Kapitel 8
[Healing process]
~Gewalt fühlt sich manchmal an wie Liebe, da verhungernde Menschen alles essen würden, um zu überleben~
||11 Monate nach Casmiels Verschwinden||
„Treten Sie ruhig ein, Mister Trout. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Gordon Uilleam, doch Sie können mich ohne Bedenken Gordon nennen. Jedenfalls bevorzugen dies meine Patienten größtenteils, weshalb ich Sie ebenfalls dazu einlade. Sollten Sie es jedoch bevorzugen mich Mister Uilleam zu nennen, werde ich Sie davon nicht abhalten. Ebenso ist es Ihnen überlassen ob Sie mich duzen oder siezen. Solange Sie nicht meinen Mittelnamen, Bowie, ansprechen, werden wir uns blendet verstehen," redete ein älterer Mann ohne Casmiel auch nur anzusehen. Seine dunkelbraunen Augen waren konzentriert auf ein Blatt Papier, dass er in seinen rauen, dunklen Händen hielt und eine silberrahmige Brille lag auf seiner buckeligen Nase.
Seine bereits ergrauten Haare waren in einen niedrigen, sehr unordentlichen Dutt gebunden, in dem ein Kugelschreiber lagerte und er hatte einen dunklen Bart, der zwar grau wirkte, doch ebenso dunkelbrauen Flecken hatte.
Dennoch wirkte der Mann jünger als seine Erscheinung vermuten ließ. Zwar waren seine Haare grau, seine Hände faltig und seine Haut etwas fleckig, doch seine Ausstrahlung machte ihn gleich viel jünger, selbstbewusster, obwohl man zahlreiche Falten auf seiner dunklen Haut zählen konnte. Sympathisch.
Casmiel trat in den Raum und schloss die Türe hinter sich.
Das Zimmer war angenehm eingerichtet. Gelbe Vorhänge waren vor den großen Fenstern befestigt und dazu passend standen gelbe Sessel im Raum. Zwei, um genau zu sein, einen kleinen Kaffeetisch mit einer dampfenden Tasse umrundend. Eine Tischdecke zierte diesen ebenso wie eine kleine Topfpflanze, deren Inhalt dezent vertrocknet wirkte, aber immer noch in ein gelbliches grün getaucht war. Die Einrichtung war zwar hell, aber keinesfalls blendend. Einladend und bequem, als wäre man im Wohnzimmer eines Freundes.
Cas vermutete, dass es genau so geplant war. Schließlich war er hier bei einem Psychologen. Diese achteten normalerweise sehr darauf, dass sich ihre Patienten wohl fühlten und genau das tat man in diesem Raum. Sogar Casmiel konnte fühlen, wie seine angespannten Schultern etwas nachließen, obwohl er noch immer mit einem aufrechten, stolzen Gang eintrat und keine Schwäche vermuten ließ. Nur weil er freiwillig hier war, bedeutete das nicht, dass er sofort vertraute. Dieser Mann war ein Fremder und Fremde waren trotz allem immer noch gefährlich.
„Charles Trout, aber ich vermute, dass wissen Sie bereits," stellte Casmiel sich mit seinem Decknamen vor, den er gewählt hatte. Es war unterbewusst passiert. Er hatte einen einfachen, gewöhnlichen Namen nehmen wollen, der nicht im Gedächtnis hängen blieb. Einen Namen, den man im Alltag erwartete, ganz anders als Casmiel Aradeon Tripe einer war.
Doch scheinbar hatte er es nicht geschafft seine Initialen zu ändern.
Interessiert hob Gordon Bowie Uilleam seinen Kopf und musterte Casmiel kurz, als wäre er eine versteckte Goldmiene, die mehr bereit hielt, als seine gewöhnlichen Patienten.
„Sie sind der schönste Mann, der mir je begegnet ist," stellte Gordon ruhig fest, als wäre es eine vollkommen normale Aussage, die man einfach so tätigte, wenn man einen neuen Patienten kennenlernte und Casmiel würde lügen, wenn er sagen würde, dass er nicht recht perplex war von dieser Aussage, die ihn zwar so oft traf, aber dennoch nicht an einem solchen Ort erwartet wurde.
