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σ1« ραят σηє

Ich weiß, dass ich keine Macht über die Zeit habe – oder über das, was sie anrichten oder heilen kann. Aber diese Stunde sollte denjenigen gehören, deren Herz gebrochen ist. Zwei Uhr morgens gehört den Poeten, die nicht schlafen können, weil ihre Gedanken voll mit Worten sind für jemanden, der nicht da ist. Zwei Uhr morgens sollte nicht denjenigen gehören, die glücklich in den Armen ihres Liebhabers liegen. Zwei Uhr morgens ist für diejenigen, die noch immer wach sind. Zwei Uhr morgens sollte denjenigen gehören, die jemanden lieben, aber nicht zurückgeliebt werden.“
Niall saß bereits seit einigen, langen Stunden auf dem Fensterbrett seiner spärlich beleuchteten Wohnung und hörte dem Radiomoderator zu.
Der Winter hatte die Stadt längst unter einer Decke aus weiß schimmerndem Schnee begraben. Die Dächer der Häuser sahen aus, als wären sie mit einer dicken Schicht Puderzucker bestäubt worden.
Die Straßenlaternen draußen auf der Straße schufen eine unheimliche Atmosphäre, aber er hatte keine Angst. Vielleicht hatte er sie doch, und er spürte sie nicht. Oder vielleicht hatte der Alkohol sie längst vertrieben.
Er hielt die Flasche in seiner Hand fest umklammert, als würde er sich an ihr festhalten wollen. Aber sie konnte ihn nicht aus dem Abgrund ziehen. Es war die falsche Hand, die er ergriff. Aber es war die Einzige, die er noch hatte.
Die Worte des Moderators hallten in seinen Gedanken wider wie ein grausames Echo, dass ihn immer wieder daran erinnerte, dass er etwas verloren hatte. Etwas sehr Kostbares.
Nichts Materielles. Etwas Mentales, eine sehr starke Bindung. Eine Freundschaft.
Er hatte jemanden verloren. Dieser Jemand war der Letzte gewesen, der übrig geblieben war – übrig von all den anderen, die ihn längst aufgegeben hatte. Dieser Jemand war Liam.

„Man sagt, eine traurige Seele ist nach Mitternacht immer wach“, hörte er den Moderator sagen.
Dieser Mann sprach ihm, ohne es zu wissen, seit Stunden aus der Seele.
Kälte ließ seinen Körper zittern, er hatte den Überblick über seinen Alkoholkonsum längst verloren. Sein Leben war nichts mehr als eine Erscheinung, die mehr und mehr verblasste und irgendwann verschwinden würde. Als hätte sie nie existiert.
„Du hättest es verhindern können“, Liam's Stimme schien ihm so präsent, dass er sich aus einem Impuls heraus umdrehte und den Raum nach ihm absuchte.
„Du hattest deine Chance“, seine Worte gingen ihm seit Tagen, seit Nächten nicht mehr aus dem Kopf. „Nein, das stimmt so nicht. Du hattest nicht nur eine Chace – du hattest hunderte von Chancen und du hast keine davon genutzt. Woher kommt also deine plötzliche Einsicht?“
Eine berechtigte Frage. Er wusste es selbst nicht. Es gab nicht viele Dinge, vor denen er Angst hatte. Aber wenn es eine Sache gab, die er mehr fürchtete als alles andere … Dann war es das Verlassenwerden.
Allein zu sein.
Sich selbst überlassen.
Und wenn er nun daran dachte, dass Liam im Prinzip nichts Anderes getan hatte, füllten sich seine Augen erneut unaufhörlich mit Tränen. Immer und immer wieder. Es war, als wäre ein jahrelanger Albtraum nach ständigem Bangen und Zittern in Erfüllung gegangen, obwohl er es hätte verhindern können.

