𝟕𝟔. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥
Das Meeting wurde nach der Auseinandersetzung zwischen Leo und Zack nicht wirklich spannender. Ich behielt beide dennoch im Auge und erkannte, dass zwischen ihnen eine eisige Kälte herrschte. Sie mochten sich nicht, aber das war naheliegend. Beide besaßen eine Firma in Toronto und beide strebten danach, diese auf die Spitze zu treiben. Sowohl Leo, als auch Zack wollte der Beste sein. Aber nur einer konnte der Beste sein. Das Meeting würde nur noch fünf Minuten gehen und gedanklich bereitete ich mich schon darauf vor, einfach aus dem Raum zu laufen. Ich wollte weder mit Leo, noch mit Zack reden. Es war nie meine Intention gewesen, zwischen beide Fronten zu geraden. Und doch war ich hier. Zwischen Leo und Zack.
Ich wusste, dass mein Herz Leo wollte. Und ich wusste auch, dass ich endlich einsehen musste, dass er diese drei Worte - ich liebe dich - wirklich, endlich zu mir gesagt hatte. Aber ich konnte es mir einfach nicht eingestehen. Er hatte mich zutiefst verletzt. Zwar versuchte er, es gerade wieder gut zu machen, aber ich wollte ihm zeigen, dass ich nicht sofort darauf ansprach. ich wollte, dass er um mich kämpfte und mich nicht einfach nur mit Worten überzeugte. Ich wollte Leo zeigen, dass ich ihm nicht gehörte, sondern jederzeit meine Meinung ändern konnte. Er sollte lernen, mich wertzuschätzen. Und mich nicht wieder loslassen. Denn noch einmal würde ich das nicht überstehen. Also sah ich die Tatsache, mit Zack Essen zu gehen, als Gelegenheit, um ihm zu zeigen, dass ich nicht von ihm abhängig war - und das er nicht der Einzige war, der mich wollte. Zwar war es für mich kein richtiges Date, aber es sprach nichts dagegen. Und ich hatte Lust, in meinem Lieblingsdiner etwas essen zu gehen. Wieso also sollte ich diese Möglichkeit nicht ausnutzen?
Kurz bevor Reynolds das Meeting beenden wollte, wandte sich Lia wieder zu mir. »Und?«, fragte sie mich, während ich leise seufzte und meinen Stift in meine Tasche packte. »Ich gehe mit ihm aus«, antwortete ich leise. Lia schien das nicht wirklich zu stören. Ganz im Gegenteil, sie blickte mir nur lächelnd in mein Gesicht und sagte: »Go girl«
Leo blieb nach dem Meeting noch kurz bei Reynolds. Währenddessen ging ich mit Lia den Gang entlang und zog sie kurz zur Seite, um in Ruhe mit ihr darüber reden zu können. Ihr Grinsen ging bis über beide Ohren, was ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Schließlich würde ich ihrem Bruder gleich erklären, dass ich mit einem Anderen ausgehen würde. Auch, wenn ich es nicht wirklich ernst nahm und mich eher darüber freute, ein Essen ausgegeben zu bekommen.
»Du freust dich ja mehr als ich«, merkte ich an, während ich mich schnell umschaute und sicher ging, dass weder Zack, noch Leo in unserer Nähe waren. »Ich finde die Idee, mit Zack auszugehen, klasse. Außerdem ist Leo selbst ein kleiner Herzensbrecher. Wieso also solltest du nicht auch ein bisschen Spaß haben?«, sie blieb locker und lehnte sich gegen die Wand, während ich versuchte, mich zu beruhigen und mir einzugestehen, dass ich nichts Ungerechtes tat. Lia sah das alles sowieso mit Humor. Sie wusste, dass ich Leo mochte. Aber sie wusste auch, wie mies es mir ging, nachdem das Praktikum zu Ende war.
»Vielleicht weil Leo mir seit gestern ununterbrochen seine Gefühle gesteht?«, fragte ich und fuhr mir mit meiner Hand übers Gesicht. Ich war überfordert, auch wenn ich mir vor ein paar Minuten noch ziemlich sicher war, dass das eine gute Idee war. »Ja und? Der kommt ja früh drauf. Ich sage ja nicht, dass du dich für Zack entscheiden sollst. Ich sage nur, du sollst Leo ein bisschen zappeln lassen. Das wird ihn schon nicht umbringen«, argumentierte sie weiter und das was sie dachte, mache in meinem Kopf irgendwie Sinn. Sie verstand mich auf ihre eigene, komische Art und Weise und gab mir das Gefühl, dass ich nicht völlig daneben lag.
»Ich will Zack nicht«, fuhr ich fort. »Glaube ich, zumindest«, warf ich leise hinterher und bevor die schmunzelnde Lia etwas dazu äußern konnte, stellte sich Leo zu uns und atmete genervt aus. Er schien noch immer angetan von dem Konflikt mit Zack zu sein. Und gleich wird er noch wütender sein, wenn du es ihm erzählst, flüsterte mir mein Inneres ich zu. Ich bekam augenblicklich Bauchschmerzen, aber dachte an Lias Worte. Sie hatte recht. Ich würde ihn nur ein bisschen eifersüchtig machen. Mehr nicht.
