direkt in die Augen sieht.
"Was hast du vor?", frage ich ihn.
Weit und breit ist kein anderes Auto zu sehen, nur Bäume und Sträucher sind zu sehen. Aus der Ferne kann man noch einzelne Fahrzeuge hören, doch sonst ist alles still.
"Ich verwirre dich mit meinen Komplimenten?", fragt er und ich brauche einen Sekunde, bevor ich langsam nicke.
"Wieso?"
"Ich weiß auch nicht, Josh. Du hast mich vom ersten Moment an... umgehauen", sage ich leise.
Auf seinem Gesicht erscheint ein Lächeln und er greift nach meiner Hand, bevor er sich vorbeugt.
"Weißt du was? Du hast mich sprachlos gemacht. Seitdem ich dich das erste Mal zum Lächeln gebracht habe, denke ich nur noch daran, dich zu küssen", erwidert er und ich blicke ihn überrascht an.
"Was?"
Er lacht leicht.
"Gott, Quinn. Du bist fantastisch. Auch, wenn wir uns erst eine kurze Zeit kennen, kann ich nicht verstehen, wie du mich einfach in deinen Bann gezogen hast. Ich kann nur noch an dich denken. Es ist, als würde ich dich ewig kennen und würde nur darauf warten, dass du das okay gibst", sagt er und legt einen Hand an meine Wange.
Ich bin sprachlos und kann nicht realisieren, was er da gerade von sich gibt. Meine Gedanken sind wie ausgeschaltet und ich spüre, wie meine Atmung flacher wird, als er mir noch näher kommt. Ich schließe die Augen und kann es kaum erwarten, dass seine Lippen auf meinen liegen.
Vorsichtig küsst er mich und ich verharre einen Moment, bevor ich endlich wieder funktioniere und den Kuss erwidere. Er seufzt leise, als unsere Lippen sich aneinander reiben und ich ihn näher zu mir ziehe.
Seine Hände wandern an meinem Körper entlang zu meiner Hüfte, bevor er schließlich meinen Gurt löst und mich auf seinen Schoß zieht. Ich weiß zwar nicht, wie er es so einfach geschafft hat, doch ich vergesse alles, als der Kuss fordernder wird.
Seine Zunge streift meine Unterlippe, bevor sie auf die meine trifft und ich leise aufstöhne.
Ich spüre deutlich, wie sehr es ihm gefällt, als ich mich enger an ihn presse und an seinen Haaren ziehe. Ein leises Stöhnen entkommt auch ihm, als ich meinen Unterleib an seinem Becken kreisen lasse.
Sein Griff um meine Hüften werden dabei noch ein wenig fester und wir sitzen engumschlungen in seinem Wagen und küssen uns besinnungslos. Ich seufze genüsslich auf, als seine Lippen meinen Hals erforschen und zu meinem Dekolleté wandern und er auch dort Küsse platziert.
Seine Hände wandern zu meinem Hinter und greifen dort fest zu, was mich keuchen lässt. Ich löse mich kurz von ihm um unsere Lippen wieder aufeinander treffen zu lassen.
Die Küsse werden immer haltloser und fordernder und ich lächle, als er seine Hände unter mein Kleid legt und meine Oberschenkel streichen.
"Du machst mich wahnsinnig", haucht er und ich lächle, bevor ich ihm noch einen Kuss auf die Lippen drücke, den er direkt erwidert.
Er schiebt mein Kleid nach oben und will es mir ausziehen, doch bevor das passiert, halte ich ihn auf.
"Ich glaube... Ich finde nicht, dass wir hier...", sage ich und versuche die richtigen Worte zu finden, doch wie sagt man einem Mann, dass eine Knutscherei im Auto okay ist, aber Sex zu weit geht?
Unsicher blicke ich ihn an und seufze leise, bevor ich mich auf den Beifahrersitz schwinge.
"Ich würde ungern hier im Auto Sex haben. Würdest du mich bitte nach Hause fahren?", frage ich leise und weiche seinem Blick auf.
Eine Weile herrscht Stille im Auto und ich will gerade etwas sagen, da kommt er mir dazwischen.
"Ist schon okay. Ich bringe dich heim", sagt er und ich nicke.
Tausend Gedanken schwirren mir durch den Kopf. In meinem Bauch toben die Schmetterlinge und gleichzeitig bin ich aufgewühlt, weil ich ihn abgewiesen habe, obwohl ich doch genauso erregt bin, wie er. Doch in einem Auto Sex haben? Das habe ich zuletzt mit Noah ausprobiert und seit der Uni nur noch selten gemacht.
Den Rest der Autofahrt herrscht Stille und ich kann es ihm nicht verübeln. Er muss sicherlich denken, ich sei verklemmt, dass ich es nicht direkt mit ihm getan habe, aber ich will mich wohlfühle und es soll kein einfacher Quickie im Auto sein.
Als er nach wenigen Minuten am Gehweg in meiner Straße anhält, sehe ich ihn einen Augenblick an. Josh erwidert meinen Blick und ich lächle leicht, als er ebenfalls lächelt.
"Bis Montag", sagt er lächelnd und ich nicke, bevor ich mich vorbeuge und ihm einen kleinen Kuss auf die Wange drücke.
"Danke. Bis Montag. Vergiss deinen Koffer nicht", sage ich lächelnd, bevor ich aussteige und die Autotür hinter mir zufallen lasse.
Ich laufe weiter und höre, wie er wegfährt. Mit einem kleinen Lächeln und gemischten Gefühlen laufe ich hinein und kann nicht glauben, was gerade passiert ist.
____
Oh oh...
Der erste Kuss. Was sagt ihr dazu?
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