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𝟔𝟒. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 / 𝐋𝐞𝐨𝐬 𝐒𝐢𝐜𝐡𝐭

Leo

Sie lächelte. Es war schön, sie lächeln zu sehen. Lia hatte lange auf diesen einen Tag gewartet. Und diesen hatte sie sich definitiv verdient. An ihrem Lächeln erkannte ich den harten Kampf, die vielen schlechten Tage und die vielen schlechten Erinnerungen, die wir beide teilten. »Du siehst unglaublich aus«, sagte ich zu ihr. Ich hatte für das Kleid bezahlt, wusste aber nicht, wie es aussah. Bis heute. Bis zu ihrem großen Tag. Ich versuchte mir meine Tränen zu verdrängen. ich war schon lange nicht mehr der kleine Junge der weinte. Ich weinte nicht. Aber gerade jetzt wurde ich emotional. Ich wurde emotional, weil ich wusste, dass wenigstens meine Schwester glücklich war. Sie hatte Jackson gefunden. Sie liebte ihn. Und ich wusste auch, dass Jackson sie liebte und sie niemals verletzen würde.

Es wäre die Aufgabe meiner Eltern gewesen, ihr ein wunderschönes Kleid zu kaufen. Dafür zu sorgen, dass sie einen wunderschönen Tag erleben würde. Aber sie waren nunmal nicht hier. Also hatte ich alles in meiner Macht stehende getan, um ihr diesen Tag zu verschönern. »Danke Leo.«, flüsterte sie und betrachtete sich im Spiegel. Sie stand vor dem Spiegel und strich über ihr Kleid, sah nachdenklich aus. Ich wusste nicht, was genau ihr durch den Kopf schoss. Aber ich wollte nicht, dass sie so verzweifelt in den Spiegel blickte. Vorsichtig legte ich ihr die Hand auf die Schulter.

»Wenn du weglaufen willst, mein Wagen und Andrew warten draußen.«, merkte ich belustigt an und schaffte es, sie zum Lachen zu bringen. »Nein, nein.«, erwiderte sie und schaute mich durch den Spiegel an. »Ich wünschte nur, Mom wäre hier.«

Unsere Eltern vertrugen sich schon seit der Trennung nicht mehr. Sie stritten ständig. Jedes Mal wenn sie sich sahen, zeigten sie sich, wie sehr sie sich hassten. Und deswegen wusste Lia, dass sie keinen von beiden einladen konnte und das wollte sie auch nicht. Die Atmosphäre im Raum wäre nicht auszuhalten. Ich hatte keinen guten Draht zu meinem Vater. Immer dann, wenn er in die Firma kam und mit mir über Geschäftliches reden wollte, stritten wir. Mein Vater war ein materieller, kalter Mensch. Das war er schon immer gewesen. Und deswegen war es ihm recht gewesen, dass Adams Industries so erfolgreich war. Eine Firma, die jeder auf diesem Kontinent kannte. Die unzählige Standorte hatte.

»Ich weiß. Ich wünschte, dass alles wäre nicht so kompliziert, Lia«

Ich seufzte. Wäre doch alles einfacher. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass wir eine richtige Familie gehabt hätten. Unsere Eltern nicht ständig stritten. Uns fehlte es an nichts. Lia und ich bekamen immer die neusten Schuhe oder trugen immer die angesagtesten Klamotten. Wir bekamen jeden Tag Geld und Geschenke. Nur keine Liebe oder Aufmerksamkeit. Mama hatte sich selbstständig gemacht und arbeitete sehr viel, um unserem Vater nicht zu begegnen. Sie besaß ihre eigene Modemarke, mehrere Geschäfte in Toronto und vielen anderen Städten. Man kannte ihre Marke und ihre Kleidung sogar schon in manchen Städten Europas. Mein Vater hatte währenddessen seine riesigen Unternehmen aufgebaut. Keine hatte sich jemals die Zeit für uns genommen, aus dem einfachen Grund dass sie wegen des jeweils Anderen nicht zuhause sein wollten. Die einzige Bezugspersonen, die wir hatten waren Sara, unser Kindermädchen und Andrew, unser Butler, der viel mit uns herumspaßte. Sie hatten uns großgezogen. Bis wir elf waren.

Eines Tages gingen Lia und ich nach Hause. Die Privatschule, auf die wir gingen, fanden wir beide unglaublich schlimm. Die meisten Kinder waren abgehoben oder egoistisch. Sie dachten, sie wären was Besseres als wir und schikanierten Lia teilweise. Wir hatten es nicht wirklich leicht von der High-Society umgeben zu sein, obwohl wir selbst irgendwie ein teil davon waren. Aber trotzdem waren wir beide schon immer anders gewesen. Wir hatten Geld und alles was wir jemals wollten. Aber das Wichtigste fehlte uns. Liebe.

