15. Dezember - December
Rum, Schokolade, vollkommene Zufriedenheit.
Das würde diesen Nachmittag perfekt beschreiben, wenn nur ich an den frischen Rumkugeln nagen würde und nicht auch noch die Neugier an mir.
»Hast du eine Idee, was mit Mom los sein könnte?«
Auch Christmas scheint das zu beschäftigen. Sie hat sich zu mir gesellt und hilft, die Schokoladenmenge so groß wie mein Intelligenzquotient zu Kugeln zu formen. Dass ihre perfekt runden, aber viel zu großen Naschereien als Minigolfbälle durchgehen würden, sage ich ihr nicht.
»Jein. Wir sollten mal rumgoogeln.« Ich strecke meine schokoladigen Hände aus und mache ihr damit einen Strich auf die Wange.
Sie zieht die Augenbraue hoch. (Hah! Wenn sie das kann, besteht für mich auch noch eine Chance, wir haben immerhin die gleichen Veranlagungen.)
»Dann müssen die Rumkugeln eben warten.«
Ich jammere sogar kaum, als ich die Schüssel mit der restlichen Menge in den Kühlschrank stelle und mir die Hände wasche. Vielleicht brauche ich die Rumkugeln später als Nervennahrung, sollten Christmas und ich etwas Klarheit bekommen. Was ich (Tony) stark hoffe. Sonst müssen wir nochmal mit Mom reden und aus der bekommen wir momentan so viel heraus wie aus der Orangensaftpresse ohne Presseeinsatz.
Hariclea, Skandal sind die Wörter, die ich eintippe, als Christmas und ich es uns mit sauberen Händen und dem Computer (und Christmas mit einem schokoladigen Gesicht) auf der Couch bequem machen. Es fühlt sich ein bisschen an wie früher, wenn wir mit verschmierten Mündern und in hässlichen Latzhosen mit Mom im Bett gelegen und Filme geschaut haben, aber Mom scheint uns damals nicht alles erzählt zu haben.
Ein Suchergebnis nach dem anderen ploppt auf (ein Glück, dass Hariclea ein so seltener Name ist und wir nicht mit belanglosen Datingstorys von Möchtegern- B-Promis zugekleistert werden) und in einem Artikel wird von Wunderkind und Musik geschrieben.
Ich atme tief durch, dann klicke ich auf Images.
Ich habe gerne recht. Sogar sehr gerne. Aber in dieser Sache hätte ich mich lieber bei der Signierstunde von Dieter Bohlen angestellt.
Christmas neben mir schnappt nach Luft, als sie in unser fein geschminktes Gesicht in schlechter Auflösung starrt.
»Wir haben ein hübsches Gesicht, findest du nicht?«
Christmas reagiert nicht einmal auf mich, sie starrt nur auf den Bildschirm.
»Mom...was zum geschmi- zur Hölle ist hier los?«
Klar, es ist nicht exakt unser Gesicht (wie das klingt, als wäre Christmas eine meiner sechzehn Persönlichkeiten), aber die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen.
Und zu Mom auch nicht.
Sie hat mehr Falten und sieht viel älter aus, aber alte Falte – das könnte wirklich sie sein. Aber wie kommt sie dann hier her, nach Drayton Valley, ohne Bewunderer?
Ich klicke mich zurück zu allen Ergebnissen und lese die Schlagzeile des Artikels von vorhin genauer durch. Er wurde vor kurzem veröffentlicht.
Musikwunderkind lässt Geige erklingen. Familie Diaz – hier spielt die Musik! gibt es alles.
Dann fängt eine Überschrift meinen Blick ein.
Musikalisches Wunderkind tot.
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