Am anderen Ende der Stadt lag das Foto, das Niall noch immer mit beiden Händen festhielt umgedreht auf einer Kommode. Liam hatte es nicht übers Herz gebracht, es einfach wegzuwerfen – weiterhin ansehen konnte er es allerdings auch nicht.
Es war, als wäre dieses Foto alles, was von einer einst so starken Freundschaft übrig geblieben war. Es war kein Geheimnis, dass er ihn vermisste. Jeder wusste, wie schwer es ihm fiel den Kontakt zu Niall weiterhin abzubrechen. Jeder, außer Niall.
Liam saß in einem Stuhl vor dem Fenster und starrte in die winterliche Kälte. Kleine Kristalle legten sich auf die Stadt nieder, als würde der Himmel weiße Sterne schneien. Eigentlich ein Widerspruch in sich., dachte er. Die Sinnlichkeit des weiß glitzernden Schnees verriet nicht, wie kalt und grausam der Winter sein konnte.
Er schloss die Augen. Er konnte es ganz genau sehen.
„Du hast es versprochen!“, er hörte Niall's vor Entrüstung bebende Stimme. „Du hast mir versprochen, dass du nie gehen wirst.“
Er kniff seine Augen fester zusammen. Er hatte es versprochen.
Über kurz oder lang hatte er dieses Versprechen brechen müssen, wenn er sich selbst nicht verlieren wollte. Niall hatte es auf die Spitze getrieben. Nicht einmal, nicht zweimal. Nicht dreimal. Sondern immer und immer wieder.
Als würde er sich nach Streit sehnen. Als würde er absichtlich immer und immer wieder beginnen zu streiten.
Irgendetwas sagte ihm, dass es auch so gewesen war.
Die Erinnerung an Niall's flehende Stimme hielt ihn seit Tagen fern von dem erholsamen Schlaf, nach dem sein Körper so dringlich ächzte.
„Du darfst nicht gehen“, hatte er gesagt. „Ich brauche deine Hilfe, Liam.“
Die vermeindliche Gefühlskälte, mit der er diese Äußerung ignoriert hatte, kam nicht von irgendwoher. Niall hatte ihm oft ein Gefühl von Wertlosigkeit gegeben – vor allem dann, wenn er versuchte ihm zu helfen.
„Aus irgendeinem Grund dachte ich, ich könnte dir helfen. Ich habe wirklich versucht, dir zu helfen, aber du brauchst Hilfe, die ich dir nicht geben kann“, hörte er nun sich selbst sagen.
Es hatte ihn oft wütend gemacht, dass Niall sich jeder Hilfe verweigerte. Das hinterließ bei vielen Menschen einen undankbaren Eindruck, obwohl Liam wusste, dass er das nicht war.
Er kannte ihn. Er wusste jede einzelne Hand zu schätzen, die sich ihm entgegenstreckte. Er hatte nur zu viel Angst, um sie zu ergreifen.
All diese Auseinandersetzungen waren Ausdruck von tiefer Verzweiflung gewesen, die Niall allein nicht bekämpfen konnte. Niall trug eine Traurigkeit in sich, von der niemand etwas wusste. Auch Liam hatte lange keine Ahnung davon gehabt. Niall war derjenige gewesen, der immer gelacht hatte. Er galt als ein lebensfroher, munterer Kerl, der gut darin war, andere aufzumuntern. Und das konnte er – an sich selbst allerdings scheiterte er kläglich.
All diese dunklen Geheimnisse, die nur Liam kannte. Diese dunklen Geheimnisse, von denen sonst niemand wissen durfte – diese dunklen Geheimnisse, für die Niall sich zu Tode schämte. Sie hatten etwas aus ihm gemacht, das er nicht war.
Liam hatte angefangen, an ihm zu verzweifeln. Vor etwa einer Woche hatte er also einen endgültigen Schlussstrich gezogen. Aus Überforderung.
So sehr er ihn auch liebte, er war zu weit gegangen. Monatelange Auseinandersetzungen, Lügen und Diskussionen hatten ihre Spuren hinterlassen.
Er wusste, dass er nicht der erste war, der Niall sich selbst überlassen hatte. Er wusste, wie einsam er sich deshalb fühlte und er wusste, dass er seine Hilfe eigentlich gebraucht hätte.
Aber er konnte nicht mehr bleiben.

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