„Entschuldigen Sie. Ich habe manchmal keinen Filter für die Dinge, die ich sage. Wohl ein Psychologen-Syndrom. Wir hören nie auf zu reden und auch wenn es meist seinen Sinn und Zweck hat, sind manche unserer Aussagen doch nur Schall und Rauch. Setzten Sie sich bitte. Kaffee? Tee? Wasser?" redete Gordon einfach weiter und er war bereits aufgestanden um Casmiel zu bringen, was er wollte.
„Nichts. Danke" antwortete Casmiel nur ruhig aber distanziert. Er trank grundsätzlich nichts, das er nicht selbst gemacht hatte und Gordon schien zu verstehen.
„Es steht Ihnen jederzeit frei sich selbst etwas zu holen, wenn Sie dies präferieren würden. Ich habe mit Traumapatienten zu tun. Sie wären also nicht der erste, der es präferiert, seine Getränke selbst zu kontrollieren" sagte Gordon nur und setzte sich zurück auf seinen Platz gegenüber von Casmiel.
Einen Moment lang war es still. Gordon sah Casmiel an. Casmiel sah Gordon an. Mehr nicht. Vielleicht war es typisch anfangs nicht zu sprechen, wenn man zu einem Psychologen ging. Doch Casmiel war sich dennoch nicht sicher, ob er eine gewisse Aufgabe hatte, die er nur nicht verstand.
Nach noch weiteren fünf Minuten nahm Gordon den Stift aus seinen Haaren und schrieb etwas auf seinen Block, der auf seinem Schoß lag.
„Was schreiben Sie auf?" fragte Casmiel nur und Gordon stoppte mit seiner Niederschrift.
„Ich schreibe mir nur auf, was ich beobachtet habe, Charles. Es ist doch in Ordnung, wenn ich Sie Charles nenne, nicht wahr? Sollten Sie ein Problem damit haben, irgendetwas, was ich tue oder nicht tue, können Sie es ruhig sagen. Schließlich bin ich da, um Ihnen zu helfen. Nicht umgekehrt" antwortete Gordon ruhig und schrieb nach seiner Antwort eifrig weiter.
„Was haben Sie beobachtet?" fragte Casmiel weiter ohne seine Nervosität preiszugeben. Er war geübt darin so zu wirken, als stünde er über allem, als wüsste er über alles und jeden bescheid. Doch in der Nähe von Gordon fühlte er sich irgendwie unsicher.
Es war vielleicht seine Entscheidung gewesen, professionelle Hilfe hinzuzuziehen, doch nun bezweifelte er seine Gedanken wieder.
„Wirkt müde. Bekommt wohl keinen Schlaf. Vermutete Insomnie. Augenringe in Klammer. Nicht die Hand gegeben, während Vorstellung. Befand es nicht als nötig Köperkontakt zu pflegen. Berührungsängste, Fragezeichen. Analytischer Blick. Mustern. Beobachtung. Hypersensitiv. Wahrnehmung gesteigert. Hyperempathisch" las Gordon Wort für Wort von seinem Block und Casmiel suchte nach einer Lüge in seiner Aussage, doch er schien die Wahrheit zu sagen.
„Wie können Sie wissen, dass das stimmt? Wir sitzen erst seit zehn Minuten hier" fragte Casmiel weiter. Ihm war dieser Mann bereits jetzt suspekt. Niemand konnte so viel in nur zehn Minuten interpretieren.
„Oh, ich weiß es nicht. Das sind nur meine ersten Eindrücke. Ich mache mir ein Bild von Ihnen und spätere Sitzungen werden es mir bestätigen oder meine gesammelten Eindrücke erweitern. Wie auch immer, ich fange irgendwo an und höre irgendwann auf. Fehlerhafte Beobachtungen helfen mir mich zu verbessern und meine Hospitation bei Notwendigkeit zu verändern. Aber ich will Sie nicht weiterhin auf die Folter spannen. Wieso sind Sie hier, Charles?" fragte der Mann nur ruhig und Casmiel musterte ihn misstrauisch.
„Ich weiß es nicht" antwortete er ehrlich, doch Gordon schnaubte nur amüsiert und schüttelte sicher den Kopf.
„Lüge" waren seine einzigen Worte und Casmiel sah ihn verständnislos an.
„Ich habe nicht gelogen."
„Meine Beobachtung sagt mir etwas anderes."
„Wie können Sie sich so sicher sein?"
„Psychologenintuition."
„Lüge," Gordon sah wieder von seinem Block auf als Casmiel diese Worte äußerte und musterte ihn interessiert.