Lia lächelte mir ein letztes Mal aufmunternd zu und gab ihrem Bruder dann einen Klopfer auf die Schulter. Sie blickte uns beide nochmal an, nachdem sie ein paar Schritte gegangen ist. »Ava, ich wünsche dir noch einen schönen Geburtstag. Und vergesst nicht das essen morgen Abend. Seid bitte um 19 Uhr da. Den Standort schicke ich Leo, dann kann er dich abholden. Machts gut«, mit diesen Worten verabschiedete sie sich und spazierte davon. ich schaute ihr für einen kurzen Moment nach, ehe ich meinen Blick auf Leo richtete. Dieser lockerte seine Krawatte etwas und lehnte sich nun, genau wie seine Schwester zuvor auch, gegen die Wand. Er schien etwas erschöpft. »Leo«
Er blickte zu mir runter. Mein Blick fiel auf seine Lippen und blieb auf diesen liegen. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie nochmal auf meine legte? Ich schüttelte innerlich den Kopf. Ich musste meinen Plan durchziehen. »Ava«
»Ich muss dir etwas sagen.«, Leo ließ keine einzige Sekunde seinen Blick fallen, stattdessen schaute er mir ich intensiver als vorher in die Augen. Ich kannte diesen Blick. Sofort war ich in seinem Bann gefangen und vergaß für den Bruchteil einer Sekunde, was ich überhaupt zu ihm sagen wollte. Ich blieb schnell wieder ernst und bereitete mich innerlich schon darauf vor, dass dieses Gespräch im Streit enden würde. Entweder würde er enttäuscht sein oder er würde wütend auf mich sein und das Ganze hätte sich erledigt. Andererseits behauptete er, mich wirklich zu lieben und wenn das wirklich stimmte, würde er deswegen doch nicht wieder seine Meinung ändern, oder?
Leo und ich waren nicht zusammen. Noch nicht, zumindest. Und auch, wenn Zack dachte, es wäre ein Date, ich war es ihm irgendwie schuldig, mitzugehen. Schließlich hatte er herausgefunden, welches Lokal in der Stadt mein Liebstes war und ich hatte somit die Wette gegen Zack verloren. »Was ist los?«, fragte Leo, während er sich eine meiner Strähnen schnappte und mit dieser spielte. Ich wurde nervös aufgrund der Tatsache, dass er mir so nah war. Schließlich hatte ich die letzten Monate nichts anderes gewollt, als ihn für mich zu gewinnen.
»Zack hat mich eingeladen, um mit ihm etwas Essen zu gehen. Und ich werde gleich mit ihm gehen, damit du bescheid weißt. Wir sind nicht zusammen also darfst du mir das nicht ausreden«, ich schluckte, nachdem ich es ihm gesagt hatte und hoffte, er würde nicht bemerken, wie nervös ich eigentlich war. Leo schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ich sah vor meinem inneren Augen schon, wie er mir den Krieg erklärte oder wie er auf Zack losging. Ich bereitete mich darauf vor, jetzt mit ihm zu streiten. Stattdessen brach er in schallendes Gelächter aus.
Während er sich kaputtlachte, blickte ich ihn verwirrt an. Was war daran denn so lustig gewesen? Und wieso lachte er so, als hätte ich den lustigsten Witz erzählt, den er je gehört hatte? Ging es Leo gut?
»Ehm«, ich unterbrach ihn und wollte eine Erklärung dafür. »Was daran ist bitte so lustig? Das war kein Scherz«, erklärte ich noch einmal, damit er auch wirklich verstand, dass das mein Ernst war.
»Der ist doch für mich keine Konkurrenz. Aber du bist dir sicher, dass du mit so einem Vollidioten ausgehen möchtest, ja?«, ein amüsiertes Schmunzeln bildetet sich auf seinem Gesicht ab und erneut fiel mir ein, wieso ich mich Hals über Kopf in Leo verliebt hatte. Er war einfach so anders. Anders, als alle anderen Männer. Ich unterdrückte mir sowohl mein Lächeln, als auch die aufkommende Erleichterung über seine Reaktion und blieb weiterhin ernst. Es war gerade wie ein Spiel zwischen uns - und das musste ich gewinnen. Er sollte eifersüchtig werden.
»Ja, ich werde mit ihm ausgehen. Das ist ein richtiges Date«, gab ich von mir und musste mir wieder ansehen, wie er in Gelächter ausbrach. Na toll, Leo nimmt mich nicht ernst. Und er hat wahrscheinlich schon längst begriffen, dass es natürlich kein richtiges Date ist. Zumindest für mich nicht.
»Nagut, dann viel Spaß auf eurem Date«, er betonte das Wort genau so wie ich und ich wurde fast verrückt wegen ihm. »Das ändert nichts an meinen Gefühlen. Aber wenn er dich berührt, ist er tot. Und das meine ich ernst«, seine Miene veränderte sich schlagartig und Leo legte seine Hand an meine Wange. Seine Hand fühlte sich weich an und ich schloss für einen Moment meine Augen, um den Moment zu genießen.
