Kapitel 2
Umgeben von Männern die ihr bestes Alter schon hinter sich haben, sitzt Caspar und fügt sich scheinbar perfekt ein. Sein braunes Haar, das langsam ergraut, der drei Tage Bart, die strahlend braunen Augen und den leicht mürrischen austrug im Gesicht, doch was keiner der anderen Männer um ihn herum weiß. Caspar hat zwar seinen eigenen Laden, in dem er ganz normale Dinge verkauft, aber im Geheimen ist er einer der ganz Großen auf dem Schwarzmarkt. Sein Gesicht erkennt jeder der nur annähernd mit illegalen Geschäften zu tun hat. Er ist sowas wie ein Trödelmarkt für Verbrecher, bei ihm bekommt man alles und wenn es nicht vor Ort ist, dann lässt er es von einem von uns besorgen. Denn ich bin nicht die Einzige, die für ihn arbeitet, dafür aber die langjährigste Mitarbeiterin, er beschäftigt gut dreißig Leute, Assassinen, Diebe, Attentäter, Betrüger, aber keiner von ihnen ist schon so lange und so erfolgreich, wie ich, dabei. Die meisten werden nach zwei, drei Jahren verhaftet oder umgebracht. Ich hingegen habe mir nebenbei sogar einen Ruf als berüchtigte Diebin aufgebaut. Vielleicht habe ich auch nur so viel Glück, weil ich vom Meister selbst trainiert wurde und sein Wohlwollen für mich gewonnen habe. Meine Kräfte helfen mir natürlich auch. Sie unterstützen mich, um die perfekte Balance zu halten, mich lautlos vorzubewegen und auch höhere Sprünge zu überleben. Keiner weiß, wie man meine Kraft nennen soll, aber die meisten sagen einfach, dass ich zum Stehlen geschaffen wurde. Ihr müsst wissen jeder in unserer Welt hat eine besondere Fähigkeit. Wie stark sie ist, basiert auf deiner Augenfarbe. Je seltener und kräftiger die Farbe, desto stärker und mächtiger die Person. Braune Augen sind die häufigsten, die meisten mit braunen Augen sind sehr stark, schnell, haben sehr gute Sinne oder wie ich einfach einen kleinen Mix. Caspar ist extrem intelligent und hat ein ausgesprochen gutes Gehör. Meine Freundin Katalina hat wässrige, trübe, blaue Augen und kann sich für einen gewissen Zeitraum unsichtbar machen. Richtige krasse Fähigkeiten hat die Königsfamilie. Die Königin kann sich per Telepathie helfen, die Tochter und der jüngere Sohn können sich der Zeit bedienen. Der Sohn Janus kann die Zeit schneller laufen lassen und die Tochter Ophelia sie für einige Sekunden anhalten. Sie alle drei haben kräftige, graue Augen. Doch der stärkste der Königsfamilie Regius ist der älteste Sohn, er hat strahlende, mitternachtsblaue Augen und ist fähig in die Köpfe der Menschen zu schauen. Die Fähigkeit hat er von seinem Vater, dem verstorbenen König, geerbt. Seit der König tot ist regiert die Familie mit eiserner Hand. Früher liebten alle die Königsfamilie, doch seit dem traurigen Tod, werden sie von den Unterschichten gehasst. Ich habe sogar schon Gerüchte über eine Revolution gehört. Ich würde mich ihr auf jeden Fall sofort anschließen. Die ärmeren Schichten, zu denen auch ich gehöre, werden wie Dreck behandelt. Wir bekommen keine richtige Bildung, gerade genug, um zu lesen, zu schreiben und leichte Aufgaben zu rechnen. Wir müssen die ganze Drecksarbeit von den da Oben verrichten. Alle die ich kenne sind Bauern, die zu hohe Steuern zahlen müssen, Bettler, die von den Straßen vertrieben werden, Besitzer kleinerer Läden oder Kneipen und Verbrecher. Man könnte denken, dass es daran liegt, dass wir arm sind, aber eigentlich ist die Armut nur eine weitere Folge, des eigentlichen Problems. Jeder hier hat braune Augen. Der Adel und die ganz hohen Tiere, wie die Hauptmänner oder königlichen Berater haben immer besondere Augenfarben. Katalina mit ihren Augen gehört der Mittelschicht an. Ihr Vater ist Händler und ihre Mutter eine Dienerin im Schloss, weshalb beide selten zu Hause sind. Sie haben ein kleines Haus am Stadtrand mit hübschem Garten, während