Wir hatten an diesem Tag keinen guten Tag. Auf dem Nachhauseweg schwiegen wir. Es regnete und es war kalt. Ein kalter Herbsttag. Es war, als würden wir spüren, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Als wir Zuhause ankamen lagen zerbrochene Gläser auf dem Boden. Während ich mich umschaute um herauszufinden, was hier geschehen war, flog ein weiteres Glas durch die Gegend und traf genau neben mir ein. Ein paar Glasscherben trafen meinen Arm und ich blutete. Beschützend stellte ich mich vor Lia. Hatte Angst davor, dass noch etwas auf uns zu kommen und sie verletzen könnte.

»Ich hasse dich«, schrie meine Mutter an diesem Tag nur allzuoft. Sie stritten schon wieder und brachten Lia zum Weinen. Sie war sensibel. Ich stattdessen hatte mich schon längst an diese Situation gewohnt. Ich wusste, dass meine Eltern sich nicht liebten und fragte mich stattdessen, ob es Liebe überhaupt gab. An dem Abend packte meine Mutter ihre und Lias Sachen und nahm sie mit. Sie kamen nicht mehr zurück. Mom und Lia lebten in Seattle weiter, während mein Vater und ich in Toronto blieben. Plötzlich war ich nicht nur traurig, Ich war auch noch alleine. Meine Schwester und gleichzeitig meine beste Freundin wurde mir weggenommen. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger. Mein Leben ergab in meinen Augen keinen Sinn mehr. Ich fand keine Beschäftigung, schloss mich in meinem Zimmer ein und las die meiste Zeit. Lia und ich redeten heimlich. Riefen uns nachts an und gaben uns die neusten Updates. Meistens weinte Lia. Ich blieb stark. Ich hätte am liebsten mitgeweint. So wie ich es die meiste Zeit tat und niemals zugeben würde. Aber ich blieb stark. Zumindest täuschte ich eine gewisse Stärke vor. Mit Sechszehn wurde mir das alles zu viel. Es staute sich eine Wut in mir auf. Dunkelheit umgab mich, ich war den ganzen Tag nur noch schlecht gelaunt. Von morgens bis Abends suchte ich Streit. Mit meinem Vater, mit Klassenkameraden, mit anderen Leuten. ich versuchte meine Wut im Boxverein loszuwerden, in welchem ich mich direkt anmeldete. Ich war nicht auszuhalten. Abends und Nachts verbrachte ich Zeit mit den falschen Leuten, prügelte mich des Öfteren und wurde viel zu oft von der Polizei nach Hause gefahren. Von den Strafen kaufte mich mein Vater natürlich immer frei. Schließlich war es, wie er immer sagte, ein "schlechter Ruf für die Familie", den ich gerade dabei war aufzubauen. Eines Nachts prügelte ich mich mit den falschen Leuten und landete im Krankenhaus. Ich hatte Prellungen, blaue Augen, eine gebrochene Nase und gebrochene Rippen. Ich war gerade mal siebzehn und lag betrunken und verletzt im Krankenhaus. Hatte die eine oder andere Droge an dem Abend zu mir genommen. ich wurde zusammengeschlagen, von irgendwelchen Leuten. Von schlechten Leuten. Ich war aber nicht besser als diese Leute. Ich war wütend. Noch am gleichen Tag, als mein Vater mich besuchen kam und versuchte mich zurechtzuweisen, ließ ich all diese in mir aufgestaute Wut an ihm aus. Ich stand auf und versuchte mich zu verteidigen, schrie ihn an und schlug ihm meine Vorwürfe regelrecht an den Kopf. Wir schrieen uns gegenseitig an. Er hingegen war sich keiner Schuld bewusst, wusste nicht, dass er all die Jahre der Fehler gewesen ist. Gerade als ich erkannte, wie er wütend seine Hand hob um mir höchstwahrscheinlich weh zutun, holte ich aus und schlug ihm mit meiner letzten Kraft so fest ins Gesicht, wie ich nur konnte. Mein Vater fiel und verletzte sich, aber das war mir egal. Er hatte mir Lia weggenommen. Er hatte mir nie gezeigt, dass ich ihm etwas bedeutet. Ließ zu, dass Mom uns verließ. Zwang mich dazu, "normal" zu sein. Das musste ein Ende haben.

Dieser Tag veränderte das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir. Wir sprachen nicht mehr miteinander. Aßen nicht mehr am selben Tisch. Andrew war der Jenige, der unsere Nachrichten an den jeweils Anderen weiterleitete.

Mehrere Jahre vergingen. Mein Vater nahm mich immer öfter mit in die Firma, zeigt mir, was ich bald besitzen würde. ich hingegen interessierte mich wenig. nahm ihn trotzdem ernst. Er duldete mein verhalten nicht mehr. ließ mich nicht mehr raus. Sorge dafür, dass ich zur Schule gefahren und wieder abgeholt wurde. Jeden. einzelnen. Tag.

