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Und die Ärzte sorgten dafür, dass er diese Hilfe bekam. Sie gaben ihr Bestes und taten ihr Möglichstes, während Harry, Zayn, Louis und Liam auf einem Gang der Intensivstation warteten.
Niemand von ihnen sprach auch nur ein Wort. Zayn zupfte ununterbrochen seine Hose zurecht, Liam starrte auf den Boden, Louis tippte mit seinem Fuß im Sekundentakt auf den Boden und Harry spielte mit den Armbändern an seinem Handgelenk.
Jeder von ihnen war nervös, jeder von ihnen fühlte sich schuldig. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
Viele Dinge schossen ihnen durch den Kopf, viele Fragen und Vorwürfe, die sie nicht unterdrücken konnten.
Sie sprachen kein Wort. Über Stunden.
„Könntest du bitte damit aufhören?“, ein genervter Laut entfuhr Zayn, als dieser einen Blick auf Louis warf. Er deutete auf seine Schuhe und er hielt seine Füße augenblicklich still. Das regelmäßige Tippen erstummte. „Danke.“
„Ich weiß nicht, ob das unmenschlich klingt“, ergriff Zayn das Wort, „Aber irgendwie bin ich wütend auf ihn.“
„Wütend?“, Harry zog beide Augenbrauen nach oben.
„Ja“, antwortete Zayn. „Er hätte sich das Ganze so leicht gemacht, obwohl er wusste wie schwer es für uns werden würde.“
Liam schüttelte seinen Kopf. „Das wusste er eben nicht. Hätte er das gewusst, hätte er in seinen Abschiedsbrief nicht geschrieben, wie einsam er sich fühlt weil wir ihn alle allein gelassen haben. Er dachte wirklich, es wäre uns egal wenn er nicht mehr da wäre“, er zitterte am ganzen Körper.
Stille. Eine ganze Minute lang.
„Das hat er wirklich geschrieben?“, Zayn schien überrascht.
„Jungs“, Liam nahm einen tiefen Atemzug, um mit gefestigter Stimme sprechen zu können. „Es gibt viele Dinge, die ihr noch nicht über ihn wisst. Hört auf, ihn zu verurteilen. Er hatte seine Gründe.“
„Vor einer Woche dachtest du noch komplett anders darüber“, provozierend lag Zayn's Blick auf Liam.
„Da wusste ich auch noch nicht dass er versuchen wird sich das Leben zu nehmen“, verteidigte Liam sich und nahm dankend ein Taschentuch an, das eine Krankenschwester ihm anbot, die an ihnen vorüberging.
„Hört auf“, unterbrach Harry die Diskussion. „Wir sind nicht hier um uns zu streiten.“
„Tut mir leid“, murmelte Zayn, der nun wieder zu Boden sah.
Hält er Niall wirklich für feige?, schoss es Liam durch den Kopf, der ständig auf die Uhr blickte, um dann festzustellen, dass nur zehn Sekunden vergangen waren – wenn überhaupt.
Die Zeit zog sich so quälend, dass er nicht mehr wusste, wohin mit all den negativen Emotionen.

Und doch dauerte es noch zwei weitere Stunden, bis sich endlich ein Arzt auf einem der freien Stühle niederließ. Harry war in der Zwischenzeit kurz aufgestanden, um eine Tasse Tee für Liam zu besorgen.
„Es gibt gute Neuigkeiten“, erlöste er die Jungen von ihren Sorgen. „Er hat den Suizidversuch überlebt und wird auch keine bleibenden Schäden davontragen.“
Erleichterung breitete sich in Liam aus. Es war, als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen. Er stieß einen befreiten Seufzer aus.
Niall lebte.
In diesem Moment kam Harry zurück, der eine Tasse Pfefferminztee in seinen Händen hielt, die er sogleich Liam reichte, der sich seine Hände an ihr wärmte.
„Gibt es Neuigkeiten?“, Harry blickte neugierig in die Runde.
„Allerdings“, bestätigte der Arzt. „Niall lebt. Allerdings gab es einige Komplikationen beim Auspumpen seines Magens. Sein Magen war sehr gereizt, an manchen Stellen wies er sogar kleine Schwellungen auf. Solche Dinge sind gefährlich.“
Liam zuckte zusammen. Er kannte die Ursache. Er kannte sie ganz genau.
