>>Kapitel vier>>
P.O.V. Kyle
Dieses Mädchen kenne ich! Ich habe es schon zweimal gesehen. Oder sogar schon dreimal ?
Einmal als sie kurz vor meiner Wohnung in mich hineingelaufen ist . Ihren peinlich berührten Blick werde ich nie vergessen. Und dann hatte ich sie heute gesehen als ich mich einfach auf ihren Platz gehockt habe in der Mensa. Ich hätte fast laut gelacht als ich an ihren entrüsteten Gesichtsausdruck denken muss, sie sah so geschockt aus, als ob sie es nicht glauben, konnte, dass jemand so unfreundlich zu ihr war. Dabei wollte ich gar nich gemein sein, als ich aber ihren verdatterten Blick gesehen habe, konnte ich nicht anders.
Ja, ich war ein Arschloch, ich gebs zu.
Und dann war ich mir nicht sicher ob ich sie nicht gerade eben in der Bibliothek gesehen habe oder es mir nur eingebildet habe.
Jetzt lief sie genau vor mir und konnte sie mir ein bisschen genauer anschauen. Ihre schulterlangen braunen Haare trug sie offen und bewegten sich bei jedem Schritt den sie machte. Sie war groß , komisch das dies mir erst jetzt auffiel aber mit über 1,85 waren für einen grundsätzlich alle Mädchen klein. Viel mehr konnte ich von ihrem Körper nicht erkennen, die fliederfarbene Pufferjacke hüllte fast ihren kompletten Oberkörper ein. Dazu hatte sie eine weite boyfriend Jeans an und Sneaker.
Sie sah aus wie eine komplett normale Studentin doch dieser schlichte Style sah gut an ihr aus und machte sie nicht zu einen komplett anderen Menschen.
Ich weiß nicht warum manche Mädchen glaubten Typen fänden es attraktiv wenn die Klamotten so kurz waren, dass die Unterwäsche mehr bedeckte als die eigentlichen Klamotten. Ich konnte natürlich nicht für die ganze Männerwelt reden aber mir gefiel Natürlichkeit zehnmal besser.
Das ganze fake Getue fiel irgendwann eh auf, spätestens wenn sie am Morgen der letzten Party ihre Klamotten zusammen suchten und das Make-up komplett verschmiert im Gesicht klebte und die Extensions vollkommen verknotet ihr im Gesicht hingen, spätestens dann fällt auf, dass selbst das wasserdichteste Make-up die Spuren des Aufwachens nach einer Party nicht verdeckte.
Auf einmal blieb das Mädchen vor mir stehen und fast wäre ich in sie hineingerannt, so war ich in meinen Gedanken vertieft. Erst da fiel mir auf, dass wir an der Bushaltestelle angekommen waren.
Normalerweise fuhr ich immer mit meinem Auto aber das war heute wegen Kundendienst in der Werkstatt und deswegen musste ich den Bus nehmen.
Ein Blick auf mein Handy bestätigt es mir, ich hatte noch gute 5 Minuten Zeit bis der Bus kam. Meine Lust mit dem Bus zu fahren hielt sich stark in Grenzen,da nutzte ich die Zeit lieber um nach diesem Mädchen zu suchen. Ich schaute mich unbemerkt um.
Und da stand sie.
Ein wenig verloren wirkte sie in mitten der vielen Menschen. Sie schaute angestrengt auf ihr Handy in ihren Händen und tippte darauf eifrig herum. Aus irgendeinem Grund fasziniert mich dieses Mädchen mit der großen schwarzen Brille.
Ihre Augenbrauen hatte sie zusammen gezogen und ihr Mund war zu einer schmalen Linie zusammen gepresst und wie sie so da stand, inmitten aller Studenten, die alle durcheinander redeten und sie überhaupt nicht wahrnehmen. Da machte sie einen so friedlichen Eindruck als ob sie nichts aus der Ruhe bringen würde, so komplett in ihrer eigenen Welt versunken. Ich hätte das Mädchen auf der anderen Straßenseite noch stundenlang beobachten können wenn der Bus in dem Moment nicht gekommen wäre.
Kaum war eingequetscht in diesem super stickigen und vollen Bus wünschte ich mir nichts sehnlicher als mein Auto zurück. Der Bus wendete und fuhr zur gegenüberliegenden Seite um dort die Menschen mitzunehmen. Bitte nicht noch mehr Menschen! Ich bekam ja jetzt schon keine Luft mehr.
Urplötzlich hörte ich neben mir eine Stimme "Könnte ich bitte kurz meine Karte abstempeln?!"
Schnell machte ich Platz und ein Hand schob sich an mir vorbei. Als ich meinen Blick hob, schaute mich niemand geringeres an als das Mädchen von gerade eben an. Bevor ich auch nur darüber nachdenken konnte, hat sich mein Mund auch schon geöffnet "Hey, dich kenn ich doch".