Über Privates redeten wir nicht mehr. Wir waren nicht mehr Vater und Sohn . Wir waren mehr oder weniger distanzierte Kollegen. Er sah seinen Job darin, mir die Firma nahezubringen damit ich sie übernahm, um dann zu verschwinden. Als ich achtzehn wurde studierte ich Wirtschaftspsychologie, machte meinen Bachelor und landete in der Firma meines Vaters. Seitdem war Lia wieder in der Nähe. Nachdem wir uns fast zehn ganze Jahre nicht sehen konnten. Und sie half mir, diese Firma aufzubauen, während mein Vater nach Europa zog und sich dort um seine neuen Standorte kümmerte. Ich hatte ein paar Dinge in der Firma verändert, was Eigenes daraus gemacht. Wurde schließlich bekannter und wichtiger. Trotzdem war ich vertraglich noch immer an meinen Vater gebunden. Und jetzt stand ich hier. Neben meiner Schwester, die heute heiraten und glücklich sein würde.

Lia setzte sich einen Moment hin. Wir unterhielten uns ein paar Minuten und ich versuchte dafür zu sorgen, dass sie nicht ganz so nervös war. Die Limousine würde sie in ein paar Minuten abholen und wir würden zur Kirche fahren. Sie knetete nervös ihre Hände und auch ich versuche ihr nicht zu zeigen, wie nervös ich eigentlich war.

»Hättest du das jemals gedacht? Dass ich glücklich werde? Dass ich Jackson finde?«, fragte sie und blickte zu mir hoch. Ich stand angelehnt an der Wand. Ich konnte mich jetzt nicht setzen. Ich war viel zu aufgeregt. »Du hast das verdient.«, erwiderte ich und lockerte meine Krawatte etwas. Ich hatte plötzlich das Gefühl, sie verhinderte, dass ich atmete. »Du aber auch«, sagte sie schmunzelnd und ließ den Blick nicht von mir ab.

»Ich bin glücklich«, sagte ich und log ihr direkt ins Gesicht. Sie wusste das natürlich. Wir waren Zwillinge und spürten, wenn bei dem Anderen etwas nicht stimmte, egal wie weit wir voneinander entfernt waren. Aber sollte ich hier, nur ein paar Minuten vor ihrer Trauung über meine Gedanken sprechen? Nein, das würde ich auch an einem normalen Tag nicht. Darüber könnte ich so einfach nicht sprechen. Ich hatte viel zu viele Verantwortungen. Die Firma. Unser kompliziertes Leben. Da hatte Glück noch nie einen Platz in meinem Leben.

»Freust du dich denn wenigstens darüber, dass sie da sein wird?«, fragte Lia. Leah, meine Freundin, wartete draußen schon. Ich hatte ihr gesagt, dass ich fünf Minuten alleine bei meiner Schwester verbringen wollte. Es war kompliziert. Mein Liebesleben war etwas, worüber ich nicht gerne sprach. Vor Allem mit Lia nicht. Ich sprach über keine meiner Probleme gerne mit Lia. Sie sollte sich einfach keine Sorgen machen. Nicht um mich.

»Natürlich freue ich mich auf Leah. Sie ist meine Freundin«, ich räusperte mich und hielt meiner Schwester die Hand hin, nachdem ich das hupende Auto von draußen wahrnahm. Es war Zeit für Lia, sich bereit zu machen. Die Limousine war da. Sie schnappte sich meine Hand und hakte sich schließlich bei mir unter. Wir gingen durch den Gang und sie blickte direkt zu mir auf. »Ich meinte Ava«

Ich wusste nicht, wie ich auf ihre Frage reagieren sollte. Ich verdrängte den Gedanken an Ava. Und scheiterte jedes Mal. Immer und immer wieder. Je öfter ich das die letzten Monate versuchte, desto weniger gelang es mir. Sie war präsent. Ich verdrängte Ava. Aber sie kam viel zu oft in meinen Gedanken auf. Das würde ich niemals zugeben wollen. Ava hatte einen ganz anderen Platz bei mir. Aber sie war eben nicht mehr da. Und ich versuchte mir einzureden, dass das besser so war.

»Wie kommst du jetzt auf Ava?«, fragte ich zurück. »Sie hat dir doch noch nicht einmal geantwortet. Sie wird nicht da sein.«, fügte ich brummend hinzu und dachte daran, wie unglaublich gutherzig Ava war, wie sie jedes mal mit einem Lächeln im Gesicht mein Büro betrat, wie sie mich mit ihren braunen, wunderschönen Augen anblickte. Ich erinnerte mich an die schönste Frau, die mir je begegnet ist. Und an die Frau, die schon längst fort gegangen war.