Du darfst niemandem gegenüber auch nur eine Andeutung machen, Liam. Ich habe das im Griff, es ist nicht so schlimm wie es sich anhört. Du darfst niemandem davon erzählen.“
Liam rang mit sich selbst. Niall würde nicht wollen, dass jemand davon erfuhr. War er ihm das nicht schuldig?
Er schüttelte seinen Kopf. Natürlich war er Niall etwas schuldig. Die Chance, gesund zu werden. Und die hatte er nur, wenn endlich klar wurde, was mit ihm los war.
„Er hat Bulimie“, presste Liam kleinlaut hervor.
Vier Augenpaare richteten sich steif auf ihn. Zwei von ihnen sahen überrascht aus, eines fragend und das Letzte, das dem Arzt gehörte, beinahe als hätte er es erwartet.
„Was ist das?“, Zayn schüttelte seinen Kopf.

„Bulimie ist eine Essstörung“, klärte der Arzt ihn auf. „Die Betroffenen fasten über Tage, leiden aber an Essanfällen, nach denen sie sich meistens übergeben.“
Sprachlosigkeit mischte sich in die Blicke der anderen. Niemand wagte es, auch nur ein Wort zu sprechen.
Er hat Bulimie.
Der Satz hing schwer im Raum.
„Also hat er sich nach dem Essen ... den Finger in den Hals gesteckt?“, Louis klang regelrecht entsetzt, während er sich fragte, wie er das hatte übersehen können.
„Nicht nur nach dem Essen“, seufzte Liam und Louis' Blick richtete sich verwirrt auf ihn.
„Was willst du damit sagen?“
„Er hatte regelrechte Ess-Brech-Attacken, soweit ich weiß“, wieder kämpfte er mit den Tränen, die sich seit Stunden nicht zurückhalten ließen. „Er konnte aus welchem Grund auch immer nicht damit aufhören, Unmengen zu essen um danach alles wieder...“ seine Stimme brach ab und einige Tränen suchten sich bereits den Weg über seine Wangen.
„Meistens haben Essstörungen tiefere Hintergründe“, erklärte der Arzt. „Allerdings tragen sie nicht umsonst Namen wie Magersucht, Fresssucht oder in Niall's Fall Ess-Brech-Sucht. Es ist wie bei jeder anderen Sucht auch – es gelingt Betroffenen nur in seltensten Fällen, selbst einen Weg aus der Krankheit zu finden.“
In Harry's Kopf fügten sich Bilder zu einer Art Puzzle zusammen: Bevor er sich weiter und weiter von ihm entfernt hatte, hatte er Niall's Toilettengängen nach dem Essen nie besondere Beachtung zukommen lassen. Damals dachte er, sein Freund hätte einfach eine sehr schwache Blase gehabt. Er hatte Liam's besorgten Blick bemerkt, ihn jedoch nicht mit Niall in Verbindung gebracht.
„Wie konnten wir das übersehen?“, fragte Harry in die Runde, und Louis schüttelte seinen Kopf.
„Ich weiß es nicht.“
„Essgestörte haben meist ziemlich geschickte Methoden, um ihr Verhalten über lange Zeit zu verbergen“, erläuterte der Arzt. „Meistens merkt niemand aus dem genaueren Umfeld, was mit ihnen los ist. Und falls doch jemand etwas davon mitbekommen sollte ist es typisch für die Betroffenen, sich herauszureden und nach immer neuen Ausreden zu suchen. Es ist also völlig in Ordnung, dass ihr das nicht sofort bemerken konntet. Das geht den meisten Angehörigen und Freunden von bulimischen Patienten so. Oft haben noch nicht einmal Eltern oder Geschwister die leiseste Ahnung.“
„Aber Liam hat es doch auch gewusst“, wiedersprach Zayn mit einem scharfen Blick auf seinen Freund. „Du hättest uns etwas sagen sollen.“
Die Nerven aller Beteiligten lagen blank.
„Ihr habt den Kontakt zu ihm abgebrochen, weil euch sein Verhalten zu anstrengend wurde“, gab Liam genauso bissig zurück, doch Zayn schüttelte nur seinen Kopf. „Du doch auch.“
„Ja“, gab er zu, „Aber das hatte andere Gründe.“
„Ach ja?“
„Ja. Er hat ununterbrochen Streit provoziert, obwohl ich ihm nur helfen wollte“, erzählte Liam, mit Erinnerungen in seinem Kopf, die er wochenlang verdrängt hatte.