„Oh, wir werden uns blendend verstehen" meinte er nur mit einem vorfreudigen Grinsen auf dem Gesicht, doch Casmiel setzte nur sein charmantes Lächeln auf.
„Das bezweifle ich, Bowie," antwortete Casmiel nur ungerührt und ein leichtes Lachen erschallte von Gordon.
„Ich mag Sie. Sie sind äußerst interessant, Charles. Also. Zurück zu meiner Frage. Was wollen Sie hier?"
„Ich weiß es nicht."
„Lügen haben hier keinen Platz."
„Ich kann Ihnen nicht mehr sagen als das, so sehr ich es bedauere."
Gordon atmete tief ein und legte seinen Stift auf seinen Block bevor er wieder zu Casmiel aufsah und diesen genauestens ansah. Er schien nicht einmal zu versuchen, es geheim zu halten.
„Gut. Verändern wir die Frage etwas. Was erwarten Sie sich von mir?" fragte Gordon nun und Casmiel hielt einen Moment inne, bevor er seine Antwort aussprach.
„Ich denke, ich brauche Hilfe" antwortete er vorsichtig, doch Gordon begann nur wieder zu lächeln und nahm seinen Stift erneut in seine Hand.
„Perfekt. Sie haben Glück, darin bin ich nämlich der Beste"
„Der Beste?"
„Natürlich der Beste. Anderenfalls wären Sie wohl kaum zu mir gekommen. Sie sind ein Mann, der Entscheidungen vorsichtig und mit Bedacht trifft. Selbst wenn Sie impulsiv agieren, steckt immer ein tieferer Gedanke dahinter, selbst wenn er selbst für Sie nicht ganz klar ersichtlich ist. Sie bewegen sich nicht nach einem einfachen Gefühl, Charles. Sie arbeiten mit Ihrem Gehirn. Deshalb bin ich der Beste. Sie haben es sich ganz genau überlegt, zu welchem Psychologen Sie gehen wollen, da Sie Angst vor der Konfrontation Ihrer Probleme haben. Ein Mensch, der selbst Probleme mit Konfrontation hat, würde Ihnen nichts bringen" erklärte Gordon ehrlich als wäre es eine vollkommen normale Aussage. Das schien der Mann öfter zu tun, als es Casmiel lieb war.
„Sie interpretieren ziemlich viel in Details, nicht wahr?" fragte Casmiel nur unbeeindruckt wirkend von der erschreckend akkuraten Darstellung des Tripes. Er fühlte sich nicht wirklich gut dabei einfach so leicht durchschaubar zu sein.
„Nun ja, sie werden scheinbar nicht anfangen über Ihre Probleme zu sprechen also erledige ich das für Sie."
„Ich habe keine Probleme."
„Mhm. Deshalb sind Sie schließlich hier. Ich würde mich ja geehrt fühlen, wenn ein solch hübscher Mann mich ohne Hintergedanken sehen wöllte, aber ich fürchte ich bin zu alt für Sie, Mister Trout."
„Das war nicht so gemeint."
„Schon klar."
Stille setzte erneut ein und Casmiel musste sich zurückhalten um nicht nervös mit seinem Bein zu wippen während Gordon ihn einfach nur mit einem dämlichen Lächeln ansah und seinen Stift immer wieder gegen seinen Block tippte.
„Also zurück zu Ihren Problemen."
„Ich habe keine Probleme."
„Wieso sind Sie dann hier?"
„Ich weiß es nicht."
„Wissen Sie es nicht oder wollen Sie es nicht wissen, da sie Angst vor der Konfrontation Ihrer Vergangenheit haben?"
„..."
„Das dachte ich mir bereits."
Casmiel verfluchte diesen Psychologen jetzt schon.
Gordon klatschte einmal leicht in seine Hände und rieb sie dann, als würde er sich bereit machen, etwas schweres zu tragen. „Also. Fangen wir an. Wir haben scheinbar noch viel vor uns."
||1 Jahr und 1 Monat nach Casmiels Verschwinden||
"Ein Blick in Ihre Seele verrät mehr über Sie, als Sie denken, Charles"
"Ein Blick in meine Seele?"