Und dann erinnerte ich mich an die Tatsache, dass sie mich hassen musste. Sie hasste mich und das zurecht. Aber das war besser so. Ich sollte sie niemals an mich ranlassen. Dafür war dieses Leben einfach zu kompliziert. »Natürlich wird sie da sein, Bruderherz. Glaub mir«, murmelte Lia leise und als wir an der Haustür ankamen, blieb sie stehen. Sie hörte nicht auf zu reden. »Leah ist eine hübsche Frau. Nett. Freundlich und so. Sie schreibt gute Artikel. Aber Leo, du willst mir doch nicht verklickern, dass du eine ernsthafte Beziehung mit ihr führen wirst. Jetzt mal im Ernst«

Ich habe Leah auf eine Konferenz hier in Toronto kennengelernt. Sie arbeitete für einen meiner Konkurrenten. Eine Woche vorher, hatte Ava die Firma verlassen. Ich war deprimiert. Nicht weil Ava ging. Sondern weil ich Ava gingen ließ. Aber ich wusste, dass es besser so war. Mir Leah ging dann alles recht schnell. Wir verbrachten den Abend gemeinsam in einer Bar, wir schliefen miteinander und daraufhin trafen wir uns öfter. Sie kam in meine Firma und bat mich um einen Job. Ich nahm sie an. Das wars. Kein Verlangen. Und auf gar keinen Fall Liebe. Es war das was ich immer mit Frauen tat. »Sie benutzen, bis ich sie nicht mehr wollte.« So nannte Lia es. ich hingegen nannte es »Ihnen die schönste Zeit bereiten, bis ich mich dazu entschied, sie nicht zu nah an mich ranzulassen«. Ich wusste, dass ich Ava niemals glücklich machen könnte. Zumindest nicht auf langfristige Dauer. Ich war nie mit Liebe aufgewachsen. Ich wusste gar nicht, was es hieß, zu lieben. Gott, ich hatte noch nicht einmal die Zeit dazu. Mein Vater stellte mich unter Druck, hatte seine komischen Geschäfte mit Reynolds am Laufen um die ich mich kümmern musste. Kämpfte noch immer gegen meine innere Wut und der Tatsache, dass ich niemals wirklich, zu einhundert Prozent glücklich gewesen bin. »Lia, diese Diskussion hat hier gar nichts verloren. Nicht jetzt. Du heiratest in einer halben Stunde«, etwas ertappt versuchte ich sie dazu zu bringen, endlich ihre Klappe zu halten. Ich liebte Lia. Aber sie wusste immer, wo es drückte und was sie sagen musste, um mein Schweigen zu brechen. »Du kannst machen was du willst. Aber ich weiß, dass das mit Ava anders war. Und ich weiß auch, dass sie dich mochte. Sie wird dich heute mit Leah sehen.«, antwortete meine kleine Schwester und brachte mich mal wieder zum nachdenken. »Du hast nie ernsthafte Beziehungen geführt. Das weiß ich. Du willst das nicht, auch das weiß ich. Aber du hättest dir und Ava eine Chance geben sollen«, murmelte sie. Noch ein Hupen folgte und ich sah wie ihre beste Freundin und Trauzeugin Amelia uns schon aus dem Auto zu sich rief.

»Nein. Und jetzt geh schon.«, Ich öffnete die Tür ganz und führte sie zur Limousine. Leah wartete vor meinem Mercedes auf mich. Ich sah ihr Lächeln schon von Weitem. »Dann sorg wenigstens dafür, dass sie bei uns anfängt. Du Vollidiot.«, lächelnd stieg sie ein, während ich ihr nachsah und über ihre Worte nachdachte. Meine Schwester hatte recht. »Du brauchst gar nicht so blöd zu gucken. Ich meine es vollkommen ernst. Du bist ein Vollidiot Und ich muss jetzt heiraten.«

Während ich der Limousine hinterherfuhr und Leah neben mir über die neuen Artikel sprach, die sie vorhatte zu schreiben, waren meine Gedanken nur bei den Dingen, die Lia zu mir gesagt hatte. Ich hatte Ava verletzt. Und sie ist die einzige Frau, bei der es mir nicht egal gewesen ist. Ich kannte viele Frauen. Ich hatte mit vielen Frauen eine Art Beziehung geführt, so wie sie es nannten. Aber ich hatte mich noch nie richtig auf eine ernste Beziehung eingelassen. Nie hatte ich wirklich gezeigt, wer ich war. Außer bei Ava. Und ich würde es sofort wieder tun. Verdammt.

»Sie sieht wirklich unglaublich aus«, während ich in den vierten Gang schaltete, legte Leah ihre Hand auf meine. Ich erinnerte mich zurück an Ava. An die Zeit, die wir zusammen verbracht hatten. Ich erinnerte mich daran, wie sie mich jedes Mal mit einer einzigen Berührung um den Verstand brachte. Wie sie dafür sorgte, dass ich meine Fassung verlor. Und jetzt hatte ich sie verloren. Es war besser so Leo, sagte ich zu mir selbst. Ich beschütze sie nur vor einer grausamen Realität und einem komplizierten Leben. Aber eigentlich beschützte ich sie auch vor mir selbst. Vor einem Mann, der nie wirklich gelernt hatte was es hieß richtig zu lieben. Und ich bestaunte Lia. Lia hatte Jackson lieben gelernt. Ich würde Ava immer und immer wieder verletzen.

Leahs Hand wärmte mich nicht. Ich musste seufzen. »Ja, das tut sie«

»Ist bei dir alles gut?«, fragte Leah mich und ihr Blick war auf mein Gesicht gerichtet. Ich hingegen schaute auf die Straße und fragte mich insgeheim, ob Ava wirklich auftauchen würde. Leah war eine nette Frau. Sie verstand mich und hörte mir zu. manchmal, da sagte sie lustige Dinge und brachte mich zum Lachen. Sie sorgte dafür, dass ich mich nicht alleine fühlte. Aber es war nicht genug. Nie war es genug. Ich würde nicht zu ihr sagen, dass ich sie liebte.