„Ebenfalls ein sehr typisches Verhalten“, kommentierte Niall's Arzt. „Die Meisten in Niall's Situation weisen jede Hilfe von sich und verletzen die Menschen die sie am meisten lieben.“
„Warum?“, Harry schien zu versuchen, Niall's Verhalten nachvollziehen zu können.
„Weil sie sich anders nicht mehr spüren“, seine Stimme wurde plötzlich ganz leise. „Sie müssen an ihre Grenzen gehen, um irgendetwas zu fühlen. Denn glaubt mir, wenn ihr die Wahl zwischen grenzenlosem Schmerz und gefühlsmäßiger Taubheit hättet, würdet ihr euch für den Schmerz entscheiden. Oder nicht?“
„Doch“, gab Harry zurück, „Ich denke schon.“
Wieder sprach niemand ein Wort.

„Ihr könnt jetzt zu ihm“, unterbrach der Arzt die Stille. „Am besten vorerst nur einer.“
Liam nahm einen Schluck Pfefferminztee und warf einen fragenden Blick in die Runde. „Ich würde gern mit ihm sprechen wenn ihr nichts dagegen habt.“
Als die anderen Jungs den Kopf schüttelten, ergriff der Arzt wieder das Wort.
„Bitte überhäufe ihn nicht mit Fragen. Er braucht Ruhe und das Gefühl, nicht allein zu sein. Am besten sprichst du mit ihm über etwas Schönes. Ganz egal was es ist, es sollte ihn nicht überfordern.“
Liam nickte. Er hatte nicht vor, ihn mit Fragen zu durchbohren oder ihm irgendwelche Vorhaltungen zu machen. Er wollte einfach nur sehen, dass er lebte. Er wollte mit eigenen Augen sehen, dass er in Ordnung war.
Er wollte ihm sagen, dass es ihm leid tat.
Er wollte ihm sagen, dass er nicht allein war.
Er wollte ihm sagen, dass er nicht gehen würde.
Er wollte ihm sagen, dass er ihn liebte.

Der Arzt führte ihn zu einem Raum am Ende des Ganges. Als er einen Blick zurückwarf konnte er erkennen, wie Harry stehend an der Wand lehnte, ehe er sich auf den Boden gleiten ließ und wieder an seinen Armbändern herumspielte.
Liam betrat den Raum mit gemischten Gefühlen. Er war erleichtert, weil er nach Stunden des Wartens endlich die Möglichkeit hatte zu sehen, dass es seinem besten Freund gut ging. Andererseits war die Erinnerung an den Streit so präsent, dass er es nicht wagte, weiter in den Raum zu treten, der nur spärlich beleuchtet war.
Ein Bett stand in der Mitte und ein Fenster war gekippt. Es war so still, dass man nur die Grillen draußen zirpen hörte.
Ein Blick durch das Fenster zeigte die Lichter der Stadt, die zu kleinen Punkten verschwommen, wenn man sie länger betrachtete.
Er trat näher an das Bett, in dem er Niall liegen sah. Neben ihm stand ein Becher gefüllt mit Wasser, ein Monitor zeichnete einige Werte auf, die Liam jedoch nicht entziffern konnte.
Niall schlief. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und seine Augen waren geschlossen. Es war nun schon über eine Woche her, dass er diese ozeanblauen Augen das letzte Mal gesehen hatte. Er vermisste sie, mehr als irgendetwas sonst.
Er griff nach Niall's Hand und spürte, dass sie warm war. „Ich bin so froh dass es dir gut geht“, flüsterte er.
Eine Träne tropfte auf Niall's Handrücken nieder.
Liam wollte ihn nicht wecken.
Trausend Fragen schossen ihm durch den Kopf. Wollte er ihn überhaupt sehen? Würde es ihm besser gehen, wenn er ihm versprach, dass er nicht mehr gehen würde?
Er beschloss, zu warten. So lange, bis er seine Augen aufschlug. Ganz egal, wie lange das dauern würde.

Und es dauerte. Liam wartete Stunde um Stunde, bis spät in die Nacht hinein.
Irgendwann in den frühen Morgenstunden gegen halb zwei spürte er, wie seine Augen schwer wurden. Niall's Hand noch immer in der Seinen, lehnte er seinen Kopf an die Wand.