"Ich weiß, es klingt vermutlich ziemlich kitschig. Doch mit meiner wachsenden Erfahrung als Therapeut lerne ich, wie man in die Seele von jemanden sieht und in Ihrer erkenne ich sehr viel Schmerz"
"Wie lernt man, in die Seele eines anderen zu sehen, ohne sie zu kennen?"
"Oh, man kann es nicht lernen. Es ist ein Talent. Ein Talent, wie sie ebenso eines haben. Wenn Sie nach meiner Meinung fragen würden, würde ich behaupten, dass Sie mehr Talente in sich verstecken, als Sie von sich selbst behaupten würden"
"Ich habe zahlreiche Talente. Ich habe sie gebraucht, um zu Überleben"
"War es dann wirklich ein Talent, wenn Sie es lernen mussten, um zu Überleben? Möglicherweise ist Ihr Talent die Adaption, aber vielleicht, korrigiert mich, sollte ich falsch liegen, ist Ihr Talent auch einfach nur zu überleben"
"Was meinen Sie damit?"
"Sie sind kein Idiot, Charles. Sie haben sich selbst Hilfe gesucht und ich muss sagen, ich habe einen eigenen Termin mit dem Psychologen meines Vertrauens gebucht, nachdem Sie sich das erste Mal mir geöffnet haben. Ich habe natürlich nichts über Ihre Erzählungen weitergegeben, doch ich habe gewusst, dass ich Hilfe brauche, weil Ihre Geschichte keine schöne ist. Sie wurden immer wieder zerstört, nur um kontrolliert zu werden und vielleicht ist genau das Ihr größtes Talent"
"Zerstört zu werden?"
"Zerstörung zu nutzen"
"Welchen Nutzen könnte dieses Talent, wie Sie es nannten, schon haben?"
"Sie werden zerstört, doch anstatt einfach zu Staub zu zerfallen, schmeißen Sie Ihren Gegnern einfach genannten Staub in die Augen. Sie nutzen Ihre Zerstörung um andere zu zerstören und auch wenn es schlecht ist, dass sie nie gelernt haben, dass nicht jeder Ihr Gegner ist, können wir diese Grundlage nutzen, um Ihnen beizubringen, dieses Talent für Gutes zu nutzen"
"Ich soll also lernen den richtigem Menschen Staub in die Augen zu werfen?"
"Im Endeffekt ja. Doch anfangen sollten wir mit Ihrem größten Feind, den Sie haben. Sich selbst"
„Ich dachte, meine Familie wäre mein größter Feind"
„Das ist sie möglicherweise auch. Schließlich habe ich Ihre Familie durch persönliche Erzählungen kennengelernt und kann allein durch diese schon mit Sicherheit behaupten, dass sie alle absolute Arschlöcher waren. Pardon"
„Nein, nein. Ich gebe ihnen recht. Sie waren Arschlöcher"
„Achten Sie auf ihre Aussprache"
„Aber-"
„Kein Aber, Jungspund."
„Ich hasse Sie, Bowie"
||Ein Jahr und vier Monate nach Casmiels Verschwinden||
"Ich denke...ich will zurück. Ist das...normal?" Die Frage klang unsicher. Casmiel suchte nach Antworten bei dieser Person. Er suchte nach jemandem, der ihn verstehen konnte. Seine Sorgen, seine Taten, sein Selbst. Jemand, der einfach akzeptierte, wer er war.
"Gewalt kann sich anfühlen wie Liebe" antwortete der Mann nur und Casmiel sah überrascht auf.
"Aber ich weiß inzwischen, das es keine Liebe war. Ich weiß, dass mein Vater niemals in der Lage sein wird mich zu lieben. Wieso will ich also noch immer zurück?" fragte er verwirrt doch Gordon lächelte nur milde.
"Gewalt fühlt sich manchmal an wie Liebe, da verhungernde Menschen alles essen würden, was sie bekommen. Wenn Gewalt alles ist, was sie erhalten, lernen sie eben, diese Nahrung aufzunehmen. Der menschliche Geist ist dazu ausgelegt schlechte Situation zu vereinfachen, indem er es sich schöner vorstellt, als es ist. Deshalb sagen Menschen auch so häufig, dass etwas okay ist, obwohl es das nicht ist. Sie versuchen sich die Situation zu verschönern, obwohl sie sich damit nur selbst manipulieren" erklärte er nur ruhig und Casmiel nickte stumm.
"Also...will ich zurück, weil ich verhungere und Gewalt die einzige Liebe ist, die ich kenne?"