Und bis heute verstand ich nicht, wie es in dieser Nacht aus mir raus kam. Wie ich zu Ava sagte, dass ich sie liebte. Ich wusste nicht, wieso ich es gesagt hatte. Es platzte einfach so aus mir raus.

Ich hatte diese Worte noch nie zuvor zu einer Frau gesagt. Ich hatte mich immer davor gedrückt. Ich hatte keine Frau geliebt.

»Leo? Hallo?«

»Ich bin nur etwas aufgeregt«, log ich meine Freundin an. Sie gab sich mit dieser Antwort zufrieden. Sie lächelte. »Ich hoffe irgendwann heiraten wir auch.«

Das würden wir nicht.

Die nächsten zwei Stunden vergangen wie im Flug. Wir fuhren in die Kirche, die Trauung fand statt, das Ehepaar küsste sich und alle waren glücklich. Ich hingegen verfiel meinen chaotischen Gedanken. Ich hasste es nachzudenken. Aber ich konnte Lias Worte einfach nicht vergessen.

Nachdem Ava die Firma verließ und anfing, Lia nicht mehr zu antworten, redete Lia zwei ganze Tage nicht mehr mit mir. Sie warf mir Dinge an den Kopf. Dinge wie «Ava antwortet deinetwegen nicht mehr « oder »Kein Wunder dass die nicht mehr antwortet.« Das stimmte. Schließlich hatte ich Ava irgendwie abserviert, nachdem ich ihr doch gesagt hatte, dass ich sie lieben würde. Und meine Entscheidung war nicht leicht. ich hätte sie am liebsten geküsst und ihr diese Worte nochmal gesagt, aber die Realität holte mich rechtzeitig ein. Ich sagte es nicht nochmal zu ihr. Ich wusste nicht so recht, was nach den zwei Praktikumswochen und der Zeit mit Ava mit mir passierte. Ich fühlte mich so leer, als ich am nächsten Tag in die Firma ging und Ava nicht da war. Abends betrank ich mich, schaute auf mein Handy, wollte mich bei ihr melden und hielt mich selbst ab. Ich kämpfte gegen meinen eigenen Dämon.

Als der Artikel eintraf und ich ihren unglaublichen Artikel laß, wollte ich mich bei ihr melden. Aber ich ließ es sein. Zu viel war passiert.

Während diesen langen drei Monaten plagte mich das schlechte Gewissen. Und ich wollte nicht sagen, dass Leah mein Lückenfüller war. Ich wollte nicht, dass es so war. Aber Leah war da als ich weibliche Gesellschaft am meisten brauchte. Und jetzt würde ich schon wieder ein Mädchen verletzen. Manchmal, da hasste ich mich selbst.

Etwa zehn Minute später kamen wir am Saal an. Ich stellte mich an den Eingang, weil ich Lia versprochen hatte, ihre Gäste zu begrüßen. Leah stand neben mir und hatte sich bei mir eingehackt. Als ich zu ihr runter schaute, lächelte sie mich mit einem breiten Grinsen an. »Es ist süß, dass du so nervös bist«, merkte sie an und kicherte leise. Ein leichtes Lächeln schlich auf meine Lippen. »Gewöhn dich nicht dran«, erwiderte ich amüsiert und begrüßte die ersten Leute die eintrafen. Ich schaute mich um. Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich umsah, nachschaute wer alles hier war. Aber eigentlich suchte ich nur eine Person. »Und was ist mit heute Nacht?«, fragte Leah und ich wusste auf Anhieb, was genau sie meinte. »Hm?«, ich zog eine Augenbraue in die Höhe. Natürlich wusste ich, was genau sie meinte. »Na, fahren wir zu dir? Endlich?«

Sie kannte meine Wohnung nicht. Wenn ich Zeit mit Leah verbrachte, dann meistens in Restaurants oder an anderen Orten. Und wenn ich mit ihr schlafen wollte, buchte ich ein teures Hotel oder sie nahm mich mit in ihr Apartment. Ich nahm nie eine Frau mit in meine Wohnung. Außer Ava.