"Ähm, ja, glaub schon", erwiderte sie etwas zurück haltend. "Du bist der Typ der sich heute auf meinen Platz gesessen hat in der Mensa".
"Der bin ich und du bist das Mädchen, dass gestern in mich hineingelaufen ist ".
"Die bin ich "wiederholte sie meine Worte mit einem zaghaften Lächeln.
Sie sollte öfters lächeln, das steht ihr! schoss es mir durch den Kopf.
"Und ich bin übrigens Kyle ",stellte ich mich ihr vor.
"Kyle Colemann, interessant. Ich bin Audrey Johnson", sie streckte mir mit einem wissenden Blick ihre Hand hin. Etwas verwirrt, nahm ich ihren Händedruck entgegen. "Schön dich kennen zu lernen, Audrey Johnson".
Ihre Hände waren angehnem warm und ihre Nägel waren mit tiefschwarzen Nagellack überzogen, der an einigen Stellen schon abblätterte.
"Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Kyle Colemann".
"Woher weißt du eigentlich meinen Nachnamen ?" wollte ich mit einem skeptischen Blick von ihr wissen.
" Ich habe doch heute in der Mittagspause gehört das einer deiner Freunde dich Colemann nannte und da habe ich eins und eins zusammen gezählt", erklärte sie mir stolz als ob es eine schwere Matheaufgabe war und sie diese gerade gelöst hatte. Der verdamme Miles ! Ich hätte ihm immer noch eine knallen können über seine Bemerkung gestern im Flur!
Und so standen wir in diesem vollen Bus, eingequetscht zwischen schreienden Kindern, überforderten Müttern und lachenden Studenten und lächelten uns an.
Verzweifelt suchte ich nach einem passenden Gesprächsthema, sonst fiel es mir nicht schwer mit Mädchen zu reden.
Gut, meistens beschränkten sich unsere Unterhaltungen auf das nötigste aber trotzdem fiel mir immer etwas belangloses ein über das man sich unterhalten kann.
Wenn man die Menschen fragt ob sie Small Talk mögen, würden sie es vehement abstreiten aber die Wahrheit ist, sie sind froh darüber, dass es Small Talk gibt, niemand will bei der ersten Begegnung mit jemanden gleich seine schlimmsten und dunkelsten Unsicherheiten Preis geben, da war Small Talk eine gute Ablenkung.
Es ist ein Umweg um sich davor zu drücken die Themen anzusprechen über die niemand reden will. Ist auch logisch, dass es sich eben einfacher über das Wetter zu unterhalten als darüber ,dass man sich am letzten Wochenende schon wieder die Kante gegeben hat um die dunklen Gedanken zu verdrängen.
"Wo steigst du aus?"holte mich eine Stimme aus der Vergangenheit zurück, ich hatte um ehrlich gesagt fast vergessen, dass Audrey noch neben mir stand. Ein Blick aus dem dreckigen Busfenster bestätigte mir, dass ich bald aussteigen muss.
"Bei der nächsten Haltestelle ",teilte ich ihr mit.
"Echt?! Cool, ich auch ",sie freute sich richtig darüber , aber warum ?
Wahrscheinlich freute sie sich einfach, dass sie nicht alleine nach Hause laufen musste.
Kurze Zeit später liefen wir neben aneinander her, ich hatte zwar keine Ahnung wo sie hin musste aber war unheimlich glücklich, dass ich mich von ihr noch nicht verabschieden musste. In dem kurzen Weg von der Haltestelle bis hier her, hatte ich schon viel über sie erfahren. Ursprünglich kommt sie aus Medford. Weiß der Teufel wo das liegt.
Sie ist gestern in ihre erste neue Wohnung gezogen und ist im erst Semester. Es freut mich, dass sie mir das alles erzählt auch wenn es nicht von großer Bedeutung war. Da liefen wir nebeneinander her während die Sonne versuchte verzweifelt mit ein bisschen Kraft noch ein paar Sonnenstrahlen zu spenden.
Es war schon ziemlich kühl, während Audrey mir von ihrer verzweifelten Wohnungssuche in Seattle erzählte und ich ihr aufmerksam zu hörte um ja kein Detail zu verpassen. Da fragte ich mich warum ich auf einmal so eine innere Ruhe verspürte, eine Ruhe die mich zufrieden und glücklich macht, eine Ruhe die ich nie mehr missen wollte, jetzt wo ich weiß wie toll sie war .
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So! Kapitel vier ist fertig und ich hoffe es gefällt euch , auch mal ein Kapitel aus Kyles Sicht zu lesen.
Voten und kommentieren nicht vergessen !
Passt auf euch auf ♡
XOXO Julia
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