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Drayton Valley ist ein wahrlich schöner Ort. Gelegen im östlichen Teil Kanadas befindet es sich in einer der kältesten Zonen.
In Drayton Valley findet man viel Platz für Natur.
Zahlreiche eiskalte Flüsse schlängeln sich über die umliegenden Berge hinweg ins Tal und da es selbst im Sommer nie mehr als achtundzwanzig Grad hat, führen sie stets mehr als genug Wasser. Wirklich baden kann man in solchen Gewässern jedoch nicht, außer man ist einer der vielen hier lebenden Grizzlybären, die von Frühling bis Herbst in den zahlreichen umliegenden Wäldern zu sehen sind, wenn man Glück hat.
Trotz der eher geringen Bevölkerungsanzahl von viertausend findet man in diesem dorfähnlichen Ort mehrere Attraktionen. Ein Tennisverband, einige Pubs und Clubs, eine Mehrzweckhalle, in der besonders im Winter viele Partys veranstaltet werden, eine Handvoll Restaurants und Gasthäuser und mehrere Bade-und Wandermöglichkeiten sollen möglichst viele Menschen anlocken, was aber nur bedingt gelingt. Die Straßen Drayton Valleys werden nie voller Menschen sein.
Kanada scheint sich mit jedem Jahreszeitenwechsel in eine neue Welt zu verwandeln.
Die der zarten Frühlingsdüfte, die sich mitsamt den schüchternen Knospen nach und nach im Wald erstrecken, die angenehmen Temperaturen im Sommer, die die verschiedensten Wildtiere an die kalten Flussufer voller Nahrung treiben, sowie die goldorangen Wälder des Herbstes, durch die sich kilometerlang der düstere Nebel zieht.
Und schließlich der Winter- der Winter ist die schönste aller vier Welten. Die weiten Wälder, im Frühling bis in den Herbst der bunten Farbpalette eines Künstlers gleichend, sind im letzten Viertel des Jahres kahl und abweisend. Keine Blätter, einzig und allein die Tannen tragen noch etwas Farbe an sich. Aber der Schnee, der Schnee macht die Trostlosigkeit wieder wett. Rein und neu, unberührt und strahlend weiß. Er fließt wie Wasser- er ist auch nichts als gefrorenes Wasser- vorbei an Ufern, Bäumen, Höhlen, mächtigen Klippen, bis zu den Häusern der Menschen. Dort wird der Winter ganz besonders begrüßt. Kitschig verkleidete Weihnachtsmänner, die jedem zuwinken, Lichterketten, soweit das Auge reicht, gebrannte Mandeln, die stets zu überteuerten Preisen angeboten werden und die Häuser, die sich in einem funkelnden Wettstreit um die auffälligste Weihnachtsbeleuchtung zu übertreffen versuchen. Strahlende Kinderaugen. Lachende Erwachsene, die den Alltagstress in zu heißem Glühwein ertränken. Jugendliche, die sich für die wöchentlichen Weihnachtsparaden in den verschneiten Straßen zurechtmachen. Die Jungs meistens in Smokings, die Mädchen in Kleidern- von aufreizend bis märchenhaft.
Es ist aber nicht nur die Zeit der Freude, es ist auch die Zeit der stillen, süßen Geheimnisse. Wer wird von wem beschenkt, wer wird wen unter dem Mistelzweig küssen? Kinder, die um ihre Geschenke betteln, Jungs, die nervös um ein Date auf dem Weihnachtsball bitten, Mädchen, die sich verschwörerisch Geheimnisse zuflüstern.
Eine von ihnen wird in diesen Geheimnissen den Tod finden.
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