Ich schmunzelte. Ich dachte zurück an den Abend, an welchem sie betrunken in meiner Wohnung stand. Mit dem kurzen Kleid. Ihren verwuschelten Haaren. Betrunken. Sie sah gut aus. So anders, als andere Frauen. Und sie stand in meiner Wohnung. An diesem Abend war Ava so nervös gewesen, dass sie dachte ich würde es nicht bemerken, dass sie ein paar Gläser zu viel getrunken hatte. Aber es störte mich nicht, dass sie nervös war. Es gefiel mir, dass sie nie wusste, wie sich sich in meiner Nähe verhalten sollte. Ich mochte es an ihr. »Ich habe uns schon ein Hotelzimmer gebucht. Im Ritz«

Ein Seufzen ihrerseits folgte. »Ich hoffe wirklich, dass du nicht doch heimlich verheiratet bist und mich nicht mitnehmen kannst, weil du eine Frau zuhause sitzen hast«, Leah klang etwas traurig. Doch ich hob ihr Kinn an, um diese Stimmung jetzt nicht zuzulassen. Ich hatte keinen Platz für ihre Probleme. Ich hatte eigentlich gar keinen Platz für sie. Aber irgendwie war es dazu gekommen. Ich hatte Leah nie darum gebeten, mit mir zusammen zu sein. Sie wollte es so sehr, dass sie mich fragte. Ich hatte ihr keine eindeutige Antwort gegeben. Doch ich gab dem ganzen eine Chance und das tat ich nur, weil ich versuchte ein normaler, anständiger Mann zu werden, der der Liebe doch eine Chance gab. Aber da war keine Liebe. Verdammt nochmal.

»Ich bin nicht verheiratet. Ich habe keine Frau. Das sage ich dir doch so oft.«, sagte ich sanft und drehte mich wieder zu den Gästen, während ich den Arm um sie legte. »Ich weiß. Tut mir leid. Weißt du, es ist nur so..«

Ihre Stimme verschwand im Hintergrund. Sie verschwand im Hintergrund, genau so wie die Hochzeit und der Rest der Menschen. Sie war tatsächlich gekommen. Ava war hier.

Ihr Aussehen war atemberaubend und die Art und Weise wie sie lächelte, nahm mir mal wieder den Verstand. Das durfte doch nicht wahr sein. Den ganzen Tag schon zerbrach ich mir den Kopf wegen ihr. Und jetzt war sie wirklich da. Sie hatte sich nicht wirklich verändert. Ihre Haare waren etwas länger. Aber sie war so wie immer. Schön.

Unsere Blicke trafen sich kurz. Nur für einen Augenblick. Unsere Blicke waren intensiv. Ich wusste, was sie dachte. Ich wusste, dass sie Leah bemerkte. Und dann war der Blickkontakt auch schon vorbei. Es reichte ein einziger Augenblick um herauszufinden, was sie dachte. Und ich war nicht wirklich stolz darauf gewesen, sie so fühlen zu lassen. Ehe ich darüber nachdenken konnte, ob ich zu ihr hingehen sollte und mit ihr reden sollte, war sie auch schon im Gebäude verschwunden. »Leo? Ja oder nein?«, Leahs Stimmte riss mich aus meinen Gedanken und brachte mich zurück in die Realität. »Was meinst du?«, fragte ich ertappt zurück, während sie mich nachdenklich musterte. »Ob du mich irgendwann mal in deine Wohnung lässt? Sag mal, hörst du eigentlich zu?«

Ich seufzte innerlich. Was war nur los mit mir? Die letzten Wochen waren besser gelaufen. Ich hatte die Tatsache, dass ich Ava mochte aber nicht mit ihr zusammen sein konnte, akzeptiert. Schon lange. Es war okay für mich. Schließlich würde ich sie damit vor einem komplizierten Chaos beschützen. Aber trotzdem war ich irgendwie anders. Anders, wenn sie in meiner Nähe war. »Ja, werde ich. Tut mir leid, bin mit meinem Kopf wo anders«, Leah nickte und nahm meine Hand. ich schaute zu ihr. »Schon gut. Ich liebe dich«, murmelte sie nun etwas leiser. Sie wusste, dass ich ihr bisher noch keine Antwort darauf gegeben hatte. Sie schaute weg, setzte sich ein Lächeln auf und erwartete auch keine mehr. Was für eine Situation das doch war. Das reinste Chaos. Leah sollte am besten so weit weg wie möglich von mir.

Die meisten Gäste waren angekommen. Ich hatte viele bekannte Gesichter getroffen. Auch Sabrina war hier. Und verbreitete keine besonders gute Stimmung. Mit hochgezogener Augenbraue begrüßte sie Leah und mich. Ihr Lächeln war nicht echt. Aber diese provokante Art kannten wir von ihr. Sie mochte keine Frau an meiner Seite. Sie wollte die Frau an meiner Seite sein. Und das schon seit Jahren. Dass wir damals zusammenkamen war meinem Vater verschuldet. Mein Vater war noch gefühlloser als ich, aber ich war nicht besser, so wie ich mittlerweile mit Frauen umging. Das wusste ich. Er sagte damals nur zu mir »Sieh zu, dass du dafür sorgt, mit Sabrina zusammenzukommen oder was auch immer. Die Geschäfte mit ihrem Vater sind besonders wichtig« und das tat ich auch. Das aller erste Date mit Sabrina war schrecklich. Sie und ich, wir beide wussten, dass das irgendwie nur geschäftlich war. Die nächsten Treffen wurden angenehmer, aber auch nicht viel besser. Ich verspürte keine Liebe, kein Verlangen. Ich verspürte rein gar nichts, während Sabrina sich komplett in mich verliebte. Das hatte mir schon oft an den Kopf geworfen. Die Frage »Wieso liebst du mich nicht auch?« konnte ich schon gar nicht mehr hören. Und beantworten erst recht nicht. Ich liebte sie halt einfach nicht. Ich sorgte nur dafür, dass mein Vater das bekam, was er wollte. Ich hatte sowieso keine Wahl. Mein Vater spielte schließlich noch immer eine viel zu große Rolle in meinem Unternehmen und meinen Geschäften, egal wie sehr ich versuchte meine Firma und mich zu distanzieren. Ein Teil der Firma würde ihm wohl immer gehören.