"Ja und nein. Gewalt ist die Form der Liebe, die Sie all die Jahre kennenlernen und akzeptieren mussten. Doch irgendwann haben Sie eine andere Art kennengelernt und diese angenommen. Gewalt konnte Sie also nicht mehr füllen und hat damit ein Ungleichgewicht erstellt. Ihr Gehirn hat begonnen zu realisieren, dass es auch eine andere Nahrungsquelle gibt, die nicht so viele Gefahren birgt, wie Gewalt"
||Ein Jahr und fünf Monate nach Casmiels Verschwinden||
"Wir arbeiten jetzt schon seit zwei Monaten zusammen, Charles. Also werde ich die Frage wiederholen, die ich Ihnen bei unserer ersten Sitzung gestellt habe. Was wollen Sie?"
Er öffnete seinen Mund, wartete darauf, dass Worte aus ihm sprudelten, doch da war nichts. Er wusste, was er wollte. Er wiederholte es jeden Tag bevor er versuchte zu schlafen, bevor er versuchte zu essen, bevor er anfing, seinen Tag zu starten. Er wiederholte es jeden Tag wie eine persönliche Mantra und doch trat in diesem Moment kein Wort über seine Lippen, die sich letztendlich wieder schlossen, als hätte er nie begonnen, seine Wünsche aufzuzählen.
"Ich weiß es nicht" murmelte Casmiel leise und sah verwirrt zu Boden. Er wusste es doch. Wusste es ganz genau, doch er konnte es nicht sagen.
"Das ist in Ordnung. Wissen Sie, jeder Mensch will dasselbe. Sie wollen, dass es okay ist. Nicht großartig oder legendär, was auch immer. Sie wollen nur, dass alles okay ist und ich denke, genau das wollen Sie auch. Sie können nur nicht bezeichnen was Sie wollen, da es noch nie in ihrem Leben wirklich okay war. Weil Sie nie okay waren in den Augen derer, die Sie als fantastisch hätten sehen sollen. Und das ist okay. Es ist okay, etwas nicht zu wissen. Sich selbst nicht zu kennen. Es ist okay, wenn etwas nicht okay ist. Denn Ihr Leben, Charles, war definitiv nicht okay. Doch das ist nicht Ihre Schuld."
||Ein Jahr, fünf Monate und drei Wochen nach Casmiels Verschwinden||
„Mein wirklicher Name ist nicht Charles Trout"
Stille. Es war oft still zwischen Gordon und Casmiel. Manchmal saßen sie ihre gesamte Sitzung lang in vollkommener Stille und erledigten Aufgaben, die sie außerhalb dieser Zeit erledigen sollten. Doch Casmiel genoss die Sicherheit, die Gordon ihm gab. Die Akzeptanz.
„Ich weiß" gab Gordon nach einiger Zeit zu und Casmiel sah ihn verwirrt an.
„Sie wissen es?" fragte er nur vorsichtig.
„Charles. Ich bitte Sie. Ich habe einen Hyperfokus auf Psychologie seitdem ich sechs war und beobachte Leute seitdem ich sieben bin um ihre Verhaltensmuster zu analysieren. Ich bemerke sowas" meinte Gordon nur scheinbar desinteressiert, dass sein Gegenüber nicht wirklich Charles hieß.
„Wollen Sie meinen wahren Namen denn gar nicht kennenlernen?" fragte Casmiel unsicher. Nur bei Gordon konnte er tatsächlich seine Gefühle zeigen, wie er sie im Moment fühlen wollte und die Offenbarung seines Namens verunsicherte ihn zunehmend.
„Nein. Ich denke nicht, dass das nötig ist. Solange du einverstanden bist, dass ich dich weiterhin Charles nennen werde, halte ich es nicht für nötig deinen Geburtsnamen zu kennen. Solltest du ihn mir sagen wollen, steht es dir jederzeit frei. Du bezahlst mich, nicht umgekehrt"
„Manchmal kommt es mir vor, als würdest du mich bezahlen"
„Deine mentale Stabilität zu sichern ist keine Bezahlung, Charles. Ich versuche nur zu bessern, was ich bessern kann. Es ist nicht alles, doch ich kann dir ein besserer Vater sein als dein Samenspender es jemals sein könnte"
„Ich danke dir, Gordon."
„Und ich danke dir, Charles."
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