»Wenn das außerdem ein Versuch ist, um mich eifersüchtig zu machen, dann wird das nicht klappen.«, er kam ein bisschen näher und ich konnte seinen warmen Atem an meiner Haut spüren. Leo war mir nah. Sehr nah. Nur ein Zentimeter fehlte und ich würde seine Lippen auf meinen spüren. Es kostete mich große Überwindung, diese kleine Distanz zwischen uns nicht zu überbrücken und ihn einfach zu küssen.
»Denn ich weiß, dass du mich auch willst. Und ich weiß auch, dass du..«, er machte eine kurze Pause, während ich das Gefühl hatte, dass mein Herz so laut pochte, dass er es hören konnte. Ich atmete unregelmäßig, während er mir noch immer amüsiert in die Augen blickte. »Dass du es sofort zulassen würdest, wenn ich dich berühren würde. Eigentlich wollte ich heute Abend mit dir essen gehen. Aber da du ja lieber mit Zack ausgehst«, er entfernte sich wieder und richtete seine Krawatte. »Müssen wir das wohl verschieben«
1:0 für ihn, dachte ich mir. Er hatte es geschafft, mich vollkommen sprachlos zu machen. Es schien ihn nicht zu stören, dass ich ihn irgendwie versetzte. Ganz im Gegenteil, er erfreute sich an der Tatsache, dass er recht hatte. Ich wollte nur ihn. Bleib stark, Ava. Was er kann, kannst du schon lange.
»Ich muss jetzt los«, gab ich nur zurück, während er triumphierend lächelte.
»Viel Spaß auf eurem super tollen Date. Ruf mich an, wenn du bemerkst, was für ein Idiot er ist und dich dazu beschließt, die Nacht bei einem richtigen Mann zu verbringen. Und denk nicht, dass mich das nicht stören würde. Alleine bei dem Gedanken daran, dass er dich auch nur ansieht, wird mir schlecht. Am Liebsten würde ich ihn einfach aus dem Weg räumen. Aber es ist deine Entscheidung und dagegen kann ich nichts machen, nachdem ich dir so weh getan habe«, er hob meinen Kinn an und gab mir diesmal einen Kuss auf die Stirn. Ich spürte, wie mich eine angenehme Wärme einnahm und wie gut es mir auf einmal ging. Leo war wie Medizin für mich. Er half mir. Und dabei reichte nur seine bloße Anwesehenheit.
»Vergiss nicht, dass ich um dich kämpfen werde. Wenn er meint, mir im Weg zu stehen, dann muss ich mir wohl was für ihn einfallen lassen. Wir sehen uns dann später. Ich habe noch eine Überraschung für dich, aber dafür muss ich sowieso noch etwas vorbereiten.«
Ich war so überrumpelt von seinen Worten, dass ich nicht genau wusste, was ich nun sagen sollte. Er hatte es innerhalb ein paar Minuten geschafft, mich umzustimmen. Mein Plan war es nur, ihn eifersüchtig zu machen. Und vielleicht ein kostenloses Essen abzustauben. Aber die Dinge, die er zu mir sagte, machten mich geradezu sprachlos. Und es kostete mich Überwindung, die Firma und somit auch Leo zu verlassen und in das Auto zu steigen, in welchem Zack schon seit mehreren Minuten saß und auf mich wartete. Er war nicht sauer. Und wenn, dann war er eher sauer auf sich selbst, als auf mich. Aber eine Sache war noch viel, viel bedeutender. Er liebte mich wirklich. Noch immer etwas entsetzt von Leos und meinem Gespräch hörte ich Zack gar nicht richtig zu. Ich brauchte einen Moment, um mich von meinen lästigen Gedanken zu lösen und zu Zack zu schauen. »Weißt du schon, was du Essen möchtest?«, fragte mich dieser neugierig.
»Nicht wirklich. Aber ich mag die Pizza dort. Und du?«, fragte ich etwas abwesend. Mir war der Hunger vergangen und ich würde sicherlich keine Pizza schaffen. »Nein, aber du kannst mich ja beraten. Schließlich ist das dein Lieblingsrestaurant«, er zwinkerte, was mich aber wenig kümmerte. Ich setzte nur ein leichtes Lächeln auf und blickte ihn an. Er sah verdammt gut aus. Das war mir auch nicht erst heute aufgefallen. Aber so attraktiv wie er auch war, er hatte mein Herz nicht für sich gewonnen. Er würde mein Herz auch nicht für sich gewinnen. Es gehörte einzig und allein Leo. Und wenn dieses Date, oder was auch immer es war, erst einmal vorbei war, würde ich ihm das sagen. Heute Abend.
Ich liebe Leo.
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Hey meine Lieben!
Endlich mal ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Ich lieeeebe es, dass Leo endlich zugegeben hat, dass Ava ihn liebt. Jetzt kann doch nur alles gut werden, oder?
Die Antwort ist, nein. Natürlich wird nicht alles gut und vielleicht wird der ein oder andere mich anfangen zu hassen. :)
Spamt die Kommentare voll! Ich liebe es zu lesen, was ihr darüber denkt.
Bye bye! ❤️
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