Er schloss die Augen und dachte an Tage, an denen Niall noch er selbst gewesen war.
Alles hätte so einfach sein können, wären da nicht diese ganzen Schwierigkeiten gewesen, die Niall plötzlich so unsanft aus seinem bisherigen Leben gerissen hatten. Und Liam mit ihm.
Und er hatte ihn damit allein gelassen.
In diesem Moment spürte er ein kleines Zucken in Niall's Hand. Völlig erschöpft schlug er seine Augen wieder auf und sah, dass seine Lider zuckten.
Seine Wimpern lagen auf seinen Backenknochen wie die kleinen, dünnen Beine eines Insekts.
Seine Augen öffneten sich so langsam, dass Liam Angst hatte, sie würden ihm vor Kraftlosigkeit wieder zufallen.
„Liam“, hauchte Niall im nächsten Moment. Er sah ihn einfach nur an.
Das Blau in seinen Augen war trüb geworden, grau und ohne jedes Funkeln.
Das strahlende Blau, das Liam so sehr geliebt hatte, war verschwunden.
Er spürte, wie Niall seine Hand für einen Moment sanft zusammendrückte, als würde er sich vergewissern wollen, dass er auch wirklich da war.
Niall hatte Angst davor, dass das alles nur einer dieser Träume war, die er in den letzten Stunden ständig hatte. Die Träume, die ihm quälend vor Augen führten, was er verloren hatte.
Die Träume, die ihm klarmachten, was er angerichtet hatte.
Die Träume, die ihm klarmachten, was er wirklich für Liam empfand. Etwas, das er bisher nicht wahrhaben wollte.
Das war der Grund, weshalb ihn diese Trennung so sehr mitgenommen hatte.
Er spürte Liam's Hand ganz deutlich. Er spürte, dass sie die Seine hielt. Und Liam sah ihn einfach nur an.
„Hey Ni“, er lächelte, aber in seinen Augen spiegelte sich noch immer die Fassungslosigkeit über das, was Niall sich angetan hatte.
Niall sah gedankenlos aus dem Fenster, als hätte er ihn gar nicht gehört. Lange sagte er gar nichts, seine Gedanken standen still und es fühlte sich an, als würde er gar nicht existieren. Und vielleicht tat er das in diesem Moment auch nicht.
Er hatte in Phasen tiefer Traurigkeit oft nur Wände angestarrt. Es hatte keinen Sinn gemacht, ihn in solchen Momenten anzusprechen, weil er nicht existierte.
Erst nach einer zeitlosen Weile drehte er seinen Kopf in Liam's Richtung.
„Niemand hat mich genug geliebt, um mich aufzuhalten“, die Kälte in seiner Stimme, vermischt mit grenzenlosem Schmerz gab dem Blau in seinen Augen eine ganz neue Bedeutung. Liam spürte, wie ihm kalt wurde.
„Ich liebe dich mehr als irgendjemanden sonst, Niall“, Liam blickte kurz zu Boden, weil er diese Traurigkeit in Niall's Augen nicht ertragen konnte. „Ich liebe dich mehr als meine gesamte Welt, mehr als mich selbst. Mehr als mein eigenes Leben. Ich werde immer da sein, um dich aufzuhalten.“
Niall schüttelte seinen Kopf. „Ich war allein, Liam“, der Schmerz der letzten Tage war noch immer da. „Da war niemand.“
Liam senkte seinen Kopf erneut. Er konnte dem Freund nicht mehr in die Augen sehen.
„Ich wusste nicht, was schlimmer war“, Liam spürte, wie Tränen in ihm aufstiegen. „Ohne dich zu sein, oder zu sehen, wie du dich selbst kaputt machst. Es war schwer zu sehen, dass ich dir nicht helfen konnte.“
Niall richtete seinen Blick wieder auf das Fenster und blickte in die Ferne. „Das konntest du“, widersprach er, ohne Liam anzusehen. „Allein dadurch, dass du nicht gegangen bist als alle anderen es getan haben.“
Niall spürte die Vorwürfe, die Liam sich machte. All die Schuldgefühle, die ihn plagten. Was er jedoch noch viel stärker spürte war dieses große, klaffende Loch in seiner eigenen Brust, das ihn innerlich förmlich auseinanderzureißen schien.