»Schon wieder eine neue Begleitung, mein Liebster?«, kam es aus Sabrina und kopfschüttelnd musterte ich sie. Sie sah gut aus. Aber ihr Charakter mache ihr Aussehen irrelevant. Sie benahm sich die meiste Zeit wie eine Hexe. Es gab ein paar Momente, als wir noch zusammen waren, da erkannte ich wie sie wirklich drauf war. Ich erkannte ihre weiche, liebe Seite. Aber die versteckte sie von zeit zu Zeit mehr. Ich nahm es ihr nicht übel. Sie war wahrscheinlich nicht anders aufgewachsen als ich. »Sabrina, schön dich zu sehen. Meine Begleitung heißt Leah«, erwiderte ich und erkannte aus dem Augenwinkel Leahs verwirrtes Lächeln. »Den Namen brauche ich mir doch sowieso nicht zu merken.«, mit einem Zwinkern, welches an Leah gerichtet war, verschwand sie, dicht gefolgt von Reynolds, den ich ebenfalls begrüßte, in den Saal. »Was zur Hölle«, murmelte Leah und ich schaute sie an. Nur zwei Worte gab ich ihr als Antwort: »Eifersüchtige Exfreundin«. Danach war das Thema beendet. Als kaum noch einer zu sehen war und fast alle sechshundert Gäste eingetroffen waren, begaben auch Leah und ich uns an unseren Tisch. Die Feier begann und war wunderschön. Sie war so, wie sich Lia diese vorstellte. Traumhaft.

Ein paar Mal erhaschte ich, wie Ava zu mir schaute. Ihre Blicke waren nicht zu deuten, aber trotzdem wusste ich, wie sie sich fühlen musste. Es tat mir weh, sie so anzusehen. Und es tat mir leid. Für alles, was ich ihr angetan hatte. Aber noch mehr schmerzte die Tatsache, dass kein einziges Wort von dem was ich in dieser einen Nacht zu ihr sagte gelogen war. Und trotzdem konnte ich nicht zulassen, sie zu lieben. Sie verdiente etwas Besseres. Einen Mann an ihrer Seite, der sie bedingungslos lieben konnte. Es zeigen konnte. Und sich nicht vor der Liebe fürchtete und jedes Mal alles kaputt machte.

Ich überlegte lange hin und her. Überlegte, in welchem Moment ich sie am Besten ansprechen konnte. Wann der richtige Zeitpunkt da wäre. Aber es gab einfach keinen. »Dann sorg wenigstens dafür, dass sie bei uns anfängt. Du Vollidiot.«, hatte Lia noch gesagt. Und sie hatte recht. Wir beide wussten, was für ein Geschenk Ava war. Was für eine Bereicherung für meine Firma sie doch wäre. Aber würde sie das Angebot noch annehmen? Wenn ja, wieso hatte sie mir nicht schon längst den Vertrag unterschreiben zurückgeschickt?

Am ersten Tag ihres Praktikums bemerkte ich, wie wichtig ihr diese Erfahrung war. Im Laufe des Praktikums dann, wie sehr ihr dieser Beruf gefiel. Als ihre Lehrerin mich kontaktierte, um Ava diese Möglichkeit zu verschaffen, erzählte sie mir von Avas Traum, eines Tages hier anzufangen. Und das wollte ich nicht auch noch kaputt machen. Mit meiner komischen und komplizierten Art. Darunter sollte sie nicht auch noch leiden.

Erst als ich erkannte, dass Ava auf Lia zuging und ihr gratulierte, nahm ich all meinen Mut zusammen. »Entschuldige mich kurz, Leah. Ich bin gleich wieder da«

Ohne eine Antwort ihrerseits abzuwarten, ging ich hinter Ava her. Plötzlich blieb sie stehen und schaute sich um. Jetzt, Leo.
»Ava«

Meine Stimme klang trotz meiner Zweifel stark. Das hatte ich mir mit der Zeit angewöhnt. Mir meine Zweifel oder andere Gefühle nicht anmerken zu lassen.

Ava blieb noch einen Moment umgedreht. Sie versuchte wohl meine Stimme zuzuordnen. Ich hatte ihre Stimme vermisst. Ihre zarte Stimme. Gott, ich hatte sie vermisst. Reiß dich zusammen, Leo. Hör auf jeden Menschen, inklusive dich selbst, zu verwirren. Ich atmete leise ein und aus um mich zu beruhigen und standhaft zu bleiben. Sie drehte sich um.