ich in meiner verdreckten Wohnung in einer dunklen Seitengasse wohne. Manchmal wenn ihre Eltern weg sind, wohne ich bei ihr und bringe ihr das Stehlen bei. Denn obwohl sie niemals so etwas machen müsste, gefällt es ihr anderen ihr Hab und Gut zu klauen. Wenn die Aufträge nicht schwer sind, nehme ich sie mit und sie freut sich jedes Mal wie ein kleines Kind. Später werde ich sie in unserer Lieblingskneipe dem Barneys treffen, aber jetzt muss ich meinem Chefchen erst einmal die Beute unauffällig übergeben. Vorsichtig laufe ich durch die Männer, ohne jemanden zu berühren, um dann vor Caspar stehen zu bleiben und meine Schauspielkünste aufzurufen. "Wer ist die Schlampe? Sag es mir! Hast du ihr auch so teuren Schmuck geschenkt, um sie zu betören? Du bist ein Lügner und Betrüger, du solltest dich schämen! Und deinen dreckigen Schmuck kannst du auch wiederhaben." Schreie ich ihn vor allen Leuten an und werfe ihm den Beutel mit dem Schmuck auf den Schoß. Bei meinem abschließenden Abgang einer zutiefst verletzten Frau, zwinkere ich ihm kurz zu und er zwinkert zurück. Unser Zeichen für Verständnis. Nachdem ich aus der Kneipe raus bin, atme ich erst einmal die frische Luft ein und mache mich dann auf den Weg zu Katalina. Das Barneys liegt eher versteckt in einer winzigen Seitengasse, aber wenn man es entdeckt, ist man ein wahrer Glückspilz. Denn es ist nicht wie jede andere Kneipe. Große Buntglasfenster sind überall angebracht und im Inneren stinkt es nicht nach Staub und Alkohol, sondern überall stehen frische Blumen. Jeder Stuhl hat eine andere Farbe und ein anderes Aussehen, dafür sind Tische, Theke, Boden und Decke in Schwarz. Irgendein Adeliger hatte diese Kneipe anfertigen lassen, ist dann aber plötzlich verstorben und ein schlauer Kerl hat sie sich dann einfach unter den Nagel gerissen. Drinnen sehe ich sie schon winken und setze mich zu ihr an unseren Stammtisch. "Hey, schön dich zu sehen." Begrüße ich sie." Hey, wie gehts dir? Wie ist der Job gelaufen?" "Gut, war ziemlich leicht. Ich musste nur eine riesige Show abliefern, damit niemand von Caspars Kameraden sich wundert, warum ein so junges Mädchen einem alten Knacker, teuren Schmuck gibt." "Oh, die wütende Enkelin oder die verletzte Liebhaberin?" "Die verletzte Liebhaberin. Mir war einfach mehr danach, nachdem ich das Ehepaar, das ich beklaut habe, erwischt habe, als sie ihren Spaß hatten." "Haben sie dich gesehen?" "Nein, ich hab sie im Nebenzimmer gehört." "Wer war es? Vielleicht hat sie ja ihren Ehemann betrogen oder hatten sie irgendwelche interessanten Fetische?" "Du bist zu neugierig. Aber weil du es bist. Sie wollte, dass er sie bei einem Tiernamen nennt, aber jeden das seine und betrogen hat sie ihn auch nicht er war beteiligt." Erzähle ich ihr widerwillig. Katalina oder Alina, wie ich sie meistens in der Öffentlichkeit nenne, damit niemand unsere Namen erfährt, hat eine ganz eigene Art mit Geheimnissen umzugehen. Die meisten erfährt sie von mir. Sie ist der Meinung, dass uns all diese Informationen irgendwann mal weiterhelfen werde. Schnell krickelt sie alles in ihr Notizbuch, das sie immer bei sich trägt. Dort drinnen steht alles was ich ihr je erzählt habe und sie hütet Es, wie ein Drache seinen Schatz. "Danke, ich schwöre dir irgendwann hilft uns das weiter." "Ja klar. Sind deine Eltern zu Hause?" "Nein, möchtest du heute bei mir schlafen?" "Ja, das wäre nett. Ich habe heute keine Lust auf meiner von Ratten zerfressenen Matratze zu schlafen." "Wollen wir dann gleich zu mir gehen, ich bin ziemlich müde. Es ist schließlich schon Mitternacht und ich hatte einen langen Tag. Wir können uns etwas zu essen mitnehmen." Schlägt Katalina vor "Gute Idee. Ich bestelle uns zwei Mal Hähnchen. Warte du schon mal draußen."
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