Einundzwanzig
Der Tag zog sich wie Kaugummi. Es war ätzend langweilig. Die Stunden fühlten sich an, als stünde die Zeit still und sie würden niemals vergehen. Allein die Glocke, die nach einer Ewigkeit ertönte zeigte mir, dass sie es doch tat.
Als es dann endlich soweit war und wir nach Hause gehen konnten, sprang ich von meinem Platz auf und packte meine Sachen zusammen. Noah neben mir beobachtete mich nur mit einem Grinsen und erhob sich dann langsam.
»Bist du auf der Flucht oder warum hast du es so eilig?«
Ich sah zu ihm und musste leicht lachen. »Auf der Flucht, ja. Ich will keine Sekunde länger an diesem Ort verbringen«, gab ich zurück und schulterte meine Tasche.
»Okay, das kann ich verstehen. Na dann, lass uns gehen«, meinte mein Freund und schob seine Hand in meine.
Mein Herz hüpfte vor Aufregung. Ich war gespannt, wie meine Mutter reagieren würde. Hoffentlich mochte sie Noah und hoffentlich fühlte Noah sich wohl. Er war der erste, mit dem ich zusammen war, der erste, den ich mit nach Hause nahm. Es war etwas ganz besonderes.
Den ganzen Weg über sagte ich nichts. Ich war viel zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt und Noah schien dies zu akzeptieren, denn auch er schwieg.
Erst als wir an der Haustüre ankamen, erhob ich meine Stimme wieder.
»Bist du nervös?«, wollte ich wissen. Noah löste seinen Blick von der Deko, die an der Tür hing und sah zu mir.
»Schon. Du?«
Meine Wangen wurden rot, als ich nickte und Noah's Lächeln wurde breiter. Sanft strich er mit dem Daumen über meine Wange und küsste meine Stirn.
»Wird schon gut gehen. Sie ist deine Mutter. Du musst nicht nervös sein«, sprach der blonde Junge und im Grunde hatte er recht. Ich wusste, wie Rebeka tickte. Er nicht. Eigentlich musste ich gar nicht nervös sein.
Also steckte ich den Schlüssel ins Schloss und sperrte auf.
Meine Mutter war gerade in der Küche, denn ich hörte das Geschirr klappern.
»Mum! Ich bin da und ich hab jemanden mitgebracht!«, rief ich aus und sofort wurde es still in der Küche.
Augenblicklich sah ich meine Mutter, die aus der Küche zu uns lugte und kurz darauf in den Flur trat.
»Oh, ist das der Junge, von dem du mir erzählt hast?«, wollte sie wissen, als sie auf uns zu kam und ich nickte vorsichtig.
Rebeka musterte Noah und ich spürte, wie er sich verkrampfte. Hatte er Angst, dass er nicht gut genug sei? Das wäre Blödsinn! Kein anderer wäre besser für mich geeignet, als er und ich hoffte, dass er das auch wusste.
»Schön, dass ich dich auch mal persönlich kennenlerne. Marcus hat ja schon ganz eifrig von dir erzählt. Ich bin Rebeka«, lächelte sie und streckte die Hand aus.
Noah lächelte ebenfalls. Seine Wangen waren ein wenig gerötet, als auch er seine Hand ausstreckte und sie schüttelte.
»Ich bin Noah. Freut mich«, sagte er und ich stand daneben, wie ein Zuschauer einer Fernsehserie. Das lief ja bestens!
»Kommt, ihr habt sicher Hunger«, sagte sie und ging wieder zurück in die Küche.
Noah und ich standen noch ein wenig so da, ehe ich mich an ihn wandte. »Du musst aber auch nicht nervös sein«, schmunzelte ich nun wo ich keinerlei Sorge mehr verspürte. Alles schien nach Plan zu laufen. Rebeka mochte Noah und Noah schien sich auch mit ihr zu verstehen.
Langsam gingen wir also in die Küche, setzten uns und aßen. Sogar die peinlichen Fragen ließ meine Mutter aus, wofür ich ihr sehr dankbar war. Ich wollte mich nicht gleich am Anfang für sie schämen müssen.
Noah blühte richtig auf. Seine Augen funkelten, während er mit ihr über Dinge diskutierte oder als er ihr erzählte, wie wir uns kennengelernt hatten. Er sah so unglaublich süß aus, dass ich ihn am liebsten zum Nachtisch vernascht hätte, doch ich schlug mir den Gedanken aus dem Kopf. In diesem Haus war es äußerst schwierig, diese Tat auszuüben, denn Rebeka konnte durchaus eine kleine Spionin sein. Ich wollte einfach nicht, dass sie etwas mitbekam, das sie nicht mitbekommen sollte.
»Ich wollte Noah noch mein Zimmer zeigen«, kam es schließlich von mir, als eine kurze Gesprächspause eingetreten war.
Rebeka zog grinsend die Augenbrauen nach oben und nickte langsam. »Verstehe, aber tut nichts, was ich nicht auch tun würde.«
Sie stand auf und räumte den Tisch ab und ich nutzte diesen Moment und zog Noah hinter mir her, bevor meine Mutter noch irgendetwas sagen konnte.
Wir hasteten die Treppe nach oben und als wir in meinem Zimmer ankamen, schloss ich hinter uns die Tür.
Noah blickte sich um, drehte sich einmal um sich selbst und sah schließlich wieder zu mir.
»Schön hast du es hier«, meinte er und ging zu meinem Bett hinüber, wo er sich drauf setzte.
»Hast du es dir so vorgestellt?«
Leicht legte ich den Kopf schief und Noah nickte. Nochmal ließ er den Blick durch den Raum schweifen und erhob sich.
Er schlenderte auf mich zu und zog mich an der Taille zu sich. »Es ist sogar besser, als ich es mir vorgestellt habe, aber noch besser wäre es, wenn du jetzt mit mir kuschelst«, raunte er mir zu und seine tiefe Stimme so nah an meinem Ohr brachte mich schon wieder zum Schaudern.
»Ich denke das sollte ich hinbekommen«, flüsterte ich zurück und Noah grinste.
Ehe ich mich versah hatte er mich hoch gehoben und trug mich hinüber zu meinem Bett, wo er mich liebevoll ablegte.
Wie ein Raubtier krabbelte er über mich und legte sich auf die andere Seite.
Augenblicklich schmiegte ich mich an ihn und schloss meine Augen.
Sein unglaublich guter Duft stieg mir in die Nase, umhüllte mich, wie eine sanfte Umarmung und ich brummte leise auf.
Noah legte seine Arme um mich, streichelte über meinen Rücken und drückte mich noch mehr an sich.
Es war ein schönes Gefühl. Nach der ganzen Scheiße, die wir hatten durchleben müssen hatten wir uns das nun wirklich verdient.
Ich spürte den warmen Atem von Noah auf meiner Kopfhaut und merkte, wie er seine Nase in meinem Haar vergrub. Wie sehr ich diesen Jungen doch liebte...
Das würde sich auch nie mehr ändern.
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