»Leo«

Es war ein anderes Gefühl, meinen Namen aus ihrem Mund zu hören. Ihre braunen Augen blickten in meine, machten es mir schwer, ernst zu bleiben. Sie nicht sofort zu mir zu ziehen und zu küssen. Ich wusste nicht, was ich als Nächstes sagen sollte. Wie ich sie darum bitten sollte, in meine Firma zurückzukommen. Das Angebot doch noch anzunehmen. »Schön, dich wieder zu sehen«, sagte ich mit Bedacht. Das war es. Aber sie kämpfte mit sich. Wusste nicht, was sie sagen sollte. Ich würde keine Antwort bekommen. Das wusste ich auf Anhieb.

Ich versuchte die Situation nicht zu erschweren. »Wie geht es dir?«, fragte ich als Nächstes und sie antwortete mit einem knappen »Mir geht es gut«. Es war nicht komisch mit ihr zu sprechen. Das Gespräch war nicht unangenehm. Aber Ava war verletzt. Und das wusste ich. Sie versuchte sich mit allen Mitteln gegen mich zu wehren und das konnte ich ihr nicht verübeln. Ich würde es genau so machen.

»Ich habe keine Antwort erhalten«, merkte ich an und sie blickte in meine Augen, schon wieder schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte. »Ich habe gehofft, dass du das Angebot annimmst und nächsten Monat bei uns anfängst. Aber du hast mir den Vertrag nicht zugesendet«, redete ich weiter. Ava seufzte, ehe sie wieder in meine Augen blickte und einen kurzen Moment nichts sagte.

»Der Vertrag liegt in der Mülltonne«, ihre Stimme klang etwas unsicher und wäre diese Situation gerade nicht wirklich ernst, hätte ich wahrscheinlich angefangen zu lachen. Das war Ava. Ich konnte mir das gar nicht anders vorstellen. Ich war verwirrt. Aber gleichzeitig angetan von ihr und der Art und Weise, wie sie versuchte mit so einem komplizierten Mensch wie mir umzugehen. Sie hatte den Vertrag in die Mülltonne geschmissen und es war vermutlich das Beste, was sie machen konnte. »Ich..« fing sie an, doch machte eine kurze Pause. Ich hörte ihr aufmerksam zu. »Ich wollte es wirklich annehmen. Aber ich weiß nicht, ob ich es tun werde, Leo. Ich weiß nicht, ob diese Entscheidung richtig wäre«

Ich verstand ihre Antwort. Sie war gut und bedacht und verdammt nochmal verständlich. Wer konnte garantieren dass sie bei mir arbeiten würde und ich mich von ihr fernhalten konnte? Wie sollte ich mir sicher sein, dass ich sie in Frieden lassen konnte, wenn sie in meiner Nähe war? Keiner. Nicht einmal ich selbst konnte mir das garantieren. Und die wichtigste Frage war: Wer konnte garantieren, dass ich sie nicht schon wieder verletzen würde? Ich verstand ihre Zweifel. »Es wäre falsch dich gehen zu lassen«, murmelte ich, nun etwas leiser. Aber nein, es wäre nicht falsch. Es war falsch sie gehen zu lassen. Wenn sie doch nur wüsste, dass ich das alles nicht beabsichtigt habe. Dass ich sie viel lieber in meinen Armen haben würde als ihr jetzt gegenüber zu stehen und sie leiden zu sehen.

»Hör zu Ava«, ich atmete kurz ein und aus. »Es war kompliziert zwischen uns. Aber ich und jeder andere weiß, dass du perfekt für diese Firma bist. Überleg es dir bitte nochmal«

»Nagut«, sagte sie und brachte mich ungewollt zum Lächeln. »Gut, ich denke darüber nach«, versicherte sie mir und sagte alles, was ich wissen wollte. Diesmal würde ich es besser machen. Dafür sorgen, dass sie ihren Traumberuf bekam und ungestört ausruhen könnte. Sich auf ihre Karriere konzentrieren konnte.

»Ich schicke dir einen neuen Vertrag. Und wenn du das Angebot annimmst, was ich stark hoffe, dann bring den unterschriebenen Vertrag nächste Woche in mein Büro. Wenn nicht«, ich räusperte mich kurz. Daran wollte ich nicht denken. »Dann weiß ich wenigstens, dass du es, egal wo du hin gehen wirst, gut meistern wirst«, und das war ernst gemeint. Ein kleines Lächeln schlich auf ihre Lippen. Ich wusste nicht ob es gewollt oder ungewollt war, aber es war da. Und es erfreute mich für einen Moment.

Als Leah auftauchte, kam ich wieder in die Realität. Nach einem kurzem Gespräch und einer Vorstellungsrunde die mehr als nur unangenehm war, drehte sich Ava, ohne noch einmal zu mir zu schauen, um und ging an den Tisch zurück. Es war richtig, sie anzusprechen. Ich hoffte sehr, dass sie sich für die Firma entscheiden würde. Und wenn das passieren würde, würde ich das wieder gut machen. Ich durfte sie nicht noch einmal verletzen. Das musste ich mir selbst versprechen.

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