Zehn
Im Stiegenhaus roch es ziemlich muffig. Ich ging hinter Noah die Treppen nach oben und sah mich weiterhin um. Der Putz bröckelte bereits von den Wänden und der Fahrstuhl sah aus, als wäre er schon seit Jahren kaputt.
Noah wohnte im dritten Stock. Als wir dort ankamen, stand die Tür schon offen und ein großer Junge stand im Türrahmen. Er hatte braunes Haar, aber die gleichen Locken wie Noah. Vermutlich war das sein Bruder.
Neugierig sah er zu uns und sein Blick blieb ganz besonders an mir hängen.
»Hey, wer ist das?», fragte er an Noah gewandt.
»Ein Freund von mir«, gab dieser zurück. Ich hob zögerlich die Hand und winkte dem offensichtlich älteren zu.
»Das ist mein großer Bruder Josh. Josh, das ist Marcus. Ein Junge, der mich super aufgenommen hat«, lächelte Noah und ich hätte schwören können, dass sein Lächeln verträumt war.
»Na wenn du so nett bist, dann immer rein in die gute Stube«, schmunzelte Josh und trat beiseite, so dass Noah und ich hinein konnten. Die Wohnung war unordentlich. Überall lagen Klamotten herum, die gewaschen werden mussten. Schuhe standen im Flur herum. Manche dreckig, andere sauber. Sie war zudem nicht sehr groß. Den Flur konnte man mit vier Schritten durchqueren und es gingen vier Zimmer von diesem ab.
»Wohnst du hier? Wo sind denn eure Eltern?«, wollte ich wissen, nachdem wir in dem kleinen Zimmer auf dem Bett von Noah Platz genommen hatten.
Noah hielt den Blick gesenkt. Seine Hände spielten nervös mit den Kordeln seines Hoodies.
»Hey, du musst dich nicht schämen. Ich verurteile dich nicht«, sprach ich sanft und legte vorsichtig meine Hand auf die nervösen Noahs. Dieser hob den Blick und sah mich endlich an. In seinen Augen konnte ich Trauer erkennen. Erinnerungen an eine Zeit, die wohl ganz und gar nicht schön war.
»Meine Eltern leben nicht mehr. Sie sind bei einem Unfall ums Leben gekommen, als ich acht war. Ich bin in einem Waisenhaus untergekommen und das war die Hölle. Die Kinder dort waren alle total durch. Die haben um sich geschlagen und andere fertig gemacht. Wenn ich Josh nicht gehabt hätte, dann wäre es übel gewesen. Als Josh dann alt genug war und da raus durfte, war ich alleine und...«
Noah brach weg und rieb sich die Augen. Es tat weh, ihn so leiden zu sehen und ich wünschte, ich könnte ihn irgendwie helfen.
Sanft rieb ich mit den Daumen über die zarte Haut, um ihn ein wenig zu bestärken.
»Dann wurde es richtig schlimm. Ich hatte meinen ersten Freund. Wir waren ausprobierfreudig, wenn ich das so sagen kann. Wir hatten auch Sex, aber irgendein Idiot hat uns dabei gefilmt und mich und meinen Freund total fertig gemacht, indem er es allen gezeigt hat. Jeder hatte plötzlich dieses Video geschickt bekommen. Es war die Hölle. Ich hab es Josh erzählt und er hat mich dann zu sich geholt. Nun wohnen wir hier. Ist zwar nicht das größte und beste, aber besser als noch ein paar Jahre in dieser Hölle zu bleiben«, endete Noah und ich brauchte erstmal ein bisschen, um das zu verarbeiten. Das war wirklich krass. Schwer schluckte ich und lehnte mich ein wenig an Noah, der scheinbar so viel mitgemacht hatte, dass ich selbst spürte, wie mein Herz ganz schwer unter dieser Last wurde.
»Das tut mir leid«, hauchte ich heiser. Meine Stimme war nicht zu mehr fähig. Noah tat mir so leid. »Das muss es nicht. Du machst es besser. Du bist nicht, wie alle anderen. Du schaust mich nicht schief an, wegen meiner Wohnung. Du bist einfach toll«, gab Noah zurück und mein Herz begann wieder, wie wild zu hüpfen. Sowas schönes hatte noch nie jemand zu mir gesagt.
Vorsichtig krabbelte ich noch etwas näher zu Noah. Dieser reagierte sofort und zog mich auf seinen Schoß. Seine Hände fanden Platz an meinen Hüften und nun saß ich genau da, wo ich eigentlich heute Abend noch nicht sitzen wollte.
Langsam wanderten seine Hände unter mein Shirt und meine unter seinen Hoodie. Ich wollte seine warme Haut spüren und er meine.
Eine Gänsehaut überzog meinen Körper, als es geschah. Es war, als würden kleine Funken über meine Haut springen und sie brachten mein Inneres zum brennen.
Ein wenig lehnte ich mich mehr gegen Noah, drückte ihn mit meinem Gewicht etwas nach hinten, bis wir beide lagen. Ich blickte in die blauen Augen, die an zwei klare Bergseen erinnerten und strich mit einer Hand über die Wange nach hinten zu den weichen Haaren, die an den Seiten ganz kurz waren.
»Du bist so schön«, brummte ich und Noah lächelte. Er lächelte wieder dieses Lächeln, das meine Knie ganz weich werden ließ und ich liebte ihn dafür, denn das zeigte, dass es ihm gut ging und er glücklich war.
»Und du erst, mein Engel. Mein Schutzengel.«
Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und setzte mich auf. Es gefiel mir, so auf Noah herab sehen zu können, denn so hatte ich endlich mal die Macht über Noah und nicht umgekehrt, wie es sonst immer war. Nun konnte ich ihn mit einzelnen Bewegungen verrückt machen und ich denke, das könnte mir durchaus gefallen.
Vorsichtig bewegte ich kurz das Becken und sofort verkrampften sich die Finger an meinen Hüften. Noah bekam große Augen und sah zu mir hoch.
»Ich dachte, du willst keinen Sex«, keuchte er und dieses Geräusch ließ mich heftig Schaudern. Vielleicht hatte er selbst jetzt noch eine ziemlich große Macht über mich.
»Das ist ja auch kein Sex«, antwortete ich und grinste ihn frech an.
Noah grinste ebenfalls.
»Das endet aber in einem, wenn du so weiter machst«, meinte der Dunkelblonde und hakte seine Finger in meinen Hosenbund. Kurz zog er meine Jeans von meiner Haut weg.
Kühle Luft traf auf die empfindliche Haut.
Dann ließ er sie wieder gegen meinen Körper schnalzen, wodurch sich Luft auf mein Glied stieß, das sich ohnehin schon viel zu heiß anfühlte. Nun war ich es, der keuchte und legte den Kopf leicht in den Nacken.
Noah lachte leise und beugte sich zu mir hoch, wodurch er sein Becken bewusst oder unbewusst gegen meines drückte.
»Das gefällt dir also hm?«, raunte er in mein Ohr und ich schauderte erneut.
Ich will mehr!
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