Es war, als wäre es vor langer Zeit hineingeschlagen worden und als hätte es niemand je wieder repariert. Als wäre er es nicht wert gewesen, bei ihm zu bleiben und zu helfen.
„Es tut mir so leid, Niall“, Liam sah den blonden Jungen ehrlich an. „Ich konnte nicht mehr bleiben nachdem das zwischen uns kurzzeitig vorbei war. Ich hatte zu wenig Vertrauen in dich und deine Worte. Die Jungs meinten, ich-“
„Ich weiß“, Niall unterbrach ihn, um den aufkommenden Schmerz zu unterdrücken. Die Jungs.
Natürlich hatte er mit ihnen darüber geredet. Jetzt mussten sie ihn erst recht hassen.
„War es leicht, mich zu ersetzen?“, Niall blickte ihn zum ersten Mal seit Minuten wieder an.
Liam schüttelte seinen Kopf. „Ich habe dich nie ersetzt.“
Niall sagte nichts mehr. Keinen Ton, obwohl er ihm am liebsten widersprochen hätte. Aber er hatte keine Kraft mehr. Er wusste, dass Harry, Louis und Zayn diejenigen waren, mit denen er gesprochen hatte, als das alles kaputt gegangen war – während Niall jeden Tag und jede Nacht allein verbracht hatte.
„Wirklich nicht“, wiederholte Liam mit Nachdruck.
„Was haben sie gesagt?“, ignorierte Niall Liam's erneuten Versuch.
Dieser seufzte auf, bevor er antwortete. „Sie meinten es sei wohl das beste, wenn ich das zwischen uns vorerst beenden würde.“
Woher hätte es auch sonst rühren sollen., dachte Niall, als Liam erneut seinen Blick senkte. Er hatte Menschen, an die er sich jederzeit wenden konnte.
Diese Menschen saßen noch immer vor der Tür, ohne dass Niall davon wusste. Zayn hatte sich auf ein Fensterbrett gesetzt und beobachtete die Sterne dabei, wie sie schienen und ertappte sich dabei, wie ihm seine Augen immer und immer wieder zufielen. Louis hatte sein Handy herausgezogen und gab Selly, seiner Freundin, Auskunft darüber, wo er war und vor allem, weshalb er dort war. Und Harry spielte noch immer mit den Armbändern an seinem Handgelenk, ausdruckslos vor sich hinstarrend, ein Glas Wasser neben sich stehend.
Sie alle drei quälte nur eine Frage: Weshalb hatten sie nicht früher gemerkt, was sich wirklich in Niall abspielte?

Währenddessen kämpften Niall und Liam noch immer mit dieser unangenehmen Stille, die zwischen ihnen in der Luft hing. Die Luft war voller unausgesprochener Gedanken, die schwer im Raum hingen.
„Sie machen sich große Sorgen um dich“, Liam senkte seine Stimme und ließ seinen Blick nicht von Niall, der erneut aus dem Fenster sah.
„Wer?“, fragte er, ohne seinen Kopf zu drehen.
„Die Jungs“, gab er kurz angebunden zurück. „Ich habe sie angerufen, als ich deinen Brief gelesen habe.“
Niall sah Liam an – und plötzlich konnte er nicht mehr wegsehen. Seine Augen waren gerötet und glasig. Umgeben von stacheligen Wimpern und dunklen Brauen waren sie zu kühn, um sie nicht ansehen zu müssen.
Liam's Blick verfing sich in dem kühlen Blau in Niall's Augen, gesprenkelt von den goldenen Tupfern, die er schon immer so geliebt hatte. Wenn er lachte, begannen sie zu funkeln wie kleine Sterne.
Doch plötzlich füllten sich diese Augen mit Tränen. Niall begann wie aus dem Nichts hoffnungslos zu weinen.
Heftiges Schluchzen drängte sich aus Niall's Brust als hätte es schon ewig dort festgesessen.
Es war, als wäre ein Damm eingerissen worden, um einer Menge an angestauten Gefühlen Platz zu machen.
„Ich liebe dich, Liam.“
Liam lächelte ihn an, obwohl er sich seinen Tränen gegenüber hilflos fühlte. „Ich liebe dich auch.“
„Nein“, Niall schüttelte seinen Kopf. „Ich liebe dich.“
Liam zog verwirrt beide Augenbrauen nach oben. „Ich verstehe nicht...“
„Ich liebe dich“, wiederholte Niall. „Ich liebe dich mehr als ich das tun sollte. Verstehst du mich denn nicht? Ich habe wirklich versucht, es nicht zu tun, aber-“
Niall unterbrach sich selbst für einige Sekunden, ehe er weitersprach. „Ich liebe dich.“
Liam, dem noch immer Verwirrung im Gesicht stand, begann zu begreifen: Niall liebte ihn – jedoch auf eine andere Art und Weise wie er angenommen hatte. Niall war verliebt in ihn.
Und das wirklich Verstörende daran war, dass Liam plötzlich nicht mehr leugnen konnte, dass er genauso empfand.

„Ich liebe dich auch“, Liam griff nach Niall's Hand, die zum ersten Mal seit langem wieder warm war. Liam konnte sich deutlich daran erinnern, dass Niall's Hände immer kalt gewesen war, seitdem er seinem Körper diese massiven Ess- und Brechanfälle zugemutet hatte.
Niall's Augen weiteten sich. Dieses Strahlen kehrte wieder in sie zurück, ohne dass er es selbst bemerkte.
„Du liebst mich“, wiederholte Niall, was jedoch mehr wie eine Frage klang – und Liam nickte.
Liam schwieg, doch seine Antwort blieb nicht aus. Wortlos beugte er sich über Niall – er konnte seinen Atem spüren, so nah war er ihm. Und im nächsten Moment lagen ihre Lippen aufeinander.
Niall spürte, wie ein angenehmes Kribbeln seinen gesamten Körper durchzog. Wie oft hatte er den Gedanken an diesen Moment verdrängt? Wie oft hatte er versucht, nicht davon zu träumen?
Und wie oft hatte er dabei kläglich versagt? Wie oft hatte er zur Flasche gegriffen, weil er sich seine Gefühle nicht eingestehen wollte?
Er wusste es nicht.
Und in diesem Moment zählte all das auch nicht mehr, weil es Wirklichkeit geworden war. Das, was er nie für möglich gehalten hatte, was plötzlich Wirklichkeit.
Und er hatte noch nie etwas so Vollkommenes gespürt, noch nie hatte ein so wohliges Gefühl seinen gesamten Körper durchzogen.
Liam lehnte seine Stirn gegen die Seine.
„Ich bin nie wirklich gegangen.“
Liam wischte eine von Niall's Tränen mit seinem Finger fort.
Niall antwortete nicht sofort.
Er ließ sich eine Menge Zeit, weil er nicht wusste, was er hätte sagen sollen.
Und als er gerade zu einer Antwort ansetzen wollte, hörten beide wie die Tür sich öffnete. Reflexartig fuhren sie auseinander und warfen einen Blick zur Tür. Der Arzt, der den Raum soeben betreten hatte, blickte sie lächelnd an. Sein Blick verriet, dass er wusste, was zwischen ihnen vorgefallen war.
Kommentarlos ging er zu seinem eigentlichen Anliegen über.
„Auf dem Gang sitzen drei Menschen, die dich gerne sehen würden, Niall“, er deutete zur Tür. „Möchtest du mit ihnen reden?“
„Wer?“, überrascht zog er beide Augenbrauen nach oben und blickte seinen Arzt irritiert an.
Liam antwortete an seiner Stelle. „Harry, Louis und Zayn.“
Niall's Augen weiteten sich ein weiteres Mal. Sie begannen zu leuchten, wie sie es schon sehr lange nicht mehr getan hatten – nur um danach wieder matter zu werden.
Schließlich jedoch nickte er. „Ja.“
Mit einem Nicken wandte der Arzt sich zum Gehen, um die Jungs in den Raum zu holen.
„Könnten sie das bitte für sich behalten?“, Liam fummelte nervös an dem Reißverschluss seiner Weste umher. „Ich meine, was sie...“
Der Arzt nickte freundlich, bevor Liam zu Ende sprach. „Selbstverständlich.“
Ein erleichterter Seufzer entfuhr seiner Brust und er spürte, wie Niall nun das erste Mal nach seiner Hand griff.
Liam ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder und warf Niall einen Blick zu, den wohl niemand hätte deuten können. Er konnte ihn nicht von dem innerlich so kaputten Jungen nehmen, den er mehr liebte als sein eigenes Leben.

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